Verhütung im MA

BCLegolas

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Gab es irgendwelche Pflanzen oder andere Substanzen mittels welcher Frauen die Schwangerschaft vermieden?
 
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Vielleicht hilft das hier?
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Titel: Lust ohne Last : Geschichte der Empfängnisverhütung von der Antike bis zur Gegenwart / Robert Jütte
Verfasser: Jütte, Robert
ISBN: 3-406-49430-7

Oder

Riddle, John M.. Contraception and Abortion from the Ancient World to the Renaissance. Harvard University Press: London, 1992.
ISBN 0-674-16875-5
 
Wichtige Anmerkung im Voraus: ich gehe einmal davon aus, daß wir alle in diesem Thema einigermaßen aufgeklärt sind!

Gab es irgendwelche Pflanzen oder andere Substanzen mittels welcher Frauen die Schwangerschaft vermieden?

Ja, gab es; doch bei diesem Theam muß ich zudem noch etwas weiter ausholen - zumal bspw. bei diversen Kräuertinkturen nicht wenige eher abortiv (abtreibend) denn contraceptiv (empfängnisverhütend) wirkten.
Wichtige Anmerkung zum Abortiva: Die Leibesfrucht galt nach der im Mittelalter angewandten Lehre des Aristoteles während der ersten 40 Tage noch nicht als beseelt!
Anm. zur Anmerkung: Daß es hierbei starke Kontroversen gab, zumal von kirchlicher Seite auch damals Abtreibung abgelehnt wurde, sowie zudem auch eine Differenzierung zwischen offiziellen Lehren und tatsächlicher Praxis existierte, sei hier nur zum näheren Verständnis hinzugefügt.

Zunächst einmal gab es - unabhängig von Pflanzen und Mitteln - zwei Methoden des Geschlechtsverkehrs, welche keineswegs modern sind, sondern seit dem Altertum angewandt wurden:
1. Coitus interruptus - zwar moralisch gesehen im (europäischen) Mittelalter nicht einwandfrei (da "Verschwendung" des Samens als verwerflich galt) und zudem auch nicht ganz sicher, aber dennoch praktisch angewandt.
2. Zwar als Knaus-Ogino-Methode in der Moderne bekannt und mit entsprechend präziser Berechung versehen, wurde das Prinzip der "fruchtbaren und unfruchtbaren" Tage der Frau bereits durch Hildegard von Bingen beschrieben und in eine Richtlinie gebracht, nach der erkennbar war, wann eine Schwangerschaft wahrscheinlich war oder eben nicht.

Aber zu den Mitteln und Substanzen, die eigentlich gefragt waren...

Sog. magische Mittel (aus heutiger Sicht natürlich irrational bzw. als Aberglaube zu sehen, damals jedoch durchaus im Einklang gelehrten Denkens) gehen v.a. auf Constantinus Africanus "De Generare Nolentibus" zurück, der diesbezüglich bspw. der Frau empfahl, mit Sprüchen versehene Schutzamuelette (gefüllt mit z.B. Zahn eines 8-jährigen Jungen, Herz einer Maus, Teil des Uterus einer Löwin, in Herz oder Uterus einer Hirschkuh eingedrungene Knöchelchen, Galle eines Hundes, Magen eines Hasen, Blätter und/oder Früchte der Trauerweide) am Arm zu tragen. Auch der ansonsten eher "bodenständige" Avicenna stellte ähnliche magische Möglichkeiten vor: rituell besprochene Dämpfe verbrannter Eselshufe, von Eselmist oder auch von Habicht- oder Taubenmist.
Anm.: In diesem Kontext wurde auch Edelsteinen wie bspw. dem Smaragd nachgesagt, er habe eine negative Wirkung auf den Sexualtrieb - allerdings vorrangig auf den der Männer.

