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Uff... Dann brauche ich also mein im Antiquariat erstandenes Buch "Sieg und Krieg - 1870-71 - Ein Gedenkbuch" von 1896 nicht wegzuwerfen.
Von Militärs geschrieben, zeigt es recht deutlich deren Denkweise.Anhang anzeigen 11941"Zum Sturm, Gewehr rechts! Marsch, marsch, Hurra!"
Eine kurze Definition von Primär- und Sekundärquellen:
Primärquellen = Jede Art von Zeugnissen aus erster Hand.
Sekundärquellen = Die sinngemässe Wiedergabe des Inhalts einer Quelle, in einer anderen Quelle.
Ich tue mich mit diesen Kurzdefinitionen immer ein wenig schwer, sei es nun Primär- oder Sekundär- oder Traditions- und Überrestquelle (Monument/Dokument). Die Definitionen sind zwar korrekt, aber so schematisch, dass sie häufig in der Alltagsrealität des Historikers mehr Verwirrung stiften als zur Aufklärung dienen.
Gerade in Bezug auf Primär- oder Sekundärquelle kommt es doch häufig darauf an, welche Fragestellung man an die Quelle stellen möchte. Will ich eine historiographische Quelle nach einem historischen Ereignis befragen oder nach dem historischen Narrativ?
Uff... Dann brauche ich also mein im Antiquariat erstandenes Buch "Sieg und Krieg - 1870-71 - Ein Gedenkbuch" von 1896 nicht wegzuwerfen.
Von Militärs geschrieben, zeigt es recht deutlich deren Denkweise.Anhang anzeigen 11941"Zum Sturm, Gewehr rechts! Marsch, marsch, Hurra!"
Wegwerfen sowieso nicht. Entweder es ist Literatur bzw. Sekundärquelle oder (wenn die Autoren am Krieg teilgenommen haben und aus "erster Hand" über Erlebtes berichten) eben Primärquelle.
Schwierige Fragestellung: Ist der Zeitzeugenbericht eine Primärquelle? :fs:
A
Der Begriff Sekundärliteratur wird eigentlich nur in den Literaturwissenschaften verwendet. Aber da die Macht der Gewohnheit manchmal stärker ist, als sprachliche Präzision (und aufgrund der sehr hohen personellen Überschneidungen von Historikern und Philologen) begegnet man häufig auch in der Geschichte dem Begriff der Sekundärliteratur.
Wenn er nur das beschreibt, was er gesehen hat, unbedingt. Aber vielleicht ist es grundsätzlich mal wichtig festzustellen, daß Primärquellen nicht gleich Wahrheit bedeuten. Auch Zeitgenossen können etwas falsch festgehalten, sich falsch erinnert oder einfach gelogen haben.
Genau desswegen hab ich auch von "Quelle" gesprochen oder müsste man hier korrekterweise einfach nur von "Literatur" sprechen? Bin ein wenig verwirrt...
OT: Wobei ich finde, dass nach der von dir genannten Deffinition es sehr schwer ist zwischen Primär- und Sekundärquelle zu differenzieren, denn wie deffiniert man "Insider"?
Wäre im Umkehrschluss heutzutage nur eine Primärquelle über Mode was der Herr Lagerfeld vom Stapel lässt und nicht was Otto Normalverbraucher dazu sagt?
Das werde ich. Vorrangig habe ich mir das Buch wegen der zahlreichen Zeichnungen gekauft, vor allem, weil die von Künstlern stammen, die Teinehmer des Krieges waren. Das sind richtige, kleine Schlaglichter. Immer wieder tauchen die Zuaven auf und man sieht, wie fremd und exotisch sie den Zeichnern vorgekommen sein müssen.Brauchst Du nicht, je nach Fragestellung.:devil:
Ich würde aber je nach Fragestellung und ergänzend die 1000-seitige Dissertation von Ernst Schilly, Historiographiegeschichtliche Aspekte des französischen und deutschen Generalstabswerkes 1870/71, Saarbrücken 1987 heranziehen. Der äußert sich auch zu den diversen sonstigen, zeitgenössischen Publikationen. :winke:
Wegwerfen sowieso nicht. Entweder es ist Literatur bzw. Sekundärquelle oder (wenn die Autoren am Krieg teilgenommen haben und aus "erster Hand" über Erlebtes berichten) eben Primärquelle.
Schwierige Fragestellung: Ist der Zeitzeugenbericht eine Primärquelle? :fs:
:autsch: Oh man, ich hab die Reaktion gestern gar nicht verstanden... Ich meinte natürlich suggestiv. :weinen:
Nun, das Alter einer Veröffentlichung sagt nichts über den "Wahrheitsgehalt" aus.
Ich kann das jetzt nur als Ingenieur schreiben, da gibt es etliches, was vor 100 Jahren empirisch gefunden wurde, und das heute noch genauso gilt, vielfach theoretisch überprüft.
