Verbindung Österreich-Deutschland vor dem dritten Reich

johannes1

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Hallo,
habe mich hier registriert weil ich eine für mich wichtige Frage habe...
Ich komme aus Österreich und hier gibts leider immer mehr Nazis und die sind mir ein Dorn im Auge. Wenn man sich mit denen auf eine Diskussion einlässt, dann kommt immer irgendwann das Argument, dass ja D und Ö schon immer zusammengehört haben, schon längst vor Hitler.
Der Geschichtsunterricht ist schon ein paar Jährchen her, aber ich würd gefühlsmäßig schon behauptet, dass das so nicht stimmt. Was is mit der ganzen Zeit der Monarchie und so?
In welchen Zeiträumen waren also Deutschland und Österreich vereint? (seit es Staatsgrenzen in Europa gibt)

Vielen Dank schon mal, LG!
 
Österreich war von seinen Anfängen bis 1806 Teil des Heiligen Römischen Reiches, allerdings, grob gesprochen, nur mit seinen deutschsprachigen, tschechischen, italienischen und slowenischen Teilen. Das Heilige Römische Reich umfasste im Wesentlichen das deutsche und tschechische Sprachgebiet sowie Norditalien, lange Zeit auch den Osten des französischen Sprachraums.
Von 1815 bis 1866 war Österreich dann Mitglied des Deutschen Bundes, eines Staatenbundes, allerdings, grob gesprochen, nur mit seinen deutschsprachigen, tschechischen und slowenischen Teilen. Der Deutsche Bund umfasste im Wesentlichen das deutsche und tschechische Sprachgebiet.
 
Also staatlich gehörte Österreich nur zwischen 1938 und 1945 zu Deutschland, damals war man Bestandteil des 3. Reiches.
Das Heilige Römische Reich und der Deutsche Bund waren Staatenbünde, grob könnte man das vielleicht heute mit der EU vergleichen. Im übrigen gibt es auch Quellen in denen Staaten wie Preussen oder Bayern als eigene Nationen bezeichnet werden, zumindest weit bis ins 18. Jht hinein. Einen richtigen deutschen Nationalstaat gab es sowieso erst 1871 und zu dem gehörte Österreich nicht.

Ich könnte mir aber vorstellen das diese Nazi-Vögel sich eher auf die ethnischen und kulturellen Dinge beziehen, da wird die Sache dann schon komplizierter. Da ich solche Diskussionen aber gut kenne kann ich dir mal sagen wie ich das immer erkläre. Das habsburgische Österreich hatte lange eine Führungsposition im deutschsprachigen Raum, immerhin saß ja der Kaiser des "Heiligen Römischen Reiches deutscher Nation" in Wien, die Reichsinsignien sind bis heute in der Schatzkammer der Hofburg zu sehen. Das Problem war das sich die damaligen Deutschen nicht sehr ähnlich, geschweige denn einig waren. Der Süden, hier vor allem die österreichischen Länder waren katholisch, die nördlichen Länder protestantisch geprägt. Außerdem gab es einen starken politischen Gegensatz zwischen Österreich und Preussen, dieser gipfelte 1866 in einem Entscheidungskrieg zwischen diesen beiden Mächten. Es ging um die Vorherrschaft im deutschen Raum. Preussen war mit Italien verbündet, Österreich mit einigen deutschen Klein-und Mittelstaaten, führte also im Norden und Süden an zwei Fronten Krieg. Gegen Italien blieb man siegreich, verlor aber in Böhmen die entscheidende Schlacht gegen die Preussen. Die österreichischen Siege gegen Italien waren trotzdem wichtig, Dalmatien und Triest blieben beim Reich, eine Teilung Tirols, sowie sie dann 1918 geschah, konnte vorerst verhindert werde. Und das kannst du deinen Nazis gleich mal unter die Nase reiben, Tirol wurde 1918 nämlich genau so geteilt, wie sich das die Italiener schon 1866 mit Hilfe der "deutschen Preussen" vorgestellt haben.
Nach 1866 war Österreich entgültig aus Deutschland draussen. Man könnte auch sagen:" 1866 wurde entgültig getrennt was nie wirklich zusammen gepasst hat.
Wenn die Nazi-Vögel jetzt behaupten das die deutschen Österreicher sich trotzdem weiter als Deutsche sahen, dann stimmt das natürlich, aber sie waren die Deutschen der Donaumonarchie, sie standen meistens treu zu ihrem Kaiser und zu ihrem Staat, in dem ja auch viele andere Völker lebten und in dem sie eine Führungsposition hatten.
1918 gab es dann einen großen Einschnitt, das Vaterland der deutschen Österreicher, der K.u.K.-Staat, war auseindergebrochen. Übrig blieb ein kleiner Rumpfstaat den man wirtschftlich und politisch nicht für lebensfähig hielt. Die Österreicher wollten einen Anschluss an Deutschland, allerdings auf Augenhöhe, Wien sollte sich nicht hinter Berlin anstellen müssen, Österreich gleichberechtig neben Preussen sein. Soweit kam es dann nicht weil die Siegermächte des 1. WK den Anschluss untersagten. Wie und ob so ein Anschluss überhaupt fünktoniert hätte ist schwer zu sagen. Hätte Deutschland mit Wien und Berlin dann zwei Hauptstädte gehabt? Was diese Detailfragen aneblangt gibt es hier Leute die das sicher besser als ich beantworten können. Die darauf folgende Zwischenkriegszeit war eine politsch und wirtschaftlich sehr unruhige Zeit, die dann im Anschluss, und damit im Untergang Österreich 1938 gipfelte. Aber soweit scheinst du ja informiert zu sein.

