Warum Dominikaner und Franziskaner?

Die Franziskaner waren eigentlich nie ernsthaft mit der Inquisition beschäftigt.
Die Dominikaner waren deshalb besonders geeignet, da sie der Orden mit der straffsten Hierarchie waren und nicht einem Bischof sondern direkt dem Papst unterstanden.
Dominikus hatte mit der Einführung der Inquisition wirklich gar nichts zu tun, dies geschah erst auf dem IV. Laterankonzil.

Gruß
Seianus
 
Franziskaner und Dominikaner an der I. beteiligt

Hallo und schönen guten Abend @all,

interessant was sich hier so alles abspielt. Schade nur, dass ich erst so spät dazu gestossen bin.

Also aus rein persönlichen Interesse beschäftige ich mich auch schon etwas mit der I.
Eine der wichtigsten Arbeiten zur I. wurde m.E. von Henry Charles Lea erbracht. In einem der 3 Bände "Geschichte der Inquisition im Mittelalter"geht er auch auf die Franziskaner und Dominkaner als I. ein. Laut Lea waren beide Orden stark an der I. beteiligt. Wohl war der Franziskanerorden am Anfang noch auf der Ketzerseite gestanden, wurde dann aber auch durch Papst Gregor IX. auf den Plan gerufen.
Beide Bettelorden waren aktiv an der I. beteiligt. Man weiß von Prozessen an denen sowohl Franziskaner als auch Dominikaner I. beteiligt waren. Die Rolle der Franziskaner war demnach klar. :)
 
Eine der wichtigsten Arbeiten zur I. wurde m.E. von Henry Charles Lea erbracht. In einem der 3 Bände "Geschichte der Inquisition im Mittelalter"geht er auch auf die Franziskaner und Dominkaner als I. ein.

Lea war sicher wichtig, kennst du auch das Erscheinungsjahr der Publikation?
 
Salut Mercy,

ja klar, geschrieben 1887 ist die mir vorliegende Ausgabe aus dem Jahr 1997. ISBN 3-8218-0507-2.
In Band I von III Seite 337 ff. findet man dann auch eine Darstellung der Franziskaner die mit der I. betraut wurden.

:winke:
 
Zwei Aspekte möchte ich hier noch ansprechen.

Zum Einen darf man "Inquisition" nicht auf das moderne Vorurteil von Folterkellern und Scheiterhaufen reduzieren.
Das war zwar in diversen Phasen und Regionen so (und ein übler Tiefpunkt abendländischer Geschichte), aber gerade in der Anfangszeit stand dem Namen entsprechend die reine Untersuchung im Vordergrund.
Da konnte in vernünftiger und ausgebildeter Inquisitor deutlich eine Verbesserung sein gegenüber eine willkürlich und machtpolitisch urteilendem lokalen Bischof.

Und dann die Frage: Warum ausgerechnet Franziskaner und Dominikaner?

Wohl auch weil sie betont weltzugewandt agierten.
Die klassischen Mönchsorden vorher wollten sich ja in selbstgewählter Einsamkeit vor allem um den Gottesdienst kümmern.
Sie sahen ihre Aufgabe darin, für ihre Mitmenschen zu beten, nicht diese zu belehren.

Während die Bettelorden darauf abzielten, diesen Menschen erst einmal zu erklären, wie sie gottgefällig zu leben hätten.
Und dann kann es natürlich eine Folgerung sein, sich auch um die zu kümmern, die diesen Erklärungen widersprechen oder gar durch "falsche" Lehren den Erfolg dieser Predigerarbeit gefährden.
 
Hallo ihr,
ich bin neu hier und fand dieses Thema zufällig über Google...damit auch gleich zu meinem Problem:
gibt es denn irgendeine Quelle, in der
a)die Teilnahme der Franziskaner an der Inquisition grundsätzlich belegt ist
b)belegt ist, wann die Franziskaner das erste Mal damit betraut wurden(vermutlich eine Bulle Ille humanis generis, aber die angegebenen Jahreszahlen, die ich gefunden habe, reichen von 1227 bis 1237...)
c)eine Quelle, in der die Franziskaner sich selber zu ihrer inquisitorischen Tätigkeit äußern? Vllt ein Generalkonzil oder sowas...danke:)

Ihre Rolle bei der Inquisition darzustellen ist Teil meiner Hausarbeit und ich hab mittlerweile etwa 10 Stunden bei Google, 5 in der Unibib und 4 in der Staatsbib auf der Suche nach oben genannten Quellen verbracht und bin immer noch nicht schlau...

