Wie würde die heutige Welt aussehen...?

Hallo, ich bin neu hier.
Ich wollte auch noch anmerken das das persische Reich wenn es den Krieg gewonnen hätte nicht großflächig weiterexpandiert wäre, da ja schon das niederschlagen von Aufständen und aufrecherhalten dieses Riesenreiches alle Kräfte in Anspruch genommen hätte.

Ich glaube das manche Reiche ein Maximum an Größe erreichen können, danach aber jegliche weitere Expansion nur Probleme verursacht und das neue Randgebiete nicht mehr gegenüber den Nachbarn gehalten werden können.
Einer der wichtigsten Faktoren hierzu ist die Qualität des Transport und Nachrichtenwesens.

Der Untergang des persischen Weltreiches war glaube ich zwangsläufig. Ich glaube Alexander eroberte es gerade deshalb so leicht weil es so groß war und weil ein innerer zusammenhalt fehlte.

Wäre später auch eine römische oder karthargische Macht entstanden hätte diese sicherlich Grenzgebiete erwerben können, und das Perserreich zum Zusamenbruch bringen können, aber selbstverständlich nicht das gesamte Perserreich wie Alexander übernehmen können, denn Rom oder Karthargo sind vom Iran zu weit entfernt.
 
Ich glaube Alexander eroberte es gerade deshalb so leicht weil es so groß war und weil ein innerer Zusammenhalt fehlte.

War es nicht gerade so, dass er es so leicht eroberte, gerade weil der Zusammenhalt da war und er letztendlich nur Dareios endgültig besiegen musste? Hätte sich nicht, wenn der Zusammenhalt gefehlt hätte, ihm jede Provinz oder Ethnie entgegengestellt?
 
Ich denke, die Wahrheit liegt in der Mitte: Alexander profitierte davon, dass so mancher Satrap nach wenig oder ohne Widerstand zu ihm überging - und somit auch seine Satrapie mit ihren Ressourcen mitübergab. Alexander ließ daher auch so manche persische Satrapen im Amt, wenngleich er ihnen einen strategos als Aufpasser zur Seite stellte.
Andererseits gab es aber auch Satrapen und sonstige regionale Potentaten, die auch nach Dareios' Untergang noch Widerstand leisteten oder sich einen eigenen Machtbereich zu schaffen versuchten. Alexanders Eroberung des Ostens des ehemaligen Perserreichs ist zwar weniger bekannt als seine berühmten Schlachten, war aber langwierig und mühsam.
 
Die politisch-militärische Seite dieser Spekulation ist wohl noch die Einfachere, weil man auf Basis struktureller Entwicklungen argumentieren kann. So die Frage, ob die Perser Italien zur Satrapie gemacht hätten. Wäre das nicht geschehen, wofür es oben gute Argumente gibt, dann hätte sich dieses Reich mit einer - wenn auch bedeutenden - Satrapie mehr wohl lange halten können. Natürlich hätte es Usurpationen gegeben, wie auch später. Von einer überzogenen Größe kann aber nur wegen Griechenland noch nicht die Rede sein. Aber wären es die Parther gewesen? Eigentlich ist diese Frage nicht relevant. Welcher Usurpator auch immer, er hätte Griechenland jetzt als natürlichen Bestandteil seines Reiches betrachtet und darum gekämpft. Interessanterweise hätten wir dann ein persisches Reich, mit ziemlich genau denen des oströmischen in Europa: Griechenland und Makedonien mit irgendeiner Art von Vorfeldsicherung in Thrakien und Illyrien.

Ob sich Rom später mit diesem Riesen angelegt hätte, wage ich zu bezweifeln. Das Argument, sie haben ja auch die Seleukiden angegriffen, mag ich so nicht stehen lassen. Die Seleukiden waren zum Zeitpunkt der römischen Expansion im Osten nur noch ein Schatten ihrer selbst. Im Osten bereits von den Parthern überrollt und im Inneren von Dutzenden Usurpatoren destabilisiert.

Es wäre wohl zu irgendeiner Grenze zwischen Rom und Persien gekommen, die aber eher nicht am Euphrat gelegen hätte. Rom ohne Griechenland und Ägypten? Eine interessante Vorstellung.

Und jetzt kommen wir zur wirklich komplexen Wirkung: den beiden großen Weltreligionen. Zum Christentum wurde bereits etwas gesagt. Ich möchte noch anmerken, daß ohne Kreuzigung und vor Allem die Wiederauferstehung Jesus von Nazareth wohl das Schicksal vieler jüdischer Prediger seiner Zeit erlitten hätte. Er wäre vergessen worden. Noch eindeutiger sehe ich die Auswirkungen auf die islamische Expansion. Die Araber begannen ihren Angriff auf Ostrom und die Sassaniden genau in dem Augenblick, als die sich gerade jahrzehntelang in den blutigsten Kriegen ihrer Geschichte militärisch und wirtschaftlich vollkommen überfordert hatten. Zu jedem anderen Zeitpunkt hätten es die Nachfolger Mohammeds wohl weit schwieriger gehabt.

