Genetische Vielfalt des Homo sapiens

Passend zur Überschrift, habe ich in den letzten paar Tagen eine TV-Sendung gesehen (oder war es ein Artikel?), indem gesagt wurde, dass der Homo Sapiens eine der genetisch homogensten Spezies sei. So würden die genetischen Unterschiede innerhalb eines Volkes/Ethnie, oder was auch immer im Schnitt 5 mal höher ausfallen, als zwischen diesen Völkern/Ethnien, oder was auch immer...
(Daher sei es auch Quatsch hoch zehn, irgendwelche Eigenschaften allein den Genen von Völkern/Gruppen zuordnen zu wollen)
 
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Passend zur Überschrift, habe ich in den letzten paar Tage eine TV-Sendung gesehen (oder war es ein Artikel?), indem gesagt wurde, dass der Homo Sapiens eine der genetisch homogensten Spezies sei. So würden die genetischen Unterschiede innerhalb eines Volkes/Ethnie, oder was auch immer im Schnitt 5 mal höher ausfallen, als zwischen diesen Völkern/Ethnien, oder was auch immer...
(Daher sei es auch Quatsch hoch zehn, irgendwelche Eigenschaften allein den Genen von Völkern/Gruppen zuordnen zu wollen)

Um es kurz zu machen: Die genetische Distanz zwischen Bantus - Norwegern - Japanern - Araukanern ist geringer als die zwischen zwei benachbarten Schimpansenhorden. Wir sind fast so homogen wie Labormäuse. Weil die moderne Menschheit mal durch einen sehr sehr engen genetischen Flaschenhals gehen musste, bevor sie die Welt eroberte.
Toba-Katastrophen-Theorie ? Wikipedia
Bei Bedarf gern Belege...
 
Ganz einfach: Das Vorhandensein nur eines EINZIGEN Flaschenhalses würde den Begriff "Rasse" überflüssig machen, wogegen MEHRERE solcher Flaschenhälse diesen Begriff eher untermauern würden.
Es handelt sich - meiner Meinung nach - hierbei ausschließlich um politisches Wunschdenken (pc).
Die Annahme, dass es diesen genetischen Flaschenhals gab, ist nicht politisches Wunschdenken, sondern basiert auf genetischen Untersuchungen.
 
Man hat irgendwie durch Untersuchungen an der Mitochondrien-DNA festgestellt, dass vor etwa 70.000 Jahren die Population des modernen Homo sapiens auf ein paar tausend Exemplare geschrumpft sein dürfte.
 
Ravenik schrieb:
Man hat irgendwie durch Untersuchungen an der Mitochondrien-DNA festgestellt, dass vor etwa 70.000 Jahren die Population des modernen Homo sapiens auf ein paar tausend Exemplare geschrumpft sein dürfte.
Das hängt damit zusammen, dass sie (beim Menschen) nur maternal vererbbar ist und eine ziemlich konstante Mutationsrate hat ;-)
Das "Out-of-Africa"-Modell besagt übrigens, dass sich die Trennung der Homo sapiens schon vor 100.000 Jahren vollzog, als nämlich die ersten Vertreter der homo sapiens Afrika nach Europa verließen, von wo aus sie sich weiter nach Asien, Australien und Amerika verbreiteten.
 
In einem Spektrum der Wissenschaft vor ca. 1 Jahr war die Rede von einer lang anhaltenden Trockenperidode in Afrika mit einem Höhepunkt vor 120.000 Jahren. Da soll sich dann eine kleine Population am Südzipfel Afrikas durchgewurstelt haben. Das wäre dann der Flaschenhals ohne Katastrophe.

Was ich an der Toba-Katastrophen-Theorie nicht verstehe, ist, dass die Menschen ausgerechnet zu dem Zeitpunkt, als gerade noch eine Handvoll von ihnen vorhanden gewesen sein soll, nichts besseres zu tun gehabt haben sollen, als lszuzieen, um den Rest der Welt zu besiedeln. Eine Wanderung ist doch eher die Reaktion auf eine Überbevölkerung und nicht auf das Gegenteil.
 
Das hängt damit zusammen, dass sie (beim Menschen) nur maternal vererbbar ist und eine ziemlich konstante Mutationsrate hat ;-)
Das "Out-of-Africa"-Modell besagt übrigens, dass sich die Trennung der Homo sapiens schon vor 100.000 Jahren vollzog, als nämlich die ersten Vertreter der homo sapiens Afrika nach Europa verließen, von wo aus sie sich weiter nach Asien, Australien und Amerika verbreiteten.

