Woher kommt dieser Hass?

Außerdem waren die Juden zum Teil Bürgerliche Leute, was man von den Roma nicht behaupten kann.

Du hast mich falsch verstanden oder ich habe mich missverständlich ausgedrückt. Die Juden waren noch eher als andere Minderheiten für die Sündenbockfunktion geeignet, weil sie gut sichtbar im Banken- und Finanzwesen, in der Publizistik und in der Film- Theaterlandschaft vertreten waren - was bei den anderen Gruppen entweder gar nicht oder weniger hervortrat. Der angeblich "schädliche Einfluss" konnte der Bevölkerung also gut eingeredet werden, denn jeder kannte jüdische Bankiers oder Schauspieler - aber wer kannte schon einen Roma oder einen Zeugen Jehovas? Diese Gruppen waren den Nazis zwar ebenfalls ein Dorn im Auge, doch eigneten sie sich nicht für die beabsichtigte Volksverhetzung und bösartige Instrumentalisierung.

Bewahrt hat sie das alle nicht vor den Vernichtungslagern und Gasöfen der Nazis!
 
Juden spielen in einem solchen Diskurs keine Rolle mehr, denn aufgrund des Holocaust gibt es in Osteuropa keinen messbaren Anteil an Juden. Und was in der seligen SU noch an jüdischer Bevölkerung existierte, hat nach Auflösung der UdSSR in großer Zahl Russland den Rücken gekehrt.

Das siehst Du nicht richtig, Dieter. Balticbirdys Eingangszitat hieß doch "Danke, dass ihr uns die Juden vom Hals geschafft habt". Es geht also ausdrücklich um den Hass auf nicht (mehr) körperlich Anwesende. Ein ähnliches Phänomen ist die "Ausländerfeindlichkeit ohne Ausländer" in manchen Gebieten Ostdeutschlands.

Gerade dadurch, dass man keinem der Inkriminierten persönlich begegnet, wächst die Möglichkeit zur Bildung und Pflege der pauschalen Stereotypen "Jude" und "Ausländer". Und das geschieht innerhalb eines gesellschaftlichen Diskurses, der dir Ächtung von Unschuldigen zulässt.

Grüße, Holger
 
Es geht also ausdrücklich um den Hass auf nicht (mehr) körperlich Anwesende. Ein ähnliches Phänomen ist die "Ausländerfeindlichkeit ohne Ausländer" in manchen Gebieten Ostdeutschlands.

Ich denke, der Antisemitismus hat sich in Osteuropa inzwischen weitgehend erledigt. Er ist abgelöst worden durch brennendere wirtschaftliche und soziale Probleme, bei denen Juden keine Rolle mehr spielen.
 
Na der Antisemitismus hat sich schon Globalisiert.

Kenne das aus Südosteuropa wo die Juden wenn man den Verschwörern glauben immer gegen das eigene Volk sind und helfen den anderen.

Argumentiert wird mit der Unterstützung Israels für Serbien und bei den Serben mit den amerikanischen Politkern jüdischer Herkunft wobei ich mir nicht mal sicher bin ob Olbright e.t.c. wirklich Juden sind.

Ist auch wurscht völlig idiotisch das ganze.

Antisemitsmus gibt es sogar in Montenegro, dem einzigen Flecken Europas wo die Juden nie ein Faktor waren.,
 
Wenn Du recht hättest, Dieter, dann hätte Balticbirdy diesen Thread nicht eröffnen müssen.

Wenn er von "Hass" auf Juden sprach, so spielt das heutzutage in Europa - abgesehen von einigen neonazistischen Wirrköpfen - keine Rolle mehr. Verbreiteter Antisemitismus ist gegenwärtig in besrimmten Schichten muslimischer Staaten virulent und wird dort von manchen Regierungen geschürt. Erneut der Antisemitismus als Ersatz- und Entlastungsfunktion, mit der man von eigenen sozialen und wirtschaftlichen Problemen ablenken kann.
 
Wenn er von "Hass" auf Juden sprach, so spielt das heutzutage in Europa - abgesehen von einigen neonazistischen Wirrköpfen - keine Rolle mehr. Verbreiteter Antisemitismus ist gegenwärtig in besrimmten Schichten muslimischer Staaten virulent und wird dort von manchen Regierungen geschürt. Erneut der Antisemitismus als Ersatz- und Entlastungsfunktion, mit der man von eigenen sozialen und wirtschaftlichen Problemen ablenken kann.
Ich pflichte Dir weitestgehend bei.

