Urquellen - Sparta

Selaina

Neues Mitglied
Hallo Forenmitglieder,

ich habe folgendes Problem:
ich halte dieses Jahr noch einen Vortrag über die spartanische Erziegung mit folgender Problemstellung --> "Kindersoldaten - Spartas Erfolgsrezept?"
Nun habe ich nach mehreren suchen gemerkt, dass es meist nur Sammelbänder zu diesem Thema gibt, jedoch benötige ich Urquellen.
Eine habe ich bereits gefunden "Die Verfassung Spartas".
Nun würde ich gerne wissen ob euch noch mehr dazu einfallen? Auf eine baldige Antwort würde ich mich freuen, da ich so schnell wie möglich mit dem stöbern beginnen möchte. ;)

LG. Selaina
 
Die Spartaner setzten doch keine Kindersoldaten ein. Wie kommst Du darauf? Sie wurden zwar von klein auf ausgebildet, aber im Krieg wurden sie erst ab 18 eingesetzt.
 
Hallo Forenmitglieder,

ich habe folgendes Problem:
ich halte dieses Jahr noch einen Vortrag über die spartanische Erziegung mit folgender Problemstellung --> "Kindersoldaten - Spartas Erfolgsrezept?"
Nun habe ich nach mehreren suchen gemerkt, dass es meist nur Sammelbänder zu diesem Thema gibt, jedoch benötige ich Urquellen.
Eine habe ich bereits gefunden "Die Verfassung Spartas".
Nun würde ich gerne wissen ob euch noch mehr dazu einfallen? Auf eine baldige Antwort würde ich mich freuen, da ich so schnell wie möglich mit dem stöbern beginnen möchte. ;)

LG. Selaina

Also ich würde mich freuen, wenn du das mehr spezifizierst! Wie Ravenik schon schrieb wurden die Spartaner schon im Kindesalter auf ihre millitärische Laufbahn vorbereitet/gedrillt. Aber Kinder haben die bestimmt nicht in den Krieg geschickt!
 
Was meinst Du mit Urquellen? Die meisten Informationen über komplexere Zusammenhänge betreffend Sparta (und andere antike Staaten) kann man von antiken Autoren (Historiker, Stückeschreiber, Dichter etc.) bekommen (wobei die Infolage dünne ist), also sozusagen aus zweiter Hand. Eine urechte "Ausbildungsanweisung" oder so was ist nicht erhalten.
 
Antwort

Danke erstmal für die Antworten. Mein Thema stellt nur ein Teilgebiet dar, da unser Thema sich hauptsächlich auf Kindersoldaten jetziger Zeit bezieht und ich erläutere lediglich Beispiele in der Geschichte.
Dazu habe ich mir als Schwerpunkt Sparta auserkoren, da sie von klein auf darauf gedrillt wurden.
Nun wundert ihr euch selbstverständlich was das soll ;) immerhin wurden sie ja erst eingesetzt mit der Volljährigkeit.
Aber wie definiert ihr Kindersoldaten(dazu gibt es viele Meinungen)?
Ich bin der Meinung(sowie Lehrerin), dass ein Kind schon ab dem Moment als Kindersoldat gelten kann wenn er darauf trainiert wird. Immerhin wird ihnen das Geschehen des Krieges von klein auf eingeimpft. Zumal die spartanischen Kinder durchaus als Kinder gekämpft haben, nur untereinander und das endete auch blutig (ich hoffe damit richtig zu liegen). Es ist nicht zwingend notwendig jemanden umzubringen. Wenn heute jmd seine Ausbildung in der Bundeswehr beendet hat bezeichnet man ihn auch als Soldat oder, obwohl er noch nicht im Kampfgeschehen war? - Wenn ihr das anders seht könnt ihr euch gerne mit darüber auseinandersetzen. :) Geschichtlich können bestimmt einige von euch mehr dazu sagen.

@ Luziv - Meine Lehrerin meinte Urquellen im Sinne von Schriften von antiken Autoren und nicht von jetzigen, die diese Schriften übersichtlich zusammenfassen. Soll mich also einzeln mit den Texten auseinandersetzen, da es sonst kein forschen wäre.
Mir ist leider auch schon aufgefallen das die Quellenlage ziemlich dünn ist und es auch ziemlich schwer ist da was zu finden, daher würde ich gerne von euch wissen welche Texte ich mir da genau anschauen kann. Damit ich ein bisschen Zeit sparen kann, da die Anschaffung bzw. Ausleihe sich für mich als schwierig herausstellt.
 
