Was haben Adelige eigentlich so gemacht?

Im Übrigen ist kein einziges, der als Quelle zitierten Werke von Casanova selbst. Es kann sich in der Sache also nicht wirklich um seine eignenen Memoiren handeln.
Es sind vielmehr Erzählungen und/oder Werke über ihn, seine "Sagengestalt" und können viel oder gar nichts mit seinem Leben und/oder Charakter gemein haben.

Was mich nun gerade stutzig macht, wieviele Autoren meinen, sie müssten quasi in "seinem Namen" schreiben, oder wüssten über ihn Neues zu berichten.:grübel:Geschichten werden nicht dadurch wahrer, dass sie häufiger erzählt werden.
Es geht bei dem Meinungsaustausch, der durchaus nicht bös gemeint ist, zwischen Bissotin und mir um die Frage, ob "die meisten seiner weiblichen Liebschaften... heute namentlich nachweisbar sind" (so Bissotin) oder "es sich bei zahlreichen seiner Schilderungen um Stories anderer handelt" (so meine Behauptung). Beide Behauptungen beziehen sich auf die Sekundärliteratur. Ob das dort festgestellt wurde oder nicht, ist nicht anhand der Schriften Casanovas selbst, sondern eben anhand der Sekundärliteratur zu diesem festzustellen.
 
Cansanova lag ganz im Zeitgeist paßte sich den Erwartungen seines angezielten Publikums - er schrieb die Memoiren auf Französisch - an.
Die Sprachwahl hat wohl kaum eine große Aussagekraft. Auch äußerst private Selbstzeugnisse von deutschen Adligen sind des öfteren auf französisch, z.B. das Tagebuch des hannoverschen Generals von Spörken. In den oberen Gesellschaftsschichten war der Gebrauch des Französischen usus. Casanova scheint wohl auch andere Werke auf französisch verfasst zu haben, hier z.B. von 1790:
http://books.google.de/books?id=iZs_AAAAcAAJ&printsec=frontcover#v=onepage&q&f=false
Beide Behauptungen beziehen sich auf die Sekundärliteratur. Ob das dort festgestellt wurde oder nicht, ist nicht anhand der Schriften Casanovas selbst, sondern eben anhand der Sekundärliteratur zu diesem festzustellen.
Die Behauptung aufzustellen, dass in der Sekundärliteratur deine Meinung bekräftigt wird ist wohl kaum zielführend. Da hier wahrscheinlich im Augenblick ein Großteil der Mitleser die entsprechende Literatur nicht zur Hand hat, wäre es angebracht, wenn du die entsprechenden Nachweise in der Sekundärliteratur für uns darstellen könntest. In der Sekundärliteratur sollte dies eigentlich auch unter Hinzuziehung von Primärquellen/einer Analyse der Memoiren selbst erfolgt sein.
 
Zuletzt bearbeitet:
Lieber AnDro, Deine Forderung nach Beweisführung ist zwar im Prinzip richtig, geht hier aber wohl zu weit, denn das wäre wohl ein Dissertationsthema. Ich finde diese Forderung hier auch etwas unbillig: Schau Dir mal an, wie viele hier in diesem Forum (oder sonst im Internet) etwas vorbringen mit der Floskel "ich weiß es nicht genau" oder "soweit ich mich erinnere". Gerade gestern bin ich hier heftig kritisiert worden, daß ich solche Meinungsäußerungen als "Glaube statt Wissen" charakterisiert habe.
Ein Verweis auf die seriöse Fachliteratur sollte doch wohl genügen. Wer es genau wissen will, muß dort nachschauen.
Ich empfehle dabei immer, sich zuerst die neuesten Publikationen vorzunehmen, was insbesondere zum Thema Casanova wichtig ist, denn bis zur vollständigen Edition seiner Memoiren 1960-62 waren nur Auszüge davon mit grob verfälschenden Textpassagen sowie noch zweifelhaftere Raubdrucke erschienen. Das gängige Bild Casanovas als galanter Lustmolch ist wenigstens partiell zu korrigieren: Die Liebesabenteuer machen nur etwa ein Fünftel seiner Memoiren aus. Thomas Schäfer resümiert: „Bis 1960 basierte unser Wissen über Casanova auf manipulierten Texten.“ (Casanova. Magier, Gelehrter, Abenteurer. Leipzig 1998, 2. Auflage 2000 S. 16)
 
Lieber AnDro, Deine Forderung nach Beweisführung ist zwar im Prinzip richtig, geht hier aber wohl zu weit, denn das wäre wohl ein Dissertationsthema. Ich finde diese Forderung hier auch etwas unbillig: Schau Dir mal an, wie viele hier in diesem Forum (oder sonst im Internet) etwas vorbringen mit der Floskel "ich weiß es nicht genau" oder "soweit ich mich erinnere". Gerade gestern bin ich hier heftig kritisiert worden, daß ich solche Meinungsäußerungen als "Glaube statt Wissen" charakterisiert habe.
Ein Verweis auf die seriöse Fachliteratur sollte doch wohl genügen. Wer es genau wissen will, muß dort nachschauen.

