Push und Pull Faktoren von Schlachtfeldern

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Gutes Beispiel aus einer anderen Zeit: Schlacht bei Freiburg 1644. Ich war schon mehrfach auf dem Schönberg. Auf dem Schanzbuck, ein kleiner Teil des Berges, zwischen Ebringen und Leutersberg steht ein winziges Denkmal am Waldrand. Das Schlachtfeld ist heute größtenteils vom Weinbau genutzt. Hier verblutete ein erheblicher Teil der Armee des Duc d'Enghien.

Aufhänger des Themas war nicht (nur) die heutige Betrachtung von Schlachtorten, sondern auch die der damaligen Zeit.

Zu Brissontins Beispiel. Wie war der Umgang mit dem Schlachtort bei Freiburg im 18. und 19. Jahrhundert?

Gruß
Andreas
 
Aufhänger des Themas war nicht (nur) die heutige Betrachtung von Schlachtorten, sondern auch die der damaligen Zeit.

Zu Brissontins Beispiel. Wie war der Umgang mit dem Schlachtort bei Freiburg im 18. und 19. Jahrhundert?
Gute Frage. Aus dem 18.Jh. kenne ich nur kaum Denkmale generell. Eine interessante Ausnahme, wenn auch nicht an einem Schlachtort, ist wohl dieses Denkmal bei Schloss Rheinsberg: File:Rheinsberg-Obelisk-24-01-2008-139.JPG ? Wikimedia Commons Dieses Denkmal war den "unbesungenen Helden" des 7-jährigen Krieges gewidmet. *

Zur Rolle des Schlachtfeldes vor den Toren von Freiburg im 18.Jh. steht ja sehr interessantes im Wikipediaartikel dazu:
Auf dem Schönberg oberhalb Leutersbergs und Ebringens erinnert das Schlachtenkreuz an die Schlacht am 3. August. Es steht an Stelle eines Beinhauses, in dem man erst 30 Jahre nach der Schlacht die auf dem ganzen Berg verstreut liegenden Überreste der Gefallenen bestattete. Das Massengrab entwickelte sich - nicht zur Freude der Kirche - zu einem Wallfahrtsort der katholischen Bevölkerung der Region und es wurden offenbar auch immer wieder Knochen als Reliquien entwendet. Da die Kirche die Wallfahrten nicht unterbinden konnte, wurden die relativ wenigen noch verbliebenen Knochen der Gefallenen auf Veranlassung des von der St. Galler Herrschaft in Ebringen eingesetzten Pfarrers und Herrschaftsverwalters Ildefons von Arx schließlich 1791 abtransportiert, wodurch in den folgenden Jahrzehnten die Verehrung des Ortes zum Erliegen kam.


* Stiftung Preußische Schlösser und Gärten | SPSG | Rheinsberg – Garten und Park
 
Bei manchen Schlachtfeldern spielt der überdimensionale Friedhof eine große Bedeutung, bei anderen geht die Mahnfunktion mehr oder minder verloren.

Ich glaube, eine solche Mahnfunktion von Friedhøfen/Schlachtfeldern gab es bis zum 1.WK gar nicht. Ich denke eher, dass ein Krieg/eine Schlacht als eine Art "Naturkatastrophe" angesehen wurde, deren Folgen es einfach schnellstmøglich zu beseitigen galt.
Erst mit den Millionen von Toten und der Industriealisierung des Mordens und Zerstørens im 1.WK konnte man nicht mehr "umgehen". Und vielleicht nicht einmal da: "Nie wieder Krieg" hørte man verstærkt erst nach dem 2.WK.

Gruss, muheijo
 
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Erst mit den Millionen von Toten und der Industriealisierung des Mordens und Zerstørens im 1.WK konnte man nicht mehr "umgehen". Und vielleicht nicht einmal da: "Nie wieder Krieg" hørte man verstærkt erst nach dem 2.WK.
Gruss, muheijo

Hallo,

die "Nie wieder Krieg" Töne waren schon nach dem 1.Weltkrieg weit verbreitet! Aber der Mensch vergisst halt schnell.

Ich war anfang der 80er bei der Bundeswehr; wenn mir da jemand gesagt hätte, das "unsere Freiheit" mal am Hindukusch verteidigt wird ... :(

Gruß
Andreas
 
Ich glaube, eine solche Mahnfunktion von Friedhøfen/Schlachtfeldern gab es bis zum 1.WK gar nicht. Ich denke eher, dass ein Krieg/eine Schlacht als eine Art "Naturkatastrophe" angesehen wurde, deren Folgen es einfach schnellstmøglich zu beseitigen galt.
eine Mahnfunktion von Schlachtdenkmälern des 19. Jh. würde mich erstaunen, allerdings glaube ich, dass sie weniger an "eine Art Naturkatastrophe" gemahnen wollten als vielmehr "bedeutende historische Ereignisse" an deren realem Ort erinnern bis beweihräuchern wollten (etliche dieser Denkmäler habe durchaus einen nationalpathetischen Charakter)
 
Ich war anfang der 80er bei der Bundeswehr; wenn mir da jemand gesagt hätte, das "unsere Freiheit" mal am Hindukusch verteidigt wird ... :(

Nun gut, 1966 konnte man lesen und hören, dass Berlin am Mekong verteidigt würde.

eine Mahnfunktion von Schlachtdenkmälern des 19. Jh. würde mich erstaunen, allerdings glaube ich, dass sie weniger an "eine Art Naturkatastrophe" gemahnen wollten als vielmehr "bedeutende historische Ereignisse" an deren realem Ort erinnern bis beweihräuchern wollten (etliche dieser Denkmäler habe durchaus einen nationalpathetischen Charakter)

Um nochmals auf Kolin zurückzukommen.
Die dortigen Denkmäler, (Obelisken aus rotem Sandstein?) strotzen nur so von Regimentsnamen und den Namen von höheren Offizieren. Ich würde dies einmal als Reaktion auf Königgrätz sehen (ist ja nicht weit weg, und der Gegner war derselbe).
Andererseits wette ich, dass die in den betroffenen Regimentern und insbesondere bei den Nachkommen der genannten Offiziere gesammelt haben, je höher die Summe, desto größer der Name auf dem Obelisken.
 
Ich war anfang der 80er bei der Bundeswehr; wenn mir da jemand gesagt hätte, das "unsere Freiheit" mal am Hindukusch verteidigt wird ...

...hætte ich noch am selben Tag meine nachtrægliche Verweigerung eingereicht.
Es entspricht meiner Meinung nach nicht dem Geløbnis, das ich seinerzeit (Ende der 80er) geleistet hatte.
Aber das ist ein ganz anderes Thema, womøglich noch tagespolitisch. Also: :still:

Gruss, muheijo
 
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