Jedoch fürchte ich, dass der Antisemitismus latent auch noch in nichtneonazistischen Köpfen herumschwirrt und das auch in Osteuropa.

Und nebenbei bemerkt: Ganz unbedeutend sind ca 1 Mio jüdische Einwohner in Russland auch nicht.
 
Jedoch fürchte ich, dass der Antisemitismus latent auch noch in nichtneonazistischen Köpfen herumschwirrt und das auch in Osteuropa.

Hass auf Minderheiten wird in bestimmten Bevölkerungsschichten, die dafür besonders anfällig sind, leider immer eine Rolle spielen. Auch in aufgeklärten Zeiten. Da sollte man sich nichts vormachen.

Und nebenbei bemerkt: Ganz unbedeutend sind ca 1 Mio jüdische Einwohner in Russland auch nicht.

Nach meinem aktuellen Fischer Weltalmanach 2011 gibt es in Russland noch 0,5% Juden, bei abnehmender Tendenz. Die Frage des Antisemitismus wird sich also für die Russische Föderation in spätestens 20 Jahren erledigt haben.
 
Es gibt beispielsweise in Polen den katholisch-antisemitischen Sender Radio Maryja:
Radio Maryja ? Wikipedia

Oder in Ungarn die, unter anderem, antisemitische Jobbik-Partei:
Jobbik ? Wikipedia

Dabei ist die Anzahl der Juden in Polen minimal:
Geschichte der Juden in Polen ? Wikipedia schreibt (am Ende): "Auch wenn es keine exakten Zahlen gibt, schätzt man allgemein, dass die jüdische Bevölkerung in Polen im Jahr 2000 auf etwa 8.000 bis 12.000 gestiegen ist, von denen die meisten in Warschau, Breslau und Bielsko-Biała leben. Nach Angaben des Moses Schorr Centre und anderen polnischen Quellen, könnte die tatsächliche Zahl jedoch noch höher sein, da viele der in Polen lebenden Juden nicht religiös sind. Das Centre vermutet etwa 100.000 Juden in Polen, von denen 30.000–40.000 eine direkte Verbindung, entweder religiös oder kulturell, zur jüdischen Gemeinde besitzen."

In Ungarn ist der prozentuale Anteil vielleicht etwas höher. Die entsprechende Seite für Ungarn Geschichte der Juden in Ungarn ? Wikipedia schreibt am Ende: "Heute leben in Ungarn schätzungsweise 80-90'000 Juden, die überwiegende Mehrheit, 60-70'000, in der Hauptstadt Budapest." Aber auch das bedeutet einen Bevölkerungsanteil von unter 1%. Was die Antisemiten aber überhaupt nicht kratzt.

Was Russland angeht, möchte ich an die Ermordung des orthodoxen Priesters, Dissidenten und Ökumene-Anhängers Alexander Men erinnern (Men war jüdischer Abstammung). Der Mord wurde nie geklärt, aber es gibt Gerüchte, dass er mit seiner liberalen Haltung auch der autokratischen Russisch-Orthodoxen Kirche im Weg stand.

Die These, dass sich der Antisemitismus in Russland wegen des Bevölkerungsanteils von 0,5% mit fallender Tendenz in 20 Jahren erledigt haben dürfte, finde ich zynisch. "Fallende Tendenz" heißt Auswanderung infolge sozialen Drucks, also infolge von Antisemitismus. Demnach wird der Antisemitismus bemüht, das Problem "Antisemitismus" zu lösen.

Balticbirdy spricht von Antisemitismus nicht bei Muslimen, sondern bei "hochgebildeten Osteuropäern". Menschen also, die durchaus selbst enzscheiden könnten, ob sie sich mit antijüdischen Verschwörungstheorien oder "eigenen sozialen und wirtschaftlichen Problemen" beschäftigen wollen.

Grüße, Holger
 
Zuletzt bearbeitet:
Balticbirdy spricht von Antisemitismus nicht bei Muslimen, sondern bei "hochgebildeten Osteuropäern". Menschen also, die durchaus selbst enzscheiden könnten, ob sie sich mit antijüdischen Verschwörungstheorien oder "eigenen sozialen und wirtschaftlichen Problemen" beschäftigen wollen.

