Was ist mit der vandalischen Flotte passiert?

Betreffs der vandalischen Flotte finden sich bei Helmut Castritius „Die Vandalen, Etappen einer Spurensuche“ von 2007 einige Aussagen. Letztlich vertritt er weitgehend Auffassungen, wie sie auch so bereits im Laufe des Threads zur Sprache gekommen sind.


s 138:
Castritius schrieb:
„…Auch verfügten sie [Anm. die Vandalen] über keine Kriegsflotte; in ihren Schiffsarsenalen waren wohl vor allem Transportschiffe aufbewahrt… , die für regelrechte Seeschlachten nicht geeignet waren, mit denen aber auch Pferde transportiert werden konnten. Die Schiffe gehörten nicht ausschließlich dem Staat [Anm. gemeint ist das vandalische Regnum], sondern wohl auch privaten Schiffseignern. Den Schiffsbestand darf man sich nicht allzu groß vorstellen, am Ende des Vandalenreichs betrug er vielleicht nur ca. 120 Schiffe. Bei den Schiffsneubauten wurde anscheinend der Bau relativ kleiner, aber wendiger Schiffe bevorzugt, auf denen vielleicht nur 40 bis 50 Kämpfer befördert werden konnten. Von den Schiffsmannschaften einmal abgesehen, wurden keine Provinzialrömer zum Militärdienst rekrutiert.“


Das passt sich recht gut in die Zusammensetzung der von Theoderich geplanten "Racheflotte" ein.



Ganz allgemein zu Heer und Flotte der Vandalen sagt er, das vandalische Militär habe sich weitgehend auf die Reiterei gestützt. Diese ergänzte man in Nordafrika durch rekrutierte Stämme aus dem Hinterland – Mauren genannt – vor allem für die Infanterie! Provinzialrömer dienten nur in der Flotte, denn sie waren es, deren Arbeit das vandalische Reich weitgehend finanzierte!
 
...
Das passt sich recht gut in die Zusammensetzung der von Theoderich geplanten "Racheflotte" ein.
...und dabei vergesse ich glatt die wichtigste Schlussfolgerung für das eigentliche Thema:

Wenn die vandalischen Schiffe also keine so besonderen "Spezialschiffe" gewesen waren, dann konnten sie nach dem Ende des vandalischen Reiches auch ohne Aufsehen in die zivile Seefahrt eingebettet werden. Mit dem Verschwinden der Vandalen war die Seefahrt im Mittelmeer keineswegs wieder so viel sicherer geworden, wie man vielleicht glauben könnte.
 
Ich finde es bemerkenswert, dass ein Volk ohne maritime Tradition so schnell gelernt hat - das ging m.E. primär nur durch romanische Besatzungen und Schiffsbaukunst. Seefahren lernt man nicht im Selbststudium.
Muss auch irgendwie anders funktioniert haben (learning by doing?).
257 n. Chr. werden das erste Mal gotische Seeräuber erwähnt. Dann dringen Goten in den Bosporus vor und in Kombination von Flotte und Landheer erzielen sie so einige Erfolge.

268 n. Chr. läuft bereits eine große Flotte von mehren Stützpunkten aus. Mit ihr dringen sie letztlich bis in die Ägäis vor und geteilt in 3 Geschwader operieren sie relativ unabhängig von einander. Die Goten mussten reichlich Lehrgeld bezahlen, lernten aber rasch (Herwig Wolfram).
Die Goten bekamen aber Starthilfe. Immerhin bestand in der Krimregion noch das Bosporanische Reich, und die Bosporaner waren über ihre Gäste nicht sehr glücklich. Zosimos schreibt ausdrücklich, dass die Bosporaner den Völkerschaften, von denen sie heimgesucht wurden, Schiffe und Lotsen gaben.
 
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