englische Beteiligung an der Völkerschlacht ?

mr. jones

Neues Mitglied
liebe geschichtsinteressierten,
heute in meinem Deutsch-Leistungskurs sprach unser Lehrer von einer englischen Beteiligung an der Völkerschlacht bei Leipzig, die essentiell für den Sieg der Anit-Napoleon-Koalition war, woraufhin ich widersprach.
Nun meine Frage, nachdem ich die üblichen Informationsressourcen ausgeschöpft habe:
Könnt ihr eine englische Beteiligung bei der Völkerschlacht feststellen, also Truppen oder Versorgung/Ausrüstung/"Subventionen" ?
Ich bin gespannt und danke euch für eure Mühen.
 
Könnt ihr eine englische Beteiligung bei der Völkerschlacht feststellen, also Truppen oder Versorgung/Ausrüstung/"Subventionen" ?
Ich bin gespannt und danke euch für eure Mühen.

Dein Pauker hat nicht ganz Unrecht, aber die Sache ist etwas exotisch. An der Völkerschlacht bei Leipzig nahm u.a. auch die "King's German Legion" aus dem ehemaligen und französisch besetzten Kurfürstentum Hannover teil. Es war ein deutscher militärische Großverband in britischen Diensten. Allerdings von einer englischen Beteilung an der Schlacht zu sprechen, geht entschieden zu weit. :winke:

King?s German Legion ? Wikipedia
 
Kann man wirklich davon sprechen, dass sie "in britischen Diensten" stand? Im Grunde genommen gehörte sie doch zu Hannover, das mit Großbritannien zwar in Personalunion verbunden, aber trotzdem nicht britisch war.
 
Kann man wirklich davon sprechen, dass sie "in britischen Diensten" stand? Im Grunde genommen gehörte sie doch zu Hannover, das mit Großbritannien zwar in Personalunion verbunden, aber trotzdem nicht britisch war.

Der Wiki-Beitrag enthält folgende Sätze:

Die Legion war berühmt für ihre Fähigkeiten und ihren Einsatz. Die Kavallerie zählte zu den besten berittenen Einheiten in der britischen Armee. Die Verdienste der Legion wurden von der britischen Regierung anerkannt. Nach der Schlacht von Salamanca (22. Juli 1812) erhielten alle Offiziere bleibenden Rang in der britischen Armee.
 
Die Offiziere, aber was war mit den einfachen Soldaten?
Und der Satz mit der Kavallerie beweist nicht, dass diese Legion wirklich als britisch galt und nicht als Truppe des Königs, da könnte der Wikipedia-Autor auch bloß etwas unpräzise formuliert haben.
 
Das alles ist bekannt. Aber man kann deshalb noch nicht von einer essentiellen Beteiligung an der Völkerschlacht von Leipzig sprechen.
 
Hatten die Briten nicht eine Handvoll Leute mit diesen "Feuerwerksraketen" im Einsatz, auch bei Leipzig? Hat zwar wohl einiges Aufsehen erregt, militærisch aber bedeutungslos.

Die von excideuil erwæhnten Subsidien und Hilfslieferungen der Briten sollte man unbedingt erwæhnen, auch wenn es "nur" eine indirekte Beteiligung war: Ich bin ueberzeugt, dass das der eigentliche "Motor" war, der wohl sæmtliche Koalitionskriege zum Laufen brachte und am Laufen hielt.

Die King's German Legion wuerde ich auf jeden Fall als britisch ansehen, zumal es das Kgr. Hannover 1813 nicht mehr bzw. noch nicht wieder gab.

Gruss, muheijo
 
Dann könnte man aber ebensogut die polnischen Streitkräfte der polnischen Exilregierung im 2. WK als "britisch" bezeichnen, weil sie häufig von den Briten eingesetzt wurden.
 
Das alles ist bekannt. Aber man kann deshalb noch nicht von einer essentiellen Beteiligung an der Völkerschlacht von Leipzig sprechen.

