Zahnlos in der Arena?

Ich möchte hier auf einem Beitrag aus dem Thread http://www.geschichtsforum.de/f28/hinrichtungen-vortrag-33909/ hinweisen, wo man einen Eindruck bekommt, wie eine Hinrichtung "ad bestias" abgelaufen sein könnte. Ich persönlich bin nicht der Meinung, daß man eine Chance gegen einen Löwen haben könnte.



Hallo Mids, sieh mal hier

Diese Fassung von Quo Vadis (2001) ist schon sehr realitätsnah in der Hinrichtung ad bestias. Vielleicht mit dem Unterschied, dass eigentlich die Löwinnen den aggressiveren Part übernehmen müssten, weil sie in einem Rudel die eigentlichen Jäger darstellen. Insoweit ist DER Klassiker aus dem Jahr 1951 eigentlich die korrektere Version.

Und hier noch ein filmhistorisch interessanter Link

Für einen weiteren Eindruck würde es sich sicherlich lohnen auch nach den chinesischen Tigerparks zu suchen, wo man nach vorheriger Auswahl durch "Papas Liebling" Tigern lebende Kühe, Pferde, Schafe und Ziegen zur Belustigung des Publikums vorwirft. Ich hatte mir diese Dinge für meine MAHA angesehen und dort verwertet. Ich kann mir das ehrlich gesagt nicht noch einmal antun und daher musst Du Dir bei Interesse die Links dazu selbst zusammensuchen.

Vielleicht auch noch ganz interessant zur Diskussion: Jesus.
Erst starb zwar nicht im Zirkus, aber zur Hinrichtungsmethode der Kreuzigung ist er DER Fall schlechthin.
 
Ich persönlich bin nicht der Meinung, daß man eine Chance gegen einen Löwen haben könnte.
Ich halte das auch nicht für möglich. In den Filmen sieht man immer Massenszenen .mit vielen Verurteilten und einem ganzen Rudel Löwen. Sicher gab es aber auch Einzelverurteilte, die nur gegen ein Tier antreten mussten. Allerdings weiß ich nicht, was in dem Fall geschah, wenn das Tier den Menschen nicht angriff oder ihn nur verletzte. Wurde der Delinquent dann freigesprochen ?
 
Ich halte das auch nicht für möglich. In den Filmen sieht man immer Massenszenen .mit vielen Verurteilten und einem ganzen Rudel Löwen. Sicher gab es aber auch Einzelverurteilte, die nur gegen ein Tier antreten mussten. Allerdings weiß ich nicht, was in dem Fall geschah, wenn das Tier den Menschen nicht angriff oder ihn nur verletzte. Wurde der Delinquent dann freigesprochen ?

In der Praxis wird das so gut wie nie vorgekommen sein.
 
Trajans Spiele anlässlich der Dakerkriege zogen sich über 150 Veranstaltungstage, die mit Unterbrechungen sich über fast 2 Jahre hinzogen.

Wahnsinn!
Ich habe immer gedacht die Einweihungsfeiern des Kolosseums wären mit hundert Tagen hintereinander sehr lang gewesen.
Die Römer wußten halt noch zu feiern, sogar so lange bis man nicht mehr wußte warum :)

Das mit dem beißenden Zebra, dazu habe ich dieses Video gefunden, wo das Krokodil gebissen wird:
YouTube - Zebra VS crocodile - Zebra win

Und hier wird eine Löwin fast von einem Zebra ertränkt:
YouTube - Zebra vs Lion, zebra destroys lion.

Viel Spaß!
 
In der Praxis wird das so gut wie nie vorgekommen sein.


Es gab eine wohlorganisierte Versorgung mit Kampftieren, und eine Armada von Tierfängern, Veterinären, Trainern, Jägern, Handwerkern und Seeleuten war mit dem Fang, der Verschiffung und dem Training der Tiere beschäftigt.
Die I. Legion Minervia stellte Soldaten als Bärenfänger ab. Es wurden vor allem aus Grenzprovinzen und unsicheren Landstrichen Kampftiere importiert.

Antilopen, Strauße, Gazellen, Damwild, Steinböcke wurden bei Venationes erlegt, am begehrtesten war allerdings wehrhaftes Großwild: Bären, Wölfe, Großkatzen, Wildrinder Löwen, wurden aus Afrika, Germanien, Britannien, vom oberen Nil, aus Roms "Wildem Osten" in Kleinasien und teilweise sogar aus Indien nach Rom gebracht.

