antike Amphoren

hardy73

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Viele antike Amphoren weisen einen nach unten spitz zulaufenden Fuss auf. Das bedeutet, man braucht immer ein Hilfsmittel um sie aufzustellen. Hierzu benötigt man entweder ein Dreibein, eine Wand oder lockeren Sand um sie in eine aufrechte Position zu bringen.
Bisher habe ich noch keine einleuchtende Erklärung für diese Bauweise gefunden. Es erscheint mir nicht sinnvoll eine solche Form für den Transport zu entwickeln. Dennoch glaube ich nicht, dass unsere Vorfahren keinen triftigen Grund dafür hatten.
Kann mir jemand weiterhelfen?
 
Das sind doch zumeist Transportamphoren, die in Schiffen dann quer gelagert wurden.

Kann man pauschal so nicht sagen. Es gibt einige Funde mit stehenden Amphoren. Höchstwahrscheinlich waren sie ursprünglich mit Tauen in Gruppen zusammengebunden worden, damit sie nicht verrutschen bzw. umfallen.

Don Frey amphora pile adj | Flickr - Photo Sharing!

Die Lagerung im Schiffsrumpf, ob stehend oder liegend, mag von der Bauchigkeit des jeweiligen Modells abhängig gewesen sein.
 
Es mag zwar sein, dass Amphoren unterschiedlich gelagert wurden, jedoch ist das flickr-Photo kein Beleg für eine mögliche Transportanordnung. Der Untertext zu dem Bild besagt doch eindeutig, dass diese Anordnung, die dort zu sehen ist, eine moderne ist. Zweck: Mögliches bergen der Amphoren.
Ob es wirklich sinnvoll ist, Amphoren im Stehen zu Transportieren möchte ich mal unkommentiert stehen lassen, zum einem weil mir Belege für und wieder momentan fehlen und zum anderen weil der Transport nicht wirklich mein Fachgebiet ist.
 
Die Lagerung im Schiffsrumpf, ob stehend oder liegend, mag von der Bauchigkeit des jeweiligen Modells abhängig gewesen sein.

Ich würde überlegen , was in Amphoren transportiert wird, um
die Transportweise festzulegen.

Im Falle von Flüssigkeiten muss man bis oben hin füllen und auch
*verstöpseln * , um freie dh. hin und her -schwappende Massenbewegung
auszuschliessen .
Da wäre eine aufrechtstehende Transportanordnung schon sinnvoll.

Bei auf der Seite liegenden Amphoren gilt ausserdem , dass ein ständiger Druck auf die * Verstöpselung " , dh. den Verschluss wirkt .
Das wäre wohl ein unnötiger Gefahrenpunkt ?

Aber das ist nur Physik ....vielleicht war es auch ganz anders....:autsch:
 
Der Untertext zu dem Bild besagt doch eindeutig, dass ...
Die Bildunterschrift hätte ich wohl mehr als nur überfliegen sollen :D
Bauchige Amphoren, wie jene auf dem geposteten Bild, liegend aufeinander zu schlichten um sie zu transportieren, würde trotzdem nicht funktionieren. Das gebietet die Logik.

Aber selbst schlankere Amphoren wurden ursprünglich stehend transportiert,
wie man hier noch erkennen kann: http://www.lifeinitaly.com/news/en/147731

Und so sollen die Amphoren einst aufrecht gelagert worden sein (laut diesem Museum) :detektiv: ----->
Amphorae Stacked Inside a Ship | Nautilus Live

Soweit ich das beurteilen kann, sieht der Grund für die Form der Amphore wie folgt aus:
Da in den damaligen Schiffen keine Zwischendecks eingezogen worden waren, hätten die Amphoren, auch wenn sie einen Flachen Boden gehabt hätten, nie stabil aufrecht stehen können. Spitz zulaufend allerdings, konnte man sie, wie auf dem Bild zu sehen, sehr gut in diese "Regale" an den schrägen Wänden schlichten.
Gute Theorie?
 
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Die Frage ist letztlich welcher Vorteil führt zu dieser Form, die ja offenbar sehr lange in Gebrauch war. Die Art die Amphoren zu lagern und zu transportieren scheint mir nicht zu dieser Form zu führen, sondern aus ihr zu resultieren?
 