Das hier schreibt zumindest Plutarch zu dem Thema:

Die Knaben der Spartaner aber gab Lykurg nicht in die Hände von gekauften oder gemieteten Pädagogen, noch durfte jeder seinen Sohn halten und auf ziehen wie er wollte, sondern er nahm selbst alle, sobald sie sieben Jahre alt waren, zu sich und teilte sie in Gruppen, in denen sie miteinander aufwuchsen, erzogen und gewöhnt wurden, beim Spiel wie bei ernster Beschäftigung immer beisammen zu sein. Als Führer der Gruppe wählten sie sich denjenigen, der sich durch Klugheit und durch Kampfesmut auszeichnete. Auf ihn blickten sie, hörten auf seine Befehle und unterwarfen sich seinen Strafen, so dass die Erziehung wesentlich in der Übung im Gehorsam bestand. Bei ihren Spielen pflegten die Älteren zuzusehen und öfters Streitigkeiten und Händel unter ihnen zu erregen, um so gründlich zu erproben, wie der Charakter eines jeden Jungen beschaffen war, zu wagen und im Kampf nicht auszureißen.
Lesen und Schreiben lernten sie nur soviel, wie sie brauchten; die ganze übrige Erziehung war darauf gerich*tet, dass sie pünktlich gehorchen, Strapazen ertragen und im Kampfe siegen lernten. Daher verschärften sie bei fortschreitendem Alter das Training, schoren sie bis auf die Haut und gewöhnten sie, barfuß zu gehen und ihre Übungen in der Regel nackt zu halten.
Sobald sie zwölf Jahre alt waren, gingen sie stets ohne Unterkleidung, bekamen nur einen Mantel aufs Jahr, waren am ganzen Körper schmutzbedeckt und durften weder baden noch sich salben, bis auf wenige Tage des Jahres, an denen sie solcher Annehmlichkeiten teilhaftig werden durften. Sie schliefen zusammen in Gruppen und Untergruppen auf Streuschütten, die sie selbst zusammentrugen, indem sie die Spitzen des am Eurotas wachsenden Schilfes mit bloßen Händen ohne Messer abbrachen. In diesem Alter gesellten sich auch schon angesehene junge Leute zu ihnen, und auch die Älteren wandten ihnen jetzt erhöhte Aufmerksamkeit zu, kamen zu ihren Übungsplätzen und wohnten ihren Kämpfen und gegenseitigen Spöttereien bei, nicht nur so nebenbei, sondern weil sie alle sich gewissermaßen als Väter, Erzieher und Vor*gesetzte aller Knaben fühlten, so dass keine Zeit und kein Ort blieb, an dem nicht einer war, um jeden Knaben, der sich irgendwie verging, zurechtzuweisen und zu bestrafen. Außerdem wurde aus der Zahl der angesehensten Männer einer als Knabenaufseher (Paidonomos) bestellt, und die Knaben selbst wählten gruppenweise den verständig*sten und tapfersten der so genannten Eirenen zu ihrem Führer. Eiren nennen sie diejenigen, die zwei Jahre über das Knabenalter hinaus sind ... Dieser Eiren nun, zwanzig Jahre alt, befehligt die ihm Unterstellten in den Wettkämpfen, und zu Hause, bei der Mahlzeit, sind sie seine Bedienten. Den Kräftigen befiehlt er, Holz heranzuschaffen, den Kleineren Gemüse. Sie müssen es aber stehlen, teils indem sie in die Gärten gehen, teils indem sie sich in die Tischgesellschaften der Männer einschleichen, aber höchst gerissen und vorsichtig, denn wenn einer erwischt wird, be*kommt er viele Peitschenhiebe, weil er unbedacht und ungeschickt gestohlen hat.
Sie stehlen auch von Speisen, was sie kriegen können, weil sie lernen sollen, Schlafenden oder solchen, die nicht gut aufpassen, geschickt beizukommen. Wird einer ertappt, so sind Schläge und Hunger die Strafe. Denn ihr Mahl ist kärglich, damit sie gezwungen werden, selber durch List und Wagemut dem Mangel abzuhelfen ... Mit solcher Besonnenheit aber stehlen die Knaben, dass einmal einer - so wird erzählt -, der einen jungen Fuchs gestohlen hatte und ihn in seinem Kittel versteckt hielt, es schweigend ertrug, dass ihm von dem Tier der Bauch mit Krallen und Zähnen zerfleischt wurde, und daran starb, nur um sich nicht zu verraten ... Hatte der Eiren gespeist, so legte er sich nieder und befahl dem einen Knaben zu singen, dem andern legte er eine Frage vor, die eine wohlüberlegte Antwort erforderte, zum Beispiel, wer ist der beste unter den Männern, oder wie ist die Handlung des und des Mannes zu beurteilen? So wurden sie von Anfang an daran gewöhnt, gut und schlecht zu unterscheiden und sich über die Bürger Gedanken zu machen. Denn wenn einer auf die Frage, welcher Bürge tüchtig und welcher nicht angesehen wäre, keine Antwort wusste, so nahm man das für ein Zeichen eines trägen und nicht eifrig nach der Tugend strebenden Geistes... Man lehrte die Knaben ferner, bei ihren Reden Schärfe mit Witz zu verbinden und einen vollgültigen Gedanken in die kürzeste Form zu kleiden... Indes die Erziehung im Gesang und in der Musik wurde nicht weniger eifrig betrieben als die Bemühung um gutes und klares Reden. Ihre Liedweisen enthielten etwas den Mut Entflammen*des und begeisternden Tatendrang Erweckendes, und der Text war einfach und unge*künstelt bei sittlich erhabenem Inhalt. Es waren zumeist Lobgesänge, in denen die für Sparta Gefallenen glücklich gepriesen wurden, Hohngesänge auf die Feiglinge, was für ein erbärmliches, unglückseliges Leben sie führten, Versprechen künftiger, Sichrühmen wegen bewiesener Tapferkeit, entsprechend dem Lebensalter. Beispielshalber ist es wohl angebracht, einen dieser Gesänge anzuführen. Bei den Festen traten näm*lich drei Chöre auf, gemäß den drei Altersklassen, und der Chor der Greise eröffnete und sang:
„Wir waren einstmals wehrhaft junges Volk", ihm erwidernd sangen die in den Jahren der Kraft:
„Wir sind es jetzt; versuch es, wenn du willst!" und zu dritt sang der Chor der Knaben:

