Nationalbewusstsein im osmanische Reich

nesib

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hey
ich hab eine frage und zwar gab es bei den osmanen etwas wie ein nationalbewusstsein?

und inwieweit spielte der islam eine rolle?
 
hey
ich hab eine frage und zwar gab es bei den osmanen etwas wie ein nationalbewusstsein?

und inwieweit spielte der islam eine rolle?

Das Osmanische Reich war ein Vielvölkerstaat, dessen Völker seit dem 19. Jh. verstärkt von nationalistischen Bewegungen ergriffen wurden. Somit kam es auch in den Kerngebieten türkischer Besiedlung zu einem Erwachen des Nationalbewusstseins, das Kemal Atatürk seit dem 1. Weltkrieg kanalisierte, und das schließlich in einen auf Kleinasien beschränkten türkischen Nationalstaat mündete.

Im Osmanischen Reich des Mittelalters hat es sicher kein osmanisches Nationalbewusstsein gegeben, wohl aber eine ethnische Identität sowohl der Türken als auch der anderen Völker innerhalb des Reichs.

Der Islam spielte insofern eine Rolle, als nur Muslime höhere Ämter in der Verwaltung oder Armee bekleiden konnten, wobei es zuweilen auch Ausnahmen gab. Ferner waren nichtmuslimische Bevölkerungsteile einigen Beschränkuneg unterworfen. So hatten sie gegenüber den Muslimen einen niedrigeren sozialen Status, mussten eine Kopfsteuer (Dschizya) zahlen und waren vor Gericht in einigen Dingen gegenüber Muslimen benachteiligt.

Allerdings hat es im Osmanischen Reich niemals systematische Verfolgungen gegenüber Nichtmuslimen gegeben. Ganz im Gegenteil war die osmanische Regierung auf einen religiösen Ausgleich bedacht und übte - abgesehen von wenigen Ausnahmen - Toleranz gegenüber anderen Religionen; besonders gegenüber dem Christen- und Judentum, die als verwandte Religionen (Leute des Buchs) betrachtet wurden.
 
Ganz im Gegenteil war die osmanische Regierung auf einen religiösen Ausgleich bedacht und übte - abgesehen von wenigen Ausnahmen - Toleranz gegenüber anderen Religionen; besonders gegenüber dem Christen-

Was gerade in der Anfangszeit allerdings primär praktische Gründe hatte. Die christlichen Griechen (Byzantiner) in osmanischen Diensten waren einfach zu wichtig für das funktionieren des Staates wie des Militärs. Insbesondere die osmanische Flotte hatte eine auffallend starkes christliches Element. Ebenso die osmanische Artillerie die primär von christlichen Söldnern geschaffen wie bedient wurde und der die osmanischen Heere viele ihrer Siege verdankten.

Sobald die Christen im osmanischen Staats- und Militärgefüge keine Rolle mehr spielten, ging auch die Toleranz Stück für Stück verloren und in der Spätzeit des osmanischen Reiches kam es zu massiven Christenverfolgungen durch die Osmanen, die dann aber zunehmend durch ethnische Verfolgungen abgelöst wurden. Wobei man hier anmerken könnte, dass die jeweiligen Religionsgrenzen eben auch ethnische Grenzen waren. Nur das Selbstverständnis der Verfolgung änderte sich. Wurden im 19 Jahrhundert noch Kirchen in Moscheen umgewandelt, und die Christen mit Gewalt zum Übertritt zum Islam gezwungen, wurden später dann die Kirchen zerstört und die jeweiligen Ethnien dann massengemordet.
 
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Sobald die Christen im osmanischen Staats- und Militärgefüge keine Rolle mehr spielten, ging auch die Toleranz Stück für Stück verloren und in der Spätzeit des osmanischen Reiches kam es zu massiven Christenverfolgungen durch die Osmanen, die dann aber zunehmend durch ethnische Verfolgungen abgelöst wurden ... Wurden im 19 Jahrhundert noch Kirchen in Moscheen umgewandelt, und die Christen mit Gewalt zum Übertritt zum Islam gezwungen, wurden später dann die Kirchen zerstört und die jeweiligen Ethnien dann massengemordet.

