Militarismus zur Sicherung der Obrigkeit

Xerxes I.

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Hey ,
ich hab am Montag Prüfung in Geschichte. Mein Thema "Militarismus ein Mittel zur Obrigkeitssicherung im Kaiserrich?". Es wäre überaus nett von euch mir ein paar Beispiele zunennen in denen das der Fall war. ODER in denen es nicht der Fall war. Ich muss das so pro/contra mäßig "erörtern" ihr kennt den Mist ja.
Ein herzliches Dankeschön an jeden der sich erbarmt mir hier Antworten zu geben.
 
Hey ,
ich hab am Montag Prüfung in Geschichte. Mein Thema "Militarismus ein Mittel zur Obrigkeitssicherung im Kaiserrich?". Es wäre überaus nett von euch mir ein paar Beispiele zunennen in denen das der Fall war. ODER in denen es nicht der Fall war.

Die Zabern-Affäre von 1913 wäre m.E. ein Beispiel für Letzteres. Insbesondere ihr parlamentarisches Nachspiel zeigte, wie weite Kreise der deutschen Öffentlichkeit das aggressiv-selbstherrliche Auftreten des Militärs mißbilligten:

Zabern-Affäre ? Wikipedia
 
Im Simpliciccimus gab es eine Karrikatur, die für mich deutlich zeigt, was Militarismus im Kaiserreich ausmacht.

An einem geselligen Abend stehen im Offiziercasino drei Offiziere zusammen. Ein vierter Mann in einer schlottrigen Uniform betätigt sich als Kellner. Einer der drei Monokelträger wendet sich an seinen "Kollegen" und fragt: "Ist dass der Gehirnfatzke, der hier herum wimmelt?".

Ich glaube, die Karrikatur trägt die Überschrift: "Der Einjährig-Freiwillige".

Ein weiteres Beispiel für Militarismus im Kaiserreich ist in meinen Augen das Theaterstück "Der Hauptmann von Köpenick".

Wichtig wäre erst einmal, den Begriff Militarismus zu definieren. In meinen Augen geht es hier auch darum, dass militärische Werte auf das Zivilleben übertragen werden. Ein Jurist sollte Reserveoffizier sein; ansonsten kann er seine Karriere abschreiben. Ehemalige Unteroffiziere haben Anspruch auf Übernahme in das Beamtenverhältnis, weil sie als zuverlässige Subalternbeamte gelten.

"So eine Uniform hebt entschieden", sagt im "Hauptmann von Köpenick" der Inhaber einer Schneiderei.

Allerdings gab es auch eine Kritik am Militär. Man machte sich über den "Uniformfimmel" lustig oder kritisierte das Auftreten und die gesellschaftliche und politische Sonderstellung des Heeres (Zabern-Konflikt).
 
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Allerdings gab es auch eine Kritik am Militär. Man machte sich über den "Uniformfimmel" lustig oder kritisierte das Auftreten und die gesellschaftliche und politische Sonderstellung des Heeres (Zabern-Konflikt).

Z.B. Lyonel Feininger in Ein Zivilist, ein Zivilist! (1899): etwa 20 Personen aller Altersklassen und ein Hund, alle, einschließlich des Hundes in Uniform begaffen einen alten Zivilisten in karierter Kleidung.
 
Ein weiteres Beispiel für Militarismus im Kaiserreich ist in meinen Augen das Theaterstück "Der Hauptmann von Köpenick".

Der reale Vorfall dürfte für die reale Geschichte interessanter sein. ;)

Gerade hieran wird aber auch die Gefahr deutlich, die ein überhöhtes Ansehen des Militärs mit sich bringen kann: Die zivile Obrigkeit wird entwertet. Immerhin wurde bei der Episode der Bürgermeister einer Stadt verhaftet und (kurzzeitig) deren gesamte zivilie Verwaltung lahmgelegt, und dass von einem arbeitlosen, vorbestraften Zuchthäusler (sry, Willi;)), der sich gerade so ne gebrauchte Uniform leisten konnte...
 
Hab mir das so zusammengereimt:

Das Militär lockte mit maximaler gesellschaftlicher Anerkennung. Da man nur als Kaisertreuer "Erzkonservativer" wirkliche Karrierechancen beim Militär hatte fügte man sich.