Wenn vor 100 Jahren jemand seine "Quellen" (Versuche/Mathematische Sätze/Funde/literarische Quellen) wissenschaftlich sauber durchgearbeitet hat, ist auch heute mit den gleichen Quellen kein anderes Ergebnis zu erwarten.
Ich will jetzt auch keinem Studierten vor den Karren fahren, aber letztendlich sucht man sich für seine wissenschaftliche Arbeit doch immer die Quellen, mit denen man seine These belegen kann. GUTE Historiker suchen aber nicht nur in eine Richtung und haben auch kein Problem damit, wenn ihre These sich während der Forschung in den Quellen in Rauch auflöst, weil einfach viel mehr Gegenbeweise/-quellen vorliegen, als welche, die sie unterstützen würden.
Aber es gibt auch genug Historiker, die ihre Quellen einfach mal nur danach durchsuchen, was für sie nützlich ist und den Rest verwerfen.
Auch ist es unmöglich, zumindest in einigen Sachgebieten, wirklich ALLE Quellen zum Thema zu sichten. Gerade was die neuere und neueste Geschichte angeht, herrscht ein derart großes "Überangebot" an Quellen und schriftlichen Zeugnissen vor, dass es schlicht schwierig wird, wirklich fundiert einen Sachverhalt zu erforschen.
Als Beispiel möchte ich hier mal die Geschichte der ehemaligen DDR anführen. Wir wissen heute, dass es sich um einen Unrechtsstaat gehandelt hat, wir wissen, was die Stasi alles veranstaltet hat und so weiter.
Aber DENNOCH wäre es möglich, ein Buch über die unbeschwerte Kindheit in Hintertupfingen zu schreiben, wo der Apparat der SED einfach mal vorhanden, aber nicht zu spüren war.
Bei den Geisteswissenschaften und speziell in der Geschichtswissenschaft ist das leider nicht so. Es reicht, dass eine neue Quelle gefunden wird, die sämtliche politischen Entscheidungen von z.B. Bismarck erklärt. Sagen wir, es wäre sein total echtes und auf gar keinen Fall gefälschtes Tagebuch, von dem niemand wusste und das er auf irgendeiner Reise in einem Gasthaus vergessen hat ( :devil - das könnte unter Umständen die komplette Gewichtung seiner Politik und damit auch die nachfolgenden Ereignisse in einem vollkommen anderen Licht erscheinen lassen - und schon hat man den Salat.
Dafür gibt es ja das Handwerkszeug des Historikers, dass er - gerade Traditionsquellen - nicht alles unbesehen glauben muss. Quellenkritik besteht nun mal darin, dass man vor der eigentlichen Auswertung der Quelle die Quelle auf ihre Aussagekraft abklopft. Goebbels Tagebücher, die zur Veröffentlichung bestimmt waren würde man sicher anders beurteilen müssen, als die (hypothetischen) Tagebücher seiner Sekretärin, die für sich im Geheimen ihre Gedanken aufgeschrieben hat, ohne jemals daran zu denken, dass ihr Tagebuch mal eine Quelle würde. Eine der wichtigsten Fragen, gerade bei Traditionsquellen, ist ja immer die, welche Absicht der Verfasser hatte, als er die Quelle verfasste, warum er einen Sachverhalt der Um- und Nachwelt mitteilen wollte. Wenn man dieses Interesse erfasst hat, ist es sehr viel einfacher zu beurteilen, weshalb eine Quelle einen bestimmten Narrativ wählt, Fakten verschweigt, dazuerfindet, verfälscht oder auch berichtet.Dann hat man gleich alte Quellen, die sich vollkommen widersprechen - welche ist glaubwürdiger? In der Geschichtswissenschaft verlassen wir uns - notwendigerweise - auf Quellen, die Menschen hinterlassen haben, die auch subjektiv gedacht und empfunden und gehandelt haben.
In dem Moment, wo eine gesellschaftliche Norm sich verschiebt, ändert sich einfach mal die Hälfte aller bisher gesammelten "Fakten" wenn man so will. Kann man auch sehr schön in den heutigen "Genderstudies" beobachten, wo die "Unterdrückung der Frau" einfach mal ganz anders bewertet wird, als in der traditionellen Geschichtswissenschaft.
Daher halte ich den Kern der Aussage, dass Literatur zu einem Thema nach 20 Jahren veraltet und unbrauchbar ist, als nicht grundfalsch. Aber man muss natürlich nach Sachgebieten unterscheiden. Was für den einen Teil der Geschichte gilt, muss nicht für den anderen richtig sein. Es gibt Standardwerke, die zeitlos sind, weil einfach nach der Veröffentlichung nicht weiter geforscht wurde oder eben keine neuen Erkenntnisse bzw. Quellen vorhanden sind.
Wobei gerade Kogon - als politisches Opfer der Nationalsozialisten - irgendwo zwischen Quelle und Literatur steht, wie ich meine.
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