Widerstand im dritten Reich. Wahrheit oder Lüge?

SchMo

Neues Mitglied
Hallo liebe Community!

In einer Doppelstunde möchte ich meinen Mitschülern referieren, woher es Widerstand im dritten Reich gab und wo es nur als Schutzbehauptung vor der Verurteilung nach 1945 gedient hat.
Ich weiß diese Frage ist schwer zu beantworten, viele Autoren schreiben, dass dieses Thema ein Tabu ist und die Antwort durch einen "Schleier" verborgen sei.

Mir ist es wichtig bei meiner Recherche evt. konkrete Personen zu finden, die behauptet haben Widerstand zu leisten, aber in Wirklichkeit es nicht getan haben oder es nicht belegen konnten.

Es wäre sehr nett wenn Ihr mir bei der Beantwortung dieser Frage helfen könntet und Personen wisst die das Behauptet haben.


Mit freundlichen Grüßen,

SchMo
 
Komisch, bei solchen Fragestellungen stellt sich mir die Frage des erkenntnisleitenden Interesses. Aber ich schenke es mir, diesen Aspekt zu vertiefen.

1. Es wäre für eine Doppelstunde mehr als ausreichender Stoff, den Anpassungsdruck in einem totalitären Regime Deinen Mitschülern zu erklären. Den massiven Druck innerhalb der HJ/BDM, dem Arbeitsdienst und der WM, der auf das Individuum als Anpassungsdruck lastete. Die politische Sozialisation im NS-Regime zielte auf die bedingungslose !!!! Unterwerfung unter hierarchische Strukturen ab.

Und erst vor diesem Hintergrund kann man erklären, welche unterschiedliche Formen des Widerstands es gegeben hat und mit welchen polizeistaatlichen Repressionen diese unterdrückt und verfolgt wurden.

Nur unter dieser Voraussetzung würden Deine Mitschüler eine Chance haben zu verstehen, warum man sich nach außen hin anpasst und nach innen sich in Distanz zum NS-Regime befindet.

2. Widerstand hat eine latente Komponente, die sich in der "Gedankenfreiheit" und dem eigenständigen moralischen Handeln manifestiert. Diese ist keiner Form der Beobachtung zugänglich. Und auch Du wirst kaum in der Lage sein, dieses zu dokumentieren oder zu überprüfen.

http://de.wikipedia.org/wiki/Friedrich_Kellner

Insofern ist Dein Ansatz bereits zu Beginn zum Scheitern verurteilt.

Widerstand kann auch eine manifeste Handlung zugrunde liegen. Viele Beispiele sind dokumentiert (Weiße Rose, 20. Juli etc.) und noch mehr Beispiele sind nur zu erahnen. Wie beispielsweise das Sabotieren von Rüstungsproduktion beispielsweise im Mittelbau durch KZ-Insassen.

Diese Liste des verdeckten Widerstands ließe sich beliebig verlängern. Vieles kennt man als Verhaltensmodelle im NS-System und weiss, dass es vorkam, aber es dürfte sehr schwer sein, im juristischen Sinne jemanden einer Lüge zu überführen.

Ansonsten ist die "Wahrheit" sehr komplex. Und es ist wahr, soweit wir es heute einschätzen können, dass das NS-Regime eine noch im Enkampf 44/45 erstaunliche Unterstützung in der Deutschen Bevölkerung fand.

http://de.wikipedia.org/wiki/Meldungen_aus_dem_Reich

Aber es ist auch wahr, dass es eine zunehmende Skepsis gab, die sich gegen das Regime gewendet hat. Und das betraf in ähnlicher Weise die Zivilbevölkerung und auch die teilweise desillusionierte WM.
 
Zuletzt bearbeitet:
Komisch, bei solchen Fragestellungen stellt sich mir die Frage es erkenntnisleitenden Interesses.
Interessant finde ich das Thema schon. Es wäre nur vielleicht sinnvoller, ein Thema zu wählen, wozu man von vornherein schon Anhaltspunkte hat, z.B. Beispiele für die oben genannte Thematik, ohne diese erst dann anschließend krampfhaft suchen zu müssen.
 
Komisch, bei solchen Fragestellungen stellt sich mir die Frage es erkenntnisleitenden Interesses.

1. Es wäre für eine Doppelstunde mehr als ausreichender Stoff, den Anpassungsdruck in einem totalitären Regime zu erklären. Und auch zu erklären, welche sehr unterschiedliche Formen des Widerstands es gegeben hat.