Könnte man das so sagen?
 
Mir kommt das Militär im Kaiserreich immer wie ein Vehikel für den Adel vor. In der modernen Gesellschaft (Globalisierung) gab es für ihn keine wirklichen Aufgaben. Deshalb auch dieses schon fast Staat im Staate sein. Man koppelte sich ab und schuf sich seine eigene Welt. Diese eigene Welt, die 1914 ihre feudale Chance sah, sich noch mehr Geltung zu verschaffen, ging schließlich 1918 unter.
 
Mir kommt das Militär im Kaiserreich immer wie ein Vehikel für den Adel vor. In der modernen Gesellschaft (Globalisierung) gab es für ihn keine wirklichen Aufgaben. Deshalb auch dieses schon fast Staat im Staate sein. Man koppelte sich ab und schuf sich seine eigene Welt. Diese eigene Welt, die 1914 ihre feudale Chance sah, sich noch mehr Geltung zu verschaffen, ging schließlich 1918 unter.

Das sehe ich auch so, schon weil die Militärführung hauptsächlich aus Adligen bestand. "Modern" denkende Adlige wie z. B. Marion Dönhoff haben das auch erkannt.
Wenn man sich vor Augen führt, wie der Großgrundbesitz entstand, war die logische Folge eine Führungsrolle der Adligen im militärischen Bereich - und dies sogar noch im Dritten Reich...
 
Wie Stig Förster in seiner grundlegenden Studie aber nachgewiesen hat, gab es eben auch den Militarismus "von unten", den bürgerlichen Militarismus bzw. den "Militarismus der kleinen Leute"

Die Kriegervereine z.B. waren zum größten Teil regional organisiert und entstanden unter dem Protektorat des jeweiligen Landesherren. So ganz allein von unten kamen sie also nicht.

Klar gab es in jeder Bevölkerungsschicht Anhänger des Militärs. Manch einem machte es ja sogar Spaß. Und wer in seinem Dorf ein richtiger Kerl sein wollte, der hat sicher nicht über seine Militärzeit rumgejammert. Wer dazugehören wollte, reihte sich ein und machte mit.
Bezeichnend finde ich, dass hin und wieder in den Kriegervereinen die Befürchtung aufkam, man könne sozialdemokratisch unterwandert werden.

...und dies sogar noch im Dritten Reich...
Hitler mochte diese von und zu aber nicht. Das ließ er sie auch gerne spüren.
 
Zuletzt bearbeitet:
Die Kriegervereine z.B. waren zum größten Teil regional organisiert und entstanden unter dem Protektorat des jeweiligen Landesherren. So ganz allein von unten kamen sie also nicht.

Dass die eigentlichen Strippenzieher des bürgerlichen oder kleinen Militarismus oben zu suchen wären, hat uns Förster und das MGFA allerdings nicht verraten. :grübel: Sicherlich hat da aber eine Vereinnahmung und Verinnerlichung des ansonsten vorgelebten Militarismus stattgefunden.

Klar gab es in jeder Bevölkerungsschicht Anhänger des Militärs. Manch einem machte es ja sogar Spaß. Und wer in seinem Dorf ein richtiger Kerl sein wollte, der hat sicher nicht über seine Militärzeit rumgejammert. Wer dazugehören wollte, reihte sich ein und machte mit.
Das verniedlicht mE die gesellschaftliche Durchdringung und Präsenz sowie die Stoßrichtung und Ziele des Militarismus "von unten". Der "Wille zur Weltgeltung" kam separat auch aus den breiten bürgerlichen Schichten, mE sogar stärker als derjenige "von oben".
Siehe neben den oben Genannten dazu auch Rosenberger, Bernhard: Zeitungen als Kriegstreiber? - Die Rolle der Presse im Vorfeld des Ersten Weltkrieges

Bezeichnend finde ich, dass hin und wieder in den Kriegervereinen die Befürchtung aufkam, man könne sozialdemokratisch unterwandert werden.
Der bürgerliche Militarismus hatte mit der Sozialdemokratie tatsächlich nicht viel am Hut. Daraus läßt sich aber für den bürgerlichen Militarismus nicht viel ableiten, außer Abgrenzung nach unten (ob die allerdings die gleiche Qualität wie beim adeligen Militarismus - "Bürgerkriegsarmee" - hatte, würde ich anzweifeln). Die innenpolitische Stoßrichtung des bürgerlichen Militarismus richtete sich eher nach "oben".
 
