Kriegs- und Belagerungstechnik während der Kreuzzüge

Hugochef

Neues Mitglied
Hey Leute,

ich würde echte gerne mehr über die Kriegs und Belagerungstechniken in den Schlachten der Kreuzüge erfahren! Jedoch finde ich nix in Büchern und auch nicht im Net. Wisst ihr villeicht wie das so Ablief

Freue mich auf eure Antworten

Lg. Hugo
 
Der Trebuchet war damals die übliche Waffe, um Steine gegen belagerte Städte oder Burgen zu schleudern.
Ein Nachbau einer solchen Wurfmaschine mit 15 Meter langem Wurfarm und einem 10 Tonnen schweren Gegengewicht ergab eine Schussweite von 275 Metern mit einem 135 Kilogramm schweren Stein. (Buch der Waffen, William Reid, 1976)
Wenn man sich vorstellt, dass man mit dem Ding immer auf die gleiche Stelle schießt, dann gibt die Mauer irgendwann mal nach. Pulver wurde nicht verbraucht, das Geschoss musste auch nicht rund sein. Die Energiequellen waren Muskel- und Schwerkraft. Steine gibt es fast überall. Man konnte also schleudern, was das Zeug hielt.
 
...Die Energiequellen waren Muskel- und Schwerkraft. Steine gibt es fast überall. Man konnte also schleudern, was das Zeug hielt.

Und wenn nicht, dann hat man eben tote Esel, Köpfe, lebende Gefangene, Wespennester, Fässer voll Jauche und ähnliche Nettigkeiten geworfen. Kein Witz, alles schon vorgekommen. Ein Tribok regt irgendwie die Phantasie des Nutzers an. Bei Monti Python flogen Kühe, andere warfen Klaviere und sogar Autos.

YouTube - Trebuchet at Warwick Castle

YouTube - Rich English Guy and his Trebuchet
 
Moin,

Eine weitere wichtige Technik im Belagerungskampf war das Unterhöhlen der Mauern. Dabei gruben einige Männer einen Stollen unter der Mauer und stützten diesen mit Holzbalken ab. War der Tunnel weit genug vorangetrieben stapelte man Holz unter die Mauer und zündete das ganze an. Durch die Hitze bröckelte das Fundament der Mauer, sie wurde instabil und stürzte ein. Gegenmaßnahmen der Verteidiger waren beispielsweise das Graben eines Gegentunnels und die Flutung des feindlichen Stollens. Dabei ertranken die Insassen jämmerlich. Es gab sogar eine Art Frühwarnsystem: Man stellte ein flaches Gefäß mit Wasser darin auf den Boden und beobachtete es. Wenn es an einer Stelle immer wieder Kreise warf wusste man, dass dort gegraben wurde.
Naja und auch im Belagerungskampf des hl. Landes gab es die "normalen" Techniken,wie Aushungern oder die Erstürmung mithilfe von Leitern und Belagerungstürmen...

Gruß Tobi
 
Das Trebuchet war schon sehr gut benutzt worden da es den Vorteil hatte den Gegner anzugreifen ohne sich selbst in Schussbahn des Feindes zu bringen außer der Gegner hatte ähnliche Langstrecken- Fernkampfwaffen.
 
Ist es in dem Zusammenhang richtig, davon auszugehen, dass die kreuzfahrenden Mitteleuropäer erst im "Heiligen Land" hochentwickelte Festungsbau- und Belagerungstechniken kennen lernten? MWn war "Europa" da im frühen Mittelalter weit zurück, und lernte erst durch bzw während den Kreuzzügen die neueste Technik in diesem gebiet kennen.

Bei Monti Python flogen Kühe ...

... und trojanische Kaninchen... Nebenbei VIELEN DANK für den Klavierlink; hab ich vor jahren in einer Doku gesehen und war vom Sound schwer beeindruckt. :winke:

P.S.: Zu den nachgebauten Wurfmaschinen: Die Dinger waren wohl sehr genau; auf mehrere hundert Meter war es anbeglich möglich, auf ein, zwei Meter genau zu schießen. Wurde bei so einer Mittelaltergeschichte in Schweden behauptet und mit einem Nachbau demonstriert.
 