Was vielleicht noch wichtig ist: Ein wirklich breites deutsches Nationalgefühl, gab es sowieso erst seit Beginn des 19. Jht. Man könnte auch sagen das erst die Tyrannei Napoleons die deutschen zu einem Volk werden ließen. "Napoleon als Geburtshelfer der deutschen Nation." Das hören die Nazis nicht sehr gerne. Dichter wie Fichte und Arndt mußten die Deutschen gegen die Franzosen erst regelrecht aufhetzen. Zwar gab es auch schon im 18. Jht Leute die sich mit der Frage einer deutschen Nation beschäftigten, Mozart wird oft von den Deutschnationalen ins Feld geführt, das beschränkte sich aber eher auf einige Intellektuelle.

Am Ende kann man immer sagen das die Österreicher sich genau so wie die Schweizer und die Holländer ihre eigene Identität geschaffen haben. Und das ohne Einfluss von außen, die Siegermächte sind ja bekanntlich schon 1955 bei uns abgezogen. Die zweite Republik ist eine Erfolgsgeschichte, auf die man hierzulande zurecht stolz ist. Sogar die ursprünglich deutschnationale FPÖ würde heute nicht mal mehr in den Nationalrat kommen, wenn sie sich nicht längst als Rot-Weiss-Rot-Partei deklarieren würde. Kaum ein Volk in der Welt ist so stolz auf das eigene Land wie die Österreicher, da gibt es regelmäßig internationale Umfragen. Deutschnationale und Neonazis sind Minderheiten die sich irgendwo im Promillebreich bewegen, genau das muß man diesen Leuten auch immer wieder sagen.
 
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Sogar die ursprünglich deutschnationale FPÖ würde heute nicht mal mehr in den Nationalrat kommen, wenn sie sich nicht längst als Rot-Weiss-Rot-Partei deklarieren würde.


Die FPÖ hat ihre deutschnationalen Ursprünge gewiss nicht abgelegt und ist die einzige Partei, die sich nicht explizit zu Österreich an sich bekennt - soviel ich weiss, fängt das bereits im Parteiprogramm an. Der grossen Mehrheit der Bevölkerung wurde die Liebe zur Deutschtümelei während den Jahren 1938 - 45 endgültig ausgetrieben, und nicht, weil es die Österreicher von sich aus gerne so gehabt hätten (nicht umsonst wurde ab Beginn der Nachkriegszeit die schon lange bekannte "ostarrichi - Urkunde, eigentlich Schenkung Ottos III., plötzlich zum Grundstein einer explizit "österr. Identität" erhoben und gepusht).