Also könnte man damit:

Das Militär lockte mit maximaler gesellschaftlicher Anerkennung. Da man nur als Kaisertreuer "Erzkonservativer" wirkliche Karrierechancen hatte fügte man sich.

Die Frage ob das Kaiserrich den Militarismus zur Sicherung der Obrigkeit nutzte durchaus als "Ja" beantworten?
 
Im Simpliciccimus gab es eine Karrikatur, die für mich deutlich zeigt, was Militarismus im Kaiserreich ausmacht.

An einem geselligen Abend stehen im Offiziercasino drei Offiziere zusammen. Ein vierter Mann in einer schlottrigen Uniform betätigt sich als Kellner. Einer der drei Monokelträger wendet sich an seinen "Kollegen" und fragt: "Ist dass der Gehirnfatzke, der hier herum wimmelt?".

Ich glaube, die Karrikatur trägt die Überschrift: "Der Einjährig-Freiwillige".

Ein weiteres Beispiel für Militarismus im Kaiserreich ist in meinen Augen das Theaterstück "Der Hauptmann von Köpenick".

Wichtig wäre erst einmal, den Begriff Militarismus zu definieren. In meinen Augen geht es hier auch darum, dass militärische Werte auf das Zivilleben übertragen werden. Ein Jurist sollte Reserveoffizier sein; ansonsten kann er seine Karriere abschreiben. Ehemalige Unteroffiziere haben Anspruch auf Übernahme in das Beamtenverhältnis, weil sie als zuverlässige Subalternbeamte gelten.

"So eine Uniform hebt entschieden", sagt im "Hauptmann von Köpenick" der Inhaber einer Schneiderei.

Allerdings gab es auch eine Kritik am Militär. Man machte sich über den "Uniformfimmel" lustig oder kritisierte das Auftreten und die gesellschaftliche und politische Sonderstellung des Heeres (Zabern-Konflikt).


Zuckmayrs Hauptmann von Köpenick wirft bezeichnende Schlaglichter auf die wilhelminische Gesellschaft. Vom (jüdischen) Uniformschneider Wormser, der seinen Sohn ständig ermahnt: "Halt dich Grade, Willy, sonst kommste nie zum Militär!" "Ich sag immer, der alte Fritz, der kategorische Imperativ und unser Exerzierregklement- damit hammers zu etwas gebracht in der Welt. Die Plorösenmieze gibt einem besoffenen Vize den Vorzug, und der Herr von Schlettow muss deswegen quitieren. Der Bürgermeister Obermüller ist zeitweise selbst im Besitz der Uniform.
"Wo hammse gedient?"

bei verschiedenen Handwerksmeestern."
"Ich meine wo hamms e gestanden?"
"Gestanden? Ick hab bloß gesessen!"

Am Ende geht der ausrangierte Mensch, den keiner haben will, denn ohne Arbeit bekommt er keinen Pass, ohne Pass keine Arbeit- und die ausrangierte Uniform eine Liason ein, und die ganze Stadt liegt ihnen zu Füßen.
 
Ganz im Ernst?

Abgesehen davon, dass Verlinkungen zu youtube hier nicht erwünscht sind, halte ich den Verweis für nicht besonders produktiv. Soll ich mir nun wirklich 45 Minuten einer Geschichtsdoku anschauen, um eine Stelle ausfindig zu machen, in der deine These wenn überhaupt bestenfalls vage belegt werden wird?

Das bringt uns doch nicht weiter. Eine konkrete Quellenangabe, ein wissenschaftlicher Beleg, so etwas wäre jetzt wünschenswert gewesen. Ich kenne - außer den "Europaplänen" - nämlich keine konkret belegbare Nachkriegsplanung des NS-Regimes.

Vgl. Nationalsozialistische Europapläne ? Wikipedia
 
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