Wie wurden früher Schlachten geführt

Held15

Neues Mitglied
Hallo hab mir mal den Film Der Patriot reingezogen und da Sieht man wie in der Letzen Schlacht zB:Zuerst schiest die eine Seite wenn die Geschossen wiederum der Gegner Schiesst usw. war das wirklich so Extrem.
Oder besser gesagt wurden überall solche Schlachten bzw Kämpfe Scharmützel ausgetragen.

Falls die Überschrift nicht passt bitte Ändern.:yes:
 
Das war nicht die Antwort auf meine Frage ;).
Mir stellt sich die Frage wie wirklich gegkämpft wurde.
 
Mit Gewehren/Musketen auf einander schießen und wenn die Munition alle war mit allem , was da war, auch mit den Zähnen.
Es gibt da einen Bericht über eine Schlacht, die zur Gründung des roten Kreuzes geführt hat.
 
Mit Gewehren/Musketen auf einander schießen und wenn die Munition alle war mit allem , was da war, auch mit den Zähnen.
Es gibt da einen Bericht über eine Schlacht, die zur Gründung des roten Kreuzes geführt hat.

Mit der Einführung des Bajonettdrills bersuchte man eigentlich bei Schlachten zwischen ähnlich ausgebildeten Kräften nach wenigen Salven einen Nahkampf herbeizuführen (zu welchem es aufgrund der psychologischen Komponente nicht oft kam, wer bleibt schon gerne stehen wenn 200 Mann mit gefällten Bajonetten auf dich zukommen ;) ).

Und sehr viel Munition führte jeder Soldat ohnehin nicht mit sich. Allerdings kann es sein, dass meine Erkenntnisse, da ich sie für diese Zeit größtenteils aus Dellbrück beziehe leicht veraltet sind ;)

Die Führung einer Schlacht unterlag allerdings keinem "Drehbuch". Es gab zwar Plänkler (falls der Begriff hier passt9, der die Aufgabe hatte den Gegner beim Vorrücken und der Aufstellung zu behindern während sie den eigenen Truppen dies ermöglichte, aber die Art eine Schlacht zu führen unterlag auch stark dem jeweiligen Genereal. Napoleon zum Beispiel neigte dazu seine Artillerie massiert einzusetzen und damit die Schlacht zu eröffnen sowie Ifanteriegeschütze (kleine Geschütze die in der ersten Schützenlinie standen um die Feuerkraft zu verstärken) in größerem Abstand in der Linie zu verteilen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Dieser Film ist Schrott und die Darstellung der Schlacht ist pseudohistorischer Müll.

Ich denke nicht, daß Filme nicht immer den Anspruch haben müssen, historisch wertvoll zu sein. Sie sollen unterhalten und wie bei "The Patriot" eine ungefähre Ahnung geben, wie die Gepflogenheiten damals waren.
 
Ich durfte einmal bei einer Reenactment-Darstellung aus der Napoleonischen Zeit mitmachen. Es war Streß pur. Man kann sich die psychologische Wirkung eines Kavallerie-Angriffes vorstellen, wenn man im Karree steht und der Boden unter einem bebt, wenn die Kavallerie auf dich zustürmt.

Hier war sicherlich Disziplin und Gehorsam äußerst wichtig, um nicht Hals über Kopf davonzurennen, denke ich mal mal.
 
Mit Gewehren/Musketen auf einander schießen und wenn die Munition alle war mit allem , was da war, auch mit den Zähnen.
Es gibt da einen Bericht über eine Schlacht, die zur Gründung des roten Kreuzes geführt hat.


Das war 1859 die Schlacht von Solferino, die Henri Dunant motivierte, das Rote Kreuz zu gründen.
 
Zu der Infanterietaktik im vornapoleonischen Zeitalter kann ich Siegfried Fiedler: Taktik und Strategie der Kabinettskriege, 1650 - 1792, Augsburg 2002 empfehlen.
Der Sinn des berüchtigten altpreußischen Drills bestand darin, die Infanterieeinheiten dazu zu befähigen, drei Salven pro Minute abgeben zu können. Das Nachladen in der relativ dichten Aufstellung war ein derartig schwieriges Unterfangen, daß das Einhalten des Rhythmus´intensives Training voraussetzte. Zielgenaues Schießen war nicht gefragt, wurde nicht geübt und war mit der altpreußischen "Kuhfußmuskete" auch kaum möglich. Alle Verbesserungen, die in der Armee Preußens hinsichtlich der Musketen gemacht wurden, dienten der Erzielung einer höheren Feuergeschwindigkeit: eiserner Ladestock, zylindrischer Ladestock, konisches Zündloch.
Die Infanteriewaffen der anderen Staaten waren hinsichtlich der Treffergenauigkeit aber allenfalls graduell besser.
Das Vorgehen erfolgte im sog. "Starken Schritt" mit geschulterter Waffe, wobei von den Korporälen darauf geachtet wurde, daß die Linie eingehalten wurde; das war notwendig, um aus dem Halt wieder Salven abgeben zu können. Im Laufschritt vorgetragene Bajonettangriffe (mit Gebrüll womöglich) gehörten nicht zum Standardrepertoire des friderizianischen Heeres. Der eigentliche Bajonettangriff erfolgte dann aus nächster Nähe. Das österreichische Heer hatte ein etwas abweichendes Reglement, hier wurde die letzte Salve vor dem Bajonettangriff aus der Hüfte abgegeben.
 