Eine Rückprojektion Österreichs in frühere Jahrhunderte ist allgemein gesagt sehr problematisch, da die unterschiedlichen Bundesländer voneinander mitunter stark abweichende historische Schicksale hatten (Salzburg war bis ins 19. Jahrhundert eigenständiges Erzbistum, das Burgenland kam erst 1921 dazu und war davor immer Teil Ungarns etc).
 
"Wir bekennen uns zum Selbstbestimmungsrecht der Völker,zur Unabhängigkeit und Eigenständigkeit unseres Heimatlandes Österreich und zur Solidarität aller österreichischen Staatsbürger.

Österreich hat sein Staatsgebiet mit allen Mitteln zu schützen, seine Neutralität zu wahren und seinen Bürgern Schutz und Hilfe in allen Bedrohungsszenarien zu gewähren.

Wir bekennen uns zu Freiheit und Verantwortung des Einzelnen und der Gemeinschaft, zur Demokratie,zum freiheitlichen Rechtsstaat, zu den Prinzipien der Marktwirtschaft und der sozialen Gerechtigkeit. Wir bekennen uns zum Selbstbestimmungsrecht Österreichs sowie zur Bewahrung und Verteidigung unseres in unserer Tradition und unserer geschichtlichen Entwicklung gewachsenen Menschen- und Gesellschaftsbildes."

Aus dem Parteiprogramm der FPÖ, für mich sieht das schon wie ein Bekenntnis zu Österreich aus. Es gibt zwar auch noch das Bekenntnis zum Deutschtum im Programm, aber in Wahrheit ist das ja nur noch da um den kleinen deutschnationalen Kern zufriedenzustellen. Außerdem habe ich auch nicht behauptet das die PFÖ nicht immer noch eine deutschnationale Ader hat, nur für die Wähler spielt das heute keine Rolle mehr. Die Außendarstellung ist klar pro Rot-Weiss-Rot.

Salzburg kam 1815 zu Österreich, das Burgenland war politisch Teil Ungarns, die Deutschen in dieser Region hatten aber mit Sicherheit einen stärkeren Bezug zu Österreich als zu Ungarn. Vorarlberg, Tirol, die Steiermark und Kärnten waren schon seit dem Mittelalter Bestandteil Österreichs.

Wurde die Deutschtümelei nicht auch den heutigen Deutschen damals ausgetrieben?

Dieses "pushen" der Ostarrichi-Urkunde nach ´45 hängt aber auch damit zusammen das sich das Österreichertum bis 1918 ja auf die Habsburger und nicht auf das Land bezog. Nach dem Zusammenbruch der Monarchie war den Österreichern ihr Vaterland ja praktisch abhanden gekommen.
 
Erstmal, Deutsch-National und Nationalsozialismus passt/passte eigentlich überhaupt nicht zusammen.

Ein Volk, ein Reich , ein Führer ging denn ja schon 2x in die Hose, Kaiserreich und 3.Reich.

Ansich ist "Deutsch" der Versuch verschiedener Völker sich auf eine gemeinsame Schriftsprache zu einigen. Stichwort "Dudenkommission".

Das man eine dem Schriftdeutschen ähnliche Sprache hat und eine gemeinsame Geschichte im HRR, ist "den Deutschen" ja erst durch Napoleon richtig aufgegangen.

Ich weiß zwar nicht aus welchem Grund sich die "Deutschen Völker" in Bundsstaaten organisiert haben, aber sie haben es. Auch die größeren Bundesländer der Bundesrepublik Deutschland haben ja schon Ansätze zu bundesstaatliche Strukturen (Bayern, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen usw.)
 
Um sich den Blick nicht völlig von der aktuellen Sprachmode vernebeln zu lassen, muss man sich vor Augen halten, dass während des allergrößten Teils der deutschen Geschichte die deutschsprachigen Österreicher sich selbst mit der größten Selbstverständlichkeit als Deutsche sahen und mit derselben Selbstverständlichkeit von den anderen als Deutsche angesehen wurden.


Jahrhundertelang bekannte sich alles, was in der österreichischen Kulturgeschichte Rang und Namen hatte, zur deutschen Nation. Das endete erst in der Mitte des 20. Jahrhunderts, als es opportun erschien, den spaltungsstrategischen Deal Stalins zu akzeptieren und sich seinem Wunsch gemäß national abzuspalten um dafür die vorteilhafte Opferrolle (Österreich als Opfer Hitlers) einzuhandeln.


