Zahnlos in der Arena?

Das mit dem menschkichen Gebiss haben wir mal in Biologie besprochen, der Prof meinte das Raubtiere den Vorteil der Spitzen Zähne haben und so besser Fell und Fleisch durchdringen können, von der Bisskraft sind wir vielen aber überlegen, etwa vielen Hunden und den Menschenaffen.
Er meinte wir können das selbe auch mit weniger spitzen Zähnen erreichen werden uns dabei aber verletzen und im Gegensatz zu Raubtieren schmerzen haben.

Aber wenn man in Todesangst ist wird dies wohl wenig ausmachen, oder?
 
Ich glaube nicht, dass wenn man von einem Löwen angefallen wird und der Löwe über einem steht, anfangen wird nach ihm zu beissen, selbst wenn man die Arme gebrochen hat. Ich bin eher der Meinung, dass man sich mit Händen und Füßen versucht zu wehren (obwohl die Chancen damit auch eher gering sind :still:).
Aber wenn man daran denkt, wie teuer so ein Löwe ja war, wollten die Römer vielleicht auf Nummer sicher gehen, damit ein Gefangener nicht doch vielleicht eine Pfote des Löwen mit dem Mund erwischt und ihn verletzt...
 
Ich glaube, die Frage ist sehr theoretisch, oder ist irgendwo überliefert, daß ein zum Tode Verurteilter seinen Löwen zurückgebissen hat? Man ist ja auch zumeist gefesselt oder anders in seiner Beweglichkeit eingeschränkt, ansonsten wäre das Beißen die geringste Gefahr, man könnte zum Beispiel versuchen, mit den Fingern dem jeweiligen Raubtier ins Auge zu stechen. Das macht einer der Giganten am Pergamonaltar, der gerade von einem Hund angefallen wird.
 
Ich sehe schon den Besitzer des Löwen den Veranstalter der Hinrichtnigen anklagen da der der zum Tode ad bestiae verurteilte unerhöhrterweise seinen Löwen gegessen hat :D
 
Ich glaube nicht, dass wenn man von einem Löwen angefallen wird und der Löwe über einem steht, anfangen wird nach ihm zu beissen, selbst wenn man die Arme gebrochen hat. Ich bin eher der Meinung, dass man sich mit Händen und Füßen versucht zu wehren (obwohl die Chancen damit auch eher gering sind :still:).
Aber wenn man daran denkt, wie teuer so ein Löwe ja war, wollten die Römer vielleicht auf Nummer sicher gehen, damit ein Gefangener nicht doch vielleicht eine Pfote des Löwen mit dem Mund erwischt und ihn verletzt...

Ja, der Beißreflex beim Menschen ist nicht sonderlich gut entwickelt. =)
 
Dazu fällt mir ein dass Zebras angreifende Krokodile ins Auge beißen um zu entkommen.

Was ich nun bei der Sache mit dem Fesseln der Gefangenen komisch finde:
In der Arena wollten die Zuschauer doch sicher eine recht brutale Show sehen an die man sich noch lange erinnern kann, wenn die Todgeweihten irgendwo rumlagen bis der Löwe sie angenagt hat, dann war das wohl eher eine Raubtierfütterung und nichts wirkliches aufregendes für die Zuschauer, oder?
 
Dazu fällt mir ein dass Zebras angreifende Krokodile ins Auge beißen um zu entkommen.

Was ich nun bei der Sache mit dem Fesseln der Gefangenen komisch finde:
In der Arena wollten die Zuschauer doch sicher eine recht brutale Show sehen an die man sich noch lange erinnern kann, wenn die Todgeweihten irgendwo rumlagen bis der Löwe sie angenagt hat, dann war das wohl eher eine Raubtierfütterung und nichts wirkliches aufregendes für die Zuschauer, oder?

Ist es überhaupt möglich, sich in ein Publikum hineinzuversetzen, daß jubelnd zuschaut, wie ein Mensch zerfleischt wird? Vielleicht ist ja dessen Hilflosigkeit gerade der Kick?
Nun muß man aber auch wissen, warum derjenige dort verurteilt wurde. Wenn es ein Schwerverbrecher war, und daß Publikum irgendwiegeartete Rachegefühle auf ihn lud, war es weniger der Unterhaltungswert, wie er starb, als vielmehr die Tatsache, daß er starb, das Entscheidende.
Auch in späterer Zeit ist doch bei öffentlichen Hinrichtungen der Volksfestcharakter zum Teil daraus entstanden, daß ein Gefühl beim Publikum erzeugt wurde, daß ausdrückte: Richtig, zeigts ihm! Oder irre ich mich da?
 
