Exakt diese Sorge trieben ja die französischen und teilweise auch britischen Staatsmänner um; nicht zuletzt deshalb hat Paris sich sehr für diese Marinekonvention engagiert. Paris war vollkommen klar, wenn Petersburg die Seiten wechselt, dann müsse man entweder mitgehen und die Rollen des Juniopartners übernehmen, das war doch wohle eher unwahrscheinlich oder man sieht sich eben einen übermächtigen Block bestehend aus den drei Kaiserreichen gegenüber. Das galt es zu verhindern.
Die Frage die sich hier stellt, wie realisitisch war diese Befürchtung eigentlich? Ich meine, ist aus der Retroperspektive natürlich auch einfacher
, diese Gefahr ist gering, angesichts des heftigen deutsch-russischen Gegensatzes, vor allem seit der Liman von Sanders-Krise.
Für Großbritannien wäre das, wie du schon eben sehr zutreffend beschrieben hast, ebenfalls eine politische und militärische Katastrophe. Allein die Rückwirkungen auf Indien, Persien, Tibet etc.etc. wären überaus unangenehm. Auf der anderen Seite legte man in Foreign Office, auf jeden Fall Grey und Tyrell, Wert auf eine weitere Verbesserung der Beziehungen zum Deutschen Reich. Und das war ein überaus schwer zu bewältigender Spagat. Auf der einen Seite die nötige Pflege der Ententen im wohlverstandenen imperialen Eigeninteresse und auf der anderen Seite ein Entspannungpolitik gegenüber Berlin. Das war eine rutschige Piste, auf die sich die Londoner Außenpolitk begab und es ging ja auch prompt durch den Verrat von Siebert schief.
Paris und London sahen das Russland stärker wurde, aber sie haben die militärische Stäke m.E. nach doch ein wenig übertrieben. Das Zarenreich hatte im Juli 14 seine Rüstungen noch längst nicht beendet gehabt.
Auch würde mich interessieren, ob man sich in Paris, Petersburg und London, dort sehr wahrscheinlich ja, hinreichend Gedanken darüber gemacht hat, die sehr schwere außenpoltische Gesamtsituation des Deutschen Reiches waren den verantwortlichen Politikern sicher hinreichend bekannt, wie dieses Abkommen, wenn es denn öffentlich würde, was es ja auch wurde, auf Berlin wirken würde. Immerhin gingen die Verhandlungen ja bis Ende Juli.
Hat dieser Umstand die Wilhelmstraße in der Julikrise veranlaßt den Sprung ins Dunkle zu wagen?