Dazu hätte ich wohl noch sagen müssen, das wir den Widerstand schon ausführlich besprochen haben. Unser Lehrer sagte uns auch, dass viele nach 1945 gesagt haben sie wüssten von nichts oder sie doch Widerstand geleistet haben.

Darauf habe ich gefragt, wer so etwas behauptet hat und ob es wirklich stimmt. Natürlich gab es sehr viel Widerstand nicht nur innerhalb Deutschlands, doch nach dem Krieg kann man es ja auch einfach den Widerstand als "Ausrede" verwenden, wenn man z.B. bei der SS war.

Beispiele für "fragwürdige" Personen hat auch Monitor vom ARD aufgezeigt, wo der 20. Juli analysiert wird.

Hier der Link dazu: DasErste.de - Monitor - Stauffenberg - Mythos und Wirklichkeit

Solche Konkreten Beispiele suche Ich. Nur dieses Beispiel ist während des Regimes aufgetreten und bezieht sich nicht 100 % auf meine Frage.

Diese Liste des verdeckten Widerstands ließe sich beliebig verlängern. Vieles kennt man als Prozesse und weiss, dass es vorkam, aber es dürfte sehr schwer sein, im juristischen Sinne jemanden einer Lüge zu überführen.

Natürlich ist das jetzt auch schwer nachzuweisen, dass jemand gelogen hat. Interessant wären solche Personen wie Stülpnagels.
Wenn er nicht gefunden worden wäre und hingerichtet, hätte er sicherlich nach 1945 gesagt er hat Widerstand geleistet, doch wenn man seine Biographie kennt weiß man das er grausame Taten im Namen von Hitler begangen hat. Und dann passt meine Frage: Wiederstand - Realität oder Schutzbehauptung?
Solche Personen suche ich...
 
Hallo liebe Community!

In einer Doppelstunde möchte ich meinen Mitschülern referieren, woher es Widerstand im dritten Reich gab und wo es nur als Schutzbehauptung vor der Verurteilung nach 1945 gedient hat.
Ich weiß diese Frage ist schwer zu beantworten, viele Autoren schreiben, dass dieses Thema ein Tabu ist und die Antwort durch einen "Schleier" verborgen sei.

Mir ist es wichtig bei meiner Recherche evt. konkrete Personen zu finden, die behauptet haben Widerstand zu leisten, aber in Wirklichkeit es nicht getan haben oder es nicht belegen konnten.

Es wäre sehr nett wenn Ihr mir bei der Beantwortung dieser Frage helfen könntet und Personen wisst die das Behauptet haben.


Mit freundlichen Grüßen,

SchMo


Es ist keiner angeklagt oder verurteilt worden, weil er keinen Widerstand geleistet, sondern weil er/ sie als Beamte, Juristen, Offiziere, Mediziner und Journalisten Volksverhetzung, Verbrechen gegen die Menschlichkeit oder Kriegsverbrechen begangen haben. Die meisten entschuldigten sich mit Befehlsnotstand, aber einige beriefen sich darauf, dass sie noch Schlimmeres verhindert haben oder Widerstand gegen einzelne Maßnahmen geleistet oder Verfolgten geholfen hätten.

Ich muss dabei an Albert Speer denken, der behauptete, Widerstand gegen Hitlers Nerobefehl geleistet und schließlich sogar Hitlers Ermordung geplant zu haben.
 
Zunächst musst du mal den Widerstandsbegriff näher erläutern.

Was verstehst du darunter? Resistenz, Dissens etc.

Erst wenn du den Begriff Widerstand genau erklärt hast, kann man Personen einordnen.
 
Ich muss dabei an Albert Speer denken, der behauptete, Widerstand gegen Hitlers Nerobefehl geleistet und schließlich sogar Hitlers Ermordung geplant zu haben.

Klasse! Genau sowas hilft mir weiter ;)

Natürlich kann man wegen "nicht geleisteten Widerstand" keinen Verurteilen, es geht aber auch vielmehr darum Widersprüche bei den Personen zu finden und die dann zu präsentieren wie der Herr Speer.
Wenn ich das richtig verstanden habe, war er erst Architekt und später Reichsminister für Bewaffnung. Also schon ein "hohes Tier".
Auf der einen Seite hilft er Hitler und dann versucht er aber gegen Hitler zu steuern.
Aufgrund deswegen wurde er ja dann auch nicht zum Tode verurteilt.
Das denke Ich kann man schon als sehr fragwürdigen "Widerstand" nennen.
Denkt ihr genauso?