Zunächsteinmal ist die Art der Kriegsführung auf dem Schlachtfeld vom Stand der Technik abhängig.
Wie einige meiner Vorredner bereits anmerkten, waren die Musketen der vornapoleonischen Zeit relativ ungenau, weshalb die Überlebenschancen, selbst im vordersten Glied einer Linie, nicht all zu schlecht standen. Um mit den ungenauen Musketen überhaupt einen nutzen auf dem Schlachtfeld zu haben, musste man diese gebündelt abfeuern. Um aber effektiv zu sein, war starker Drill nötig. Absolute Disziplin um auch unter gegnerischem Feuer die geübten Bewegungsabläufe zum Laden durchzuführen. Gute Armeen der europäischen Großmächte erreichten dabei eine Feuerrate von drei Schuss pro Minute. Angeblich (Die Quelle ist mir entfallen, ich versuche sie zu finden und nachzureichen) kam die preußische Infanterie der friderizianischen Zeit auf stolze fünf Schuss pro Minute.
Anfangs feuerten die einzelnen Glieder "Gliedweise", sprich das erste Glied feuert, kniet sich nieder, zweites feuert usw. Da dabei allerdings oftmals der Rauch der vorherigen Salven das Zielen der nachfolgenden Gliedern beeinträchtigte ging man mit der Zeit zur sogenannten Generalsalve der ersten drei Glieder über. (http://www.preussenweb.de/armee2/feuern.jpg)
(Selbst gutgeübte preußische Truppen vermochten nur in wenigen Fällen längere Zeit das komplizierte Pelotonfeuer durchzuhalten. Als preußische Besonderheit übte man diese Feuerart nicht nur im Stehen, sondern auch im langsamen Vorgehen und Zurückgehen. Dabei bewegte man sich, um nicht auseinanderzukommen und die Ladegriffe auszuführen, mit dem üblichen langsamen Tempo in so kleinem Schritt, daß ein Fuß nur direkt vor den anderen kam. Nur beim Kommando »Peloton« machte die Abteilung drei große Ausfallschritte, das erste Glied fiel auf die Knie. Beim Vor- und Zurückgehen diente die Fahnengruppe in der Mitte der Front als Richtungspunkt, drohte die Linie auseinanderzureißen, schloß man grundsätzlich auf die Fahnen auf. Mit einer immer stärkeren Verbesserung der Feuerwaffen wurden die Aufstellungen dünner und auch breiter und mit einer breiteren Front vermochte man einen genauso starken Gegner zu überflügeln, ja sogar zu umklammern und außerdem alle Feuerwaffen voll einzusetzen.
Quelle: Taktik)
Das anrücken an den Feind (ungefähr auf 80 bis 120 Schritt) und in Reichweite desselben geschah in disziplinierten Armeen durch Gleichschritt, welcher von Regimenteigenen Flötisten (in der preußischen Armee), Trommlern (Überwiegend Britisch) und ähnlichem vorgegeben wurde. Ein gutes Beispiel für einen schnellen Marsch auf den Feind zu ist der "British Grenadiers Quick March".
Der Beschuss sollte Lücken in die Schlachtformation des Feindes treiben und sofern Möglich ganze Regimenter zur Flucht treiben. Waren die Linien des Feindes geschwächt, strauchelten einige Regimenter gar oder waren aufgrund schlechter Disziplin bereits in Auflösung begriffen, war es an der Zeit für das Gros der damaligen Miliärtaktik: Der Bajonettangriff!