Danke schonmal!:)
 
Mir wurde eben erst bewusst dass ich diesen Umstand ebenfalls noch nie ausreichend hinterfragt habe und so stehe ich nun mit lediglich einem (sehr frühem) Franziskaner da, der mir aus dem Effeff einfällt: Stephan von St. Thibéry

Stephan (Étienne) von St-Thibéry (von Narbonne) - kumenisches Heiligenlexikon

Vielleicht ist er aber als Ausgangspunkt für weitere Nachbohrungen geeignet. Ich mache mir im Laufe des Tages weitere Gedanken und hoffe dass etwas fruchtbares rauskommt.
 
danke schonmal :) da er heiliggesprochen wurde, müsste ich ihn folglich in den acta sanctorum vorfinden, oder?
 
danke schonmal :) da er heiliggesprochen wurde, müsste ich ihn folglich in den acta sanctorum vorfinden, oder?

Ja, dort findest Du was. (Obschon er "nur" seliggesprochen wurde.) Hier per copy & paste was der Bautz dazu anbietet:

Lit.: L. Wadding, Annales Ordinis Minorum, 86 Bde, Lyon 1625-1654, Quaracchi-Florenz 31931 ff., III, 78 f.; - Bollandus u. a. (Hrsg.), Acta Sanctorum Maii, Paris 1867, VII, 177 ff.; - P. Belperron, La croisade contre les Albigeois, Paris 1942, 428; - M. Bertucci, in: Bibliotheca sanctorum, Rom 1961-1969, XI, 647-649; - DHGE V, 1154-1162; - LThK 2IX, 1046; - Encyclopedic Dictionary of Religion, Philadelphia-Washington, D. C. 1979, 3390.
STEPHAN von Narbonne
 
Hallo
nur mal in kurzer Einwurf: Die Zisterzienser waren zu erst mit der Inquisition gegen die Katharer beauftragt

das war es schon
 
Schalom allerseits,
bin neu hier.
Also, hinsichtlich kirchlicher Orden seh ich mir die Gruender an:
- hier z.B Franziscus "Französchen" Bernardone (*1182-1226^), ein gutsituierter italienicher Kaufmanns-Sohn, im Status und Lebens-Gefuehl sehr dem Adel vergleichbar, gern vergnügt unter Freunden, gern eitel und huebsch, noch jung. Der kam von irgendeiner Geschäfts-Reise zurück geritten und "prallte" sozusagen auf einen "Aussätzigen", verunstaltend Kranken, die durften Menschen nicht zu nahe kommen, mussten sich oft verschleiern und bettelten an den Ausfahrt-Strassen. Ploetzlich beruehrte ihn dieser als Mensch, was fuer ein schlimmes Leben, nie wieder beruehrt werden, nicht iebste, kein Kind, kein Freund duerfte sie streicheln oder nett auf die Schulter klopfen ... - er sprang vom Pferd, umarmte und kuesste den erschrockenen Kranken aus herzlichem Mitleid, sicher gab er ihm auch ein paar Münzen, aber wichtiger war ihm, diese traurige Unberührbarkeit zu durfchbrechen, als "Extra-Almosen" aus Nettigkeit eines gluecklichen jungen Manns. Dann ging ihm durch den Kopf, was man so in den Kirchen ueber Weihnachten, Ostern, ueber G0TT und Jesus so hoerte - viel auslegend gepredigt wurde ja damals noch nicht (ausser in der Heiden-Mission), aber soviel hatte er mitgekriegt, dass Jesus ein Lehrer war, und die Apostel und Jünger im Wandern lernten, auch mal Hunger hatten, "kein Ort, den Kopf zum Schlafen hinzulegen", so etwa - darin war er verwoehnt, mit Hauslehrer etc - und oefter kam doch im Evangelium vor, dass seine Juenger alles (Besitz, Familien-Bindungen, Unfrieden und Streit etc - verlassen sollten, um dem Meister nachzufolgen. Sein Sinn fuer bildhafte Vorstellungen war stark, er sah im Erinnern an sein herzliches Mitgefuehl mit jenem Aussätzigen den Kontrast des Daseins Jesu zu seinem staedtisch-gesicherten Wohlstand geradezu Bild annehmen - also er erkundete das Neue Testament nun naeher und war bald dafuer, dies "Nachfolge-Abenteuer" zu unternehmen. Antrieb war Begeisterung und Jugend-Neugier, und Erbarmen mit den Armen, die ihm immer mehr auffielen. Er erklaerte der Familie ueberraschend, er wolle ab jetzt genauso arm wie die Apostel sein, und zog aus der Stadt zum Bibel-Lesen, Vergleichen, Jesus naeher leben zu wollen, bemerkte, dass das eine ganz neue Art von Freiheit sei, in Kuerze folgten einige junge, auch beguetert aufgewachsene, Freunde ihm, auch der Weg, friedlich zu leben statt stolz, war ihnen neu. - Kurz gesagt, daraus wurden die "Minderen" (aermeren, unwichtigen)-Brueder (aller Welt), hatten aber natuerlich ihre Familien erschreckt, doch die kirchliche Lehre musste ihnen das zu erstreben zugestehn. Es gab ja die frommen Eremiten und die grossen alten Kloester.
- Ihr Projekt war aber nicht so etwas, sich auf 1 Ort festzulegen, sondern in Staedten und Strassen zu wandern, wie Arme, mit Armen, einander und ihnen mit dem, was Arme fuer einander tun koennen, lieb sein, teilen, Erkrankte pflegen, troesten, sich der Vorsehung anzuvertrauen, dass es auch mit umfassen wuerde, falls man verhungert oder erfriert, also stirbt - und vom "Bruder Jesus" und davon erzaehlend den Menschen die Aengste zu nehmen, die wiedermal verbreitet waren. Ihre jungen Damen mussten allerdings einverstanden sein, ihre "Vorsehungs-Vertrauens"-Erfahrungen in einem festen Haus zu unternehmen, z.B Klara gruendete die "Klarissen". Sie sahen friedfertig ein, dass sie sich eine Art Regel geben muessten, um in solchen Gemeinschaften zu leben, und 1209 erreichten sie, dass auch der Hl Stuhl zu Rom, also ihr aktueller Papst sie beglaubigte und ihr Werk als "richtig" fuer viele empfahl. Das heisst, mit dem Thema "Inquisition" hatten sie eher wenig zu tun, denn sie respektierten die normalen kirchlichen Angebote ueberall, bemeckerten keine Reichen, weil die Vereinigungs-Gruender ja reich haetten bleiben koennen, kapselten sich nicht als etwa "vollkommenere Asketen" von der "niederen" Menschheit ab.
(Fortsetzung)
 