Schade, wenn diese Vorgehensweise hier Schule machen würde, verkäme das Forum zur Verlinkungsplattform.
Gerade Themen, die mich bisher nicht so angesprochen haben, gewinnen mein Interesse durch kurze, sachliche, selbst formulierte Beiträge anderer User. Auf Nachfrage oder in einem Quellenverweis kann dann belegt werden, wie man zu dieser Darstellung gekommen ist.

Nun ja, so werde ich nie erfahren, ob Casanova nun ein toller Liebhaber oder Geschichtenerzähler war. :weinen:...in dem Fall auch nicht so schlimm.
 
Schade, wenn diese Vorgehensweise hier Schule machen würde, verkäme das Forum zur Verlinkungsplattform.
Gerade Themen, die mich bisher nicht so angesprochen haben, gewinnen mein Interesse durch kurze, sachliche, selbst formulierte Beiträge anderer User. Auf Nachfrage oder in einem Quellenverweis kann dann belegt werden, wie man zu dieser Darstellung gekommen ist.

Zustimmung!

Nun ja, so werde ich nie erfahren, ob Casanova nun ein toller Liebhaber oder Geschichtenerzähler war. :weinen:...in dem Fall auch nicht so schlimm.

Nun, ich denke Aufschluss darüber würden meiner Meinung nach sowieso nur die Memoiren/Tagebücher seiner Geliebten bringen, denn wenn du die Männer fragst sind sie alle tolle Liebhaber und Frauenhelden, doch im endeffekt meist nur Maulhelden. ;)
 
Schade, wenn diese Vorgehensweise hier Schule machen würde, verkäme das Forum zur Verlinkungsplattform.
Gerade Themen, die mich bisher nicht so angesprochen haben, gewinnen mein Interesse durch kurze, sachliche, selbst formulierte Beiträge anderer User. Auf Nachfrage oder in einem Quellenverweis kann dann belegt werden, wie man zu dieser Darstellung gekommen ist.

Nun ja, so werde ich nie erfahren, ob Casanova nun ein toller Liebhaber oder Geschichtenerzähler war. :weinen:...in dem Fall auch nicht so schlimm.
Das mag sein, daß wir nie erfahren werden, ob Casanova nun ein toller Liebhaber oder Geschichtenerzähler war - jedenfalls legt das die neueste Casanova-Forschung nahe: Carina Lehnen meint, Casanova hätte "sich listig in die Unsterblichkeit" geabenteuert. (Das Lob des Verführers. Über die Mythisierung der Casanova-Figur in der deutschsprachigen Literatur zwischen 1899 und 1933. Paderborn 1995 S. 13) Er machte aus sich eine Romanfigur.“ (S. 31) „Ich denke nicht, daß es darum gehen kann, herauszufinden, wer oder was Casanova war – diese Möglichkeit hat er selbst von allem Beginn an durch seine großangelegte Selbststilisierung verbaut.“ (S. 57) Die über nahezu einundeinhalbes Jahrhundert verfälschende Edition und Rezeption tat ein Übriges: „Die Stilisierung Casanovas zum großen Lebenskünstler, der das Leben wie kein anderer genießen konnte, wird zum ständig wiederkehrenden Klischee innerhalb der Rezeption.“ (S. 51) Schließlich: „Sämtliche der wohlklingenden Äußerungen über das Liebesglück, das die Frauen von Casanova empfangen haben, stammen von Männern. Keine Frauenstimme ist zu vernehmen... Weder die Gesellschaft noch die Frauen klagen Casanova an.“ (S. 54, 321)

"Aufschluss darüber" gibt es eben in der Fachliteratur. Dafür ist das Internet nicht da.
 
[/SIZE]"Aufschluss darüber" gibt es eben in der Fachliteratur. Dafür ist das Internet nicht da.

So kann man auch eine Diskussion beenden.

Natürlich muss man sich über die Fachliteratur tiefer informieren, wenn einem das Thema interessiert. Dennoch kann man hier im GF darüber diskutieren, denn dafür ist das Geschichtsforum da.
 
So kann man auch eine Diskussion beenden.