Ist es in dem Zusammenhang richtig, davon auszugehen, dass die kreuzfahrenden Mitteleuropäer erst im "Heiligen Land" hochentwickelte Festungsbau- und Belagerungstechniken kennen lernten? MWn war "Europa" da im frühen Mittelalter weit zurück, und lernte erst durch bzw während den Kreuzzügen die neueste Technik in diesem gebiet kennen.

Nein, diese Annahme ist so nicht richtig.
Richtig ist wohl, daß das Trebuchet/der Tribock/die Blide aus dem Orient bzw. ursprünglich sogar aus Ostasien stammt (siehe auch den bereits von mir zuvor verlinkten Thread).
Ansonsten aber gilt, daß "beide Seiten" - Orient wie Okzident - voneinander lernten bzw. voneinander Techniken u. dgl. übernahmen; vgl. dazu bspw. auch Welche arabischen Einflüsse im abendländischen Burgenbau? oder Waffen und Ausrüstung der Sarazenen und Kreuzritter und deren Strategien

Zu den nachgebauten Wurfmaschinen: Die Dinger waren wohl sehr genau; auf mehrere hundert Meter war es anbeglich möglich, auf ein, zwei Meter genau zu schießen. Wurde bei so einer Mittelaltergeschichte in Schweden behauptet und mit einem Nachbau demonstriert.

Das ist korrekt, denn der Nachweis wurde praktisch via Rekonstruktion eines solchen Gegengewichtsgeschützes erbracht.
Hinzufügen möchte ich an der Stelle auch nochmals eine Anmerkung, welche ich schon in früheren Beiträgen gemacht hatte: bis ins 16. Jh. hinein war es mit einem Trebuchet noch möglich, sowohl weiter als auch genauer zu schießen als mit den damaligen "Kanonen" - bei zudem geringerer Ladezeit und geringerer Ausfallanfälligkeit wegen Nässe i.w.S. Daß sie letztlich im Laufe der Frühneuzeit durch die Pulvergeschütze verdrängt wurden, hatte einen anderen Grund; nämlich, daß es ausgesprochener Expertise und Erfahrung bedurfte, mit diesem Geschütztyp umzugehen - und daß solche Experten im 16. Jh. inzwischen äußerst rar geworden waren. Im Vergleich dazu war die Bedienung einer "Kanone" deutlich einfacher...
 
Kreuzzüge

Guten Tag zusammen ,
ich suche nun schon seit mehreren tagen im internet nach infos zur kreigstechnik und kampfkunst der sarazenen während der kreuzzüge und alles was bisher zusammengekommen ist sind klägliche 2 1/2 handschriftliche seiten mit stichpunkten ! meine motivation neigt sich langsam dem ende da auch die infos hier im forum, wo ich bis jetzt eigentlich auch alle infos herhabe, bald verbraucht sind .
Ich brauche die infos für einen vortrag in der schule und die zeit wird auch leider knapp

ich weiss das es bereits sehr viele threads zu diesem thema gibt dir mir aba nur bedingt weiterhelfen, weil sie a) bereits auf meinem stichpunktzettel stehen ;) und b) nicht so spezifisch sind wie ich es gebrauchen könnte . Wie gesagt hab ich allein in diesem forum schon mehrere stunden verbracht und fand die qualität der beiträge erstaunlich und dachte mir deshalb , wenn ich irgednwo noch hilfe bekomme dann sicherlich hier .

Wäre echt geil wenn ihr mir weiterhelfen könntet
Vielen Dank schonmal im Vorraus lg Dave
 
Zuletzt bearbeitet:
Guten Tag zusammen ,
ich suche nun schon seit mehreren tagen im internet nach infos zur kreigstechnik und kampfkunst der sarazenen während der kreuzzüge

Immer noch ganz brauchbar: der Klassiker "Kriegskunst" von Delbrück, hier Band 3, ab S. 210.