Grüße, Holger

Willst du damit sagen, das der Muslim nicht hochgebildet ist? Auch in diesen Ländern gibt es einen ausgeprägten Antisemitismus, von hochgebildeten Menschen.
 
Die These, dass sich der Antisemitismus in Russland wegen des Bevölkerungsanteils von 0,5% mit fallender Tendenz in 20 Jahren erledigt haben dürfte, finde ich zynisch.

Das war keineswegs zynisch gemeint, sondern eine Feststllung. Wir in Deutschland sollten uns über den anhaltenden Zustrom jüdischer Auswanderer aus Russland freuen, die unsere jüdischen Gemeinden mit neuem Leben erfüllen. Leider wandert der Großteil russischer Juden nach Israel und in die USA aus.

Balticbirdy spricht von Antisemitismus nicht bei Muslimen, sondern bei "hochgebildeten Osteuropäern". Menschen also, die durchaus selbst enzscheiden könnten, ob sie sich mit antijüdischen Verschwörungstheorien oder "eigenen sozialen und wirtschaftlichen Problemen" beschäftigen wollen.

Im Leben der Tschechen, Polen, Rumänen, Ungarn oder Letten spielt der Antisemitismus keine Rolle mehr, denn die Leute haben andere wirtschaftliche und soziale Probleme. Dass es in allen Ländern stets einen rassistischen Bodensatz gibt, der Minderheiten - seien es Juden, Roma, Homosexuelle oder andere Gruppen - anfeindet, damit müssen wir leider leben.
 
Ich denke, der Antisemitismus hat sich in Osteuropa inzwischen weitgehend erledigt. Er ist abgelöst worden durch brennendere wirtschaftliche und soziale Probleme, bei denen Juden keine Rolle mehr spielen.

Das ist es wirklich nicht. Kaum ein Antisemit kennt einen Juden persönlich. Und gerade für die "brennenden wirtschaftlichen und sozialen Probleme" machten und machen diese Kreise doch die Juden verantwortlich.

Nebenbei, in unserer globalisierten Welt schielt der Antisemitismus weniger auf die Synagoge in der eigenen osteuropäischen Provinzstadt, sondern auf die Wallstreet und die Ostküste der USA.

Gewisse rechte Postillen, die man in Deutschland in fast jeder Zeitschriftenauslage findet, umgehen es indem sie von "internationaler Hochfinanz" schreiben. Jeder halbwegs intelligente Leser weiß, was damit gemeint ist...
Im Leben der Tschechen, Polen, Rumänen, Ungarn oder Letten spielt der Antisemitismus keine Rolle mehr,
Das habe ich anders erlebt, siehe Eingangsbeitrag.
 
Willst du damit sagen, das der Muslim nicht hochgebildet ist?
Keineswegs. Von Muslimen war in diesem Thread auch bisher nicht die Rede.

Bildung schützt nicht automatisch vor Antisemitismus, soviel, glaube ich, können wir feststellen. Das Stereotyp "Bildung" ist für uns zunächst untrennbar mit der Vorstellung einer intensiven Auseinandersetzung mit Holocaust und Antisemitismus verbunden. Was offensichtlich für Osteuropa nicht so automatisch gilt.

Meine Behauptung ist, diese Auseinandersetzung wurde in Osteuropa bisher nicht ausreichend geleistet und ist somit überfällig. Aber ich hoffe, dass ein entsprechender Prozess irgendwann mal in Gang kommt.

Balticbirdys Erfahrungen kann ich nachvollziehen, wenn auch praktisch nicht aus eigener Erfahrung (Ausnahme: Rumäniendeutsche berichteten allen Ernstes von "jüdischen Ritualmorden"), so doch aus Berichten durch unsere Medienlandschaft.

Grüße, Holger
 
Das Stereotyp "Bildung" ist für uns zunächst untrennbar mit der Vorstellung einer intensiven Auseinandersetzung mit Holocaust und Antisemitismus verbunden. Was offensichtlich für Osteuropa nicht so automatisch gilt.
Wenn man von Allgemeinbildung redet, sicher - aber auch nur dann. Es gibt nämlich auch promovierte Fachidioten zuhauf. Ich kannte so einen Knaben (Kollege), der spätestens beim dritten Satz einer Konversation bei seinen heißgeliebten Trichopteren (Köcherfliegen) landete. Im Gegensatz zu mir hat er es zu was gebracht, er ist heute Kurator an einem Museum. :rofl:
 
Nur eine kurze Zwischenbemerkung für diejenigen, die es vielleicht nicht so genau wissen:
Der Antisemitismus breiterer Schichten in arabischen Ländern, zunehmend auch in turksprachigen Ländern, eigentlich in der gesamten islamischen Welt bis nach Indonesien, wo es übrigens kaum Juden gibt, ist ein historisch relativ modernes Phänomen.

