Kuba Krise- Deutschland

Phillip234

Neues Mitglied
Hi liebe Geschichtsforum Mitglieder,

ich muss in Geschichte (12. Klasse- Abi) eine Ausarbeitung zur Kuba Krise
mit einem Unterpunkt Auswirkungen auf Deutschland und der Frage, ob
so eine Krise für Deutschland auch möglich gewesen wäre, machen.
Hättet Ihr Anregungen besonders zur Frage der Möglichkeit ?

Meine Ideen:
Auswirkung auf Deutschland im Machtfeld der bipolaren Mächte
?
Widervereinigung

Zur Frage der Möglichkeit
Kennedys Absicht keiner Krieg in Deutschland zu führen,
angriff auf Berlin hätte Bündnis zwischen Frankreich, USA und England zur Folge gehbat




Vielen Dank
Phillip
 
Die Krise wurde ausgelöst durch den Versuch der Sowjetunion, atomare Waffen auf Kuba zu stationieren. Hiervon ausgehend könntest Du recherchieren, wie es um die Stationierung von Atomwaffen auf deutschem oder europäischem Gebiet gestellt war. Das sollte dann evtl. schon weiterhelfen.
 
ob so eine Krise für Deutschland auch möglich gewesen wäre,

Die Kuba-Krise war einzigartig, wie Gaddis befindet, "in which each of the major arenas of Soviet-American competetion intersected:" (S. 261)

Es gab zwei zentrale Ergebnisse, die als Lernprozess für beide Seiten wichtig waren.
1. Die UdSSR hatte sich formal als den USA gleichberechtigte Macht etabliert
2. Die Art des "Kalten Krieges" wurde neu definiert und man war sich der nuklearen Gefahren noch bewußter. Das Ergebnis war der "long peace" im Kalten Krieg.

Die Ursprünge dieser Krise, so Gaddis, liegen in der Erkenntnis von Chruschtschow, dass die UdSSR dabei war den Systemwettkampf zu verlieren. Ohne die Hegemonie über West-Europa und Japan war die UdSSR nicht in der Lage langfristig erfolgreich den Wettbewerb gegen die USA zu bestehen.

Das Mißlingen der Stationierung führte zu der Erkenntnis, dass das Risiko einer nuklearen Eskalation, die potentiellen politischen Gewinne, die durch eine militärische Hegeomie als Dividenden einzustreifen wären, deutlich übertrafen.

In diesem Sinne war die Kuba-Krise ein singuläres Ereignis, das aufgrund des bilateralen Lernprozesses keiner Wiederholung in Mittel-Europa bedurfte.

We now know: rethinking Cold War history - John Lewis Gaddis - Google Bücher

Die Auswirkungen dieses Ereignisses auf Deutschland bedeuteten eher eine Stabilisierung des Status quo. Und das auch angesichts einer relativ aggressiven Militärplanung - teilweise auch losgelöst von politischen Vorstellungen - im Ostblock.
 
Die Kuba-Krise war einzigartig, wie Gaddis befindet, "in which each of the major arenas of Soviet-American competetion intersected:" (S. 261)

Es gab zwei zentrale Ergebnisse, die als Lernprozess für beide Seiten wichtig waren.
1. Die UdSSR hatte sich formal als den USA gleichberechtigte Macht etabliert
2. Die Art des "Kalten Krieges" wurde neu definiert und man war sich der nuklearen Gefahren noch bewußter. Das Ergebnis war der "long peace" im Kalten Krieg.

Die Ursprünge dieser Krise, so Gaddis, liegen in der Erkenntnis von Chruschtschow, dass die UdSSR dabei war den Systemwettkampf zu verlieren. Ohne die Hegemonie über West-Europa und Japan war die UdSSR nicht in der Lage langfristig erfolgreich den Wettbewerb gegen die USA zu bestehen.

Das Mißlingen der Stationierung führte zu der Erkenntnis, dass das Risiko einer nuklearen Eskalation, die potentiellen politischen Gewinne, die durch eine militärische Hegeomie als Dividenden einzustreifen wären, deutlich übertrafen.

In diesem Sinne war die Kuba-Krise ein singuläres Ereignis, das aufgrund des bilateralen Lernprozesses keiner Wiederholung in Mittel-Europa bedurfte.

We now know: rethinking Cold War history - John Lewis Gaddis - Google Bücher

Die Auswirkungen dieses Ereignisses auf Deutschland bedeuteten eher eine Stabilisierung des Status quo. Und das auch angesichts einer relativ aggressiven Militärplanung - teilweise auch losgelöst von politischen Vorstellungen - im Ostblock.

