Hätte der deutsche Orden überleben können?

Gisgo

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Hab mich nun nochmal mit dem Niedergang des Staates deutschen (Ritter-)Ordens und komme nun zur Frage warum sich dieser nicht in das Deutsche Reich eingegliedert hat. Dann hätte dieser doch damit auch dauerhaft unter den Schutz des deutschen Kaisers gestanden.
Ich weiß zwar das dieser in seiner Endzeit extra mit Albrecht 1. von Brandenburg-Alsbach einen Adeligen als Hochmeister ernannten, um die Beziehungen zum Deutschen Reich zu verbessern, aber warum gliederten sie sich nicht ganz ein?
 
Der Deutsche Orden hat ja überlebt. Es gibt ihn noch heute...

Ansonsten war der Deutsche Orden im Hochmittelalter sehr wehrhaft und dessen Staat effektiv durchstrukturiert im Gegensatz zum Reich, das sich immer stärker dezentralisierte.
Der Kaiser wäre wohl kaum in der Lage gewesen dem DO Schutz zu gewähren.
 
Hab mich nun nochmal mit dem Niedergang des Staates deutschen (Ritter-)Ordens und komme nun zur Frage warum sich dieser nicht in das Deutsche Reich eingegliedert hat.

Der Ordensstaat war nach der Goldbulle von Rinimi ein souveräner Staat, der außerhalb der Reichsgrenzen lag und somit auch den Reichstag nicht beschickte. Darauf waren die Ordensritter überaus stolz und es hätte nicht in ihrem Interesse gelegen, daran etwas zu ändern. Lehnsherr war im übrigen der Papst, auch wenn es da in der Literatur gewisse Unstimmigkeiten gibt, ob der Kaiser nicht auch Oberlehnsherr war. An eine einseitige Lehnsaufragung an den Kaiser war jedenfalls angesichts des Niedergangs nicht zu denken und verfassungsrechtlich gewiss kompliziert.

Im übrigen war die große Zeit der Ritterorden im 14. Jh. längst vorbei und sie wurden immer mehr zu Versorgungsanstalten adeliger Sprößlinge. Die im HRR gelegenen Besitzungen des Deutschen Ordens wurden nach der Umwandlung der Reste des Ordensstaats in das weltliche Herzogtum Preußen unter Führung der Hohenzollern ein geistliches Reichsfürstentum im Heiligen Römischen Reich.

Im übrigen gibt es den Deutschen Orden nach finanziellem Konkurs vor wenigen Jahren auf kleinster Flamme noch heute.
 
Im übrigen war die große Zeit der Ritterorden im 14. Jh. längst vorbei und sie wurden immer mehr zu Versorgungsanstalten adeliger Sprößlinge. Die im HRR gelegenen Besitzungen des Deutschen Ordens wurden nach der Umwandlung der Reste des Ordensstaats in das weltliche Herzogtum Preußen unter Führung der Hohenzollern ein geistliches Reichsfürstentum im Heiligen Römischen Reich.

Zwar war die Zeit der meisten Ritterorden im 14. Jahrhundert, bzw. nach dem Verlust des Heiligen Landes, vorbei, nicht aber die des Deutschen Ordens, der nach dem Verlust Akkons 1291 seinen Hauptsitz zuerst nach Venedig und dann 1309 in die Marienburg verlegte, wo seine Zeit dann erst wirklich begann.
Im 14. Jahrhundert konnte der Orden seine Erwerbungen im Baltikum drastisch vermehren. Der Niedergang begann erst wirklich mit der Schlacht von Tannenberg 1410.
1466 musste der Orden dann die polnische Lehnshoheit anerkennen.
 
Zwar war die Zeit der meisten Ritterorden im 14. Jahrhundert, bzw. nach dem Verlust des Heiligen Landes, vorbei, nicht aber die des Deutschen Ordens, der nach dem Verlust Akkons 1291 seinen Hauptsitz zuerst nach Venedig und dann 1309 in die Marienburg verlegte, wo seine Zeit dann erst wirklich begann.
Im 14. Jahrhundert konnte der Orden seine Erwerbungen im Baltikum drastisch vermehren. Der Niedergang begann erst wirklich mit der Schlacht von Tannenberg 1410.
1466 musste der Orden dann die polnische Lehnshoheit anerkennen.