Das würde dann auch die "Dissens" von ursi mit einbeziehen.
 
Was ich im Zuge der meiner Stoffsammlung noch gefunden habe ist ein bayrisches Gesetz: (Quelle: Klick


Art. 1

Politische Taten, durch die dem Nationalsozialismus oder Militarismus Widerstand geleistet wurde, sind nicht strafbar.

Straffrei ist insbesondere:

1.
wer es unternahm, die nationalsozialistische Gewaltherrschaft zu stürzen oder zu schwächen,
2.
wer aus Überzeugung Vorschriften unbeachtet ließ, die überwiegend der Aufrechterhaltung der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft oder der totalen Kriegführung dienten,
3.
wer für sein Verhalten allein nach nationalsozialistischer Auffassung zu bestrafen war,
4.
wer einen anderen der politischen Bestrafung entziehen wollte.

Das ist natürlich sehr weitläufig geschrieben, besonders Punkt 1.
Es könnte natürlich jeder mit einer Kleinigkeit belegen die Gewaltherrschaft zu schwächen.
 
Speer kann man sicher nicht zum Widerstand zählen. Er hat am Ende nur noch seine Haut retten wollen. Das ist nicht einmal fragwürdiger Widerstand.

Was verstehst du denn unter Dissens? Wenn du den Begriff verwendest solltest du ihn auch erklären können.
 
Was verstehst du denn unter Dissens? Wenn du den Begriff verwendest solltest du ihn auch erklären können.

Wenn man sich nicht einer Meinung ist. Das verstehe ich darunter.
Speer war ja auch nur zum Teil einverstanden mit Hitlers Vorhaben etc.


Apropro Haut retten:

Darum geht es ja. Ich möchte damit auch aufzeigen, dass andere Ihre Haut gerettet haben indem sie z.B. den Widerstand für sich benutzten um nicht verurteilt zu werden.

Ich stimme Dir jedoch zu, dass man das nicht wirklich bzw. kaum als Widerstand werten kann im Vergleich zu anderen... Das wäre evt. etwas weit hergeholt.
 
Dazu hätte ich wohl noch sagen müssen, das wir den Widerstand schon ausführlich besprochen haben. Unser Lehrer sagte uns auch, dass viele nach 1945 gesagt haben sie wüssten von nichts oder sie doch Widerstand geleistet haben.

Darauf habe ich gefragt, wer so etwas behauptet hat und ob es wirklich stimmt. Natürlich gab es sehr viel Widerstand nicht nur innerhalb Deutschlands, doch nach dem Krieg kann man es ja auch einfach den Widerstand als "Ausrede" verwenden, wenn man z.B. bei der SS war.

Beispiele für "fragwürdige" Personen hat auch Monitor vom ARD aufgezeigt, wo der 20. Juli analysiert wird.

Hier der Link dazu: DasErste.de - Monitor - Stauffenberg - Mythos und Wirklichkeit

Solche Konkreten Beispiele suche Ich. Nur dieses Beispiel ist während des Regimes aufgetreten und bezieht sich nicht 100 % auf meine Frage.



Natürlich ist das jetzt auch schwer nachzuweisen, dass jemand gelogen hat. Interessant wären solche Personen wie Stülpnagels.
Wenn er nicht gefunden worden wäre und hingerichtet, hätte er sicherlich nach 1945 gesagt er hat Widerstand geleistet, doch wenn man seine Biographie kennt weiß man das er grausame Taten im Namen von Hitler begangen hat. Und dann passt meine Frage: Wiederstand - Realität oder Schutzbehauptung?
Solche Personen suche ich...


Meine Ehre heißt Treue war das Motto der SS, doch gelegentlich gab es sogar aus den reihen der SS Widerspruch, Ungehorsam und Widerstand gegen Hitler. Paul Hauser war Lehrer an einer Junkerschule und später im Kriegseinsatz. Im März 1943 weigerte er sich Hitlers Befehl zu folgen und räumte eigenmächtig Charkow, um die Verheizung und Einkesselung seiner Truppe abzuwenden. Arthur Nebe war als SS-Gruppenführer an zahlreichen Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit beteiligt, nahm aber 1944 mit dem militärischen Widerstand Kontakt auf.