Dieser Thread hat das "Zeug" zur Humoreske. "Mann beißt Löwe", "Zebra beißt Krokodil". Angreifende Korokodilshorden werden durch eine sich als Phalanx aufgestellten Zebraherde zurückgebissen, und zwar in "schwersten Abwehrschlachten". Das Zebra, listig wie es ist, greift kurzerhand in die kriegswissenschaftlichen Lehrbücher und bevorzugt die "schiefe Schlachtordnung". Ein uralt Zebra gab dabei den Rat: "Macht mir den rechten Flügel stark". Am Ende dieser schweren Kämpfe besiegten die Zebras, gleichsam stellvertretend für alle Säugetiere, die boshaften Reptilien. Eine "Konferenz der Tiere" klärt nunmehr, ob der Einsatz von "flüssigem Stickstoff" seitens der Zebras, welcher zu einer "Schockstarre" der Krokodile führte, angemessen war.

Unklar ist die Rolle der "Suppenschildkröten" die als Auxiliartruppen die Krokodile eigentlich unterstützen sollten.

M.

P.S.: Hinsichtlich des "beißwütigen Mannes" der einen Löwen gebissen hat, findet sich auch nach eingehendster Recherche bei Tacitus, Plautus usw. keine Belegstelle.
 
Bei Plautus wird das auch nicht erwähnt werden, da diese Bestrafungsart in Rom erst nach seiner Zeit aufkam. Ich wüsste aber auch nicht, wo man gezielt nach einem Beleg suchen könnte.
 
Das hätte den Sehgewohnheiten des römischen Publikums sicher sehr entgegengestanden.
 

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Nergal schrieb:
wenn die Todgeweihten irgendwo rumlagen bis der Löwe sie angenagt hat

:kopfkratz: "rumliegen, bis der Löwe zum Nagen kommt"? ? ?

Ich halte es für ziemlich ausgeschlossen, daß dies in der Praxis vorkommen könnte. Aber fahr doch mal für einen Selbstversuch in den nächsten Serengetipark.
 
Das hätte den Sehgewohnheiten des römischen Publikums sicher sehr entgegengestanden.

:D :D :D

Wir haben uns neulich mit Köterich einen Tierfilm reingezogen. Dort war zu sehen, wie einer aus dem übermütigen Nachwuchs Papa Löwe mit Anlauf und Schmackes ins Verlängerte biß. Das ergab jedenfalls einen ordentlich verärgerten und seeehr lauten Papa Löwe :pfeif:. Sofern Papa Löwe in einer solchen Situation nicht gerade von Nachsicht und erzieherischen Maximen geleitet wird.... :rip:
 
Wenn man sich aber die Zahlen der getöteten Tiere ,unter Titus oder Trajan anschaut, so war man da nicht knauserig. Tiger waren sicher mit das Teuerste, was man aufbieten konnte aber die waren wohl auch nicht so häufig vertreten. Da die meisten Spiele ohnehin mit Tierhetzen verbunden waren weiß ich nicht, weshalb man zwischen Löwen, die Verurteilte verspeisen und Löwen, die getötet werden sollten unterschieden haben soll.

Dass manche Kampftiere individuelle Namen hatten, spricht eher dafür, dass sie mehrfach verwendet wurden. Für die venatores, die die Bestien erlegen sollten, machte es vermutlich schon einen großen Unterschied, ob es sich um Raubtiere handelte, die zum ersten Mal bewaffnetenJägern gegenüber standen, oder um Tiere, die bereits die scheu vor dem Menschen verloren hatten und ihn mit Beute assoziierten. Aus diesem Grund dürfen Kampfstiere nur einmal verwendet werden. Menschen anzugreifen, sie zu verschlingen, mussten den Tieren erst beigebracht werden, was sich aber bewerkstelligen ließ, wenn man ihnen einige Male Kadaver von Exekutierten vorsetzte und dann ein lebendes Objekt in den Käfig zu werfen.

Eine Schar von Arenabediensteten kümmerte sich um Pflege der Kampftiere, und ein ausgeklügeltes System von Seilwinden, Laufgängen, Aufzügen sorgte dafür, dass die Tiere schnell in die Arena gelangen konnten. Mit einem eingespielten Team hätte es eigentlich keine großen Probleme bereiten müssen, die überlebenden Kampftiere zurück in Käfigaufzüge zu treiben. Bei den Einweihungsspielen des Kolosseums oder den Veranstaltungen Trajans traten 5000. bzw 15.000 Raubtiere an. Es handelte sich dabei aber auch um Veranstaltungen mit über 100 Vorstellungen. Trajans Spiele anlässlich der Dakerkriege zogen sich über 150 Veranstaltungstage, die mit Unterbrechungen sich über fast 2 Jahre hinzogen. Augustus kam in seiner ganzen Regierungszeit von über 40 Jahren mit weniger aus.