Der Deutsche Orden, der als große Missionsorganisation auftrat, hatte im 14. Jahrhundert vorrangig die Christianisierung der Litauer als Daseinsberechtigung. Sie wollten die letzten Heiden christianisieren; daneben spielten vor allem machtpolitische Überlegungen eine Rolle: Die litauische Landbrücke "Schamaiten" zwischen Altpreußen und Livland (beides Ordensgebiete) sollte erobert werden. Dies gelang ihnen auch.

Jagiello, der Großfürst Litauens, machte dem Deutschen Orden, der auch die (bei deutschen, englischen, französischen u. a. Rittern) äußerst populären "Litauerreisen" bzw. "Preußenreisen" (Kreuzzüge gegen Litauen) organisierte, aber einen Strich durch die Rechnung. Er erheiratete sich mit Hedwig den polnischen Thron und entzog den Ordensrittern jegliche Legitimation für weitere Feldzüge gegen sein Land, indem er sich zum Christentum bekannte.

Der Kaiser untersagte dem Orden weitere Kreuzzüge, nach einigen Jahren entzog ihnen der Papst schließlich den Missionsauftrag.

Die Ordensritter verwüsteten weite Teile Litauens und agierten fortan wie übliche weltliche Territorialherren. 1409 erklärte der Hochmeister Litauen den Krieg, der mit der Schlacht bei Tannenberg 1410, einer der größten und letzten Ritterschlachten des europäischen Mittelalters, endete. In der Tat war dies der Anfang vom Ende des mächtigen Ordens.

Die polnisch-litauische Armee besetzte darauf nahezu das gesamte Ordensland. Nur die Marienburg konnte von Heinrich von Plauen gehalten werden, Jagiellos Truppen zogen ab, Heinrich wurde zum neuen Hochmeister.

Darauf folgte der nach 1410 bald einsetzende wirtschaftliche Verfall des Ordens: Die gewaltigen Verwüstungen in Altpreußen und die immens hohen Reparationszahlungen sowie der andauernde Kampf um die Vorherrschaft in Altpreußen bedingten den Niedergang des einst so erfolgreichen Staates.

Obwohl Heinrich von Plauen für einen möglichen Racheschlag die Truppen aufrüstete, gelang es ihm nicht, die einsetzende Kriegsmüdigkeit zu bekämpfen. Noch war er angesichts des verwüsteten Landes in der Lage, die starke Opposition unter Michael Küchmeister von Sternberg zu bekämpfen, die ihm die Gefolgschaft verweigerten.
 
Eigentlich hatten wir doch bei den deutschen Ordensrittern genau den gegenteiligen Effekt wie bei neuankommenden Kreuzfahrern in Palästina: Wo im heiligen Land nach Saladin die fanatischen und auf Kampf gegen die Ungläubigen bestehenden Ritter nur den empfindlichen Frieden störten, konnten sie bei den Litauerkreuzzügen ihrer Tobsucht freien Lauf lassen.
Nach der Niederlage bei Tannenberg, denke ich, riss der Strom an Neuankömmlingen sicher ab.
 
Was leider immer wieder vergessen wird ist die Tatsache, dass der Deutsche Orden mit seinen Besitzungen im Heiligen Römischen Reich als katholisches Reichsfürstentum überlebte, wenn auch nicht mehr in den früheren Formen des kämpfenden und schützenden Ritterordens. Er wurde - wie auch andere Ritterorden - allmählich zu einer Versorgungsanstalt für Abkömmlinge des Adels.

Die Reste des Ordensstaates, die das heutige Ostpreußen umfassten, wurden 1523 in das weltliche Herzogtum Preußen umgewandelt. Polens König Sigismund belehnte den zum Ptotestantismus übergetretenen letzten Ordenshochmeister, Albrecht von Brandenburg, mit dem Herzogtum, das 1618 mit dem Kurfürstentum Brandenburg vereinigt wurde.