Zu pflanzlichen Mitteln nur einige ausgewählte Beispiele, deren Wirkung wie Wirksamkeit unterschiedlich zu charakterisieren ist:
1. Nach dem Canon Avicennae (also von Avicenna) "aus einer frischen Alraunwurzel, Kohlblättern, Kohlsamen und Skammoniablättern zusammen mit Zedernöl ein Kügelchen zu formen und einzuführen"; dazu mußte die Frau in Wasser aufgelöstes Basilikum trinken. Das Mittel wirkt wohl contraceptiv; die Wirksamkeit ist mW jedoch umstritten.
2. Nach dem Lorscher Manuskript ein Trank "8 Unzen weißer Pfeffer, 2 Unzen Fenchel, 8 Unzen Ingwer, 2 Unzen Geranien, 6 Unzen Petersilie, 8 Unzen Kreuzkümmel, 2 Unzen Selleriesamen, 6 Unzen Anis, 6 Unzen Kümmel und 6 Unzen Schlafmohn" - dieser wirkt abortiv und war dabei offenbar aber wirksam.
3. Sowohl nach Avicenna als auch dem Lorscher Manuskript ein einzuführendes Gewirk aus Wolle und Blättern der Trauerweide, welches zudem mit dem Saft der Trauerweide getränkt wurde, und dessen für gewisse Zeit sterilisierende Wirkung offenbar nachgewiesen werden konnte.
4. Nach dem Lorscher Manuskript "Fruchtfleisch vom Granatapfel vermischt mit Alaun" (Alaun ist ein Salz aus Kalium- und Aluminiumsulfat); dieses einzunehmende Gemisch wirkt contraceptiv, was aufgrund hoher Östrogenkonzentration in den Kernen des Granatapfels höchstwahrscheinlich als wirksam angesehen werden darf.
 
Wo es gerade wieder Postings in "Sex imMittelalter" gibt.
Hat hier jemand neue erkenntnisse?
 
Grüezi

Dann wollen wir mal wie gefordert wiedrer ernst sein!

Im Mittelalter war Verhütung kaum ein Thema. Die Frauen waren ja die meiste Zeit schwanger. Man rechne: Vielleicht 25 fruchtbare Jahre und 10, 15 oder mehr Schwangerschaften. Dazwischen bleibt wenig Gelegenheit für Verhütung...


Gruss Pelzer


.
 
Eine Schafe schonende und (s)chemische Scherereien vermeidende Verhütungsmethode ist der "Sächsische Griff" (Injakulation ? Wikipedia) - die von dort stammenden Forenmitglieder mögen sich zu dessen geschichtlicher Entwicklung äußern (gern auch per PN).
 
Verhütungsmethoden/Unerwünschte Schwangerschaften

:winke: Hallo, ich bin neu hier und hab gleich mal eine Frage:

Gab es im Mittelalter schon Verhütungsmethoden? In historischen Romanen liest man immer wieder was von diversen Tinkturen und Salben die Frauen anwendeten? Worum handelte es sich da genau? Was ist noch darüber bekannt?
Was passierte mit Frauen, die unverheiratet schwanger wurden? Wie haben es die damaligen Huren gehandhabt? Die müssten ja andauernd schwanger geworden sein.
Wer weiß Genaueres?
 
Verhütung gab es schon bei den Römern, nur eben keine sehr zuverlässige. Gebräuchlich war z. B. ein in die Scheide eingesetztes Pessar aus Wolle, die mit Olivenöl, Harz und Wein getränkt war. Es wurden auch verschiedene Salben, z. B. aus Olivenöl, Weihrauch, Zedernöl und Bleisalbe verwendet, mit denen der Genitalbereich eingerieben wurde. Daneben gab es noch Misy, ein Antikonzeptivum aus eisenvitriolhaltigem Stoff, das oral mit Wasser eingenommen wurde und ein ganzes Jahr lang vor Schwangerschaft schützen sollte. Ob schon Kondome verwendet wurden (z. B. aus Schafsdarm oder Fischblasen), ist umstritten. Grundsätzlich galt Verhütung aber als Frauensache. Ansonsten setzte man zur Empfängnisverhütung auf Coitus Interruptus oder Analverkehr. Wenn alles nichts half, gab es auch schon verschiedene Tränke, die einen Schwangerschaftsabbruch bewirken sollten, oder auch chirurgische Eingriffe.
 
Gab es im Mittelalter schon Verhütungsmethoden? In historischen Romanen liest man immer wieder was von diversen Tinkturen und Salben die Frauen anwendeten? Worum handelte es sich da genau? Was ist noch darüber bekannt?