Abgesehen davon, daß es viele Amphoren mit Fuß gibt, die stehen konnten, kann man die Vorratspithoi in Knossos nicht mit Transportamphoren vergleichen. Das Bild, welches Du da verlinkt hast und was wohl moderne Keramik anpreist, zeigt auch keine Amphoren.
 
. Es erscheint mir nicht sinnvoll eine solche Form für den Transport zu entwickeln.

Doch. Hau in das Deck (oder Zwischendecks) eines Handelsschiffs Löcher rein und steckt die Amphoren da rein. Da schwappt auch bei üblem Seegang hoffentlich nich so viel über und vor allem fallen die Dinger nicht um, kullern nicht rum und gehen nicht kaputt. :D

P.S. öhm, ich hab keine Ahnung, ob das wirklich so gemacht wurde, aber die Idee kommt mir, wenn ich dran denke, welche Form die Dinger haben... da überrascht mich jetzt, dass sie auch liegend gelagert wurden usw...
Also ich stelle mir das so vor, dass man wirklich runde Löcher in das Deck "bohrt" und die da senkrecht reinstellt bzw. reinhängt.

Jedenfalls haben die Dreifüße oft mehr als Standfunktion... die wurden auch bei Wettkämpfen verlost, es gibt sie mit Inschriften (die Schlangensäule im Hippodrom in Istanbul soll z.B. ein solches Bein eines riesigen Dreifußes sein), als Grabbeigaben glaub ich auch... und naja, man kann auch Amphoren reintun, wenn man solche Dinger eh hat, weil sie so toll sind. ;) Wahrscheinlich wurden die auch gleich mit dazu verkauft oder so.
 
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Das es auch Amphoren mit Standfüßen gibt ist klar, mir geht es um diese spezielle Form.
Die Disskusion tauchte in meinem Freundeskreis auf als wir die Pompeji-Ausstellung im Landesmuseum in Halle besuchten.
Lässt sich vieleicht ein Zusammenhang mit der Schiffart herstellen? Treten diese Formen im Zusammenhang mit Überseehandel/Schiffshandel erstmalig auf? Lässt sich eine Entwicklung dieser Form nachweisen?
 
Jedenfalls haben die Dreifüße oft mehr als Standfunktion... die wurden auch bei Wettkämpfen verlost, es gibt sie mit Inschriften (die Schlangensäule im Hippodrom in Istanbul soll z.B. ein solches Bein eines riesigen Dreifußes sein), als Grabbeigaben glaub ich auch... und naja, man kann auch Amphoren reintun, wenn man solche Dinger eh hat, weil sie so toll sind. ;) Wahrscheinlich wurden die auch gleich mit dazu verkauft oder so.

Die Dreifüße, die als Weihgeschenke oder als Siegespreise verteilt wurden, waren Kessel mit drei Beinen. Die SChlangensäule aus Delphi, heute Istanbul, das Siegesmal nach den Perserschlachten von Salamis und Plataiai war nicht ein einzelner Fuß, sondern trug wahrscheinlich einen Dreifuß.

Und die nach unten spitz zulaufenden Amphoren waren Transportamphoren, keine Prunkkeramik, die man mit einem dreibeinigen Ständer irgendwo aufgestellt hätte. Gibt es denn überhaupt solche Amphoren in griechischer Zeit, ich kenne die nur aus dem römischen Bereich?
 
Ob es sie in Griechenland schon gab weiß ich leider nicht. Möglicherweise habe ich den falschen zeitlichen Rahmen für diesen Tread gewählt?
 
In Amphoren wurden Öle und auch Wein transportiert. Der spitze Boden der Amphoren diente zum kompakteren Auffangen der Sedimentation, sodass beim Ausgießen sich weniger Bodenatz wieder in die Flüssigkeit mischte, was die Qualität der ohnehin schon meist getrübten antiken Weine gemindert hätte. Das Gleiche gilt für Öle, die heute noch u.a. durch Sedimentation gereinigt werden, wodurch sie an Qualität gewinnen.
 
Und die nach unten spitz zulaufenden Amphoren waren Transportamphoren, keine Prunkkeramik, die man mit einem dreibeinigen Ständer irgendwo aufgestellt hätte. Gibt es denn überhaupt solche Amphoren in griechischer Zeit, ich kenne die nur aus dem römischen Bereich?

