Flottenwettrüsten - Motive Kaiserreich

Staatsstreichpläne des Kaisers wegen gestrichenen Mittel?

In dem Zusammenhang mit der Flottenplanung vor dem Amtsantritt Tirpitzes als Staatssekretär des Reichsmarineamtes ist mir zu der Planung um die großen Kreuzer II. Klasse aus dem Büchselpan ein scharfe Auseinandersetzung zum Etat 1897/98 aufgefallen.

Schon im Etat 1890/91 forderde das RMA die ersten Raten für die Neubauten K und L, wobei nur K bewilligt wurde. Als das RMA im Etatjahr 1891/92 die zweite Rate beantragte, stellte sich herraus, daß mit dem Bau des Kreuzers noch garnicht begonnen wurde. Daraufhin wurde die 2. Rate abgelehnt, ja sogar die 1.Rate aufgehoben.
Erst im Etat 1895/96 wird wiedermals der Bau solcher Kreuzer gefordert, diesmal gleich 3 Stück, worauf hier die Raten genehmigt wurden. Zwei weitwere Neubauten wurden nun noch im Etatjahr 1896/97 bewilligt. Dies sind die 5 Kreuzer der Victoria Louise - Klasse.
Im Etatjahr 1897/98 forderte nun Hollmann, damals noch Staatssekretär des RMA, noch zwei weitere Kreuzer II. Klasse zu bauen. Diese wurden nun abgelehnt und auch die zweiten Raten für die beiden letzten Neubauten aus dem Etat 1896/97.
Diese Auseinandersetzung um die Bewilligung dieser Schiffe führten soweit, daß von Staatstreichplänen Kaiser Wilhelms II. gesprochen wurde.
Dabei spielen die getrennten Marineinstitutionen des Oberkommandos und des Reichsmarinamtes ein wesentliche Rolle, denn hier tobte der interne Krieg über die Entscheidungsschlacht oder dem Kreuzerkrieg.
Zu dem Zeitpunkt der Etatfestlegung zu den Kreuzern II. Klasse war der Kaiser selbst schwer von der französischen Jeune École beeinflußt, was dazuführte, daß der Kaiser unter allen Umständen die Kreuzer gebaut wissen wollte. Die tragische Rolle dabei spielte Hollmann, der eigendlich nie an die Spitze des RMA wollte.
Was genau hatte es mit Staatsstreichplänen des Kaisers auf sich? War da etwas dran, oder war es ein üblicher Streitausbruch des Kaisers?
Stand die Reichtagsauflösung im Jahr 1893 ebenfalls im Zusammenhang mit gescheiterten Forderungen nach der Bewilligung von Mittel für dem Bau von Kreuzern?
 
Was genau hatte es mit Staatsstreichplänen des Kaisers auf sich? War da etwas dran, oder war es ein üblicher Streitausbruch des Kaisers?Stand die Reichtagsauflösung im Jahr 1893 ebenfalls im Zusammenhang mit gescheiterten Forderungen nach der Bewilligung von Mittel für dem Bau von Kreuzern?

1893 ging es hauptsächlich doch um die Erhöhung der Heeresstärke, was im Reichstag nicht durchsetzbar war. :confused:
 
Was genau hatte es mit Staatsstreichplänen des Kaisers auf sich? War da etwas dran, oder war es ein üblicher Streitausbruch des Kaisers?
Stand die Reichtagsauflösung im Jahr 1893 ebenfalls im Zusammenhang mit gescheiterten Forderungen nach der Bewilligung von Mittel für dem Bau von Kreuzern?

@Köbis17

Wie silesia schrieb, es ging um eine Heeresverstärkung, die nach der Neuwahl Caprivi auch bekam. Der Marineetat war da höchstens marginal involviert.

Vllt. hatte W II. "Staatsstreichgelüste", aber von der bloßen Ankündigung beim Abendessen bis zur Exekution eines Staatsstreiches ist es ein weiter Weg. Es gibt m.W. keine valide historische Quelle, die tatsächliche Staatsstreichpläne bzw. deren Vorbereitung von W II. belegen.

M. :winke:
 
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1893 ging es hauptsächlich doch um die Erhöhung der Heeresstärke, was im Reichstag nicht durchsetzbar war. :confused:

Okay, das erklärt, warum in der Zeit von 1893 - 95 keine weiteren Mittel für Kreuzer der Marine beantragt wurden.
Aufgestellt in den 1890iger wurde Marinetechnisch nur der Kampf um die Kreuzer II. Klasse geführt. Sicherlich waren die ersten Mittel der Linienschiffe der Kaiser-Klasse im Gespräch und die Kreuzer IV. Klasse (Gazelle-Klasse), doch vielen diese Schiffe dann in den ersten Flottenplan nach 1898.

Somit ist es verständlich, daß der Kaiser wenigstens die Kreuzer II.Klasse gesichert sehen wolte.

Es gibt m.W. keine valide historische Quelle, die tatsächliche Staatsstreichpläne bzw. deren Vorbereitung von W II. belegen.
Im Hildbrand/Röhr/Steinmetz Die deutschen Kriegsschiffe wird als Literatur das Buch "Weltmachtstreben und Flottenbau" von Schüßler genannt, nur leider habe ich es bisher nicht gelesen.
 
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Im Hildebrand/Röhr/Steinmetz Die deutschen Kriegsschiffe wird als Literatur das Buch "Weltmachtstreben und Flottenbau" von Schüssler genannt, nur leider habe ich es bisher nicht gelesen.

Schüssler kann ich noch nachsehen, aber ich vermute stark, dass die Darstellung mit Lambi, Ivo Nikolai: The Navy and German Power Politics 1862-1914 übereinstimmt.

Der flockige Hinweis auf den Coup d'état (-> Lambi) stammt wohl einerseits aus der Memoirenliteratur, wurde aber auch von anderen übernommen (nach Lambi ua. von Kennedy. Immerhin setzte ja nach den Pannen eine ziemliche personelle Rochade ein. Wenn der Ausdruck so gefallen sein sollte, ist das wohl eher eine augenblickliche Überreizung von KaWeZwo gewesen, der sich dann mit Tirpitz Denkschrift erst richtig verstanden fühlte.

Mir scheint, dass die Marineliteratur hier etwas am Kontext vorbeischramm. (siehe auch den Beitrag von Melchior). Andererseits zeigen die weiteren Entwicklungen, dass es dem Kaiser ernst war mit der verstärkten Marinerüstung und er hierfür die richtigen Personen suchte (und fand).
 
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