Damit die historische Fahrerflucht nach angerichteter Katastrophe nicht gar so charakterlos aussieht, versucht man seither in Österreich mit allen Mitteln aus der Trickkiste der historischen Retroprojektion das Bild zu propagieren, wonach Österreich "ja eigentlich immer schon" etwas national ganz Eigenes, "Undeutsches" gewesen sei und jetzt endlich nach vielen unglücklichen Irrungen und Wirrungen zu seiner "wahren Bestimmung" gefunden habe.


Beschämt wird das deutsche Selbstverständnis der Österreicher vergangener Jahrhunderte verschwiegen und vertuscht und so getan, als ob der Konnex Österreich-Deutschland eine NS-spezifische Angelegenheit sei, damit man die Negativassoziation, die dadurch hervorgerufen werden, als Nebelgranate nutzen kann, um historisch wenig informierte Zeitgenossen von der Dürftigkeit des argumentativen Unterbaus solcher Wunschkonzert-Historie abzulenken.
 
Zumindest nach den Ersten Weltkrieg wollten die Österreicher den Anschluss an Deutschland, was aber durch den Versailler Vertrag verboten wurde (zudem musste es sein Name Deutschösterreich aufgeben und sich Österreich nennen). Das war also in direktem Gegensatz zum Selbstbestimmungsrecht der Völker, weswegen die Amerikaner unter anderem ja auch den Versailler Vertrag nicht unterzeichneten. Als die Nationalsozialisten Österreich an Deutschland anschlossen war das auch immer noch der Wille vieler Österreicher.

Nach dem Weltkrieg hat man selbstverständlich nichts an der Behandlung Österreichs geändert und im Staatvertrag von 1955 wieder ein Anschlussverbot diktiert, diesmal machten die Amerikaner willig mit. Dieses Mal war das aber dem Willen der Österreicher nicht so zuwider (nicht das es die Westmächte interressierte), da die Nationalsozialisten den Österreicher die lust am Anschluss schon recht effektiv ausgetrieben hatten.
 
Um sich den Blick nicht völlig von der aktuellen Sprachmode vernebeln zu lassen, muss man sich vor Augen halten, dass während des allergrößten Teils der deutschen Geschichte die deutschsprachigen Österreicher sich selbst mit der größten Selbstverständlichkeit als Deutsche sahen und mit derselben Selbstverständlichkeit von den anderen als Deutsche angesehen wurden..

Kann man das Deutschtum des 18. und 19. Jhts noch mit dem des 20. Jhts. vergleichen, ich finde nicht. War es nicht so das dieser Staat von 1871 ein "großpreussischer" war und die Antipathien gegen die "Piefkes" genau zu jener Zeit begannen?


Jahrhundertelang bekannte sich alles, was in der österreichischen Kulturgeschichte Rang und Namen hatte, zur deutschen Nation. Das endete erst in der Mitte des 20. Jahrhunderts, als es opportun erschien, den spaltungsstrategischen Deal Stalins zu akzeptieren und sich seinem Wunsch gemäß national abzuspalten um dafür die vorteilhafte Opferrolle (Österreich als Opfer Hitlers) einzuhandeln...

Was soll das denn heißen, hat Stalin den Österreichern vorgeschlagen sich nicht mehr als Deutsche zu verstehen? Oder spielst du jetzt auf Alfred Klahr an? Dann solltes du auch erwähnen das es davor schon die Österreichische Aktion gab, ein antipreussischer Verbund, dessen Anhänger für ein österreichisches Selbstbewußtsein auf katholisch-konservativer Grundlage eintraten.

Damit die historische Fahrerflucht nach angerichteter Katastrophe nicht gar so charakterlos aussieht, versucht man seither in Österreich mit allen Mitteln aus der Trickkiste der historischen Retroprojektion das Bild zu propagieren, wonach Österreich "ja eigentlich immer schon" etwas national ganz Eigenes, "Undeutsches" gewesen sei und jetzt endlich nach vielen unglücklichen Irrungen und Wirrungen zu seiner "wahren Bestimmung" gefunden habe....

