Was heißt es fehlten die Voraussetzungen? Die römische Manipeltaktik erwies sich effektiver als die spätmakedonische Phalanx. Dies war eine Voraussetzung für eine Reform.
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Aber gerade das ist ja der Grund! Wo gibt es ein großes Gebiet ohne natürliche Hindernisse? Und wenn es keine gab, konnte man künstliche Hindernisse vor der Schlacht (z.B. Gräben) ausheben.
Und ob die Phalanx nach vorn "alles wegdrückt" halte ich für fraglich. Denk doch nur an die Rodeleros und Rondartschiere der Neuzeit.
Ich sage es noch mal, das sind relativ grobe Verallgemeinerungen, die einen in die Irre leiten können. Ich glaube nicht, daß es den Zeitgenossen so offensichtlich war, daß die Manipulartaktik überlegen war. Sie erschien vielmehr wahrscheinlich zunächst als gleichwertig.
Pyrrhos war überrascht, wie schwierig es war, römische Heere zu besiegen. Trotzdem brachte er den Römern zwei mal heftige Niederlagen bei, der Verlust der dritten Schlacht war jedenfalls nicht auf eine Schwäche der Phalanx zurückzuführen. Die Phalanx bewährte sich gegen die Legionäre, die trotz selbstmörderischen Ansturms einfach nicht dagegen ankamen. Am ersten Tag der Schlacht von Askulum z.B. gab es gegen die Römer trotz extrem ungünstigem Gelände ein Patt, was auch nicht gerade für die Überlegenheit der römischen Gefechtsführung sprach.
Bei Kynoskephalai war die formierte Phalanx trotz ungünstigen Geländes relativ erfolgreich, die Römer zerbrachen den linken Flügel von Philipp, bevor er formiert werden konnte. Magnesia war weitgehend eine Kavallerieschlacht, das Karree zerbrach scheinbar wegen der Elephanten. Woraus bitteschön sollte sich die Überlegenheit der römischen Taktik so eindeutig ergeben? Ich denke eher, in den Händen eines geschickten Generals war die griechische Kampfführung (Phalanx, Kavallerie, Leichtbewaffnete, Elephanten) überlegen, allerdings gab es wenig geschickte Generäle.
Nach 168 v. Chr. reagierten die hellenistischen Reiche und verstärkten scheinbar den Anteil der Truppen, die ähnlich wie römische Legionäre bewaffnet waren (hier ist vieles unklar). Trotzdem konnte man nicht einfach das römische System kopieren, es fehlte die Menge an Menschen, vor allem an motivierten Menschen.
Am wichtigsten erscheint mir im Kampf Rom gegen die hellenistischen Reiche folgendes: während den Römern immer eine große siegreiche Schlacht zum Erreichen des Kriegsziels ausreichte, war Rom auch durch einzelne Niederlagen nicht zu bezwingen. Der Staat war einfach zu entschlossen, mit allen Mitteln bis zum letzten zu kämpfen. Das war der wahre Grund für den Sieg, nicht irgendwelche taktischen Überlegenheiten.