Natürlich muss man sich über die Fachliteratur tiefer informieren, wenn einem das Thema interessiert. Dennoch kann man hier im GF darüber diskutieren, denn dafür ist das Geschichtsforum da.
Ja, wir haben doch darüber diskutiert und es ist auf Fachliteratur verwiesen worden, wo man sein Wissen vertiefen kann. Also wo ist das Problem?
Internetforen oder Wikipedia können einen guten Erstzugang zu einem Thema bieten, informieren, wo man sich genauer informieren kann. Mehr aber nicht. Alles, was im Internet gesagt wird, muß stets anhand anderer Quellen überprüft werden, ob es denn auch stimmt. Das gilt selbstverständlich auch für meine Beiträge.
Ich erwarte allerdings auch, daß Quellen genannt werden, anhand deren man die Überprüfung vornehmen kann, wie ich das selbst auch tue.
 
Ja, wir haben doch darüber diskutiert und es ist auf Fachliteratur verwiesen worden, wo man sein Wissen vertiefen kann. Also wo ist das Problem?
Internetforen oder Wikipedia können einen guten Erstzugang zu einem Thema bieten, informieren, wo man sich genauer informieren kann. Mehr aber nicht. Alles, was im Internet gesagt wird, muß stets anhand anderer Quellen überprüft werden, ob es denn auch stimmt. Das gilt selbstverständlich auch für meine Beiträge.
Ich erwarte allerdings auch, daß Quellen genannt werden, anhand deren man die Überprüfung vornehmen kann, wie ich das selbst auch tue.

Ich habe das Gefühl, dass du unsere Mitglieder nicht so für belesen oder voll nimmst.

Die Mitglieder des Geschichtsforums haben ein sehr grosses historsiches Wissen zu unterschiedlichen historischen Themen.

Viele der Mitglieder im GF können mit der historischen Methode umgehen und wissen auch wie und wo man das Internet einsetzt. Auch könnne sie mit Fachliteratur umgehen. Du findest hier im GF vom historisch Interessierten bis zum Historiker alles.

Also bitte verkaufe die Mitglieder hier nicht für doof.

Danke

Ich erwarte allerdings auch, daß Quellen genannt werden, anhand deren man die Überprüfung vornehmen kann, wie ich das selbst auch tue.

Das sollte eigentlich klar sein.
 
Zuletzt bearbeitet:
Schau Dir mal an, wie viele hier in diesem Forum (oder sonst im Internet) etwas vorbringen mit der Floskel "ich weiß es nicht genau" oder "soweit ich mich erinnere". Gerade gestern bin ich hier heftig kritisiert worden, daß ich solche Meinungsäußerungen als "Glaube statt Wissen" charakterisiert habe.

Das ist nicht richtig. Deswegen bist du nicht kritisiert worden! Du bist kritisiert worden, weil du die Gesamtheit der Beiträge eines Mitglieds, welches durch seine Formulierung sogar kenntlich gemacht hat, dass seine Einzelaussage noch einmal zu überprüfen wäre, ohne dass du aufgrund der Kürze der Zeit, die du hier bist, alle Beiträge kennen kannst, in Bausch und Bogen abqualifiziert und verdammt hast. Seitdem hast du nun noch mehrfach eine höchst selektive Wahrnehmung gezeigt, wie man sie selten erlebt und die offensichtlich nicht nur bei mir den Eindruck erweckt, dass du auf Krawall gebürstet bist.

Da du von deinen einschlägigen Erfahrungen mit Internetforen auch einiges hast durchblicken lassen, ist dieses Forum offensichtlich auch nicht das erste, in welchem du dich absolut daneben benimmst.
 
Die Sprachwahl hat wohl kaum eine große Aussagekraft. Auch äußerst private Selbstzeugnisse von deutschen Adligen sind des öfteren auf französisch, z.B. das Tagebuch des hannoverschen Generals von Spörken. In den oberen Gesellschaftsschichten war der Gebrauch des Französischen usus. Casanova scheint wohl auch andere Werke auf französisch verfasst zu haben, hier z.B. von 1790:
Solution du Problleme deliaque - Google Bücher
Die Behauptung aufzustellen, dass in der Sekundärliteratur deine Meinung bekräftigt wird ist wohl kaum zielführend. Da hier wahrscheinlich im Augenblick ein Großteil der Mitleser die entsprechende Literatur nicht zur Hand hat, wäre es angebracht, wenn du die entsprechenden Nachweise in der Sekundärliteratur für uns darstellen könntest. In der Sekundärliteratur sollte dies eigentlich auch unter Hinzuziehung von Primärquellen/einer Analyse der Memoiren selbst erfolgt sein.


Casanova war ein ausgesprochenes Sprachtalent, dass neben Italienisch, Spanisch und Deutsch u. a. auch Russisch fließend beherrschte. Er empfahl sich Katherina II. mit einer Übersetzung der Odyssee ins Russische und schlug die Einführung des Gregorianischen Kalenders vor.
 
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