Moralisches Glanzstück war die Opferthese sicherlich keines. Andererseits braucht man sich ja nur mal die Italiner anschauen wie die das gemacht haben, die durften sich 1945 ja fast noch als Siegermacht darstellen.
Nicht "Undeutsch" aber "Unpreussisch", da liegt doch der Hund begraben.


Beschämt wird das deutsche Selbstverständnis der Österreicher vergangener Jahrhunderte verschwiegen und vertuscht und so getan, als ob der Konnex Österreich-Deutschland eine NS-spezifische Angelegenheit sei, damit man die Negativassoziation, die dadurch hervorgerufen werden, als Nebelgranate nutzen kann, um historisch wenig informierte Zeitgenossen von der Dürftigkeit des argumentativen Unterbaus solcher Wunschkonzert-Historie abzulenken.

Na da haben wir wieder einen der an lustige Verschwörungstheorien glaubt:rofl:. Ansichten und Verständnisse ändern sich nun mal, das ist der Lauf der Dinge. Geschichte folgt keiner Logik, schon gar nicht die der Deutschnationalen. Außerdem hat es eine Diskussion darüber wie deutsch Österreich ist, schon im 19. Jht gegeben wie diese Quelle hier belegt, man sieht das wir hier also von keinen Nachkriegsphänomen reden.
Ist (Oesterreich) deutsch?: Eine statistische und glossirte Beantwortung ... - Franz Schuselka - Google Books
 
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. Als die Nationalsozialisten Österreich an Deutschland anschlossen war das auch immer noch der Wille vieler Österreicher..

Sogar der meisten, man schätzt das 1938 60-70% der Österreicher für den Anscluß waren.

. Nach dem Weltkrieg hat man selbstverständlich nichts an der Behandlung Österreichs geändert und im Staatvertrag von 1955 wieder ein Anschlussverbot diktiert, diesmal machten die Amerikaner willig mit. Dieses Mal war das aber dem Willen der Österreicher nicht so zuwider (nicht das es die Westmächte interressierte), da die Nationalsozialisten den Österreicher die lust am Anschluss schon recht effektiv ausgetrieben hatten.

Der Staatvertrag wurde, so kenne ich das von meinen Verwandten, als großer politischer Erfolg gesehen. Das da dieses Anschlußverbot drinnen war hat, zumindest von meinen Leuten, niemanden interessiert. Solche politischen Erfolge, hier sei auch die Südtiolpolitik Österreichs in den 60gern erwähnt oder das man die UNO nach Wien holten, zusammen mit dem wirtschaftlichen Aufstieg, hat sehr schnell zu einer starken Identifikation mit diesem Österreich geführt. Auch die Neutralität sei hier erwähnt.
Heute sind die Österreicher, laut regelmäßiger internationalen Umfragen, eines der Länder mit dem ausgeprägtesten Patriotismus. Das mag für die Ewiggestrigen paradox sein aber es ist nun mal so.
 
tja, nicht jeder Deutsche ist Bürger der Bundesrepuplik Deutschland oder möchte das werden. Und nicht jeder Bürger dieser Republik ist Deutscher, obwohl seine Familie schon seit Jahrhunderten hier lebt.
Für mich ist Deutschland ein bisschen größer als die beiden Bundesrepubliken . Das mag an der Nähe meines Geburtsortes zu Fallersleben liegen.

Deswegen wehre ich mich gegen die anmaßende , verkürzte Bezeichnung "Deutschland" für die "BRD". Das klingt für mich so imperialistisch, anmaßend.

In der Paulskirche saßen zumindest noch österreichische Abgeordnete
 
Für mich ist Deutschland ein bisschen größer als die beiden Bundesrepubliken

Aber genau diese Sicht finde ich nicht mehr zeitgemäß. Ich habe in meinem ganzen Leben noch nicht einen Landsmann getroffen der Österreich als deutsche Bundesrepublik bezeichnen würde.
So wie sich die Schweizer und Niederländer irgendwann aus Deutschland(was immer man jetzt darunter verstehen will) verabschiedet haben, so haben das eben auch die Österreicher getan. Wann und warum spielt da eine untergeordnete Rolle. Tatsache ist nun mal das heute keine fünf Prozent der Bevölkerung sich als Deutsche verstehen, Tendenz weiter fallend. Österreich hat ein eigenes, junges Naionalbewußtsein entwickelt.