„Wir aber werden noch viel stärker sein."
 
@Scharukkin
Danke für den Text. Ist genau passend. Könntest du mir bitte noch sagen woher du das genau hast?
 
@Scharukkin
Danke für den Text. Ist genau passend. Könntest du mir bitte noch sagen woher du das genau hast?

Hab mich beim Lesen dieses Themas an die Geschichte mit dem Fuchs der den Jungen tötete erinnert, hat uns damals der Geschichtsprof. erzählt. Der Text ist eingescannt aus meinem alten Geschichtsbuch, außer daß es von Plutarch stammt steht da aber keine Quelle - sollte aber nicht allzuschwer zu finden sein wenngleich der "Urtext" altgriechisch sein wird ;)
 
Vielen Dank die Quellen helfen mir sehr weiter...macht die Sache erheblich leichter. Ich kenne leider die ganzen antiken Autoren nicht.
 
Auch Xenophon berichtete in seiner Lakedaimonion politeia (Der Staat der Lakedaimonier) über die Erziehung der spartanischen Jungen.
 
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Aber wie definiert ihr Kindersoldaten(dazu gibt es viele Meinungen)?
Ich bin der Meinung(sowie Lehrerin), dass ein Kind schon ab dem Moment als Kindersoldat gelten kann wenn er darauf trainiert wird. Immerhin wird ihnen das Geschehen des Krieges von klein auf eingeimpft. Zumal die spartanischen Kinder durchaus als Kinder gekämpft haben, nur untereinander und das endete auch blutig (ich hoffe damit richtig zu liegen). Es ist nicht zwingend notwendig jemanden umzubringen. Wenn heute jmd seine Ausbildung in der Bundeswehr beendet hat bezeichnet man ihn auch als Soldat oder, obwohl er noch nicht im Kampfgeschehen war? - Wenn ihr das anders seht könnt ihr euch gerne mit darüber auseinandersetzen. :) Geschichtlich können bestimmt einige von euch mehr dazu sagen.
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Ich finde diese Definition problematisch, da mit dem Begriff "Kindersoldaten" ein bestimmtes aktuelles Bild verbunden ist. Für mich sind Kindersoldaten Kinder, die in der Regel gegen ihren Willen aus dem normalen Umfeld gerissen und zum Kampfgezwungen werden. So was auf frühere Zeiten zu übertragen, bedarf großer Vorsicht. Mit Deiner Definition wären sehr viele frühere Krieger als Kindersoldaten zu bezeichnen, da vielfach in adeligen Kreisen bereits mit 10 oder 12 mit der Kampfausbildung begonnen wurde. Da Kampf und Krieg in diesen Gesellschaften oder wenigstens einigen Schichten grundsätzlich positiv besetzt waren, paßt der negativ besetzte Begriff Kindersoldaten schlecht. Damit wird suggeriert, es gäbe einen rechtswidrigen, allgemeinen Anschauungen widersprechenden unnormalen Zwang gegenüber Kindern, militärisch ausgebildet zu werden.
 
Stimmt, so ein Sohn eines mittelalterlichen Adligen hätte es wohl als totale Demütigung empfunden, wenn man ihm in dem Alter die Beschäftigung mit dem Kriegshandwerk verweigert hätte.