Die wohl rätselhafteste Persönlichkeit war aber vermutlich Kurt Gerstein, der behauptete, dass in die SS eintrat, um sie zu unterwandern. Gerstein wurde Zeuge bei der Ermordung mit Abgasen und Zyklon B, er verfasste Berichte über seine Beobachtungen und versuchte, die Welt darüber zu informieren. Die Gerstein- Berichte dienten während der Nürnberger Prozesse als Belastungsmaterial für die Verwendung von Zyklon B. Gersteins Rolle ist heute noch nicht klar, während ihn einige für ein Mitglied der bekennenden Kirche und verkappten Widerstandskämpfer, der die SS infiltrieren wollte, während andere ihn für einen Karrieristen und Opportunisten halten, der als "Hygienefachmann" an Massenmorden beteiligt war und der sich erst nach 1945 als Widerstandskämpfer ausgab.

Kurt Gerstein ? Wikipedia
 
Gersteins Rolle ist heute noch nicht klar, während ihn einige für ein Mitglied der bekennenden Kirche und verkappten Widerstandskämpfer, der die SS infiltrieren wollte, während andere ihn für einen Karrieristen und Opportunisten halten, der als "Hygienefachmann" an Massenmorden beteiligt war und der sich erst nach 1945 als Widerstandskämpfer ausgab.

Kurt Gerstein ? Wikipedia


Super! :)

Das hier ist auch noch Interessant, beschriebt genau das Phänomen was ich erörtern will. Leider hat der Autor wohl seine Telefonnummer geändert...
8. Mai 1945: Tag der Befreiung? (Absatz „Stunde Null“)
 
Wenn du zu Kurt Gerstein mehr wissen möchtest dann empfehle ich dir diese Seite:

http://www.geschichtsforum.de/f66/kurt-gerstein-widerstand-der-ss-3378/

In dieser Diskussion findest du auch diesen Buchtipp:

Saul Friedländer
Kurt Gerstein oder die Zwiespältigkeit des Guten
Bech|sche Reihe 2007

Lohnt sich zu lesen.

Deine Dissensdefinition würde ich noch einmal näher anschauen. Vielleicht hilft dir dies weiter:

Dissens bezeichnet die Abweichung von den „herrschenden“ und unter Androhung von Sanktionen oder Strafe verlangten Haltungen und Verhaltensweisen, wie sie in den Jahren des Dritten Reichs von den Agenturen zur Durchsetzung der nationalsozialistischen Ideologie und Politik eingefordert wurden. Dass Dissens immer auch die Dimension des Konsenses
mitdenken lässt, unterstreicht die Tragfähigkeit dieses Begriffes. Alltag bezeichnet alle Haltungen, Verhaltensweisen und Handlungen, die als selbstverständlicher Vollzug des ganz „normalen“, eben alltäglichen Lebens gelten. Hier geht es um die Sphären von Arbeit und Freizeit: um Routinetätigkeiten am Arbeitsplatz, außer Haus oder im Haushalt, um die Kontakte an der Arbeitsstelle sowie auf dem Weg zur Arbeit und zurück, um Freizeitaktivitäten in und außerhalb von Vereinen sowie um Gesprächssituationen in Familie, Freundes- und Kollegenkreis und Nachbarschaft. Wenn wir aus dem Blickwinkel der Herrschaftsagenturen des Regimes auf die Äußerungen von Dissens im Alltag schauen, dann ist klar: Dissens wurde als politisch begriffen und vielfach mit politischem Widerstand identifiziert, dementsprechend kriminalisiert und verfolgt. Doch die politische Verfolgung war nicht nur ein Instrument zur Durchsetzung und Stabilisierung der natio-nalsozialistischen Herrschaft.

Quelle:
library.fes.de/pdf-files/historiker/07664.pdf
 
Super! :)

Das hier ist auch noch Interessant, beschriebt genau das Phänomen was ich erörtern will. Leider hat der Autor wohl seine Telefonnummer geändert...
8. Mai 1945: Tag der Befreiung? (Absatz „Stunde Null“)

Eigentlich hat aber dieser Absatz "Stunde Null" nichts mit Widerstand zu tun, sondern eher damit, dass eben viele der ehemaligen Parteigänger wieder eingesetzt wurden. Es hier keinen "Neuanfang" in den wichtigen Positionen gab.
 