Ein bisschen anders ist das bei den Südtirolern, da versteht man sich schon noch als deutsche Volksgruppe. Hier hat sich dieses Verständnis noch erhalten, aber auch nur noch teilweise. Viele deutsche Südtiroler sehen sich heute auch schon als Italiener oder einfach als Tiroler. Und gerade letzteres ist historisch auch nachvollziehbar, war das historische Tirol doch immer schon dreisprachig und sehen sich die heutigen Trentiner(Welschtiroler) oft auch noch als Tiroler und sogar Alt-Österreicher. Wobei wir dann wieder bei der Frage sind, wie Deutsch war das alte Österreich wirklich? :grübel:
Waren doch auch andere Kronländer wie die Steiermark oder Kärnten nicht nur deutschsprachig, von Böhmen will ich da gar nicht anfangen. Und vor dem Aufkommen des Nationalismus stand doch der slowenische- dem deutschen Kärntner kulturell sicher näher als ein Sachse, Schwabe oder Norddeutscher. Für meinen Teil tun sie das heute auch noch, leider haben die Kriege und der Nationalismus da viel kaputt gemacht.
 
Kann man das Deutschtum des 18. und 19. Jhts noch mit dem des 20. Jhts. vergleichen, ich finde nicht. War es nicht so das dieser Staat von 1871 ein "großpreussischer" war und die Antipathien gegen die "Piefkes" genau zu jener Zeit begannen?
Das ist ja gerade der kategoriale Fehler: Preussen mit Deutschland zu identifizieren. Die Zeitgenossen wussten da sehr wohl zu unterschieden und der Umstand, dass Preussen damals aktuell gerade das Sagen hatte in Deutschland tat dem deutschnationalen Selbstverständnis der Österreicher nicht den geringsten Abbruch. Das deutsche Nationalbewusstsein in Österreich setzte seine Steigerung im Gegenteil ungebrochen fort und erreichte erst in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts (als das wilhelminische Kaiserreich schon wieder dahin war) seinen Höhepunkt.




Was soll das denn heißen, hat Stalin den Österreichern vorgeschlagen sich nicht mehr als Deutsche zu verstehen? Oder spielst du jetzt auf Alfred Klahr an?
Ja, Moskau gab strategische Anweisung an die österreichischen Kommunisten, Österreich als eigene Nation zu propagieren. Und selbst den österreichischen Kommunisten erschien das zunächst völlig absurd, aber Sie akzeptierten die Anweisung als taktische Maßnahme zur Durchsetzung politischer Ziele.

Dann solltes du auch erwähnen das es davor schon die Österreichische Aktion gab, ein antipreussischer Verbund, dessen Anhänger für ein österreichisches Selbstbewußtsein auf katholisch-konservativer Grundlage eintraten.
Ja, so wie es halt in jedem Staat irgendwelche skurrilen Sektierer mit merkwürdigen Ideen gibt. Aber von den maßgeblichen politischen Kräften waren alle deutschnational. Da herrschte bei allen sonstigen Differenzen ungewohnte Einigkeit von links bis rechts.

Außerdem hat es eine Diskussion darüber wie deutsch Österreich ist, schon im 19. Jht gegeben
Es hat in Bezug auf alle möglichen deutschen Länder solche Diskussionen gegeben. In der Regel sogar wesentlich mehr als in Österreich. So war z.B. zu Ende des 18. Jahrhunderts eher Preussen im Verdacht, zu wenig deutsch zu sein, während Österreich als geradezu prototypisch deutsch galt. Joseph II. wurde aufgrund seines deutschnationalen Engagements sogar mit dem Beinamen Joseph "der Deutsche" bedacht und erhielt viel Applaus aus allen Teilen Deutschlands, während der alte Fritz in Berlin, der sich eher für die französische Kultur interessierte und auf die deutsche naserümpfend herabsah, scharfe Kritik erntete.
 
Nicht ganz ernst gemeint.

