Der Nydam-Bogen - eine Kombiwaffe?

Wer das einzelne Geweih bzw. Metallende beim Nydambogen nicht als Bajonett anerkennt, müsste zwei Dinge besser erklären:
- warum es sich nur auf einer Seite befindet
- Warum es oberhalb des Nock ist, der Nock also im Holz sitzt, anders als beim Mary Rose-Typ, wo die Nocken in den Hornaufsätzen liegen und damit das Holz geschont wird.
 
naja, Mary-Rose und andere Bögen dieser Art ist ja geklärt. So anderes Material auf die Tips, um eine Sehnenbefestigung "dranmachen" zu können, und trotzdem den Bogen da nicht brechen zu lassen, ist klar.

Warum jetzt der nydam typ dieses Teile dran hat???
Die Möglichkeiten:

Ausgleichsgewicht
Stichwaffe
Schmuck/Zierde
 
ist es erkennbar welche Seite den "spitz" trägt?
also oberer oder unterer Wurfarm?

mich stört es z.b. sehr, das der untere tip meiner Bögen bei hinstellen verkratzt, wasser einzieht oder sonstwas an dreck dran kommt.
 
Weil dann ein weiteres Teil mitgeschleppt wird!

Ich habe keine Ahnung vom Thema, aber eigentlich die ganze Zeit ein Problem.

Die Herstellung von Waffen, so meine Vermutung, ist im Rahmen einer mittelalterlichen Mangelwirtschaft ein aufwendiges und kostspieliges Verfahren.

Die Herstellung eines Bogens erfordert mehr Ressourcen wie eine entsprechende Herstellung eines "simplen" Holzspeers mit einer reinen Holzspitze.

Zumal der Holzspeer andere Anforderungen an das Holz hinsichtlich der "Härte" des Materials und dem Durchmesser des Speers stellt. So meine Vermutung.

Es ist somit nicht ökonomisch mit einem aufwendig hergestellten Bogen, sieht man von Selbstverteidigung ab, auf einen Gegner einzustechen oder zu schlagen und diesen Bögen damit zu entwerten, da er Schaden nehmen wird bei dieser Aktion.

Dazu nimmt man sicherlich einen separaten Holzspeer, der relativ leicht zu beschaffen war bzw. herzustellen war. Wäre so meine These.
 
genau so meinte ich das.

ähnlich wie die anderen kleinen Beiwaffen & werkzeuge die anstelle des Bogens im Nahkampf verwendet wurden.

Meine Idee vom einfachen "Tip-Schoner" ist hinfällig, die Geweihspitze war am oberen (damit längeren und labileren) Wurfarm.
 
Hab mir jetzt auch paar Nydam-Bogen angeschaut, um hier die Zweifel über die Funktion der Spitze verstehen zu können.

Es handelt sich also um einen Stabbogen von ca. 180cm Länge, der zwar filigran wirkt, dessen Dicke aber angesichts der Länge gewiss die von Wilfried angegebenen 10-20mm übersteigt, will man mit dem Ding auch schießen und nicht peitschen.

Nun also - was mache ich als tapferer Krieger mit diesem Stecken, wenn meine Pfeile verschoßen sind, und der Feind auf mich losstürmt? Ich werde das lange Unding bestimmt wegwerfen, um besser agieren zu können, doch warum nicht noch kurz zustechen, wenn die Spitze schon dran ist. Ansonsten wäre aber der schlanke Holzbogen eine lächerliche Verteidigung gegen die Streitaxt des Gegners.

Nach der gewonnenen Schlacht sammle ich die Nydam-Bogen wieder ein und bringe sie zu unserem Lager. Als erfahrener Bogenschütze reinige ich zuallererst pflichtbewusst die Waffen und bringe die Bogen anschließend zum warmen Lagerfeuer, damit sie ihre Spannkraft wiedererlangen. Hier stecke ich sie rund um das Feuer in den Boden, damit die mühsam hergestellten Bogen noch lange halten.

Nur als Idee natürlich...
 
ich rate mal, du hast nie einen Bogen gebaut (ich übrigens auch nicht) und auch keine Literatur dazu gelesen?

niemand würde Holzbögen an ein Feuer stellen, das schadet dem Bogen wenn überhaupt, und anstatt wieder Spannkraft zu erhalten - verliert er sie sogar.