Vollkommen d'accord. Nicht zu vergessen, daß ein "Brandherd" des Kalten Krieges in Deutschland schon vorher, ein Jahr vorher, allerdings "negativ", stabilisiert wurde. Die "Berliner Mauer".

M.
 
Geh ich falsch in der Annahme, dass die Kuba-Krise in der DDR ganz anders gesehen wurde? Dass nämlich dort (wie im restlichen Ostblock) das kleine Kuba gegenüber dem Riesen USA zum Helden hochstilisiert wurde (unter völliger Verkennung der Tatsachen, die zur Krise und deren Ende geführt haben)?

Friedi
 
Staatsratsvorsitzender Ulbricht (ab 1960) hat die Aktion vermutlich positiv bewertet. Und dieser Sicht folgte auch die Partei als offizielle Sicht. Adomeit weist jedoch in seiner Darstellung (S. 100ff), dass es duchaus konfliktreiche Themen gab, die beispielsweise einen Friedensvertrag betrafen, und Ulbricht in der Lage war, eigenständige Positionen zu markieren. Dennoch war das Berlin-Problem, in seiner materiellen und symbolischen Bedeutung, für Ulbricht deutlich wichtiger wie die Kuba-Krise.

http://books.google.de/books?id=uhR...a=X&ei=47IIT5bwDc7Sswa-tZWDDw&ved=0CD0Q6AEwAQ

Wie insgesamt der WP, auch in den Spitzengliederungen, durchaus nicht so monolithisch war, wie allgemein angenommen wird.

vgl. z.B. die Dokumente aus "A Cardboard Castle".
A cardboard castle?: an inside history of the Warsaw Pact, 1955-1991 - Vojtech Mastny - Google Bücher

Der Rest ist reine Spekulation. Vermutlich hat der "Schwarze Kanal" die entsprechenden ideologischen Interpretationshinweise für die Partei und die Bürger geliefert.

Der schwarze Kanal ? Wikipedia

Zumindest dürfte der Teil der DDR-Bevölkerung mit ARD- und ZDF- Schwarz-Konsum die offizielle Interpretation skeptisch gesehen haben.

Und in Ost und West war sicherlich in gleichem Maße die Angst vor einem neuen Krieg vorhanden (leider habe ich keine Daten für den Westen gefunden).
 
Zuletzt bearbeitet:
Die Auswirkungen dieses Ereignisses auf Deutschland bedeuteten eher eine Stabilisierung des Status quo. Und das auch angesichts einer relativ aggressiven Militärplanung - teilweise auch losgelöst von politischen Vorstellungen - im Ostblock.

Vollkommen d'accord. Nicht zu vergessen, daß ein "Brandherd" des Kalten Krieges in Deutschland schon vorher, ein Jahr vorher, allerdings "negativ", stabilisiert wurde. Die "Berliner Mauer".

M.


Zunächst einmal musste eine Analyse der Lage für die damalige deutsche Bundesregierung beunruhigende Ergebnisse zeitigen:
  1. In der Mauerkrise machten die USA klar, nichts gegen die Mauer unternehmen zu wollen. Adenauer wurde geraten eine flexiblere Ostpolitik zu betreiben.
  2. Die US-Regierung sprach sich 1961 für die neue Strategie der "flexible response" aus. Diese neue Strategie konnte man auch dahingehend bewerten, dass die USA nicht mehr bereit waren, bei jedem kleineren Konflikt zu einem massiven Vergeltungsschlag auszuholen und einen sowjetischen Gegenschlag zu riskieren. Doch was bedeutete dies für die Sicherheit von Westberlin?
  3. In der Kubakrise zeigte sich, dass die USA - selbst bei einem Konflikt in ihrem eigenen Hinterhof - bereit waren einseitig mit der UdSSR einen Kuhhandel zu betreiben (Jupiter-Raketen). Bedeutete dies nicht, dass bei Konflikten, die von den USA geographisch weiter entfernt waren, mit weitreichenderen Zugeständnissen der USA an die UdSSR zur rechnen waren, wenn es "hart auf hart" käme? Bedeutete das mehr oder weniger Sicherheit für Berlin?
Fazit: Kennedy hatte sich in der Kubakrise zu weich verhalten. Das war die Analyse von Adenauer/Strauß mit der Schlussfolgerung, dass Europa stärker eine eigene (atomare) Rolle spielen müsste. Diese Analyse hatte allerdings den Schönheitsfehler, dass die Welt nuklear gegrillt worden wäre, wenn sich Kennedy "härter" verhalten hätte, was für die Bewertung der Haltung von JFK als vernünftig sprach, zumal die Jupiter-Raketen wegen technischer Probleme sowieso eingemottet werden sollten.

Vor diesem Hintergrund muss man die Debatte um die MLF, den britischen EWG-Beitritt und den Elysee-Vertrag sehen.