In der Mittagspause liefen, fast wie bei RTL und SAT 1 Justizshows. Oft arrangierte man klassische Motive wobei die Römer das mit sarkastischem Galgenhumor garnierten, etwa so wie heute die lustigsten Zwangspfändungen. Ein Virtuose spielte wie Orpheus und betörte scheinbar zahme Tiere, darauf kam der Delinquent dran, der sich alsbald programmgemäß inmitten eines Knäuels ausgehungerter, unmzusikalischer Löwen wiederfand. Manchmal wurden Dramen vorgeführt, und wenn dann der Räuber Laureolus von einem Bären zerfleischt werden sollte, musste der Komparse ran:

Wie Prometheus am skythischen Felsen festgebunden, den adler unablässig an seiner mächtigen Brust nährte, so bot Laureolus
an einem echten Kreuz aufgehängt einem kaledonischen Bären sein nacktes Fleisch dar.
Noch lebten die die zerfretzten Glieder und trieften von Blut und am ganzen Körper sah man vom Körper nichts mehr.
Aber schließlich ertrug er eine gerechte Strafe.
Jener verbrecher hatte entweder die Kehle eines Verwandten oder seines Herrn durchbohrt, oder er hatte im Wahn die tempel beraubt oder an dich, göttliche Roma Feuer gelegt.

Der Täter hatte die Verbrecher der alten Sagen übertroffen.
An ihm wurde eine Strafe vollzogen, die bisher Sage gewesen war."

(Martial Epigramma Spectacula 7)


Den heiligen Ignatius von Antiochia scheinen solche Justizshows sehr beeindruckt haben, wie er in einem brief an die Gemeinde in Rom schrieb:

"ich habe mich selbst schon im Kampf mit wilden Tieren gesehen, zu Lande und zu Wasser, bei Tag und bei Nacht angekettet an zehn Leoparden (Wachen), die immmer unverschämter werden und immer höhere Bestechung fordern. ... Wie sehr ich mich auf die echten Löwen freue. ich hoffenur, dass sie flink sein mögen, ich werde mich ihnen anbieten, damit sie mich, anders als bei den armen Geschöpfen, bei denen sie zu lahm im Angriff waren, schnell verschlingen. Und wenn sie unwillig sind, müsste ich Gewqalt auf sie ausüben. feuer, Kreuz, Tierkampf, Zerstückeln und Vierteilen, Zersplittern von Knochen und Verstümmeln von Gliedmaßen, sogar die Pulverisierung meines gesamten Körpers- lass jede scheußliche und teuflische Qual über mich kommen, vorausgesetzt nur, dass ich meinen Weg zu Christus finde!"

Eusebius, Historia Ecclesiastica, 3, 36
 
Es scheint auch tatsächlich Fälle gegeben haben, in denen der ad Bestias Verurteilte überlebte. Domitian ließ den Konsul Acilius Glabrio, unbewaffnet gegen einen Löwen kämpfen. Offenbar überstand er es aber, da Glabrio einige Jahre später, von Domitian, zur Hinrichtung durch Enthauptung verurteilt wurde.
 
Laut Cassius Dio (67,14) ließ Domitian diesen Acilius Glabrio aber als Gladiator gegen den Löwen kämpfen, und Acilius tötete den Löwen.
 
Laut Cassius Dio (67,14) ließ Domitian diesen Acilius Glabrio aber als Gladiator gegen den Löwen kämpfen, und Acilius tötete den Löwen.


Als römischer Bürger und Amtsträger hätte Acilius ohnehin nicht zum Tode ad bestias verurteilt werden dürfen. Schon die Zwangsverpflichtung als Venator war ein eklatanter Rechtsbruch. Ähnlich wie ein Zuschauer und Fan der parmularii, den Domitian nur wegen einer kritischen Bemerkung im Amphitheater exekutieren ließ oder ein Mann, Sohn eines primus pilus centurios den Caligula erst gegen einen Thraker, dann gegen einen Hoplomachus kämpfen und später erdrosseln ließ.

Das Amphitheater war eben der Ort, Kritik zu äußern, und es passt durchaus, wenn Historiographen die Willkür und Grausamkeit der "schlechten Kaiser" gerade im Amphitheater oder Circus beschreiben. So berichtet Cassius Dio, dass Commodus selbst als Venator und Gladiator auftrat und sich nicht nur huldigen, sondern jeden Auftritt mit einer Millionen Sesterzen bezahlen ließ.

Nach einer Massendemonstration im Circus Maximus gegen Commodus Prätorianerpräfekten Cleander, musste der Kaiser diesen fallen lassen und dem Pöbel opfern.
 
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