Antike Hochseeschifffahrt?

Anselm

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Liebe Forenmitglieder,

grade lese ich das Buch von Raoul McLaughlin "Rome and the distant east". Dort lese ich über maritime Handelsrouten zwischen Ägypten und Sri Lanka.

Nun ist mir bekannt, dass sich im Mittelalter die europäische Schifffahrt nur in Küstennähe abspielte, andererseits sind Antike Technologien denen des Mittelalters gelegentlich überlegen,weshalb ich euch fragen wollte, ob bekannt ist, ob die Handelsrouten zwischen Indien und Ägypten entlang der Küste verliefen oder doch quer durch den Ozean?

Anselm
 
[...], ob die Handelsrouten zwischen Indien und Ägypten entlang der Küste verliefen oder doch quer durch den Ozean?

Also für Handelsrouten in dieser Zeit wird der Weg an der Küste entlang notwendig gewesen sein.

Aus 2 Gründen, der Navigation und der schlechten Hochseefähigkeit der Boote.
Sicherlich wird es Seefahrer zu dieser Zeit auch als Abenteuerer gegeben haben, die Wege über das offene Meer suchten, doch gilt dies nicht für Handelsrouten.
Handelschiffe waren einfache Boote mit einfachen Seeleuten und nautischen Mitteln. Hinzu kommt auf den recht kleinen Booten der Platzmangel für die Versorgungsgüter, wie Frischwasser und Lebensmittel auf den langen Reisen.
Da war die Küstennähe überlebensnotwendig.
 
Einzelfahrten sind zumindestens möglich. Den einen oder anderen kann es mit den Monsunwinden auch mal direkt über das arabische Meer getrieben haben. Es entsteht im Sommer ein stetiger Südwest-Wind von der Küste Somalias nach Indien und im Winter ein entsprechender Gegenpart in die andere Richtung.
Da die Leute damals auch nicht blöder waren als wir, dürften die zu solchen Touren einladenden Winde zumindest bekannt gewesen sein. Ob das mit den damaligen Schiffen der Ägypter ging, ist wahrscheinlicher als irgendwelche Fahrten über den Atlantik.
 
Ich weiss nicht ob das passt, aber die Sumerer sollen wohl durchaus über den persischen Golf geschippert sein und haben so Handel mit dem heutigen Bahrain (Dilmun), der Induskultur etc. betrieben - so ab ca. 3200BC.
Das wird wohl im Allgemeinen wohl auch nicht bezweifelt.

Schiffe wurde aus Schilf und später auch aus Holz gebaut und mit Bitumen abgedichtet.
Thor Heyerdahl hat wohl auch so ein Schilfboot nachgebaut .. das ging wohl recht gut.
Es gibt Ladelisten von Booten von Eridu nach Dilmun mit einigen Tonnen an Last. (ich glaube es waren 20t oder 25t)
Es gibt soweit ich weiß keine ernsthaften Gründe diese Ladelisten zu bezweifeln.

Aber ob die so auf "hoher See" oder an der Küste entlang gefahren sind, weiß ich natürlich nicht.
 
Ich hab jetzt nochmal bei den Winden nachgesehen. Der Sommerwind von den Arabern
"Bat Hiddan" - geschlossene See genannt, dürfte aufgrund seiner stürmischen Winde das arabische Meer für antike Schiffe ziemlich unsicher/unbefahrbar gemacht haben. Egal ob an der Küste entlang oder direkt. Beim schwächeren Winterwind "Bat Furan" - offene See, ist die Sturmwahrscheinlichkeit geringer und damit die See, zumindest seit den Arabern, für die Schiffahrt offen.
 
Immerhin wurden die Südsee-Inseln durch "Hochseeschifffahrt" besiedelt.
Was das aber für antike Handelswege bedeutet, ist eine andere Frage. Den Phöniziern wird in der Hinsicht ja auch allerhand, aber wenig belegtes, nachgesagt.
 
Was hatten die Wikinger da was die Römer nicht hatten?

ähm, Wikinger in der Antike?:confused:

Ich denke, von Wikingern spricht man ab dem 8. Jahrhundert nach Christus.

P.S.: TT: von den Kelten wird berichtet, dass ihre Schiffe höhere Wände hatten als die der Römer. Grund: das Mittelmeer ist in Sachen Wellen, Brandung, Gezeiten etc. ziemlich zahm. Da war der Atlantik für die Kelten (insbesondere ihren Handel mit England/Irland) ein schwereres Kaliber. Die Römer waren wohl bei ihren Feldzügen nach Britannien auf gutes Wetter angewiesen.
 