Gut, konkrete Zahlen habe ich auf die Schnelle nicht gefunden. Nur einen Hinweis, wie GB mit Geld seinen Einfluss auf dem Kontinent sicherte:

"Castlereagh hatte nur zwei Trümpfe in der Hand, mit denen er hoffen konnte, auf Metternich überzeugend einwirken zu können. Das erste war das große Kolonialreich, das die Engländer Napoleon und seinen Satelliten abgenommen hatten und das ihnen bis zu einem gewissen Grad bestimmte Tauschobjekte in die Hand gab. Der zweite - der wichtigere von beiden - war das Geld. Ohne Hilfsgelder durfte selbst Österreich nicht hoffen, den Krieg fortsetzen zu können. Mehr als dem gleichberechtigten Kampfgenossen war Metternich gezwungen, dem Bankier Europas Beachtung zu schenken." [1]

Grüße
excideuil

[1] Nicolson, Harold: „Der Wiener Kongress – Über die Einigkeit unter Verbündeten 1812-1822, Atlantis Verlag, Zürich, o.J., Seite 75
 
Dann kann man ebensogut behaupten, Frankreich sei essentiell an den Siegen Gustav Adolfs im Dreißigjährigen Krieg beteiligt gewesen, weil es ihn mit Subsidien unterstützte. In erster Linie zählt ja doch wohl, wessen Männer bluten.
 
Dann kann man ebensogut behaupten, Frankreich sei essentiell an den Siegen Gustav Adolfs im Dreißigjährigen Krieg beteiligt gewesen, weil es ihn mit Subsidien unterstützte. In erster Linie zählt ja doch wohl, wessen Männer bluten.


Aber seine Erben hätten eine millionische aufs Maul bekommen, hätte der Kardinal nicht des Weimars Armee käuflich erworben.
 
Dann kann man ebensogut behaupten, Frankreich sei essentiell an den Siegen Gustav Adolfs im Dreißigjährigen Krieg beteiligt gewesen, weil es ihn mit Subsidien unterstützte. In erster Linie zählt ja doch wohl, wessen Männer bluten.

Geld ist wohl nicht ganz unentscheidend. Bonaparte hat auch die gerafften Goldreserven aus den Tuilerien einsetzen müssen, um den Krieg fortführen zu können.

Grüße
excideuil
 
Die King's German Legion wuerde ich auf jeden Fall als britisch ansehen, zumal es das Kgr. Hannover 1813 nicht mehr bzw. noch nicht wieder gab.

The King's German Legion ist auf jeden Fall als britisch anzusehen. Es war ja nicht so, dass geschlossene Einheiten des aufgelösten Kurhannover eine britische Regimentsfahne leihweise erhielten. Es wurde vielmehr eine neue britische Militäreinheit aus deutschen Flüchtlingen (aus Kurhannover) aufgestellt, nämlich "The King's German Regiment". Aus diesem Regiment wuchs "The King's German Legion" heraus. Die einzelnen Soldaten mögen also durchaus kurhannoversche Wurzeln haben. Die Legion ist aber eine originär britische Einheit, die eben aus Ausländern bestand.
King's German Legion - Wikipedia, the free encyclopedia
Dass die KGL bei Leipzig gekämpft haben soll, wäre mir auch neu. Wiki sagt allerdings, ein Teil von ihr sei bei Göhrde eingesetzt gewesen.
Das Gros der KGL war jedoch zu dieser Zeit soweit ich weiß in Spanien mehr als beschäftigt.
 
@ravenik: bevor du dich hier noch mehr drehst und windest, bevor du sagen musst, dass du mit deinem ersten Beitrag wohl unrecht hattest: wirf doch einfach nochmal einen Blick auf die Ausgangsfrage:

Könnt ihr eine englische Beteiligung bei der Völkerschlacht feststellen, also Truppen oder Versorgung/Ausrüstung/"Subventionen" ?
 