Die Verschiffung und der Transport über Land muss Wochen gedauert haben, und in Vivarien mussten die überlebenden Tiere vermutlich erst wieder aufgepäppelt werden und sich erholen. Dass dabei einem Rudel seekranker Löwen möglicherweise der Appetit auf einen schmackhaften Christen vergehen konnte, halte ich durchaus nicht für gar so abwegig. Das mag vielleicht auch durchaus ein Hintergrund für Legenden wie die geschichte von Androklos und dem Löwen.

Dieser war im 1. Jhd dem Proconsul von Africa entlaufen. Vor den Sklavenfängern versteckte er sich in einer Höhle, in der sich ein verletzter Löwe aufhielt, dessen Pfote verletzt war. Androklos zog ihm einen Dorn aus der Pranke, worauf der Löwe beutegemeinschaft mit ihm pflegte. Das ging solange, bis androklos nach einem Jahr einen Haarschnitt nötig hatte, worauf er prompt geschnappt und ad bestias verurteilt wurde. Glücklicherweise war der Kontrahent eben gerade dieser Löwe, der ihn nicht nur verschonte, sondern ihn auch gegen einen Leoparden verteidigte. darauf wurde Androklos begnadigt und erhielt den Löwen als Geschenk. Aulus Gellius überlieferte diese Geschichte.
 
Von Sparsamkeit beim Verschleiß wilder Tiere kann man meines Erachtens nach nicht sprechen, wenn man sich die Zahlen getöteter Tiere ansieht. Allein bei den 100-tägigen Einweihungsfeiern des flavischen Amphitheaters über 5000. Sicher waren das nicht alles Raubtiere aber mit Kaninchenjagden hätte man das verwöhnte Hauptstadtpublikum kaum unterhalten können. Liest man die Ode des Strabo in der er es als große Wohltat bezeichnet, dass die nordafrikanischen Löwen der Schaulust der Römer geopfert wurden so klingt das nicht danach, dass man sehr sparsam mit ihnen umging.
„… und ihr fürchtet fortan bis über die Wüste Numidiens/nicht mehr der Löwen Gebrüll, das in der Öde erscholl./Denn ihr zahlloses Volk hat Caesar, der junge, in Fallen/eingefangen und drauf vor seine Fechter gebracht.“
Bei Spielen, die vom Kaiser selbst veranstaltet wurden war nichts zu teuer. War der Veranstalter ein Senator oder irgend ein anderer reicher Römer waren den Ausgaben sicher engere Grenzen gesetzt und man beschränkte sich wohl mehr auf Gladiatorenkämpfe und Tierhetzen mit weniger spektakulären Tieren.
 
Weiß man ob diese Tiere irgendwo in den "Erzeugerländern" für diesen Zweck gezüchtet worden sind?
Ich stelle mir das irrsinnig aufwendig vor so eine Raubkatze etc. einzufangen ohne dass sie bereist dabei Schaden nimmt, oder sich in ungewohnt engen Käfigen selbst verletzt.
 
Es wird häufig angenommen, dass das Aussterben diverser großer Raubtiere, aber auch der Elefanten und Nashörner in Nordafrika in der Antike direkt mit dem Einfangen durch die Römer zusammenhängt. Das ergibt natürlich nur dann Sinn, wenn sie tatsächlich in der Wildnis eingefangen wurden.
Ich könnte mir vorstellen, dass das Einfangen vor allem durch Einheimische bewerkstelligt wurde, denen die Beute dann gegen vergleichsweise geringe Bezahlung abgekauft wurde.
 
Es wird häufig angenommen, dass das Aussterben diverser großer Raubtiere, aber auch der Elefanten und Nashörner in Nordafrika in der Antike direkt mit dem Einfangen durch die Römer zusammenhängt. Das ergibt natürlich nur dann Sinn, wenn sie tatsächlich in der Wildnis eingefangen wurden.
Ich könnte mir vorstellen, dass das Einfangen vor allem durch Einheimische bewerkstelligt wurde, denen die Beute dann gegen vergleichsweise geringe Bezahlung abgekauft wurde.