Der Attentatsversuch von Stauffenberg war der Höhe- und Endpunkt widerständischer Aktivitäten. Wobei der Terminus "Widerstand" nocht nicht hinlänglich geklärt wurde.

Das Thema "Widerstand" ist generell nur ein Randaspekt in der Geschichtsschreibung. Im Fokus stehen dabei vor allem konspirative Kreise traditioneller Eliten ("Underground Junkers"), die nur aufgrund ihrer Nähe zu Hitler Widerstand leisten konnten.

Ein anderer, m.E.n. interessanter Protagonist, war Georg Elser. Er versuchte als Einzeltäter im November 1939 Hitler zu töten. Georg Elser ? Wikipedia

Zu nennen seien noch Die Weiße Rose und die Geschwister Scholl und ihr Umfeld. Ansonsten kommunistische Bewegungen.

Auch wenn es unter den genannten Akteuren unterschiedliche Motive gab, so teilten sie zumindest das Kalkül das Regime zu stürzen.

Es gab dann noch den Rettungswiderstand, der Verfolgten Zuflucht bot. Auch das kann als Opposition oder Widerstand gekennzeichnet werden, da auf solch ein Verhalten die Todesstrafe stand.

Letztlich gilt es zu sagen, dass Widerstand stets "ohne Volk" stattfand. Dafür sorgten Wirkkräfte wie Regimebindung, Loyalität, Volksgemeinschaft und so fort. Das sorgte jedoch nicht für die komplette Vermeidung von non-konformen Verhaltens, wo schon das Hören eines Feindsenders gehörte.
 
Das Thema "Widerstand" ist generell nur ein Randaspekt in der Geschichtsschreibung.

Das kann ich nicht unterschreiben. Die Widerstandsforschung ist alles andere als ein Randaspekt in der Geschichtsschreibung, dies zeigt schon die unmengen Forschungsliteratur über jede Art des Widerstandes im Dritten Reich.

Im Fokus stehen dabei vor allem konspirative Kreise traditioneller Eliten ("Underground Junkers"), die nur aufgrund ihrer Nähe zu Hitler Widerstand leisten konnten.

Dieser ist in der neusten Forschung nicht mehr so. Seit Martin Broszat den Begriff Resistenz geprägt hat, wird eben nicht nur der Widerstand der Eliten angeschaut. Dieser Widerstand wird in der Forschung durchaus konrovers und kritisch diskutiert.

Ein anderer, m.E.n. interessanter Protagonist, war Georg Elser. Er versuchte als Einzeltäter im November 1939 Hitler zu töten. Georg Elser ? Wikipedia

Auf jeden Fall. Zumal Georg Elser erst seit kurzem richtig gewürdigt wird. Besser als die Wikipedia Seite ist aber diese hier:

Georg Elser "Ich habe den Krieg verhindern wollen" - Eine Dokumentation

Letztlich gilt es zu sagen, dass Widerstand stets "ohne Volk" stattfand.

Hier sollte man den Historiker erwähnen, der dies gesagt hat. Das war Hans Mommsen.

Der deutsche Widerstand gegen Hitler: eine Bilanz

Es gab dann noch den Rettungswiderstand, der Verfolgten Zuflucht bot

Die nennt man "Stille Helden" seit dem Oktober 2008 gibt es für diese stillen Helden eine Gedenkstätte in Berlin.

Gedenkstätte Stille Helden



Wichtig ist, wie ich das schon in meinem früheren Beitrag geschrieben habe. Man muss zunächst den Widerstandsbegriff definieren.

Auszug aus der Historiographie des Widerstandbegriffes aus der NS-Forschung:

Widerstandsbegriff von Eberhard Bethage (1963)

Stufen des Widerstandes:

1. Stufe: Einfacher passiver Widerstand
2. Stufe: Offener ideologischer Gegensatz
3. Stufe: Mitwisserschaft an Umsturzvorbereitung
4. Stufe: Aktive Vorbereitung für das Danach
5. Stufe: Aktive politische Konspiration
Das Stufenmodell ist stark vom politischen Widerstand geprägt.


