Tapir - beginnende Domestikation

Pakal

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Es heisst oft das es keine Lastentiere in Meso Amerika gab. Das stimmt nicht ganz. Schon damals wurde das Tapir vereinzelt als Haustier gehalten. Tapir werden sehr zahm und auch heute vereinzelt als Haustier in unser Gegend gehalten. Sie sind ziemlich stark, liefern Fleisch und sind sehr treu und anhänglich. Aber es hat sich nie durchgesetzt. Es blieb seit fast 1000 Jahren bis heute so das fast jede Familie mal ein Tapir hat, das wie ein Hund lebt und als Spielgefährte gesehen wird aber eine richtige Zucht fand nie statt. Warum denkt ihr war das so? Ich vermute das Problem ist das ein Tapir sich mit anderen Tapir nicht so gut umgehen kann. Sie sind lieber für sich. Die meisten anderen domestizierten Tiere sind Herdentiere. Wie Alpaka, Pferde, Kühe usw.
 
Ich kannte einen Dompteur, der eine Schweinedressurnummer vorführte. Als Attraktion wollte er einen Tapir mit in die Truppe integrieren. Das misslang aber völlig, da der Tapir zwar sehr gutmütig aber vollkommen ungelehrig war. Er schaffte es nach langer Mühe einen Wagen kurzzeitig zu ziehen aber mehr war ihm absolut nicht beizubringen.
Vielleicht ist das auch ein Grund, warum sich Tapire nicht als Nutztiere eignen.
 
Jedes Tapir ist sehr anders in seinem Charakter. Ich kenne Tapir die sehr schnell lernen und kleine Kunststücke machen und Tapir da geht gar nichts die nur machen was sie wollen. Ich vermute weil sie einzeln immer sind das sie weniger auf "andere" schauen und nach machen und eher ihren eigene kopf haben?
 
Irgendwo im Internet habe ich mal gelesen, dass Tapire von einer Gruppe deutscher Siedler in Brasillien gezähmt und mal als Zugtiere eingesetzt wurden.
 
Irgendwo im Internet habe ich mal gelesen, dass Tapire von einer Gruppe deutscher Siedler in Brasillien gezähmt und mal als Zugtiere eingesetzt wurden.
Das dürfte aber auch mit Schwierigkeiten verbunden sein da Tapire ,wie Pakal erwähnte strikte Einzelgänger sind. Mehrere wird man nicht vor einen
Wagen spannen können, weil sie sich Artgenossen gegenüber agressiv verhalten. Sie sind auch nachtaktive Tiere und werden bei Tag eher schläfrig sein.
 
Werden die Tapire in einem Stall oder im Freien gehalten ?

Beides. Manche haben sie im freien und andere bringen sie am tag in eienr Box zum schlafen. In unserem Dorf hatte ein Nachbar Familie ein Tapir der immer frei lief und seine kleine Hütte hatte in die er gehen konnte wenn es geregnet hat. Das sind schon lustige Tiere die sich gerne streicheln und füttern lassen. Aber viele Tapir zusammen ist schwierig. Mutter und Kind geht. Mann und Frau auch. Aber Frau + Frau oder Mann + Mann geht gar nicht. Dann läuft eins weg.
 
Als weitere domestizierte Tiere fallen mir bei indigenen Völkern noch die Meerschweinchen ein, die als Fleischlieferanten, ähnlich wie bei uns die Kaninchen gehalten werden.
 
Das dürfte aber auch mit Schwierigkeiten verbunden sein da Tapire ,wie Pakal erwähnte strikte Einzelgänger sind.
Menschen habe schon oft ziemlich schwierige Tiere dressiert. Es gibt ja im Zirkus auch dressierte Nashörner.

Herders Konversationslexikon erwähnt der Tapir würde wegen seines Fleisches in Südamerika als Haustier gehalten und sei leicht zu zähmen.
Dabei wurden wohl in der Regel nur wilde Jungtiere eingefangen und gemästet oder aus Spaß an der Freude großgezogen. Eine Zucht gab es nicht.

Ergänzend muss natürlich noch erwähnt werden, dass Felix Krull ja diesen Traum vom Ritt auf dem Tapir hatte.
Die stammesgeschichtliche Verwandtschaft des Tapirs mit dem Pferd ist schon sehr lange bekannt und fasziniert die Menschen schon lange. Auch daher kommt immer wieder der Einfall, man könne sie auch wie Pferde nutzen. Witzig ist natürlich noch die Sicht der Mormonen auf jenes seltsame Tier, aber das ist ja ganz andere Perspektive als die des Hochstaplers.
 
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Für den Fall, dass jemand mit dem Gedanken der Anschaffung eines Tapirs liebäugeln sollte, im Netz finden sich tatsächlich entsprechende Anfragen, hier eine Anleitung zur Pflege von Tapiren in Menschenhand.