Zuletzt bearbeitet:
In der Tat! Caesar berichtet auch in seinem 4. Buch (4,28-29) über die Probleme seiner Invasionsflotte in seinem ersten Britannienfeldzug:
"Nachdem der Friede so bekräftigt war, segelten vier Tage nach Cäsars Ankunft in Britannien die 18 Frachtschiffe, die, wie oben erzählt, die Reiterei an Bord hatten, bei sanften Wind aus ihrem Hafen ab. Als sie schon nahe bei der britannischen Küste waren und vom römischen Lager aus bemerkt wurden, erhob sich plötzlich ein so heftiger Sturm, dass keines von ihnen die Richtung behaupten konnte; sie wurden teils an den Ort ihrer Abfahrt zurückgetrieben, teils unter großer Gefahr an die nordwestliche Küste der Insel verschlagen. Letztere warfen zwar Anker, aber von den Fluten bedeckt musste man notgedrungen, weil die Nacht das Missliche der Lage vermehrte, wieder in hohe See gehen und die Küste Galliens zu gewinnen suchen.
In der selben Nacht trat Vollmond ein, der gewöhnlich in jenem Meer die Flut sehr hoch steigen lässt, was die Römer nicht wussten. Deshalb wurden zu gleicher Zeit die Kriegsschiffe, mit denen Cäsar das Heer übergesetzt hatte, und die nun auf dem trocknen Ufer standen, von der steigenden Flut überströmt und die vor Anker liegenden Frachtschiffe durch den Sturm beschädigt, während die Römer außerstande waren, Hand anzulegen oder Hilfe zu bringen. Einige Schiffe scheiterten; die übrigen verloren ihre Anker mit dem ganzen Tau- und Takelwerk, wurden also zu Schiffahrt unbrauchbar. Dadurch geriet das ganze römische Heer natürlich in die größte Verlegenheit, da man keine anderen Schiffe zur Rückfahrt hatte und zur Ausbesserung der noch übrigen keine Mittel besaß. Auch war in diesen Gegenden nicht für Lebensmittel für den Winter gesorgt, weil kein Mensch daran zweifelte, dass man diese Jahreszeit wieder in Gallien zubringen werde."
 
ähm, Wikinger in der Antike?:confused:

Ich denke, von Wikingern spricht man ab dem 8. Jahrhundert nach Christus.

Du mißverstehst Zanaga, er will mit dem Vergleich klarstellen dass man mit einfacher Technik auch weit kommen kann.
Die Langschiffe der Wikinger waren kleiner als römische Transportschiffe (jene trugen 300 - 500t), trotzdem konnte man damit den Atlantik überqueren.

Auch in der Antike konnte man das offene Meer überqueren, etwa auf der Strecke Kreta-Ägypten.
Bei Herodot wird beschrieben wie man das Nildelta ohne Landsicht anpeilt, man holt mit speziellen Loten Bodenproben herauf an denen man die Sedimente des Nils feststellen kann.
 
Das war wohl relativ gemeint, vor allem im Vergleich zum Atlantik.

@ Secundus: Übermeerfahrten waren aber wohl trotzdem Ausnahmen. Z. B. ist auch die gewaltige athenische Flotte bei der Sizilianischen Expedition brav die Küsten entlanggesegelt.
 
Kriegsschiffe sind ein schlechter Vergleich, auf denen drängeln sich auf 30*3 m etwa 200 Personen, die kann man nur schlecht tagelang so sitzen lassen. Auf Handelsschiffen sind die Verhältnisse genau umgekehrt, dort hat man wenig Besatzung bei viel Platz, also kein Problem sich unterwegs zu versorgen.
 
Ich habe es schon öfter hier angebracht.

Madagaskar wurde von den indonesischen Inseln her besiedelt.
Ca. 500 AC.
Schaut mal auf den Atlas, Quer über den Indik, keine einzelne Reise, mit Kind und Kegeln.

Die Araber haben davon schon lange berichtet, der Nachweis gelang schon ca. 1910.

OT: Und einmal ging ein Forenausflug zur Überprüfung nach Madagaskar!:D
 
Mich würde mal interessieren wie lange die römische Flotte im zweiten punischen Krieg bis nach Afrika gebraucht hat und was für Schiffe in der Flotte waren.

Bzw, in welcher Relation die Soldaten zu den Begleitpersonen waren.
Irgendwo habe ich mal gelesen dass nur wenig mehr als 50% eines Antiken Heeres Soldaten waren. Der Rest kümmert sich um Verpflegung usw.
Kaum vorstellbar...
 
Vergesst bitte nicht die Schiffstypen welche die Völker eingesetzt haben. Die Polynesier hatten hochseegängige Katamarane.
Die Schiffe der Römer sind z.B. mit Rahsegeln ausgerüstet gewesen, dadurch kaum zum kreuzen fähig. Und die grossen Frachtsegler wird man kaum durch Rudern bewegen können, um bei gefährlichen Situationen sich fortbewegen zu können.
Bei den Schiffen den Völkern der Antike handelt es sich um unterschiedliche Konzepte. Und auch verschiedene Konzepte bei den Häfen. Sie kann man nicht unbedingt miteinander vergleichen.

Apvar
 
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