(Forts.)
- Ganz anders war das Herkommen des Hl Dominicus Guzman (*1170-1221^), ein Spanier, Domherr, soweit auch gelehrt, schon etwas aelter, als erim Geleit seines Bischofs durch Sued-Frankreich nach Rom reiste. Sie durchquerten dabei Albigenser-beherrschte Gebiete - die waren eine Sekte, deren Mitglieder alles, was sie besassen an ihre "Vollkommen Reinen" abgeben mussten, keinerlei Steuern an herkoemmliche Institutionen, deren Trick war, bank-technisch besehn: auf 10 Taler leiht man dir eher keinen 11. Taler, aber auf 10'000 Taler ohne Weiteres mehrere Tausend. Die reagierten hoch agressiv gegen Leute anderer Meinung, fast wie Wegelagerer,wo der spanische Bischof mit seinem Geleit kaum unbehelligt voran kam. Domherr Dominicus sah erschrocken diesen Hass. Nun merkten sie aber auch, dass die "normale" Fuersten-Welt mit immer schaerferer Gewalt gegen diese bald ganz Sued-Frankreich und Ober-Italien vom Mittelmeer-Verkehr absperrte, vorging. Man bestellte sogar schon Kreuzritter des Teutonischen Dt Ordens vom Schutz des Pilger-Verkehrs im Hl Land weg, nach hierhin, mit diesen scheinheiligen Wegelagerern "aufzuraeumen". Das war ein Punkt, der diesen gut ausgebildeten Geistlichen mit Erbarmen erfuellte: Das Volk, ohne Ausbildung gelassen, lief einfach den angeblich so heroisch "vollkommen" Reinen nach, doch mit mehr Wissen, was in dem Neuen Testament und dem "Alten", ueber Gerechtigkeit, Soziale Fuersorge, Liebe zueinander, Liebe G0TTes zu allen Einzelnen gelehrt wird, haetten sie Kriterien, zu unterscheiden, wie hohl die Behauptungen dieser Verfuehrer waren, und wuerden denen nicht ihr letztes Hemd abgeben, um ein paar hundert "Vollkommene" zu bedienen (die waren ja vergleichbar mit dem phoenizischen Baals-Kult, womit schon die Israeliten ihre Plage hatten, auch so besonders "Reine", die sogar dazu rieten, ehe man Getreide saet, es erstmal zu "reinerer" Asche zu verbrennen ...)
- Dominicus geleitete also seinen Bischof wieder heim, beschloss, jetzt auch aufs Ganze zu gehn und verkaufte, was er an Bibliothek und Domherrn-Freuden besass, mischte sich dann unter die Armen der Landstrasse und belehrte jedermann ueber die Lehren Jesu, damit der es zu unterscheiden lerne und nicht mehr blindlings diese "Elite" beliefert und verteidigt. Bald fiel er auf, denn auch das sprach sich rum, und Waldenser /Katharer jagten ihm nach dem Leben, und auch denen, die sich seiner Methode anschlossen (beim selbst Betteln immer auch andren zu helfen, auch Kranke zu pflegen, und immer wieder zu lehren (vom freundlichen Christus und G0TTES "Demokratie", Menschen nicht nach "reine" und "Rest" unterteilt zu trennen von der Liebe des Erbarmens), und auch mancher französische Scharführer verstand das ueberhaupt nicht, warum er verlangte, das Volk zu lehren und ueberall nur die Verfuehrer herauszufangen und zu richten - dies Anliegen brachte er auch beim Hl Stuhl zu Rom vor und bekam einen Orden dieser Art 1215 genehmigt, direkt dem Hl Vater unterstellt, ansnsten so aehnlich wie die Franziskaner, nur mit speziellem Augenmerk auf Frauen und Maedchen, diese von Verwahrlosung weg in buergerlich machbar Berufe zu bringen, sodass man sie auch heiraten wuerde, und eben deshalb die "Rechtglaeubigkeits-Pruefung" (Inquisition) diesem von vorn-herein gelehrteren Orden anzuvertrauen.
- Als der Gruender noch lebte, wurden bereits im fernen Reval (Tallinn, Estland) 19 arme Prediger-Brueder von "Kreuzfahrern" unter Ritter-Fuehrung totgeschlagen, die dort nach aus Suedfrankreich, Nord-Italien, sogar schon Koeln, geflohenen Katharern suchten, die aus Skandinavien rausgeworfen worden waren, und ihr "schone die Unwissenden, lehre sie besser zu leben, greif nur die Verfuehrer heraus" tragisch missverstanden. Uebrigens traten ihnen von Anfang an auch mehr Adlige bei, weil die zuhause schon etwas mehr ausgebildet zu werden pflegten.
(Fortsetzung)
 