Und wie ich schrieb, war die spitze ja oben am bogen. zum Aufstellen ist das ungeeignet, da man Bögen eigentlich immer mit dem unteren wurfarm hinstellt. (sonst fallen sie leicht um)

ausgenommen sind explizit kompositbögen aus horn/sehne die mit Hautleim/hausenblasenleim/knochenleim gebaut sind - da kann wärme bedingt eingesetzt werden damit der Bogen "regeneriert".

Auch kann man mit einem gespannten Langbogen nicht stechen, oder maximal so fest bis der bogen biegt - das ist nicht viel.
Dazu noch würde der bogen bei der kleinsten kerbe am bogenbauch richtig schön explodieren - bei eibe ist das ein richtiger "wow" effekt, oft gefolgt von einem "autschn" effekt :D
 
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ich rate mal, du hast nie einen Bogen gebaut (ich übrigens auch nicht) und auch keine Literatur dazu gelesen?
Dachte nur, dass es im Norden manchmal recht kalt und feucht werden könnte, und das Holz nun mal Wärme braucht, um sich regenerieren zu können - da sind einfachere Holzbogen sicherlich keine Ausnahme. Und gemeint war auch nicht, dass man den Bogen gleich in die Feuerstelle stach.

Auch kann man mit einem gespannten Langbogen nicht stechen, oder maximal so fest bis der bogen biegt - das ist nicht viel.
Dazu noch würde der bogen bei der kleinsten kerbe am bogenbauch richtig schön explodieren - bei eibe ist das ein richtiger "wow" effekt, oft gefolgt von einem "autschn" effekt :D
Das glaub ich Dir gern, doch wie möchtest Du wissen, wie so ein Nydam-Bogen gespannt war?

Wie auch immer, die Spitze war jedenfalls nicht zum Nägel reinigen dran...
 
Oh, einen hab ich noch (auch wenn die Bogenfachleute hier den Kopf schütteln werden):
Wie wär’s wenn die Leute den Bogen nicht immer alleine spannten? Was taten sie dann? Genau!
 
Wie wär’s wenn die Leute den Bogen nicht immer alleine spannten? Was taten sie dann? Genau!

Mit der vorerwarteten Haltung :)nono:) kann ich leider nicht dienen (aber ich war ja auch nicht angesprochen (sondern die "Bogenfachleute"), nur hiermit: :confused:
Kannst du noch mal genauer ausführen, was du genau meinst, also wer soll den Bogen gespannt haben?
 
Also, ein gespannter Bogen ist sowas von nicht gerade, damit kann man nicht effektiv zu stechen, die Spitze würde schon schräg aufgesetzt. Durch den Set, den jeder Selfbow hat, passiert das m.E. auch beim ungespannten.

Da ich die Funde nicht kenne, kann ich auch die Schärfe der Spitzen nicht beurteilen. Der Verdacht, Stichwaffe, wär nur gegeben, wenn die Spitze Nadelspitz wäre, ansonsten ist das einfach ein Griff, um den Bogen mit der Durchsteigemethode zu spannen oder, um ihn auf die Erde zu packen und sich dann reinzuknien.

Spekulation, wozu da was dran ist, bleibt es allemal. Denn Nachebauten zeigen keine Vorteile gegenüber "normalen" Bögen
 
Also, ein gespannter Bogen ist sowas von nicht gerade, damit kann man nicht effektiv zu stechen, die Spitze würde schon schräg aufgesetzt. Durch den Set, den jeder Selfbow hat, passiert das m.E. auch beim ungespannten.
Mit einem Spieß stößt man auch nicht bloß gerade zu. Das kann nun wirklich nicht als Gegenargument angeführt werden.

ansonsten ist das einfach ein Griff, um den Bogen mit der Durchsteigemethode zu spannen

Da ist doch der rund polierte Wurfarm viel angenehmer anzufassen, als ein polygones, spitz zu laufendes geweihernes oder metallenes Etwas.

oder, um ihn auf die Erde zu packen und sich dann reinzuknien.

Du meinst, um im Knien zu schießen? Fingalo wurde letzthin für eine ähnliche Aussage heftig angegriffen.

Spekulation, wozu da was dran ist, bleibt es allemal. Denn Nachebauten zeigen keine Vorteile gegenüber "normalen" Bögen.
Dieser Satz ist kryptisch.
 