Nicht ganz korrekt Mitochondriale Eva ? Wikipedia

Ob es nur ein einziges Out-of-africa gab oder mehrere, ist noch nicht vollständig bewiesen. Die Besiedlungsreihenfolge lief wahrscheinlich nicht von Afrika nach Europa sondern über die arabische Halbinsel und Trennung in Südasien/Australien und Asien/Europa mit weiteren Aufspaltungen.
 
Ja, ich wollte es bei einem Geschichtsforum belassen ;-)
Korrekter Weise müsste man dann aber noch die Multiregionale Hypothese nennen. Aber richtig, wenn man es genau wissen will ... Wikipedia hilft weiter.
 
Wenn wir tatsächlich Neanderthaler-DNA in uns tragen, entspräche das doch eigentlich der multiregionalen Hypothese, denn dieser hat sich ja in Europa entwickelt.
 
Aber wir tragen nach dem aktuellen Stand der Forschung nur einen kleinen Teil Neandertalererbgut in uns. Der moderne Mensch ist in Afrika entstanden und von dort ausgewandert, nur die, die nach Europa kamen, haben sich ein wenig mit dem Neandertaler vermischt. Das macht uns aber nicht primär zu Nachfahren des Neandertalers, der eine Weiterentwicklung des Homo heidelbergensis sein dürfte, der eine regionale Weiterentwicklung des Homo erectus war.
 
Der moderne Mensch ist in Afrika entstanden und von dort ausgewandert
Wozu soll die Multiregional-Hypothese eigentlich gut sein ? Wenn es nur eine einzige Menschenrasse gibt, kann sie sich ja nur mit sich selbst vermischt haben, und ob das ausschließlich in Afrika passiert ist, oder auch woanders, ist dann doch völlig irrelevant.
 
Die Multiregionalhypothese besagt, dass sich der moderne Mensch nicht in Afrika entwickelt und von dort ausgebreitet hat, sondern dass sich der Homo erectus an verschiedenen Orten der Welt mehrmals voneinander unabhängig zum modernen Menschen weiterentwickelt hat. Diese These wurde früher herangezogen, um u. a. die Entstehung dessen zu erklären, was manche Mitdiskutanten hier als "Rassen" bezeichnen. Seit der Möglichkeit der Einbeziehung genetischer Untersuchungen ist sie aber überholt.
 
rena8 schrieb:
Minotaurus schrieb:
Wir kennen verschiedene Tierarten (Hunde, Vögel, Schnecken usw.), wir kennen verschiedene Pflanzenarten (Bäume, Gräser, Algen usw.), und wir kennen verschiedene Menschenarten (Australopithecus †, Neandertaler †, Homo sapiens etc.). Keine dieser unterschiedlichen Arten ist bzw. war nach heutigem Stand der Wissenschaft miteinander fortpflanzungsfähig.
Falsch, bei den Menschenarten wissen wir es nicht, deshalb waren es evtl. gar keine verschiedenen Arten, sondern verschiedene Entwicklungslinien zu verschiedenen Zeiten.

Den Rest "deines Worts zum Sonntag" erspare ich mir mal, da widerspricht du dir teilweise selbst, jedenfalls kann ich da keine logische Argumentationskette drin finden.
Die Art homo neanderthalensis hat zeitgleich mit Vertretern der homo sapiens sapiens in Europa gelebt. Beide Arten sind voneinander unabhängige Weiterentwicklungen des homo erectus. Die Bezeichnung homo sapiens sapiens rührt daher, dass man den Neandertaler zunächst für eine Unterart des homo sapiens hielt und ihn folglich "homo sapiens neanderthalensis" nannte. Die korrekte Betitelung "homo sapiens sapiens" diente also nur dem Zweck, beide Arten fachterminologisch zu unterscheiden.
Zu behaupten, es habe keine Fortpflanzung zwischen beiden Arten stattgefunden ist schlicht falsch. Nach Heutigen Erkenntnissen ist diese veraltete These nämlich überholt.
 