Das sicherste Verhütungsmittel ist erstmal kein Geschlechtsverkehr (oder zumindest kein vaginaler), ansonsten gäbe es noch den Coitus interruptus. Bzgl Salben/Tinkturen und sonstigen Hilfsmitteln aber auch Abtreibungen beschreiben Ibn Sina und Constantinus Africanus einiges an Möglichkeiten. Genaueres gibt es hier nachzulesen (die gesamte Arbeit steht in der Vorschau, du musst also nichts kaufen):
GRIN | Abtreibung und Verhütung im Mittelalter | Berthold Hegner | Hausarbeit*

Was passierte mit Frauen, die unverheiratet schwanger wurden?
Dazu gibt es mE mehrere denkbare Alternativen:
  • Sie mussten heiraten,
  • sie haben abgetrieben (und kamen dbei u.U. selbst zu Tode),
  • sie vertuschten die Schwangerschaft so gut es ging und setzten das Kind nach der Geburt aus oder töteten es sogar oder
  • sie wurden mit einem "Bastardkind" aus der mittelalterlichen Gesellschaft ausgeschlossen

Wie haben es die damaligen Huren gehandhabt?
Prostituierte standen ohnehin außerhalb der mittelalterlichen Gesellschaft, gesellschaftliche Gründe dürfte da also nicht der Antrieb gewesen sein. Vielmehr dürften da ökonomische Überlegungen eine Rolle gespielt haben. Wobei bei obiger Liste der Punkt "sie mussen heiraten" schon mal wegfällt und der letzte Punkt auch nicht mehr ins Gewicht fällt, den gesellschaftlichen Ausschluss hatten sie ja bereits aufgrund ihrer Profession, allerdings kann man sich hier die Frage stellen, ob sie es sich "leisten" konnten schwanger zu sein und Kinder zu haben.

Die müssten ja andauernd schwanger geworden sein.
:D Naja, so hoch ist die Wahrscheinlichkeit nun auch wieder nicht schwanger zu werden.
 
Na dann müsste dein Bekannter aber wissen, dass eine Frau pro Zyklus max. 12 Stunden empfängnisbereit ist. Nachdem Spermien innerhalb des weiblichen Körpers maximal drei Tage überleben, in Ausnahmefällen auch bis zu fünf Tagen, ergibt sich doch ein relativ kleines Zeitfenster, um "dauernd schwanger" werden zu können.

Tu hier Aussagen von mir nicht als "Sprüche" ab, nur weil du zunächst nicht genau liest, was da steht, um dann die üblichen - selbstverständlich ungeprüften - vermeintlichen Expertisen diverser Bekannter aufführst.
 
Na dann müsste dein Bekannter aber wissen, dass eine Frau pro Zyklus max. 12 Stunden empfängnisbereit ist. Nachdem Spermien innerhalb des weiblichen Körpers maximal drei Tage überleben, in Ausnahmefällen auch bis zu fünf Tagen, ergibt sich doch ein relativ kleines Zeitfenster, um "dauernd schwanger" werden zu können.

Tu hier Aussagen von mir nicht als "Sprüche" ab, nur weil du zunächst nicht genau liest, was da steht, um dann die üblichen - selbstverständlich ungeprüften - vermeintlichen Expertisen diverser Bekannter aufführst.


Und wegen dieser läppischen 12 Stunden den ganzen Monat die Pille schlucken?

Meine obige Bemerkung war weniger auf dich gemünzt.

Aber mein Bekannter regt sich immer fürchterlich auf, wie auch heute noch nicht wenige 15jährige schwanger werden "kann doch nicht sein, nur einmal" und ähnliche Sprüche....

Doch, die Gefahr schwanger zu werden ist recht groß.
 
Meine Süßen, Mathe ist euer Freund, ihr braucht keine Angst zu haben:
Na dann müsste dein Bekannter aber wissen, dass eine Frau pro Zyklus max. 12 Stunden empfängnisbereit ist. Nachdem Spermien innerhalb des weiblichen Körpers maximal drei Tage überleben, in Ausnahmefällen auch bis zu fünf Tagen, ergibt sich doch ein relativ kleines Zeitfenster, um "dauernd schwanger" werden zu können.
Ergibt "ein paar Tage" bzw. maximal 3,5 bis in Ausnahmefällen 5,5, Tage :winke: :D ;)
 
Ich würde der Mathematik trotzdem nicht vertrauen wollen in diesem Fall. Mein Körper könnte andere Pläne haben.....
 
Ich würde der Mathematik trotzdem nicht vertrauen wollen in diesem Fall. Mein Körper könnte andere Pläne haben.....
Hier gehts allerdings weniger um deinen Körper sondern vielmehr um die Aussage, dass man ohne Verhütung "andauernd schwanger" wäre, woraufhin ich anmerkte, dass die Wahrscheinlichkeit einer Schwangerschaft nun doch nicht so hoch wäre.
 
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