Da muss ich erstmal suchen... bilde mir ein, ja... aber einen Beleg hab ich jetzt auf Anhieb nicht. :still:

....später....

So, bisschen rumgesucht... ich dachte Schiffstransport, ich dachte Zeugs verkaufen... ich dachte an unsere phönizischen Freunde. ;) Oder naja, das spuckt Google z.B. aus, wenn man nach kanaanitischen Gefäßen sucht:

Pötte...

Sind solche gemeint?

Außerdem hab ich im Neuen Pauly (online, geht leider nur mit Unilizenz anzuschauen, soviel ich weiß) einen Artikel gefunden zu "Transportamphoren", wo steht, dass sie wohl schon zwischen 2900 und 2600 v.Chr. "erfunden" wurden und meinen Google-Suchbegriff "Canaanite jar" hab ich auch dort aus einer der Literaturangaben...
Also anscheinend gibt es solche oder ähnlich geformte Gefäße (also welche, die man nicht hinstellen kann, das war jetzt mal mein Kriterium) tatsächlich schon seit "biblischen" Zeiten oder noch länger...

Das von Zoka leuchtet mir aber auch ein irgendwie. :)
 
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Ich denke, die Form geht nicht so sehr auf die Stapelbarkeit beim Schiffstransport zurück, sondern auf die Tragbarkeit für eine Person, oder zu Paaren gebunden auf einem Esel oder einem Kamel. die längliche Form ist bei dieser Art des Transports günstiger als eine eher sphärische die in einem Schiffsbauch günstiger gewesen wäre.

Es gibt im nahen Osten einige Uralte Tonfiguren die einen Esel mit zwei Krügen darstellen. Und auch in relativ modernen Zeiten wurden ähnliche Behälter noch genutzt.

Bilder: Bersheeba in Palästina im 1. WK und eine Darstellung aus einem Ägyptischem Grab in el Amarna.
 

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Die Erklärung mit der Sedimentation stammt nicht von mir - glaube sie mal in grauer Vorzeit irgendwo gehört zu haben.(keine Ahnung von wem) Hab jetzt nach Quellen gesucht, doch lediglich im English Wikipedia eine Bestätigung gefunden: “Additionally, it seems that the inconvenience of the pointed base was surpassed by its advantage to concentrate solid deposits from the contained liquids (such as olive oil and wines), and those deposits would remain at bottom even during transport.”
http://en.wikipedia.org/wiki/Amphora

Ich muss aber zugeben, dass bei vielen Amphoren der genannte Zweck der Bodenform kaum nachvollziehbar ist. Aber Gefäßformen werden ja häufig auch aus einer Tradition heraus angewandt (Bsp.: Burgunder- und Bordeaux-Gläser), der die Erfahrung Anderer zugrundeliegt, sodass die Funktion der Form verwässert wird.

Man könnte sich auch Fragen, warum Amphoren eine schlanke Form haben. Der erfahrene antike Amphorentöpfer würde wahrscheinlich gleich mit weniger Verdunstung argumentieren, oder einfach sagen, “Weil sie eine Amphore ist, Dummerchen”. Tatsächlich bezieht die Amphore ihren Charme aus der an eine weibliche Figur erinnernde Silhouette, was wahrscheinlich ebenfalls zur langen Pflege der Tradition beitrug, sodass auch die Seefahrer die zusätzliche Mühe beim Transport gerne auf sich nahmen.

Gruß
z
 
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Man könnte sich auch Fragen, warum Amphoren eine schlanke Form haben. Der erfahrene antike Amphorentöpfer würde wahrscheinlich gleich mit weniger Verdunstung argumentieren, oder einfach sagen, “Weil sie eine Amphore ist, Dummerchen”. Tatsächlich bezieht die Amphore ihren Charme aus der an eine weibliche Figur erinnernde Silhouette, was wahrscheinlich ebenfalls zur langen Pflege der Tradition beitrug, sodass auch die Seefahrer die zusätzliche Mühe beim Transport gerne auf sich nahmen.
Das scheint mir aber doch arg weit hergeholt.
 
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