Was ich an der Toba-Katastrophen-Theorie nicht verstehe, ist, dass die Menschen ausgerechnet zu dem Zeitpunkt, als gerade noch eine Handvoll von ihnen vorhanden gewesen sein soll, nichts besseres zu tun gehabt haben sollen, als loszuziehen, um den Rest der Welt zu besiedeln. Eine Wanderung ist doch eher die Reaktion auf eine Überbevölkerung und nicht auf das Gegenteil.
Ohne die Theorie im Einzelnen zu kennen: ;) Die Hominiden-Population in Afrika geht in Folge des Toba-Ausbruches zurück. Dadurch werden mehrere kleinere Populationen, die vorher durch Gendrift lose miteinander verbunden waren, isoliert. Evtl einfach nur durch die niedrigere Bevölkerungsdichte, vielleicht auch durch kliamtische Veränderugnen, die Ausbreitung von Wüsten, Sümpfen, whatever; am einfachsten ist es, beides zugleich anzunehmen. Bei einer Hominiden-Population setzt sich nun eine evolutionäre Neuerung durch; mein Lieblingsfavorit ist die Entstehung oder entscheidenden Verbesserung der Sprachfähigkeit bzw Grammatik, aber andere Dinge könnten es auch tun. Fortschritte solcher Art muss es in der Entwicklung des HSS gegeben haben, immerhin sind wir keine... Plural von Homo erectus? Homi erecti? Auf jeden Fall haben solche evolutionären Entwicklungen es leichter wenn die Population klein bzw isoliert ist, sei es weil ein schon vorhandene Änderung bei den veränderten Lebensbedingungen plötzlich hilfreich ist, sei es einfach darum, weil sich jede Neuerung desto schneller fixieren kann, je weniger Individuen am Genpool beteiligt sind. Als sich die Bedingungen wieder besserten, hatte diese Population nun den entscheidenden Vorteil vor anderen Hominiden-Gruppen, so denn auch andere die Katastrophe überlebt haben. Vor allem aber könnte bei dieser "Gelegenheit" eine entscheidende Grundlage dafür geschaffen worden sein, dass der HSS die Welt eroberte (und das tat er ja nachweisliche ;)). Dann wäre es auch nicht erstaunlich, dass die Bevölkerung nicht nur bis zum Vor-Katastrophen-Niveau anstieg, sondern sich im Anschluss daran weiter vergrößerte, und so der Auswanderungsdruck geschaffen wurde, der aus Afrika hinausführte. Das wäre natürlich nicht "sofort" oder "gleichzeitig" geschehen, aber die paar Jahrtausende, die für einen entsprechenden Bevölkerungsanstieg nötig sind, fallen bei den Zeiträumen kaum ins Gewicht. Wie gesagt, alles nur Spekulation. :winke:
 
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Wenn wir tatsächlich Neanderthaler-DNA in uns tragen, entspräche das doch eigentlich der multiregionalen Hypothese, denn dieser hat sich ja in Europa entwickelt.
Nur wenn dies in erheblichen Umfang der Fall wäre, so dass der damalige europäische Genpool entscheidend von Neanderthalern beeinflusst worden wäre. Dass entspricht mWn nicht dem derzeitigen Forschungsstand, nach dem dass eher unwahrscheinlich ist. Bzw: Was Ravenik sagt. ;)
Homines erecti Zur Zeit dieses genetischen Flaschenhalses hatte sich der moderne Mensch aber bereits entwickelt gehabt.
Danke für die Antwort, war etwas überspitzt. ;) P.S. zu dieser unseligen Debatte: Abseits der Zuchtlehre wird der Begriff "Rasse" mWn in der Biologie kaum noch verwandt; die entsprechenden, gebräuchlichen Begriffe sind Varietät, Sub- oder Unterart. Im Prinzip meint es aber das Gleiche: Differenzierungen hinsichtlich des Phänotyps und evtl noch anderer Merkmale innerhalb einer Art. Solche Differenzierungen können definitionsgemäß keine Eindeutigkeit beanspruchen, da Subarten, Rassen, wie immer man es nennt kreuzungsfähig sind, also fruchtbare Nachkommen zeugen können (und es dann vermutlich auch tun, Biologie und so... ;). Anmerkung: Eindeutig ist (mehr oder minder) nur der Art-Begriff: Zu einer Art gehören alle Individuen, die sich unter natürlich Bedingungen paaren würden, wenn sie zeugungsfähig, unterschiedlichen Geschlechts etc sind; wie gesagt, nur mehr oder minder eindeutig. Dass es derzeit nur eine Menschenart auf der Erde gibt ist allerdings unstrittig. ;) Warum wird der Begriff dann nicht mehr benutzt? Weil er diskreditiert ist, außer für die, die bestimmte, genetisch bedingte Eigenschaften für wünschenswerter halten als andere. Bei Hunden, Katzen etc sind wir im Bereich der Zuchtlehre, wenn es um Menschen geht nennt man das Rassismus. Dass es gewisse, statistisch relevante Parallelitäten zwischen den Aussehen und der genetischen Abstammung von Menschen respektive Menschengruppen lässt sich nicht leugnen. Wenn man das thematisieren will (und das ist im wissenschaftlich-biologischen Rahmen erst mal nicht verwerflich), der sollte sich einer Terminologie bedienen, die ihn nicht auf eine Stufe stellen, auf der er nicht stehen will. :winke:
 
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[Mod:]Thema wieder geöffnet.

Bezugnehmend auf die ausgeblendeten Beiträge erfolgt der Hinweis, bei der Fortsetzung auf die Zuordnung des Themenstranges (Frühzeit des Menschen) zu achten. [/Mod]
 
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