Die Menschen unterscheiden da zunehmend nicht mehr groß von Antiisraelismus, oder berechtigter Israelkritik, und Antisemitismus.

Ein Import aus dem Westen, wie so vieles andere in der islamischen Welt übrigens auch, was für einige von uns sicherlich verblüffend ist.
Siehe diesen Artikel, den man ggf. noch extra diskutieren könnte:

Islam-Debatte: Musterschüler, Zauberlehrling | Kultur- Frankfurter Rundschau

"Wieviel Westen steckt im modernen Islam? Der Kulturalismus führt in die eigenartige Zwickmühle, dass aus westlicher Sicht islamisches Denken und Handeln, wenn es gültigen westlichen Werten entspricht, nicht ur-islamisch sein kann. Dann ist der Islam einfach nicht fremd genug. ..."
Ich bitte darum nur die historischen Dinge darin, wenn überhaupt, im Forum zu diskutieren, Tagespolitisches bitte nicht.


:winke:
 
Die Menschen unterscheiden da zunehmend nicht mehr groß von Antiisraelismus, oder berechtigter Israelkritik, und Antisemitismus.
Wobei man sich durchaus fragen muss, ob die "berechtigte Israelkritik" mit derselben Inbrunst vorgetragen würde, wenn es ein anderes Land vergleichbarer Größe, sagen wir Burundi, betreffen würde.
 
Das ist immer eine Frage der Perspektive. Die Israelis beschweren sich gerne, dass die Ermordung weniger PLO-Aktivisten durch Israelis viel mehr öffentliche Aufmerksamkeit erhält, als als die Ermordung einiger Tausend Palästinenser in Jordanien (Schwarzer September 1970). Nun muss man nach den Gründen fragen, warum das so ist.

Natürlich gibt es unbestritten Antisemiten, die kein gutes Haar an Israel lassen wollen.
Aber: Israel ist ein Schaufenster der westlichen Welt im Nahen Osten, Israel vertritt westliche Werte und westliche Demokratie. Jede Zuwiderhandlung gegen diese Werte, für die Israel eben auch steht, muss die entsprechende Reaktion hervorrufen. Dagegen erwartet man von Despoten und Diktatoren eigentlich gar nichts anderes. Sprich: Die Kritik ist nicht immer antisemitisch motiviert, sondern vielmehr dadurch, dass man in dem Bewusstsein eines gemeinsamen Wertekanons lebt, gegen den verstoßen wurde. Das Problem ist, das Antisemiten sich hinter einer berechtigten Kritik am Vorgehen Israels gerne verstecken.

Ich glaube aber, dass dem europäischen Antisemitismus Israel ziemlich egal ist. Der fokussiert sich eher auf das "Welt-" oder "Finanzjudentum", also eher auf fiktive als reale Größen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Die Analyse von El Quijote ist absolut richtig und liefert gleichzeitig auch die Begründung für die ungerechte Behandlung Israels durch weite Teile der westlichen Öffentlichkeit.

Zu Dieter wollte ich noch sagen, ich nehme es ihm sicher ab, dass er seine Argumentation nicht zynisch meint. Es läuft nur im Endeffekt darauf hinaus. Der Fehler, den Dieter macht, ist folgender: Er verknüpft die Existenz des Antisemitismus mit der körperlichen Existenz von Juden.

So bescheuert das auch erst mal klingt, Antisemitismus hat nichts mit Juden zu tun. Antisemitismus ist ein reines Konstrukt in den Köpfen von Antisemiten. Der "Jude" des Antisemiten ist nur eine Fata Morgana, ein negatives Spiegelbild eben des Antisemiten selbst.