Kaiser, Papst und Deutscher Orden erkannten diesen Schritt nicht an, doch blieben die Gebiete des Ordensstaates im Osten verloren. Daher ging die Würde des Hochmeisters 1530 auf den in Mergentheim residierenden Deutschmeister über. Der Orden verfügte im Reich selbst über umfangreichen, jedoch meist verstreuten Besitz, der in 12 Balleien zusammengefasst und verwaltet wurde.

Der Deutschmeister zählte für die deutschen Besitzungen des Ordens auch schon in der Vergangenheit zu den Reichsständen und hatte seinen Sitz vermutlich unter den Fürstäbten. Von den Kaisern wird er gelegentlich venerabilis genannt. Sonstige Zeichen des Fürstenstandes traten allerdings nicht hervor, bis 1526 nach der Säkularisation Preußens der Deutschmeister zugleich Administrator des Hochmeisteramtes wurde. Er trat dem Reich gegenüber in alle Rechte des Hochmeisters ein, wurde 1530 vom Kaiser mit Preußen belehnt - worüber er de facto nicht mehr verfügte - und vom Kaiser von da ab als "unser und des Reiches Fürst" bezeichnet. Seine offizielle Titulatur lautete nun "Hoch- und Deutschmeister" und er hatte Sitz und Stimme auf der Fürstenbamk des Reichstags.
 
Andere Frage zum Orden: Soweit ich weiß hatte der Orden im Baltikum und in Osteuropa den Ruf wütender Kriegstreiber gegen alles und jeden zu sein und keinerlei Rücksicht zu nehmen. Stimmt das ?
 
Andere Frage zum Orden: Soweit ich weiß hatte der Orden im Baltikum und in Osteuropa den Ruf wütender Kriegstreiber gegen alles und jeden zu sein und keinerlei Rücksicht zu nehmen. Stimmt das ?

Der Deutsche Orden hatte das Baltikum gewaltsam in Besitz genommen und sich dabei bei der alteingesessenen Bevölkerung nicht immer Freunde geschaffen.
 
War auch bei den Nachbarn denen kein Teritorium weggenommen wurde sprich Nowgorod und Dänemark unbeliebt ?

Wo Staaten aneinandergrenzen, gibt es manchmal freundschaftliche Beziehungen, manchmal auch Spannungen - vor allem wenn ein Land darauf aus ist, sein Territorium zu vergrößern.

Dass Polen und der Deutsche Orden deshalb auf lange Sicht keine Freunde werden konnten, versteht sich von selbst. Besonders zu einem Zeitpunkt, wo der Orden eine Schwächephase hinsichtlich seiner unbotmäßigen Landstände erlebte und Polen seine Zeit für gekommen hielt. Das hat sich dann ja auch bewahrheitet.
 
Ja klar, es ging mir nur darum zu Wissen ob der Orden bei allen und jedem in der Region einen hohen Badboy-Wert gehabt hätte.

Es gibt da bis heute eine unterschiedliche Sicht bei deutschen und polnischen Historikern, was noch vor einigen Jahrzehnten sogar zu erbitterte Kontroversen führte.

Während die deutsche Seite den positiven Aspekt der Kolonisation hervorhebt, prangert die polnische Seite eine rücksichtslose und brutale Germanisierung an.
 
Ja klar, es ging mir nur darum zu Wissen ob der Orden bei allen und jedem in der Region einen hohen Badboy-Wert gehabt hätte.
Im Reich selbst dürfte der Deutsche Orden einen positiven Ruf gehabt haben. Aus dem Reich wurden auch Siedler für die neu eroberten Gebiete angeworben, was für diese mit Steuerfreiheit verbunden war. Das war durchaus ein Ansporn, über einen Umzug nachzudenken.
Auch die Hanse ließ sich in Städten des Deutschen Ordens nieder.
Wer sich jedoch angegriffen (Litauen, Gftm. Nowgorod) oder betrogen sah (Polen), der stand diesem Staat natürlich feinlich gegenüber.
 
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