Hatten die Briten nicht eine Handvoll Leute mit diesen "Feuerwerksraketen" im Einsatz, auch bei Leipzig?

Es hat mir keine Ruhe gelassen, und ich habe nochmal nachgesehen:

In dem Buch "Oktober 1813 Die Vølkerschlacht bei Leipzig" von Hans Pohle gibt es eine Ordre de Bataille. Demnach ist die einzige, explizit als englisch erwæhnte Beteiligung eine Raketenbatterie. Sie war dem schwedischen Korps angegliedert. (Ein Hinweis mehr, dass sie keinerlei Rolle in dieser Schlacht gespielt haben duerfte :devil:)

Gruss, muheijo
 
@muheijo: Klasse! Wusste ich bislang noch nicht.

Ich bin kein Experte in Sachen der KGL, trotzdem meine ich mich erinnern zu können, das nach dem Sturz Napoleons beschlossen war, Teile derselben in die regulären Armeen nicht nur des Königreichs Hannover, sondern etwa auch in die preußische Armee zu überführen. Allerdings mag das 1813 wohl kaum bereits der Fall gewesen sein. Kleine Teile der KGL nahmen im September 1813 im Gefecht an der Göhrde teil, in deren Folge Dänemark aus dem Krieg gedrängt wurde. Essentiell war sie dabei nicht, wobei auf russischer Seite nicht zuletzt die Russisch-Deutsche-Legion gewesen ist!

Die KGL mochte als Kern die einstige, hannoveranische Armee gehabt haben, doch wurde sie durch Rekruten aus allen deutschen Gebieten im Laufe der Zeit ergänzt und war ein Teil der britischen Armee, so wie auch die französische Fremdenlegion, oder die „Legionen“ der deutschen Wehrmacht. Eine weitere Wurzel der KGL etwa waren die „Schwarze Schar“ der Braunschweiger, die zeitweilig in Britannien sogar Einfluss auf die Mode bekamen und deren schwarze Uniformen sie weithin bekannt machten. Wie so viele Soldaten der KGL wurden auch die Braunschweiger in Spanien eingesetzt, wo der Verband aufgerieben wurde und erst später neu entstanden. Mit Verlassen von deutschem Boden 1809 wurde die „Schwarzen Schar“ Teil der KGL.

Wie bereits am Beispiel der Möglichkeiten für Habsburg immer weiter Krieg führen zu können in diesem Strang erwähnt worden ist, war britisches Geld essentiell für die meisten Koalitionen gegen die Franzosen gewesen. Bei allem Opfermut in Deutschland während der Befreiungskriege nach dem Desaster des großen Korsen in Russland, ist kaum anzunehmen, dass dieser Aufbruch derart wirkungsvoll gewesen wäre, ohne britische Hilfsgelder. Das gilt auch für Wiederbewaffnung und Wiederaufstieg Preußens im Vorfeld von Leipzig. Auch die einst viel gerühmten Spendensammlungen aufopferungswilliger Deutscher für die Finanzierung der Befreiungsarmeen (Stichwort: „Blut gab ich für Eisen“) allein hätten wohl kaum gereicht das militärische Potential gegen Napoleon in dem Maße zur Wirkung bringen zu können, wie es tatsächlich geschehen ist! Inwieweit könnte England auch beim Eingreifen Schwedens auf Seiten der Verbündeten seine Finger im Spiel gehabt haben? Die schwedische Armee war für die preußischen Rekrutenarmeen nicht nur Hemmschuh (über Bernadotte), sondern auch ein gewisser Rückhalt und weiterhin stark genug, damit Bernadotte als „schwedischer Kommandeur“ die Oberbefehl über die „Nordarmee“ erhielt, welche aus Preußen, Russen und Schweden bestand…. Aber das sind schon wieder andere Fragen.
 
Zurück
Oben