Rüstung und Finanzen im Kaiserreich

Allein die Bilanzsumme von Krupp stieg von 1903 bis 1914 um 70,94% von 360,6 Millionen auf 616,42 Millionen Reichsmark.
Hier sind die diversen Fusionen, Übernahmen von Beteiligungen und die aufgestockten Stahl- und Bergbaukapazitäten zu beachten, die wesentlich zur Bilanzverlängerung beigetragen haben.

Das fixe Kapital stieg im gleichen Zeitraum von 145,54 Millionen auf 245,05 Millionen Reichsmark.
Krupp hatte stets eine hohe Verschuldung, die in einigen Geschäftsjahren am Anschlag dessen lag, was die Banken gewähren wollten. Von daher muss das Unternehmen bemüht gewesen sein, eine möglichst hohe Eigenkapitalquote zu zeigen. Da wird einiges über "Bewertungen" gelaufen sein.

Im Bilanzjahr 1913/14 erreichte de Rohgewinn die Rekordhöhe von 54 Millionen Reichsmark.
Ist das identisch mit dem Rohergebnis nach AktG1937, demnach Gesamtleistung ./. Materialaufwendungen, vor sonstigen Aufwendungen wie Personal, Abschreibungen, Zinsen, Steuern?


Ansonsten: ich habe einen internationalen Vergleich der Preise für Stahl und speziell Panzerstähle und Schiffsbaustähle gefunden, 1890-1913. Nach Aufbereitung stelle ich das mal ein.
 
silesia schrieb:
Ist das identisch mit dem Rohergebnis nach AktG1937, demnach Gesamtleistung ./. Materialaufwendungen, vor sonstigen Aufwendungen wie Personal, Abschreibungen, Zinsen, Steuern?

AktG1937 für Krupp im Kaiserreich? Ansonsten kann ich deine sehr präzise Nachfrage leider nicht beantworten, denn der Wellhörner gibt leider keine näheren Auskünfte.:cry:

silesia schrieb:
Ansonsten: ich habe einen internationalen Vergleich der Preise für Stahl und speziell Panzerstähle und Schiffsbaustähle gefunden, 1890-1913. Nach Aufbereitung stelle ich das mal ein.

Klasse!:yes:
 
Ausstehend ist noch die Recherche aus "Grey Steel/Blue Water" bzgl. der Stahlpreise und Investitionen. Trage ich noch nach.:winke:
 
Hier der Nachtrag aus:
- Cooling, Benjamin F.: Gray Steel and Blue Water Navy - The formative years of America's Military-Industrial Complex 1881-1917, 1979
- Epkenhans: Krupp and the Imperial German Navy, 1898-1914: A Reassessment, JoMH 2000, S. 335 (siehe auch die Grafik)
- Weir: The Imperial Naval Office and the Problem of Armor Prices in Germany, 1897-1914, Military Affairs 1984, S. 62.

Ich beschränke den Auszug auf einige bestimmte Jahre, sowie GB - USA - DEU.

Angaben in US-Dollar/to.:
1912: Krupp-Panzerstahl, jede Stärke, Durchschnittspreise GB: 445$, USA: 413$, DEU: bis zu 463$

Dem Deutschen Reich wurde der Schiffbaustahl (also nicht der KC-Panzerstahl) um 1900 für 2300 Mark/to. verkauft, ca. 250 - 400 Mark teuer als in den USA. Der Vergleichsdruck führte dann zur Absenkung auf 1900 Mark/to., wobei vom RMA mit dem Ankauf in den USA gedroht wurde. Als die American Midvale Company die Preise 1903 senkte (auf umgerechnet 1650), senkte Krupp auf 1780 Mark/to.

1906 boten Carnegie und Bethlehem Stell 1450, Krupp senkte auf 1690 Mark/to für Schiffsbaustahl ab. Vor Ausbruch des Krieges bot Krupp 1914 einen mittelfristigen Kontrakt über 1550 Mark/to. an.

Fazit: über den gesamten Zeitraum lagen die deutschen Preise 10% über den US-Preisen, zT aber erheblich unter (10 - 20%) den britischen Vergleichspreisen, die für den Rüstungswettlauf Großbritannien/Deutschland in den Marinestärken relevant waren. Das kippte erst 1911/12, als es auch bei den britischen Finanzen sehr eng wurde und erheblicher Preisdruck ausgeübt wurde.

Die Grafik zu Krupp:
 

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Herzlichen Dank für diese hochinteressanten Informationen.:)


zT aber erheblich unter (10 - 20%) den britischen Vergleichspreisen, die für den Rüstungswettlauf Großbritannien/Deutschland in den Marinestärken relevant waren.

Das Reichsmarineamt stand ja unter beträchtlichen Druck, um mit den "geringen" Mitteln zurechtzukommen und hat entsprechend hart mit den Werften verhandelt. Man war sich auch nicht zu schade, den Kaiser in diesen Verhandlungen einzuschalten, da er ja beispielsweise bekanntermaßen ein sehr gute Beziehung zu Krupp hatte.
 
Ich komme nochmal auf meine Skepsis bzgl. der Entwicklung von Krupp iZm der deutschen rüstung zurück:

Wenn man sich oben die Grafik anschaut, wird deutlich, dass die Umsatzentwicklung 1906/13 nicht in Zusammenhang mit dem Höhepunkt der Marinerüstung und den Heeresverstärkungen steht, bzw. nur zu einem kleinen Teil dadurch erklärt werden kann. Bereits der Konjunktureinbruch 1913 bescherte 24,4 Mio. Rückgang, das ist der Gesamtumfang des Umsatzes an Panzerplatten. Lediglich die Artillerieherstellung steigt, allerdings unterproportional zum Gesamtumsatz, an.

Fazit 2: es gab bzgl. der Marinerüstung beim Panzerstahl keine steigenden Preise (siehe oben) wegen steigender Abnahme, und der Bedeutung des KC-Stahls bei Krupp war vernachlässigbar für die Gesamtentwicklung des Unternehmens.
 
Ein direkter Vergleich der britisch-deutschen Finanzkraft am Verhältnis und der Struktur der Kapitalexporte:

Esteves: Between Imperialism and Capitalism. European Capital Exports Before 1914
http://users.ox.ac.uk/~econ0243/Imperialism.pdf

Der Artikel enthält außerdem einiges interessante Datenmaterial, durch den auch europäischen Vergleich 1870/1913.
 
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