Mit der vorerwarteten Haltung :)nono:) kann ich leider nicht dienen (aber ich war ja auch nicht angesprochen (sondern die "Bogenfachleute"), nur hiermit: :confused:
Kannst du noch mal genauer ausführen, was du genau meinst, also wer soll den Bogen gespannt haben?
Nun, ich bin ja auch kein Bogenfachmann, auch wenn ich als Kind einige Bogen gebastelt hatte. :D Aber das Wesentliche an diesem Brainstorm, dass man den Bogen mit der Spitze im Boden arretiert haben könnte. Hieße für die erwähnte Zweier-, bzw. Dreierschusstechnik (v.a. wenn man sehr lange, stabile Pfeile gefunden hätte), dass der eine Krieger den Bogen in den Boden rammte und ihn festhielt, während der andere, ähnlich wie bei einem Steinschleuder, mit dem Pfeil schoss. Die Frage wäre allerding die Grifftechnik des Vordermannes, bzw. der Vordermänner (gegen diese These spricht allerdings die filigrane Bauart).

Simpler vorzustellen wäre (nicht für Bogenfachmänner), dass auch mal der alte Schütze mit in den Krieg ziehen musste, der den Bogen kaum noch ruhig halten konnte, sodass er seine Waffe (auch wenn zum Schießen gewöhnungsbedürftig) im Boden fixierte, also quasi mit Stativ schoß. Könnte sogar die feine Art des “Präzisionsschützen” gewesen sein, womit der Bogen sogleich in “Nydam-Scharfschützenbogen” umgetauft werden müsste. :D

Jedenfalls muss eine Spitze auch im Krieg nicht immer in einen Menschen gesteckt worden sein.(wenn auch sicherlich vorgekommen)
 
Da ich die Funde nicht kenne, kann ich auch die Schärfe der Spitzen nicht beurteilen. Der Verdacht, Stichwaffe, wär nur gegeben, wenn die Spitze Nadelspitz wäre, ansonsten ist das einfach ein Griff, um den Bogen mit der Durchsteigemethode zu spannen oder, um ihn auf die Erde zu packen und sich dann reinzuknien.
Nydam Exemplare:
http://media.photobucket.com/image/nydam bow/thimosabv/Nydam-nocks-4.jpg
Sonstige:
http://kviljo.no/bue/nydam/torny.jpg
 
Also, der eine Bogen mit der deutlich erkennbaren Spitze aus Fremdmaterial (zweiter link)hat am anderen Ende einen Nagel ...
Zum Spannen setze man den "Eisenteil" auf den Boden, schräg, das rechte Knie auf den Griffbereich und biege den Bogen mit links. Dann schiebe man die Sehne in die Kerbe, gespannt ist der Bogen und das Holz bleibt heile.

Im ersten Link sind ganz einfache Langbögen aus Eibenästen gezeigt, ohne irgendwelche Besonderheiten, unten? Wicklung/Knoten oben Kerbe, einseitig
 
Zuletzt bearbeitet:
Also, der eine Bogen mit der deutlich erkennbaren Spitze aus Fremdmaterial (zweiter link)hat am anderen Ende einen Nagel ...
Zum Spannen setze man den "Eisenteil" auf den Boden, schräg, das rechte Knie auf den Griffbereich und biege den Bogen mit links. Dann schiebe man die Sehne in die Kerbe, gespannt ist der Bogen und das Holz bleibt heile.

Im ersten Link sind ganz einfache Langbögen aus Eibenästen gezeigt, ohne irgendwelche Besonderheiten, unten? Wicklung/Knoten oben Kerbe, einseitig
Ja, die Bilder sind bezüglich der aufgesetzten Spitze nicht gerade das Gelbe vom Ei. Das Internet ist zwar voll mit Bildern von Eigenbau-Modellen, doch eine Abbildung vom wirklichen Ding ist bei Beschreibungen des Nydambogens nicht dabei. Das einzige Foto, das ich nun finden konnte, ist hier, der betr. Bogen inmitten von gefundenen Holzobjekten nur klein abgebildet:
http://www.nydam.nu/vaabenudstyr

Vielleicht hat El Quijote ein besseres Foto...
 
Das Problem bei Bogenfunden:
Es sind meist Einzelfunde und das Holz diktiert den Bogen, weswegen die Unterschiede beim gleichen Bogentyp oft groß sind. Dazu kommt, das auch damals schon ein schlechter Bogen leichter hergegeben/weggeschmissen wurde als ein guter ;-).
Weiter werden Besonderheiten oft mehr hervorgehoben, als sie nach dem Fundgut zu werten wären, u.u.u.
Also die eine Eisenspitze macht noch lange keine Speerbögen bei den damaligen Bewohnern Nydams. Bei 36 gefundenen Bögen, 3 auf jedenfall ohne irgendetwas besonderes, 1 mit Stahlspitze kann man nun nicht davon sprechen, das einseitige Spitzen damals Mode waren. Bei 137 Bögen (Mary rose) , alle mit Horn/Geweih usw Nocken hingegen schon.