Das Buch ist online einsehbar (zeno.org),
Delbrück, Hans, Geschichte der Kriegskunst, 3. Teil. Das Mittelalter, 2. Buch. Der vollendete Feudalstaat, 8. Kapitel. Die Araber - Zeno.org
bzw. als download:
Geschichte der Kriegskunst im Rahmen der politischen Geschichte : Hans Delbrück : Free Download & Streaming : Internet Archive
 
Im Llibre de Fets ('Buch der Taten'), welches Jaime/Jaume I. von Aragón (*1208, r. 2013, †1276) diktierte (wohl zwischen 1229 und 1276 fortlaufend), berichtet er von seinem ersten Kriegszug. Er selbst war ja von seinem Vater in die Obhut von Simon von Montfort gegeben worden, der sich dann mit seinem Vater überwarf und Jaime als Geisel einbehielt. Nach dem Tod der Eltern (Maria April 1213 in Rom, Pedro September 1213 in der Schlacht von Muret) konnte wohl der Papst - so wenigstens Jaime - Simon davon überzeugen, den Jungen freizulassen (Jaime gibt sein Alter mit sechs Jahren und vier Monaten - sis anys e quatre meses - an) und er wurde nach Narbonne geleitet, wo er nach einer Ratsversammlung den Templern übergeben wurde, die ihn in Monzón/Montsó erzogen bis er neun Jahre alt war, dann wurde die Situation für den jungen König in Monzón zu brenzlig und die Templer übergaben den Knaben einer der beiden kriegführenden Parteien, welche fortan in seinem Namen gegen die andere Partei fochten. Jaime berichtet, wie seine Gegner, als er in Monzón die "Führung" seines Heeres "übernahm", in Selgua versammelt waren (das sind gerade mal acht km von Monzón) und einer der Ritter ihm ein Kettenhemd gab, das erste seines Lebens; aber auf dem Weg nach Zaragoza habe sich ihm niemanden in den Weg gestellt (der kürzeste Weg von Monzón nach Zaragoza würde über Selgua führen, daher nehme ich an, dass das auch der eingeschlagene Weg war).
Jedenfalls setzte einer seiner Gegner (Don Rodrigo Liçana) einen von Jaimes Gefolgsleuten (Don Lope de Alvaro) in dessen eigener Burg fest und gab dessen Schwiegersohn Don Pelegrin de Trosillo ging nun zum König und bat den Neunjährigen die Befreiung des Schwiegervaters und die Wiederherstellung des Rechts, da sowohl christliche als auch muslimische Bewohner ("serrazins") Alvaros durch Don Rodrigo Liçana geschädigt worden seien und er zehntausend Sack Getreide weggeschleppt habe. Und nun berichtet Jaime, dass er in Huesca(Oscha) ein fenovol bzw. fonevol habe bauen lassen, mit dem er gegen Alvaro zog. Fonevol wird auf lat. fundibulum zurückgeführt, also eine große Schleuder.
Man habe also Alvaro belagert und das Fonevol aufgebaut und nach zwei Tagen Beschuss habe die Besatzung der Burg sich ergeben. Und dann sei er weiter nach Lizana gezogen; nach dem Beschuss der Burgmauer mit 500 Steinen in der Nacht und 1000 Steinen am Tag sei gegen Abend eine Bresche in der Mauer* gewesen und die Burg fertig zu stürmen, wurde aber von den Verteidigern diesmal nicht aufgeben sondern musste hart errungen werden.

*e tira lo fenouol quant fo parat .D. pedres denuyt e .M. de dia. E quant vench hora de vespres hac tant derrocat del mur que gran portelly hac fet. E la crida se moch en la ost que anassen combatre e armarense e moch se la batalla e combatien los aquells de la ost ...
 
Etwa zwei Jahre später bekämpft Jaume/Jaime erneut seine Feinde, diese haben sich nach Albarracín zurückgezogen und Jaume berichtet, dass er nun über zwei Wurfmaschinen verfügte, den früher schon erwähnten fonevol und zudem ein mangonel - Jaime redet von Verrat in seinem Camp und dass der größte Teil seines Heeres mit den zahlenmäßig überlegenen Belagerten zusammengearbeitet habe, schließlich seien seine treuesten Männer umgebracht und das Belagwerungswerkzeug zerstört worden, woraufhin er die Belagerung aufgehoben habe.
 
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