Was für "massive Christenverfolgungen" und "Massenmorde" sollen das sein - sieht man einmal vom Sonderfall der Armenier und den Griechenverfolgungen zwischen 1914 und 1923 ab, die in eine andere Kategorie gehören?

Im Mittelalter und der Neuzeit bis etwa 1900 war das Osmanische Reich ein multireligiöses Gebilde, das seine Religionen in der Regel mit Toleranz behandelte, sieht man einmal von den Einschränkungen ab, die ich oben in meinem Beitrag # 2 genannt habe.
 
Die Situation der Christen verschlechterte sich erst zunehmend mit dem Zerfall des Osmanischen Reichs, als lokale Herrscher wie Osman Pazvanto?lu ? Wikipedia an die Macht kamen.

Massenflucht der christlichen Bevölkerung gab es davor vor allem in Zeiten der Kriege zwischen Österreich und dem Osmanischen Reich wo sich große Teile der christlichen Bevölkerung des Balkans auf die Seiten der Österreicher stellten.

Dies führte allerdings zu Arbeitnehmer Mangel am Balkan was die osmanische Verwaltung vor große Probleme stellte.
 
Die Situation der Christen verschlechterte sich erst zunehmend mit dem Zerfall des Osmanischen Reichs, als lokale Herrscher wie Osman Pazvanto?lu ? Wikipedia an die Macht kamen. .

Ich sagte bereits, dass es Ausnahmen gab. Im allgemeinen war jedoch die Religionspolitik der Osmanen im Verlauf ihrer Jahrhunderte umfasenden Geschichte von Toleranz geprägt. Das lässt sich bei den Balkanvölkern gut verfolgen, die über 400 Jahre zum Osmanischen Reich zählten. Das war eine durchaus vernünftige Politik, die selten von Dogmatismus und islamischem Fanatismus geprägt war.

Ausnahmen bestätigen die Regel.
 
Na ja, Religionsfreiheit ist nicht das einzige was wichtig ist für einen Menschen. Steuern e.t.c waren noch wichtiger.
 
Na ja, Religionsfreiheit ist nicht das einzige was wichtig ist für einen Menschen. Steuern e.t.c waren noch wichtiger.

Bekanntlich war die Kopfsteuer (Dschizya), die die Christen auf dem osmanisch beherrschten Balkan wntrichten mussten, geringer als die zuvor an Byzanz gezahlten Steuern. Die byzantinischen Steuereintreiber waren in Vorderasien und auf dem Balkan als Blutsauger verschrien.
 
Bekanntlich war die Kopfsteuer (Dschizya), die die Christen auf dem osmanisch beherrschten Balkan wntrichten mussten, geringer als die zuvor an Byzanz gezahlten Steuern. Die byzantinischen Steuereintreiber waren in Vorderasien und auf dem Balkan als Blutsauger verschrien.

Ja das gilt für den Anfang, aber ob das noch gilt als die Bauern sowohl ihre militärisch nicht mehr wichtigen Spahien und die reguläre Armee bezahlen mussten, sei mal da hingestellt.

Der griechische Aufstand wurde von der Oberschicht getragen. Der serbische Aufstand ging vor allem um eine Landreform und erst später für nationale Ziele.
 
Ja das gilt für den Anfang, aber ob das noch gilt als die Bauern sowohl ihre militärisch nicht mehr wichtigen Spahien und die reguläre Armee bezahlen mussten, sei mal da hingestellt.

Im Lauf der Zeit stieg auch die Kopfsteuer auf ein in Europa übliches Maß.

Der griechische Aufstand wurde von der Oberschicht getragen. Der serbische Aufstand ging vor allem um eine Landreform und erst später für nationale Ziele.

Wenn wir uns über die im allgemeinen tolerante Religionspolitik der Osmanen unterhalten, sollten wie das Zeitalter des Nationalismus - also das 19. und frühe 20. Jh. - außen vor lassen. Da kamen andere Emotionen und andere Mentalitäten ins Spiel. Das gilt sowohl für die Balkanvölker, die jetzt Nationalstaaten anstrebten und Nation und Christentum romantisch überhöhten, als auch für das Osmanische Reich, das der Auflösung seines europäischen Besitzes entgegensah und mit repressiven Maßnahmen antwortete.
 
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