Irgendwie war die Regelung mit Cisleithanien und Transleithanien doch ganz o.k. Kein Nationalitätenspuk, sondern einfach eine Verwaltungsgliederung und das alles unter einem Chef, der auch noch ehrwürdige Titel trug und als apostolische Majestät bestimmte Prärogarative besaß. Und ob ein Erlaß einer Regierung, den Vorsatz k.k. oder k.u.k. trug, nach 1915 bzw. 1918/19 und später, wo Österreich schon lange Republik war, 1938 resp. 1955, so richtig klar ist dieser Ansatz einem "Piefke" nicht.

M. :winke:
 
nun ja, daqs liegt wohl an den kürzesten Tausend Jahren der Geschichte ....
Alle gucken immer auf die beiden Großen, dabei gibt es einen Staat, der nur Deutsch als Amtssprache zuläßt:
Liechtenstein
Dann wäre da noch mit einer Amtssprache Standarddeutsch Luxembourg und Belgien .

Diese Sprecher als "Nichtdeutsche" zu bezeichnen, maße ich mir nicht an. Was die ganzen Nationalisten nicht begreifen wollen, es gibt eben nicht nur ein deutsches Volk und mir ist keine "deutsche Nation" bekannt. Nur weil die Franzosen mal den Gedanken einer "Grande Nation" gut fanden, muß man das ja nicht nachmachen. Denn auch die haben Schwierigkeiten, trotz Zentralistischer Regierung, ihre 64 mill. unter einen Hut zu kriegen. Zählt man alle "Deutschen" zusammen, werden das deutlich mehr.

Und nebenbei bemerkt, ich kann in einer Vereinigung "aller Deutschen" auch keinen Nutzen für alle Betroffenen sehen.

Ich verstehe einfach nicht, warum man nicht einfach akzeptieren kann, das Leute einer Sprache nicht die selbe Regierung haben wollen. Die Mehrheit der deutschen Bevölkerung Mitteleuropas will es einfach nicht und wollte es auch nie, weil zuviel Eigenheiten hätten aufgegeben werden müssen.
 
tja, nicht jeder Deutsche ist Bürger der Bundesrepuplik Deutschland oder möchte das werden. Und nicht jeder Bürger dieser Republik ist Deutscher, obwohl seine Familie schon seit Jahrhunderten hier lebt.
Für mich ist Deutschland ein bisschen größer als die beiden Bundesrepubliken . Das mag an der Nähe meines Geburtsortes zu Fallersleben liegen.

Deswegen wehre ich mich gegen die anmaßende , verkürzte Bezeichnung "Deutschland" für die "BRD". Das klingt für mich so imperialistisch, anmaßend.

Die Beurteilung der heute modischen Begriffsverengung von "Deutschland" auf "Bürger der Bundesrepublik Deutschland" ist auch nicht nur eine Geschmacksfrage, sondern es ist ein objektives Defizit zu kritisieren. Denn durch dieses semantische Manöver wird ein Begriff entwendet, der jahrhundertelang dazu diente, jenseits aller politischen Grenzen die nationale Gesamtheit aller deutschen zu bezeichnen. Da diese Gesamtheit aber nach wie vor besteht (Völker im Sinne kulturnationaler Gemeinschaften hören ja nicht dadurch auf zu existieren, dass man bestimmte politischen Grenzen zieht - und übrigens auch nicht dadurch, dass das Bewusstsein für diese Gemeinschaft schwindet), geht durch die oben genannte Begriffsverengung die Möglichkeit verloren, sich einfach auf einen Teil der Wirklichkeit zu beziehen.

Ich plädiere deshalb für eine Reanimierung des ursprünglichen Deutschlandbegriffes, denn wie heißt es so schön bei Hugo von Hofmannsthal: "wir sind Österreicher, aber wir sind auch Deutsche, und da das Land immer zu den Menschen gehört, die darauf wohnen, so ist hier auch Deutschland."