Ich bin der Meinung(sowie Lehrerin), dass ein Kind schon ab dem Moment als Kindersoldat gelten kann wenn er darauf trainiert wird. Immerhin wird ihnen das Geschehen des Krieges von klein auf eingeimpft. Zumal die spartanischen Kinder durchaus als Kinder gekämpft haben, nur untereinander und das endete auch blutig (ich hoffe damit richtig zu liegen). Es ist nicht zwingend notwendig jemanden umzubringen. Wenn heute jmd seine Ausbildung in der Bundeswehr beendet hat bezeichnet man ihn auch als Soldat oder, obwohl er noch nicht im Kampfgeschehen war?
Aber der erwachsene Soldat von heute kann im Ernstfall eingesetzt werden. Spartanische Teenager wurden zwar ausgebildet, aber noch nicht eingesetzt. Das ist der Unterschied zu den Kindersoldaten, wie sie heute z. B. von der LRA in Uganda eingesetzt werden: Sie werden tatsächlich für den Kampf verwendet.
 
Spartanische Teenager wurden zwar ausgebildet, aber noch nicht eingesetzt.

War das wirklich immer so?

In der Geschichte gibt es zahlreiche Beispiele von Kindern und deren Einsatz direkt im Kampfgeschehen; oft als Hilfskräfte zum Heranbringen von Waffen und Munition (auf englischen Schiffen war es üblich das Kinder die Kanonen beluden und damit an vorderster und gefährlichster Position des Schiffes standen) aber auch als Krieger selbst besonders in Gefahrensituation bei einer Bedrohung durch einen übermächtigen Gegner bekam schlichtweg jeder eine Waffe in die Hand gedrückt.
Es wird auch vermutet, daß im eidgenössischen Abwehrkampf gegen Habsburger, Burgunder und andere Invasoren Kinderkrieger die überwiegende Mehrheit der eidgenössischen Verbände darstellten.

Selbstverständlich wurde in Zeiten ohne akute Bedrohung darauf verzichtet, da man nach entsprechender Ausbildung wesentlich schlagkräftigere Truppen Erwachsener aufstellen konnte. War jedoch die Zeit oder das Geld für jahrelange Ausbildungen nicht da oder die Lage derart berohlich, daß man schlichtweg alles und jeden mobilisieren mußte hatte man da denk ich nie große Hemmungen Kinder auch und gerade an vorderster Front einzusetzen, von der Antike bis zur Neuzeit.
 
Bei den Griechen stellt sich aber die Frage, ob der Einsatz von Halbwüchsigen überhaupt praktisch funktioniert hätte. In der Phalanx sollten alle halbwegs gleich groß sein, damit der Schildwall funktioniert. Allenfalls hätte man Halbwüchsige wohl als Plänkler oder Aufklärer einsetzen können.
 
Es gibt Vasenbilder mit griechischen Kämpferpaaren, oft Reitern, aber auch Hopliten (in der Archaik), wo der eine erheblich jünger zu sein scheint als der andere. Es könnte sich bei dem Jüngeren um eine Art Pagen handeln, der auch mit Wurfspeeren in den kampf eingegriffen zu haben scheint. Solche Jungen könnten auch 14 bis 18 Jahre alt gewesen sein. Damit waren sie zwar keine Kinder (= unter 14 Jahren), aber eben auch noch nicht volljährig. Kinder im eigentlichen Sinn wurden nicht im Kampf eingesetzt, da diese vielleicht eine Kalashnikov abfeuern oder als Kanonenfutter dienen können, aber keinen ordentlichen Nahkämpfer, Bogenschützen oder Speerwerfer abgeben, rein aus physischen Gründen.

Wenn man so einen griechischen Jungen vor dem Kampfeinsatz hätte bewahren wollen, hätte er wahrscheinlich aus Scham Selbstmord begangen.

Kindersoldaten früherer Zeit kann man vereinzelt sicher auch finden, mir fällt spontan eine isländische Saga ein, Egils saga Skallargrimssonar, in der der "Held" Egil glaub ich schon mit 6 Jahren einen Älteren tötet, allerdings ganz freiwillig und mit Freude, scheint mir.
 
Aber Egil wird da nicht als Krieger gedient haben, oder?
Der berühmte Samurai Miyamoto Musashi tötete seinen ersten Gegner auch im Alter von 12 Jahren - aber nicht in einer Schlacht, sondern im Rahmen eines Duells.
 
Es ist immer die Frage, was man als Kind bezeichnet. Mein Vater war Soldat mit 15. Die britische Armee nimmt bis heute 17 und (ich glaube) 16- Jährige und wurde deshalb schonmal wegen der Nutzung von Kindersoldaten angeklagt. In vormodernen Gesellschaften werden aber oft schon jugendliche ab 14 als Erwachsene behandelt.
 
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