Widerstandsbegriff von Detlev Peukerts (1981)

1. Stufe: Nonkonformität
Normenverletzung die nicht das Ganze in Frage stellten.

2. Stufe: Verweigerung
Verhalten, das sich den Anordnungen des Regimes bewusst widersetzte

3. Stufe: Protest
Verhalten, das noch mehr auf die generelle Ablehnung des Regimes ausgerichtet war als die Verweigerung

4. Stufe: Widerstand
Verhaltensformen, in denen das NS-Regime als Ganzes abgelehnt und Vorbereitung seines Sturzes getroffen wurden

Widerstandsbegriff der Forschungsgruppe Bayern in der NS-Zeit (Münchner Projekt)

Widerstand:

Grundsätzliche, aktive, fundamentale politische Opposition

Resistenz:

Kleinformen des zivilen Mutes, Abweichende soziales Verhalten, Aufrechterhaltung von Gesinnungsgemeinschaften, Immunität gegenüber der NS-Ideologie und Propaganda

Folge: Eindämmung der NS-Herrschaft

Definition Resistenz:

Resistenz bedeutet ganz allgemein: wirksame Abwehr, Begrenzung, Eindämmung der NS-Herrschaft oder ihres Anspruchs, gleichgültig von welchen Motiven, Gründen und Kräften.



Wenn man sich zum Thema Widerstand weiter informieren möchte dann empfehle ich diese Seiten:


Gedenkstätte Deutscher Widerstand -Themen

Zustimmung und Widerstand im Nationalsozialismus | bpb

Der militrische Widerstand | bpb

Lebenswege einer jüdischen Familie | www.chotzen.de

Der Kreisauer Kreis - Kreisau-Initiative e.V.
 
Ein besonders wichtiger Fall in diesem Zusammenhang sind die Konfllikte um Hans Globke:

Hans Globke ? Wikipedia

Globke war an der Abfassung der Nürnberger Gesetze beteiligt und war nach dem Krieg Staatssekretär und enger Mitarbeiter Adenauers. Dieser verteidigte ihn bis zum Ende seiner Kanzlerschaft gegen alle Attacken. Globke selbst rechtfertigte sich immer wieder damit, dass er intern renitent, ja sogar widerständig gewesen sei - unter anderem durch die unbelegte Behauptung, 1945 habe bereits seine Verhaftung gedroht. Hier noch ein interessanter Artikel:
Zwei neue Globke Biographien: Der Mann hinter Adenauer | Literatur- Frankfurter Rundschau

Anderes Beispiel - nur um mal die Komplexität des Themas anzudeuten:

Teilweise verwendeten sich unzweifelhafte Widerständler, besonders aus dem kirchlichen Widerstand, aus diversen, häufig aber politischen Gründen für Nationalsozialisten, die teils sogar Kriegsverbrecher waren. Hier bewegen wir uns in einer der vielen moralischen Grauzonen der Nachkriegsjahre, und es ist nicht die einzige, die in der heutigen Geschichtsschreibung etwas tabuisiert ist.

Zu den merkwürdigsten Erscheinungen in diesem Zusammenhang gehört das Buch "Wo ist Nebe?" von Hans Bernd Gisevius, einem Widerständler aus den Reihen der Polizei.

gelesen & ungelesen: Hans Bernd Gisevius: Wo ist Nebe? (Etwas ins Unreine geschrieben.)
 
Was mE bislang wenig erforscht ist, ist der Widerstand unter den Hunderttausenden Zwangsarbeitern im Reich, zB durch Sabotage in der Industrie. Auffindbar sind lediglich Berichte in der "Abnahme", ansonsten geht einiges zu Betrieben aus den SD-Lageberichten hervor.

Zu erwähnen ist auch der sozialdemokratische Widerstand, insbesondere in den ersten Jahren nach 1933. Die Friedrich-Ebert-Stiftung hat hier eine Reihe von Lokalstudien herausgegeben, so zu diversen Städten im Ruhrgebiet.
 
Anderes Beispiel - nur um mal die Komplexität des Themas anzudeuten:

Teilweise verwendeten sich unzweifelhafte Widerständler, besonders aus dem kirchlichen Widerstand, aus diversen, häufig aber politischen Gründen für Nationalsozialisten, die teils sogar Kriegsverbrecher waren. Hier bewegen wir uns in einer der vielen moralischen Grauzonen der Nachkriegsjahre, und es ist nicht die einzige, die in der heutigen Geschichtsschreibung etwas tabuisiert ist.

Passt vielleicht dazu
http://www.kirchengeschichten-im-ns.de/wendejahr1946.pdf
Ein geflügeltes Wort in diesem Zusammenhang, das auch bei der Suche hilfreich sein könnte:
Persilschein ? Wikipedia
 
Zurück
Oben