Also, dieser eine mit Nagel am einen und Verstärkung am anderen Ende erzählt mir, das der Besitzer das verstärkte Ende auf den oden "gelegt " hat, dann das Knie auf den Griff und die andere Seite zu sich gezogen, dann kann man die am Nagel hängende "Schlaufe" leicht in die Kerbe schieben. Der fand die Methode für sich als die Beste.

Deswegen können alle anderen trotzdem ne Spannschnur verwendet, mit Durchsteigen gespannt oder sonstwas veranstaltet haben, um nen Bogen zu spannen.

Es gibt sogar die Möglichkeit, das der WA an der Stelle des Eisen gespalten war/ist und es sich um eine schicke Reperatur handelt. (Mach ne Tülle drauf, dann sieht das keiner)
 
Das Problem bei Bogenfunden:
Es sind meist Einzelfunde und das Holz diktiert den Bogen, weswegen die Unterschiede beim gleichen Bogentyp oft groß sind. Dazu kommt, das auch damals schon ein schlechter Bogen leichter hergegeben/weggeschmissen wurde als ein guter ;-).
Weiter werden Besonderheiten oft mehr hervorgehoben, als sie nach dem Fundgut zu werten wären, u.u.u.
Also die eine Eisenspitze macht noch lange keine Speerbögen bei den damaligen Bewohnern Nydams. Bei 36 gefundenen Bögen, 3 auf jedenfall ohne irgendetwas besonderes, 1 mit Stahlspitze kann man nun nicht davon sprechen, das einseitige Spitzen damals Mode waren. Bei 137 Bögen (Mary rose) , alle mit Horn/Geweih usw Nocken hingegen schon.

Also, dieser eine mit Nagel am einen und Verstärkung am anderen Ende erzählt mir, das der Besitzer das verstärkte Ende auf den oden "gelegt " hat, dann das Knie auf den Griff und die andere Seite zu sich gezogen, dann kann man die am Nagel hängende "Schlaufe" leicht in die Kerbe schieben. Der fand die Methode für sich als die Beste.

Deswegen können alle anderen trotzdem ne Spannschnur verwendet, mit Durchsteigen gespannt oder sonstwas veranstaltet haben, um nen Bogen zu spannen.

Es gibt sogar die Möglichkeit, das der WA an der Stelle des Eisen gespalten war/ist und es sich um eine schicke Reperatur handelt. (Mach ne Tülle drauf, dann sieht das keiner)

Die meisten der Nydambogen hatten eine einseitige Spitze. Die ist eben nur in einem Fall aus Eisen. Und noch einmal: Die Spitze ist über dem Nock angebracht, was die Schutzfunktion für's Holz, wie sie beim Mary Rose-Typ auf jeden Fall zu konstatieren ist, fragwürdig macht.
 
Hallo Leute!
Ich habe mich gerade erst einem Schützenverein angeschlossen, und deshalb ist mein Wissen über diese Fragen naturgemäß noch gering. Vielleicht bin ich deshalb verwirrt darüber, dass die merkwürdige Spitze an einigen Nydam-Bögen etwas mit dem Nock-Punkt zu tun haben soll. Der betrifft doch die Sehne und nicht den Bogen an sich.

Geht es vielleicht nur darum, dass die merkwürdige Spitze sich am "oberen" Ende der Nydam-Bogen befand?

Wenn ja, würde ich der schon angedeuteten Interpretation von @Wilfried zuneigen, dass diese Spitze eine Funktion beim Anbringen der Sehne hatte: Man fixiert ein Ende der Sehne am "unteren" Ende des Bogenstabs, drückt den Stab dann mit Hilfe des Knies durch und muss dabei die "Schlaufe" am anderen Ende der Sehne über das "obere" Ende des (unter Spannung stehenden) Bogenstabs stülpen. Die aufgesetzte "Spitze" am oberen Ende des Nydam-Bogens hätte dann nur die Funktion, das "Einfädeln" in die Schlaufe der Sehe zu erleichtern.

MfG
 
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