In der Paulskirche saßen zumindest noch österreichische Abgeordnete
Nicht nur das. Mit dem Reichsverweser Erzherzog Johann war auch das erste demokratisch gewählte gesamtdeutsche Staatsoberhaupt ein Österreicher (der übrigens kurze Zeit auch noch einen Österreicher als Ministerpräsidenten hatte). Hier zur Erinnerung seine Worte:

http://edocs.ub.uni-frankfurt.de/volltexte/2006/6458/pdf/SF+16+100+MAPP+B+9.pdf
 
nun ja, daqs liegt wohl an den kürzesten Tausend Jahren der Geschichte ....
Alle gucken immer auf die beiden Großen, dabei gibt es einen Staat, der nur Deutsch als Amtssprache zuläßt:
Liechtenstein
Dann wäre da noch mit einer Amtssprache Standarddeutsch Luxembourg und Belgien .

Diese Sprecher als "Nichtdeutsche" zu bezeichnen, maße ich mir nicht an. Was die ganzen Nationalisten nicht begreifen wollen, es gibt eben nicht nur ein deutsches Volk und mir ist keine "deutsche Nation" bekannt. Nur weil die Franzosen mal den Gedanken einer "Grande Nation" gut fanden, muß man das ja nicht nachmachen. Denn auch die haben Schwierigkeiten, trotz Zentralistischer Regierung, ihre 64 mill. unter einen Hut zu kriegen. Zählt man alle "Deutschen" zusammen, werden das deutlich mehr.

Und nebenbei bemerkt, ich kann in einer Vereinigung "aller Deutschen" auch keinen Nutzen für alle Betroffenen sehen.

Ich verstehe einfach nicht, warum man nicht einfach akzeptieren kann, das Leute einer Sprache nicht die selbe Regierung haben wollen. Die Mehrheit der deutschen Bevölkerung Mitteleuropas will es einfach nicht und wollte es auch nie, weil zuviel Eigenheiten hätten aufgegeben werden müssen.

Damit machst du wieder ein Fass auf... :fs:
In Frankreich werden im Übrigen über 20 verschiedene Sprachen gesprochen und nicht einmal alle Franzosen sprechen französisch. Sic! Trotzdem erkennt Frankreich nur das Französische als Nationalsprache an.
(Was ich hier allerdings verschweige, ist, dass Frankreich eben etwas weitläufiger ist, als nur das "gallische" Gebiet und Korsika und es eben noch die ganzen überseeischen Departaments gibt). Aber z.B. das Baskische ist in Frankreich viel stärker und nachhaltiger verdrängt, als im benachbarten Spanien (und ausgerechnet dort ist, obwohl die baskischen Regionen die am weitesten gehenden Sonderstatuten haben, die Militanz und das Gefühl, vom Zentralstaat unterdrückt zu werden, viel stärker ausgeprägt).
Was ist nun deutsch? Bzw. wer ist Deutscher?
Das ist schlicht und ergreifend eine Frage der Definition und diese Definition ist variabel und veränderlich.
Vor dem Gesetz der Bundesrepublik Deutschland ist Deutscher, wer die deutsche Staatsangehörigkeit besitzt. Punkt. Damit sind Schweizer, Lichtensteiner, Luxemburger, Österreicher, Belgier etc. raus.
Dafür gehören aber Leute, welche die Staatsbürgerschaft aufgrund von Geburt oder Antrag etc. erhalten haben, dazu.
Wenn du also sagst, dass dir keine deutsche Nation bekannt ist, dann sagte ich dir: Schau mal in deinen Personalausweis. Nation ist nämlich im heutigen Sprachgebrauch nichts anderes, als Staatsbürgerschaft.
Du definierst nun das deutsch sein über die Sprache. Nun ist es aber so, dass z.B. die Luxemburgische Gesetzgebung drei Sprachen als Landessprachen anerkennt: Deutsch, Französisch und Lëtzebuergesch, was zwar linguistisch ein hochdeutscher Dialekt ist, in Luxemburg aber offizialisiert und damit zur Volkssprache erhoben. Und in der Schweiz hat es in den 30er und 40er Jahren eine sprachliche Reaktion auf die deutsche Politik gegeben, gewissermaßen eine Trendumkehr von einer Normalisierung des Schweizerdeutschen (also einer Annäherung an die Standardsprache) weg zu einer Wiederverschwytzerung (Ausdruck stammt von mir). Auslöser war die Angst vor der Vereinnahmung durch das deutsche Reich. Die Schweizerdeutschen wiederverschwytzerten also ihre Sprache, gerade um sich von den Deutschen abzugrenzen.
 
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