Interessant ist insbesondere der Abschnitt 2.3 Soziale Aspekte, demnach ist es einigen Zoos wohl tatsächlich gelungen, Kleingruppen von 5 - 10 Tieren zu halten. Die Regel ist aber eher ein Paar. Problematisch ist die nicht vorhersehbare Agressivität adulter Tiere gegen Artgenossen und Pfleger.
 
Die Regel ist aber eher ein Paar. Problematisch ist die nicht vorhersehbare Agressivität adulter Tiere gegen Artgenossen und Pfleger.
Damit ist diese Tierart für Haltung in großem Maßstab ziemlich ungeeignet. In Südostasien, wo Nutztierhaltung schon sehr lange üblich ist, wurde der dort vorkommende Schabrackentapir auch nicht domestiziert, obwohl das Fleisch sehr geschätzt wird.
 
Ich denke nicht das ein Tapir sich in in Europa gut halten lässt? Im Winter muss es immer drinnen sein.

@Maglor: Das mit den Nashorn stimmt. Die sollen extrem gefährlich sein. Habe gelesen deren Stimmung kann sehr schnell umschwanken.
 
Bei uns gibt es einige "domestizierte" Tiere die für Europa ungewphnlich sind. Der Otter zum Beispiel wird manchmal genutzt um Fische zu fangen. Tukane sind bei uns oft zahm als Haustiere und auch oft einige Affenarten. Das einzige grössere Tier ist aber der Tapir. Es gibt bei uns auch Pekari. Das eine Art schwein. Seit es die normalen Schweine gibt wird das aber eher als delikatesse gesehen.
 
Es gibt bei uns auch Pekari. Das eine Art schwein. Seit es die normalen Schweine gibt wird das aber eher als delikatesse gesehen.
Pekaris waren wohl auch nicht die idealen Nutztiere. Sie sind zwar etwas kleiner als unsere Wildschweine aber doppelt so aggressiv und äußerst wehrhaft.
 
Der Otter zum Beispiel wird manchmal genutzt um Fische zu fangen
Ist ja interessant. Und wie bringt man ihn dazu ,den Fisch nicht zu fressen ?
Als Helfer der Fischer waren mir bisher nur die Kormorane bekannt und die werden ja duch einen Halsring am Fressen gehindert.
 
Ist ja interessant. Und wie bringt man ihn dazu ,den Fisch nicht zu fressen ?
Als Helfer der Fischer waren mir bisher nur die Kormorane bekannt und die werden ja duch einen Halsring am Fressen gehindert.
Südamerikanischer Fischotter ? Wikipedia
hier findest Du auch, dass der südamerikanische Fischotter für den Fischfang verwendet wird. Wahrscheinlich lassen sie sich gut dressieren. Mit dem europäischen Otter würde das wahrscheinlich nicht funktionieren.
 
Bei uns gibt es einige "domestizierte" Tiere die für Europa ungewphnlich sind. Der Otter zum Beispiel wird manchmal genutzt um Fische zu fangen. Tukane sind bei uns oft zahm als Haustiere und auch oft einige Affenarten. Das einzige grössere Tier ist aber der Tapir. Es gibt bei uns auch Pekari.

Hervorhebung von mir.

Der Unterschied zwischen Domestizierung und Zähmung ist, ob Menschen in die Fortpflanzung dieser Tiere eingreifen und sie dadurch zu ihren Gunsten verändern (Domestizierung), oder ob sie Tiere aus freier Wildbahn einfangen und dressieren, damit diese tun, was sie wollen (Zähmung). Nur bei ersterem ist eine Veränderung im menschlichen Interesse zu erwarten.

Ich würde vermuten, bei den meisten genannten Tieren handelt es sich nicht um domestizierte Arten; kann ich im einzelnen aber nicht sagen, und wie der Threadtitel andeutet: Vielleicht kommt's ja noch.

Bei vielen Tierarten, die sich durchaus zähmen lassen, ist es schwierig, eine Fortpflanzung in menschlicher Obhut (respektive Gefangenschaft) zu erreichen, was einer langfristigen Domestizierung im Wege steht.

Hier findet sich eine Liste domestizierter Arten; inwieweit die abgeschlossen ist, ist mE fraglich. Besonders die neuzeitliche Haltung in Zoos macht eine Differenzierung auch schwierig, da hier der Mensch in das Fortpflanzungsverhalten eingreift, obwohl das eigentlich Interesse ist, die "natürlichen" Arten zu erhalten.

Domestizierung ? Wikipedia

Aber auch der Fuchs ist in einem Versuch praktisch domestiziert worden, wenn auch aus wissenschaftlicher Neugier und nicht aus wirtschaftlichen Gründen; aber vielleicht sind das ja die Haustiere des 21. Jh...:

Wie Tiere zu Haustieren wurden – das Farm-Fuchs-Experiment – Hier wohnen Drachen

Gescheitert sind Domestizierungsversuche mWn und ua bei Geparden, Zebras oder Elefanten.
 