Allerdings setzten sich in der Bundesrepublik infolge der SPIEGEL-Affäre die Atlantiker durch. Strauß schied im November 1962 aus dem Kabinett aus und Adenauer trat im Herbst 1963 zurück.
 
Ergänzung zur Spiegel-Affäre:

Auslöser für diese Affäre war der Artikel von Conrad Ahlers "Bedingt abwehrbereit" in der Spiegel-Ausgabe 41/1962 vom 10. Oktober 1962 (unmittelbar vor Beginn der Kubakrise). In der heißen Phase der Kubakrise wurden die Redaktionsräume des Spiegels durchsucht.

Der Artikel verwertete Ergebnisse des NATO-Manövers Fallex 62 und griff das Verteidigungskonzept von Strauß an: Die Bundeswehr sei aufgrund ihrer Ausstattung zu einer konventionellen Verteidigung der Bundesrepublik Deutschland gegen einen potentiellen Angriff des Warschauer Pakts nicht fähig; ein Angriff ließe sich nur mithilfe des Einsatzes westlicher Atomraketen abwehren.

Der Artikel liess sich dem amerikanischen Konzept der "flexible Response" zuordnen, währenddessen Adenauer und Strauß noch auf das Konzept der "massiven Vergeltung" setzten und (irgendwie) an Atomwaffen teilhaben wollten.
 
...In der Mauerkrise machten die USA klar, nichts gegen die Mauer unternehmen zu wollen. Adenauer wurde geraten eine flexiblere Ostpolitik zu betreiben.
  1. Die US-Regierung sprach sich 1961 für die neue Strategie der "flexible response" aus. Diese neue Strategie konnte man auch dahingehend bewerten, dass die USA nicht mehr bereit waren, bei jedem kleineren Konflikt zu einem massiven Vergeltungsschlag auszuholen und einen sowjetischen Gegenschlag zu riskieren. Doch was bedeutete dies für die Sicherheit von Westberlin?....
Das war wohl eine der am schwersten zu "schluckende Pille" für die Regierung Adenauer. Nicht umsonst hat er sich soviel Zeit gelassen, bis er Berlin nach dem Mauerbau besuchte.

Das hätte er gerne den Alliierten überlassen. Damit war gleichsam die atomare Patt-Situation "zementiert" und manifest.

M.
 
Adenauer hatte in den 20er Jahren den Rückzug der USA aus dem vom Weltkrieg und den Kriegsfolgen erschütterten Europa erlebt. Er befürchtete, dass sich die USA auch nach dem 2. WK aus Europa zurückziehen werden. Solange aber die USA eine Politik des Containment oder des Rollback betrieben, schien diese Gefahr gebannt zu sein, denn wer eindämmen oder zurückdrängen will, weicht nicht selbst zurück.

Das Problem an dieser Konfrontationspolitik war indes, dass jeder Konflikt zum nuklearen Schlagabtausch führen konnte. Wenn dieser aber vermieden werden sollte, war eine Vielzahl von Reaktionsmöglichkeiten erforderlich, mit denen - unterhalb der Schwelle eines nuklearen Schlagabtauschs - die Kosten für eine Verschärfung der Krise für den Gegner soweit erhöht wurde, dass eine solche Entwicklung für diesen nicht mehr lohnend war. Die Gefahren eines Nuklearkrieges zwangen also zu einem beweglicheren und hierdurch auch glaubwürdigeren Verteidigungskonzept, wodurch der Politik wiederum Spielräume entstanden, die bei der vorherigen Konfrontationspolitik nicht bestanden und somit zur Entspannung genutzt werden konnten.

Für dieses Neue hatte Adenauer keinen Blick. Er nahm den amerikanischen Drang nach Beweglichkeit als Beginn von Lockerungsübungen gegenüber Europa wahr. Franz-Josef Strauß sprach von „Appeasement-Politik“ und verglich die Zustimmung der Öffentlichkeit zum Atomteststoppvertrag (1963) mit der Zustimmung im Jahr 1938 zu „München“. Der Adenauer-Intimus Krone musste bei diesem Abkommen, mit dem der Bau einer (nach dem befürchteten Abzug der USA aus Europa erforderlichen) Atombombe erheblich erschwert wurde, gar an „Versailles“ denken.
 
@Melchior:
Adenauer hatte eher Sorge vor Bewegung als vor Zementierung (siehe # 10), auch wenn er in der Mauerbau-Krise (1961) fand, dass sein Land von den USA durch deren Untätigkeit im Stich gelassen wurde und zugleich in dieser Krise offenbar wurde, dass die Deutsche Einheit allenfalls langfristig erreichbar sein würde.
 
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