Dabei waren die ersten Bajonette im Grunde nichts anderes, als Dolche, die man in die Mündungen der Musketenläufe steckte. Erst später kam das Tüllenbajonett zum Einsatz, welches auch aufgepflanzt noch das feuern der Muskete erlaubte. Beim Angriff mit dem Bajonett versuchte man einen großen Raumgewinn bei gleichzeitiger Zerschlagung der feindlichen Schlachtenordnung. Meist kam es dabei nicht zu Nahkampfhandlungen, da eine große Psychologische Komponente einen der Gefechtsteilnehmer fliehen ließ. Entweder wichen die angegriffenen zurück, oder der Angreifende floh. (Zum Bsp. aufgrund einer Gegnerischen Übermacht, oder weil sie beim vorrücken in heftiges Feuer gerieten). War er erfolgreich, so drängte er die feindlichen Formationen auseinander. Einzelne Regimenter konnten gestellt und einzeln geschlagen werden, oder mussten sich sogar ergeben, um nicht vernichtet zu werden. Für den Gegner, dessen Truppen nun in Unordnung oder Auflösung begriffen waren, waren koordinierte Angriffe nahezu unmöglich, zumal eben u.U. ganze Truppenteile oder gar die gesamte Armee geteilt wurde. Unkoordiniert, mit isolierten Truppen und flüchtenden Einheiten war die Schlacht nahezu verloren.

Nächster Punkt: Die Kavallerie. Hierbei möchte ich zwischen der "Reiterei" - leichten, plänkelnden Einheiten wie Husaren und Ulanen, und der schweren Schlachtenkavallerie - Kürassiere unterscheiden. Die Reiterei bildete zumeist die "Augen der Armee" sie ritten voran und sicherten die Flanken damit die eigene Armee nicht unvorbereitet vom Feind angegriffen werden konnte. In der Schlacht selber blieben diese Einheiten meist zurück und sicherten den Tross der Armee oder führten plänkelnde Attacken auf die Flanken des Feindes. Dabei wichen sie schwererer Kavallerie aus. Die Schlachtenkavallerie hingegen wurde direkt gegen den Feind geworfen. Wobei direkt auch hier idealerweise die Flanke des Feindes bezeichnet, um die Schlachtordnung des Feindes "von der Flanke her aufzurollen". Seltener, meist verzweifelt, wurde sie auch frontal gegen den Feind geworfen, was mit unter größere Verluste als über die Flanke bedeutete. Kam die Kavallerie jedoch bis zu den gegnerischen Reihen, so vermochte nur sehr wenig den ersten Angriff einer Kavallerie standzuhalten. (Einen guten Eindruck geben berittene Polizisten, eine ganze Einheit davon in vollem Galopp möchte ich ungern auf mich zustürmen sehen. Es ist schlichtweg eine Masse die durch "Mauerformation" oder "Keil" wie eine Wand, ein Block heranprescht. Verliert die Kavallerie jedoch an Schwung muss sie sich zurückziehen oder wird geschlagen. Die Einheit musste sich dann neu sammeln und konnte anschließend erneut ins Gefecht reiten. Sowohl Kavallerie als auch Reiterei wurden eingesetzt um fliehende Einheiten/Armeen zu bedrängen und somit ein erneutes Sammeln zu unterbinden.

Die Rolle der Artillerie war noch unausgereift.
Auch Artillerie sollte nicht auf zu große Entfernungen schießen. In der Praxis kam es aber oft zu wirkungslosen Kanonaden. Fand der Angriff dann wirklich statt, fehlte es an Munition. Die Aufgaben der Artillerie waren noch recht unklar. Man stellte an sie zwei Forderungen, die sich widersprachen, in erster Linie die Geschütze des Gegners niederkämpfen und, oder gegen feindliche Infanterie und Reiter wirken. Je weniger man nun die Front angreifen konnte, desto mehr versuchte man eine Entscheidung an den Flanken zu erreichen. Daher wurde deren Schutz problematisch, man brauchte hierfür stärkere Kräfte.
(Quelle: Taktik)
"Der Patriot", auf den du bezug nimmst, stellt in dieser Hinsicht ein Detail besser dar, als viele Historienfilme. Die Kugeln, bis zur Entwicklung des Explosivgeschosses, explodierten nicht beim Aufprall, weshalb ein direkter Schuss auf den Feind im Grunde vergebliche Mühe war. Die Geschütze mussten so ausgerichtet werden, dass das Projektil einige Schritt vor der Feindlichen Schlachtreihe aufprallte und durch den Aufprallwinkel erneut aufsprang um möglichst flach durch die eng gestaffelten Formationen der feindlichen Infanterie zu schmettern. Bei Regen oder schlammigem Untergrund war die Artillerie de facto Bedeutungslos für den Schlachtenausgang.

Ich hoffe ich konnte etwas helfen.

(Edit: @pfirsich1508: solange eine geordnete Formation vorhanden war, nannte man es geordneter Rückzug. War die Einheit jedoch zersprengt, ohne Chance sich zu sammeln und ohne auf Befehle ihres Vorgesetzten zu achten. Galt Jeder ist sich selber der nächste, dann war das nur noch eine heillose Flucht)

Grüße
White_Wolf
 
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