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Jared Diamond nennt das Scheitern das Anna-Karenina-Syndrom: für eine erfolgreiche Ehe müssen viele Dinge zusammenkommen. Fehlt ein Faktor, scheitert das Projekt.

Für die Domestikation (er beschränkt sich auf große Säuger. Vögel, Pelztiere, Nager u.ä. lässt er außen vor) sind seiner Meinung nach folgende Faktoren ausschlaggebend:

- Ernährung: billig, verfügbar, kurz guter Wirkungsgrad. Deswegen lohnt die Haltung voin Fleischfressern als Fleischlieferant nicht
- Wachstumstempo: Gorillas und Elefanten fressen billiges Zeug, brauchen aber Jahre bis zur Schlachtreife
- Fortpflanzungsprobleme: bei Lamas klappt es in der Gefangenschaft, bei den sehr ähnlichen Vikunjas anscheinend nicht
- Naturell: es gibt halt grimmige Viecher: Bären, Kaffernbüffel, Nilpferde. Aber auch die pferdeähnlichen Zebras und Onager sind üble Beisser
- Panikverhalten: Schafe rotten sich bei Gefahr erstmal zusammen und können kontrolliert werden. Gazellen flüchten dagegen schnell und weit
- Soziale Ordnung: Herde, Dominanzordnung und kein (!) Revierverhalten müssen zusammenkommen. Hier scheitert es wohl beim Tapir: keine Rangordnung, aber Revierverhalten

Aus: Jared Diamond, Arm und Reich (1997)

Falls Pakal das Buch nicht kennt: es beschäftigt sich mit der Ausgangsfrage, warum der Inka Atahualpa nicht auszog, um Karl I. von Spanien gefangenzunehmen. Sondern andersrum

Das Buch hat schon ein paar Jahre auf dem Buckel, ist aber immer noch sehr spannend
 
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Wie Reinecke schreibt, ist das noch keine Domestikation.
Interessanterweise ist das Halten von Affen, Papageien und Tukanen in Südamerika weit verbreitet. Gerade bei Pekaris und Tapiren ist es schon erstaunlich, dass da nie mehr draus wurde.
Von Hand aufgezogene Wildtiere sind oft so sehr auf den Menschen fixiert, dass sie nicht mehr mit ihresgleichen zurechtkommen und so verhatens gestört, dass sie keine eigenen Jungen mehr groß ziehen können oder nicht einmal Interesse an der Paarung mit der eigenen Art haben.

In Europa war es auch vor 100 Jahren durchaus noch üblich einfach irgendwelche Tiere einzufangen und als Haustiere zu halten. Heimische Singvögel waren z. B. beliebte Haustiere, bevor sie durch Kanarienvögel und Sittiche ersetzt wurden. Auch Raben wurden gezähmt.
In ganz Europa wurden früher auch Braunbären als Tanzbören vorgeführt. Bei der Haltung von Tanzbären dürfte wohl die maximale Tierquälerei erreicht gewesen. Es zeigt aber auch, dass der Mensch in der Lage ist selbst die gefährlichsten Raubtiere zu brechen.

Fischotter werden regional auch in Indien als Jagdhelfer gehalten.

Ich halte Jared Diamonds Argumentation, es gebe nur bestimmte Tierarten, die sich zur Domestikation eignen, nicht für sonderlich schlüssig.
Dem Mensch ist es gelungen ziemlich schwierige Tere zu zähmen. Eine der unglaublichsten Leistungen war sicherlich die Zähmung Auerochsen. Das Wildrind war sehr groß und gefährlich und selbst heute noch sind unkastrierte Bullen des Hausrindes ziemlich aggressiv und zeigen Revierverhalten.
Das Wildschwein gilt als das für den Menschen gefährlichste Wildtier, das heute in Deutschland noch vorkommt. Trotzdem ist es offensichtlich der Vorfahr des Hausschweins.

Es gibt auch in Amerika genügend Wildtiere, die sich eigentlich zur Domestikation eignen. Dickhornschafe und Karibus unterscheiden sich nur geringfügig von Mufflons oder Rentieren in Eurasien. Trotzdem wurden sie von den Ureinwohnern nicht domestieziert.
Mittlerweile gibt es in den USA und auch in Europa größere Farmen, die sich auf die Haltung von Bisons spezialisiert haben. Selbst Moschusochsen werden seit einiger Zeit erfolgreich zur Wollproduktion auf Farmen gezüchtet.
Ich glaube der Grund für die wenigen Haustiere in Amerika liegt in der Kultur und nicht in der dortigen Natur begründet. In Eurasien haben Menschen einfach alles gezähmt. Die Listee ist ziemlich lang, wenn man noch die Tiere hinzunimmt, die die heute keine oder kaum noch wirtschaftliche Bedeutung haben wie Gayal, Balirind, Lachtaube oder Pfau.
 
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