Eine Welt ohne diese beiden großen monotheistischen Religionen? Aber vielleicht andere, denn die Entwicklung zum Monotheismus scheint stark gewesen zu sein. Jetzt wirds wirklich spekulativ. ;)

Zur grundlegenden Frage, welchen historischen Wert solche Spekulationen haben, habe ich auch eine andere Meinung. Interessant und im Sinne eines historischen Erkenntnisgewinns wertvoll ist nicht die Frage "Was wäre Wenn?" sondern die Erkenntnis "Was wäre dennoch nicht anders gelaufen und warum?". Wo haben strukturelle Entwicklungen so stark dominiert, daß es nicht viel anders laufen konnte?
Etwa warum hätte es die römische Geschichte eben NICHT grundlegend ändern können, wenn der Pannonieraufstand 6 n. Chr. ausgeblieben wäre und die Römer wie geplant in Böhmen einmarschiert wären. Oder vielleicht doch ? ;)
 
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Ob sich Rom später mit diesem Riesen angelegt hätte, wage ich zu bezweifeln. Das Argument, sie haben ja auch die Seleukiden angegriffen, mag ich so nicht stehen lassen. Die Seleukiden waren zum Zeitpunkt der römischen Expansion im Osten nur noch ein Schatten ihrer selbst. Im Osten bereits von den Parthern überrollt und im Inneren von Dutzenden Usurpatoren destabilisiert.
Das war aber erst im späten 2. Jhdt. v. Chr. der Fall, nicht schon zur Zeit von Antiochos III. Er hatte kurz vor seinem Krieg gegen die Römer den Osten des Reiches wieder botmäßig gemacht (wenngleich es dabei oft bei einer formellen Anerkennung der seleukidischen Hoheit blieb) und beherrschte ein Gebiet, das flächenmäßig (vor allem wenn man berücksichtigt, dass Ägypten auch nur zeitweise unter persischer Herrschaft stand) dem der Achaimeniden nicht viel nachstand. Den Usurpator Achaios hatte er bald nach Beginn seiner Herrschaft ausgeschaltet. Und noch Antiochos IV. war in der Lage, Ägypten zu unterwerfen. Lediglich den Römern waren die Seleukiden nicht gewachsen, aber ansonsten geriet ihr Reich erst ab Mitte des 2. Jhdts. in eine Dauerkrise. Trotzdem konnte sich schon Antiochos III. bekanntlich nicht gegen die Römer durchsetzen, und Antiochos IV. riskierte lieber erst gar keinen Krieg, sondern zog auf römischen Druck hin wieder kampflos aus Ägypten ab.

Außerdem legten sich ja auch die Griechen mit dem persischen Riesen an, nicht nur defensiv, sondern auch durch offensive Feldzüge in persisches Gebiet. So viel mächtiger wäre das persische Reich durch die Unterwerfung Griechenlands auch nicht geworden, dass die Römer vor etwas zurückgeschreckt wären, was einzelne griechische Staaten wagten: Denn was hätte die Unterwerfung Griechenlands den Persern an Machtzuwachs eingebracht? Wertvoll waren für die Perser in erster Linie die griechischen Truppen, aber über sie verfügten die Perser durch das Anheuern von griechischen Söldnern auch ohne Unterwerfung Griechenlands reichlich. Wirtschaftlich und finanziell war Griechenland verglichen mit manch' anderen Satrapien des Perserreiches eher uninteressant.

Die Kampfkraft der Armeen von Antiochos III. würde ich nicht geringer einstufen als die der Achaimenidenarmeen, im Gegenteil. Beide Armeen verfügten über eine starke Kavallerie, aber Antiochos hatte die makedonische Phalanx, die sich den griechischen Hopliten, wie sie die Achaimeniden verwendeten, als überlegen erwiesen hatte. Und trotzdem scheiterte er gegen die Römer.
Natürlich ist es trotzdem hochspekulativ zu sagen, wie ein Krieg der Römer gegen die Perser genau verlaufen wäre. Über den Ausgang eines Krieges entscheiden nicht nur Größe und Kampfkraft der Armeen und die wirtschaftliche, finanzielle und demographische Leistungsfähigkeit der Reiche, sondern auch Strategie und Taktik der Feldherrn. Dass die Römer Antiochos III. schlagen konnten, hatten sie zu einem Gutteil dessen eigenen Fehlern zu verdanken. Ob persische Feldherrn strategisch und taktisch besser agiert hätten, lässt sich aber unmöglich vorhersagen.
 
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