(Schluss)
- Auch Franziskaner wurden bald im Bildungs-Bereich fuehrend und mitunter fuer Gutachten herangezogen. Sie hatten mit ihrer friedlich-froehlichen Beduerfnislosigkeit sogar die Erlaubnis, im Hl Land zu bleiben, nachdem es wieder ganz unter islamischer Kontrolle stand. (Rund 600 von ihnen wurden trotzdem bis ca 1820 dort umgebracht, der erste (St Petrus martyr) schon in Nord-Italien).
Beide Orden trifft man spaeter auch als Pioniere der Heiden-Mission, z.B. wo es nicht Brauch war, armen Kranken irgendwie menschlich beizustehn. Ihr "Hauptfach" war aber immer Volks-Mission. Es sei ja nicht nur gut, zu wissen, dass G0TT alle Leute fair lieb hat, sondern wichtig, dass auch die es erfahren, solange sie leben.

Der wirtschaftliche Effekt beider Bettel-Orden zusammen war die soziale Hilfe auf Ebene der Armen, und eine Entspannung des wirtschaftlichen Konkurrenz-Denkens jener Tage, mal zu vermerken, dass man auch freiwillig aermer sein und froh leben kann. Beide Orden wollten auch nicht als Orden Vermoegen bilden, was Benediktiner ja konnten und was auch da einen Sinn erfuellte, weil ihr 4.Geluebde war /ist "Bleiben, wo man sich hinsetzt" - manche Pionier-Abtei musste wegen voelliger Ausrottung des Konvents durch Leute /Staemme, welche keine Sesshaftigkeit billigten, mehrfach neu mit Bruedern / Schwestern ausgestattet werden.

- Alles kann natuerlich in Haenden Spaeterer auch mal entgleisen, das kann man nach rund 800 Jahren Praxis auch dieser Bewegungen als Historiker nie bestreiten. Aber es ist durch die Biographien der Gruender auch immer die Korrektur von innen heraus vorgegeben. Die selbst wuerden sagen: "Vorsehung bleibt doch dabei, und Unrecht faellt garantiert den anstaendigeren Mitgliedern auf."

"Inquisition" wurde aber auch negativ betrieben, beruechtigt sind die von Koenigen und Fuersten zwecks Enteignung von "falsch"-glaubenden Leuten und Institutionen betriebenen Verfahren, das wurde um 1501 herum verschaerft, als Kaiser Maximilian I aus Sorge, die Welt stehe vor dem unmittelbaren Untergang, den "Codex Justiniani" (Roem. Recht ab 534 ndZ, schon christlich-philosophisch durchdachter) gegen den unerleuchteteren "Codex Theodosiani" (394 ndZ) austauschte (der z.B. schrieb vor, Leute, wenn man sie erstmal gerichtlich angeklagt hat, notfalls zu foltern, bis sie das "Delikt" eingestehn, selbst wenn sie ein Alibi haben und am Ort des Vorgangs nicht gewesen sein konnten) - das brachte die krausesten Entartungen in staatlichen Haenden gehandhabt, zustande.

mfG
WiT
(§*-*\)
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