Oder die sie als Tributleistungen abzugeben hatten. Ich könnte mir vorstellen, daß die Zucht genauso aufwendig ist. Wenn man die Tiere nicht in Käfigen zur Fortpflanzung kriegen sollte, brauchte man ja irgendwie Freigehe, um eine halbwegs artgerechte Haltung hinzukriegen. Da doch lieber wild einfangen.
Und wie schon richtig gesagt wurde: die Säuberung eines Landstriches von gefährlichen Raubtieren galt in der Antike als zivilisatorische Leistung. Diese Tiere galten als Gefahr - nicht umsonst sind die ersten Heldentaten des Herakles das Einfangen von Tieren, die Menschen bedrohen.
 
File:Bestiarii.jpg - Wikimedia Commons
Wenn man sich dieses Mosaik anschaut so kann man sehen, dass Tierhetzen und das Töten Verurteilter durch Raubtiere auch gleichzeitig abliefen. Ich vermute, dass die Raubtiere nach ihrem Mahl auch abgeschlachtet wurden.

Da muß man aber sehr aufpassen. So ein Mosaik, generell jede künstlerische Darstellung, ist ja keine "Momentaufnahme", sondern eine Verdichtung von Themen, die der Auftraggeber des Mosaiks bevorzugte. Das heißt nicht, daß das, was da zu sehen ist, auch wirklich gleichzeitig passierte, sondern nur, daß es ein bestimmtes Umfeld gab, in dem beides vorkam, wobei man in einem solchen Bild durchaus auch gegensätzliche Szenen darstellen konnte. So ein Mosaik dient dem Schmuck und der Unterhaltung des Betrachters.
Wenn ich das richtig sehe, stammt das Mosaik aus einer Villa in Libyen (seufz), also aus einem privaten Umfeld.
 
Sicher diente das Mosaik der Ausschmückung. Das bedeutet aber nicht automatisch, dass es keine in ihrer Gesamtheit stattfindende Szene zeigt. Würden sich dazwischen noch miteinander kämpfende Gladiatoren tummeln, läge es nahe, dass es nur eine Häufung von zusammenhangslosen Darstellungen ist.
 
Weiß man ob diese Tiere irgendwo in den "Erzeugerländern" für diesen Zweck gezüchtet worden sind?
Ich stelle mir das irrsinnig aufwendig vor so eine Raubkatze etc. einzufangen ohne dass sie bereist dabei Schaden nimmt, oder sich in ungewohnt engen Käfigen selbst verletzt.
Der Fang und der Handel mit Wildtieren war in Nordafrika offenbar auch noch in späteren Jh. üblich. Michael Heberer schreibt über seinen Aufenthalt in Kairo 1581 von einem Basar: "Auch allerlei Tiere gibt es da feil: schöne Pferde, Elefanten, Löwen, Krokodile (die den Lindwürmern gleichen), Giraffen, Kamele, Dromedare,... und andere seltsame Tiere ,deren Namen ich nicht wissen noch behalten konnte." Wozu man im osmanischen Reich allerdings Löwen und Krokodile verwendete weiß ich nicht. Vielleicht auch für reiche Leute, die diese Tiere dann in umzäunten Gelände erlegten.
 
Wenn ich die Ausrüstung der Fänger ansehe (bemalte Buckelschilde), sieht es fast vandalisch aus.

Vergleiche doch mal mit den Darstellungen der garantiert römischen Notita dignitatum. Ich denke es greift zu kurz, bemalte Schilder (nicht Schildbuckel) erst einmal als "nichtrömisch" anzusehen. Auch Schilde der Legionen des Augustus etwa waren schon bemalt.



Notitia dignitatum ? Wikipedia
http://www.jenerette.com/desertstorm/notitia.pdf
http://www.ne.jp/asahi/luke/ueda-sarson/NotitiaPatterns.html

Ich kann mich an einige Darstellungen erinnern, wo durch Bestien hingerichtete Opfer gefesselt auf den Tod warten mussten. Inwieweit das immer so war, muss natürlich offen bleiben. Die "Regisseure" jener Zeit dürften ohne Frage sehr erfinderisch gewesen sein und hatten zumindest in Rom wohl oft eine Kapitaldecke zur Verfügung, die sich die meisten modernen Filmregisseure gerne wünschen würden.
 
Zuletzt bearbeitet:
Vergleiche doch mal mit den Darstellungen der garantiert römischen Notita dignitatum. Ich denke es greift zu kurz, bemalte Schilder (nicht Schildbuckel) erst einmal als "nichtrömisch" anzusehen. Auch Schilde der Legionen des Augustus etwa waren schon bemalt.http://
Die Kleidung der Tierfänger ist aber auf alle Fälle spätantik mit ziemlich germanischen Einschlag.
 
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