Grüße, Holger
 
Ich kann Folgendes berichten:

Mein Freund arbeitet neuerdings in der schönen Stadt in der ich lebe, bzw. in der Nachbargemeinde. Nach zwei Tagen in der Firma kam er fluchend nach Hause. Ich fragte ihn natürlich, warum und er erzählte mir, dass gut die Hälfte seiner kollegen Russen sind, ein Viertel Türken und das letzte Viertel teilten sich sechs Bayern und ca 50 Ostdeutsche.

Letztere Gruppe stellt - leider Gottes - die Führungsriege in der Produktion. Mein Freund erzählte mir, dass es Gang und Gebe sei, dass die "Kapos" die ausländischen Arbeitnehmer dunklerer Hauttönung gerne mal mit "Dachpappe" ansprechen. Es gab wohl noch ein paar mehr Vorfälle. Schön waren angeblich auch die Toiletten, die mit rassistischen und faschistischen Sprüchen sowie einem Sammelsurium von Hakenkreuzen und anderen "braunlastigen" Symbolen von oben bis unten vollgeschmiert seien.


Vor drei Wochen allerdings gab es - natürlich ganz zufällig - eine Beschwerde über einen der Kapos, der sich mehr als üblich diskriminierend äußerte... der Mensch wurde sofort für drei Wochen in den Urlaub geschickt (der Betriebsrat legte es ihm nahe, die Alternative wäre das letzte Arbeitszeugnis gewesen).. jetzt läuft er auch nur noch im schwarzen Tshirt rum, statt im gelben :D


Bei mir auf der Arbeit habe ich auch ein oder zwei KollegInnen, deren politische Meinung definitiv nicht meine ist, schon gar nicht, wenns zu sehr ins rechte Eck schwappt. Allerdings, das muss ich zugeben, gibt es bei uns keine Diskriminierung und die entsprechenden Kollegen benehmen sich unseren ausländischen Mitarbeitern gegenüber genauso wie allen Anderen.

Ich finde, man sollte bei solchen Sprüchen einmalig klarstellen, was man davon hält. Solche Leute von der eigenen Meinung zu überzeugen, ist im besten Fall schwierig, im Normalfall fast unmöglich.

Du könntest, statt dich in eventuelle Debatten zu verstricken, einmal klarstellen, dass du findest, ihre Ansichten zu dem Thema seien erstens nicht die deinen und zweitens deiner Ansicht nach mehr als daneben, und dass du soetwas nicht nochmal hören möchtest. Wenn du nicht gleich einen Streit anzetteln willst, kannst du ja hinzufügen, dass sie ja denken können, was sie wollen, solange sie dich nicht damit belasten/belästigen.

In einem ruhigen, sachlichen Ton gesprochen, wird es dann mit Sicherheit die Arbeitsruhe nicht beeinträchtigen, dich aber im Gegenzug vor zukünftigen Sprüchen der Art verschonen.

Es ist so: die Arbeit ist imho nicht der Ort, um solche Diskussionen zu führen. Man kann die Leute nicht bekehren, zumindest nicht auf kurze Zeit, schon gar nicht, wenn man ständig in die Arbeit eingespannt ist. Das Arbeitsklima ist sehr wichtig, vor allem, wenn man gezwungen ist, auf engstem Raum über mehrere Tage aufeinander zu hocken, wie das in deinem Fall ist.

Wenn du auch privat mit den Leuten zu tun hast, kannst du ja dann ein entsprechendes Gespräch suchen. Aber auf Arbeit hat das nichts zu suchen. Das hat auch nichts mit Feigheit zu tun, sondern mit Sozialverhalten. Wenn du klarstellst, dass du diese Meinung nicht teilst und sowas nicht mehr hören willst, hast du deine Schuldigkeit getan.

Im Falle meines Freundes ist das ein Bisschen anders, denn da muss sich der Arbeitgeber darum kümmern, dass die Führungskräfte die Arbeitnehmer nicht diskriminieren. Darum auch der Gang zum Betriebsrat. Zumal es dort im schlimmsten Fall auch noch die Möglichkeit gibt, sich in eine andere Schicht verlegen zu lassen.
Diese Möglichkeit ist aber z.B. mir oder eben auch dir nicht geboten... dir nicht, weil du ja nur zeitweise zu bestimmten Studien unterwegs bist und mir nicht, weil der Betrieb, in dem ich arbeite, einfach zu klein ist. Uns beiden bleibt nur, uns zu verbitten, mit sowas belästigt zu werden und zu hoffen, dass die Anderen sich daran halten.
 
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