Entschuldige. ich hatte vielleicht voreilig Minimalkenntnisse vorausgesetzt. Es ging um Wikinger, also Räuberbanden. Es ging nicht um Familienfehden und um Blutrache. Dass Konflikte zwischen Familien blutig ausgetragen wurden, hatte ich bei der Erwähnung von Schafzüchtern als bekannt vorausgesetzt. Aber das macht sie noch nicht zu Wikingern.
kannst du auch ohne Polemik und den Versuch von rhetorischer Trickserei argumentieren? =)
...und was den fett markierten Satz betrifft: merkst du auch, was für eine herrliche Stilblüte das ist? :yes::yes:
ok, Spaß und Fopperei, auch wenns Spaß macht und den Austausch lebendig macht und würzt, beiseite: was du da schreibst, geht doch ganz direkt in die robert Guiscards Beschreibung des soziokulturellen Umfelds der Wikinger hinein - also salopp gesagt: die mit Waffengebrauch, Blutrache, Fehde etc. sozialisierten Schafzüchter sind enger mit Wikingern als mit Betschwestern verwandt
da sind wir uns einig :yes:
Aber wie kommt man zu der Aussage, dass sie grausam waren, wenn man diue Quellen in diesem Punkt für unglaubwürdig hält?
in den vielen verschiedenen Quellen zu allerlei Kriegshandlungen des frühen Mittelalters, seien es spätmerowingische Zwistigkeiten, seien es hin und her schwappende Überfälle an der "Slawengrenze", seien es Streitigkeiten mit awaren und später Ungarn, seien es die Überfälle von Wikingern: die für uns heute unvorstellbare Graumsamkeit (wir hätten ja gerne den klinisch sauberen Krieg, obwohl es den wohl nicht gibt...) ist auffallend. Das muss eine alltägliche Erfahrung im Frühmittelalter gewesen sein (vgl. u.a. Scheibelreiter) Was obendrein auffällt, ist, dass christliche Quellen gerne den Furor der Heiden ganz besonders herausstellen - und das ist eben eine gewisse Tendenz der Quellen.
Ein regionaler Zwist, irgendeine merowingische Strafexpedition usw - das waren "kriegerische" Handlungen, die mit einem zahlenmäßig recht geringen Aufgebot stattfanden - kaum mehr, als ein Wikingerüberfall.
Aber das andere, das fremde: das überwog in der Summierung des Schrecklichen. indiesem Sinne galten die ungar. Reiter und die schnell wie aus dem Nichts auftauchenden Wikinger als besondere Heimsuchung - allerdings an Grausamkeit dürften sie alle sich ziemlich gleich gewesen sein.
Abgesehen davon gibt es auch arabische Quellen über diese Grausamkeit.
das interessiert mich jetzt sehr!!
wo und wie gerieten Wikinger sich mit Arabern in die Haare, und zwar so sehr, dass es darüber eine arabische Überlieferung gibt?
Ibn Fadlan und den Zank, ob der frühe Russen oder Wikinger beschreibt, kenne ich.
Aber es ist trotzdem erklärungsbedürftig, wieso der Schrecken in Europa über die Wikinger so groß war, wenn das ohnehin zu dieser Zeit Gang und Gäbe war. Da muss es einen Unterschied gegeben haben. Im 6. Jh. war das allgemeine Erfahrung. im 10. und 11. eben nicht. Und der Genozit des Deutschen Ordens fand eben keinen Homer, d.h. er wurde an einem Volk verübt, das keine in Europa verbreitete Literatur darüber hinterließ. Die Opfer waren örtlich begrenzt und weit weg.
das fett markierte ist eine Annahme, keine Gewißheit.
...bissel herzlos ist es schon, den vom Deutschen Orden veranstalteten Genozid mit "die hatten halt keinen Homer, Pech" abzutun... :winke::winke::winke: ...was würdest du sagen, wenn der Deutsche Orden deine Wikinger da an Grausamkeit übertrifft?