Osterhase?

Ich habe neulich eine Sendung zu Ostern und Ostereier etc. auf SWR2 gehört. Da meinte ein Kulturhistoriker, dass die Idee mit den Osterhasen von Kindern aus der Stadt gekommen sei. Die Bauern hätten, wenn ich mich recht entsinne, die Eier aus einem Aberglauben auf die kahlen Äcker gelegt, um damit etwas in Richtung von Fruchtbarkeit zu bewirken. Diese Eier dürften bunt gewesen sein, weil die Eier, die man in der Fastenzeit nicht essen durfte gefärbt wurden, dass man sie dann in der Zeit ab Ostern von denen unterscheiden konnte, die frische Eier waren. Nun wurde das Hinauslegen der Eier auf die Äcker durch die Bauern unbemerkt von den Kindern aus der Stadt gemacht. Diese Kinder sollen dann aber auf den Äckern nur Hasen gesehen haben und haben daher eine Verbindung von Hasen zu Eiern hergestellt. Die Kinder vom Dorf wussten ja scheinbar um den Brauch, dass die Bauern die Eier in die Ackerfurchen legten.

Ich hoffe, ich habe nichts durcheinander gebracht.:rotwerd:
 
Klingt sehr interessant und zunächst** auch durchaus plausibel*, wobei ich im NDR hörte, dass das Ei-Symbol auch schon in vorchristlicher Zeit benutzt wurde (allerdings auch ohne Quellen).

*wobei sich mir die Frage stellt, ob der Genuss von Eiern in der Fastenzeit tatsächlich verboten war. Schließlich hat man im MA Fisch und Geflügel als "Nicht-Fleisch" definiert, weshalb Freitags ja auch ein traditioneller Fisch-Tag ist. (Biber und dergleichen wurden im Übrigen auch unter die Fisch gerechnet...). Warum hätte man Eier nun zum verbotenen Fleisch rechnen sollen?
**Je mehr ich darüber nachdenke, desto weniger mag ich diese Story glauben: Bis ins 19. Jhdt., in Arbeitersiedlungen auch bis ins 20. Jhdt. war es ja nicht unüblich ein paar Tiere auch in der Stadt zu halten. Eigentlich ist nur schwerlich denkbar, dass den Kindern der Brauch die nicht frischen Eier zu färben unbekannt war. Außerdem: Wieso sollten die Bauern die Eier auf die Felder gelegt haben? :grübel:
 
**Je mehr ich darüber nachdenke, desto weniger mag ich diese Story glauben: Bis ins 19. Jhdt., in Arbeitersiedlungen auch bis ins 20. Jhdt. war es ja nicht unüblich ein paar Tiere auch in der Stadt zu halten. Eigentlich ist nur schwerlich denkbar, dass den Kindern der Brauch die nicht frischen Eier zu färben unbekannt war. Außerdem: Wieso sollten die Bauern die Eier auf die Felder gelegt haben?
Es geht nicht darum, dass ihnen die bunten Eier unbekannt waren, sondern darum, dass ihnen der Zusammenhang der Eier auf dem Feld unbekannt war.

Den Hintergrund der Eier auf dem Feld habe ich auch nicht mehr so richtig im Gedächnis. Es würde aber in den Volksglauben allgemein passen. Aus der FNZ kenne ich generell Betrüger, welche bspw. Bauern dazu überredeten, Münzen zu vergraben, dass diese sich vermehrten oder andere Münzen anlockten oder irgendeinen anderen Zauber hervorriefen. Natürlich ging es nur darum, dass die Betrüger das Geld selber ausbuddelten und sich mit dem Gewinn auf und davon machten. Noch üblicher waren ja Praktiken wie das Aufschreiben oder Aufschreibenlassen von Wünschen auf Zettel, welche dann Geldsegen oder sonstwas bescheren sollten.

Natürlich gab es in Städten bzw. Vorstädten eine umfangreiche Tierhaltung.

Die Herleitung im Radio war zumindest die erste plausible, die mir bis jetzt für den Zusammenhang zwischen Eiern und Hasen vorkam.
Die Kinder, die auf dem Land überhaupt Eier in Ackerfurchen hätten sehen können, und aus der Stadt kamen, dürften meines Erachtens einer privilegierten Bürgerschicht angehört haben, welche über Land reiste. Solche Familien, die ihre Kinder auf Reisen mitnahmen, tauchen bisweilen in der Aufklärungsliteratur auf (wozu soll man ansonsten ohne Not den Aufwand auf sich nehmen, Kinder mitzunehmen?).
 
In einem anderen Thread im Subforum "Frühzeit der Menschheit" wird ja derzeit über die Geistesgeschichte des Neolithikums diskutiert.

In Bezug auf die Osterbräuche erlaube ich mir zu ergänzen, daß bereits im Neolithikum offensichtlich eine Ostergöttin verehrt wurde, jedenfalls lassen dieses eiförmige, steinerne Artefakten als hochwahrscheinlich erscheinen, die gleichsam als Symbol für diese Gottheit galten. Einer Theorie nach, wurden dieser Gottheit Hasen geopfert, da es auf mehreren neolithischen Gräberfeldern vermehrt Hasenknochen und eben diese eiförmigen Artefakte gefunden wurden. Das Hasen keine Eier legten hatte selbst der gemeine Neolithiker erkannt.

Es war bei weitem nicht so, dass überall der Osterhase der "Geschenkbringer" an Ostern war:

In einigen Teilen der Schweiz, etwa im Emmental war noch im 19. Jahrhundert der Kuckuck der Eierlieferant,[1] in Teilen von Westfalen war es der Osterfuchs, in Thüringen brachte der Storch und in Böhmen der Hahn die Eier zum Osterfest.[2] Weiterhin gab es die Vorstellung, dass die Kirchenglocken, die am Gründonnerstag nach Rom fliegen, die Ostereier bei ihrer Rückkehr von dort mitbringen.[3]

Quelle: Osterhase – Wikipedia

M.
 
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