Manipulation durch Sprache in NS-Zeit - Fachliteratur

Hoya

Neues Mitglied
Also ich habe mir das Thema: "Manipulation durch Sprache in der NS-Zeit analysiert an einer Rede von Joseph Goebbels" ausgesucht für meine Facharbeit. Nun wollte ich fragen welche Fachliteratur ihr am hilfsreichend ansieht, denn bei der Masse an Büchern blicke ich langsam nicht mehr durch. Wäre nett wenn ihr mir da etwas empfehlen könntet, :)
Und ich bin nicht abgeneigt viel zu lesen. :) Vorallem geht es mir darum die komplette Sportpalastrede von Joseph Goebbels vorzufinden.

Eine weitere Frage. Ich weiß nicht ob das Themenspezifisch ist bzw. hier rein gehört (falls nicht, bitte ich um Entschuldigung.)
Meine Struktur für die Facharbeit sieht folgendermaßen aus:


  • Vorwort : Das zu analysierende Problem + kurze Wiedergabe der damalligen Umstände
  • Definition : Was ist Nationalsozialismus und wie hat er sich entwickelt?
  • Definition : Wer war Joseph Goebbels und wie war seine Reputation aus der Sicht der 'normalen' Bevölkerung
  • Beginn der Analyse der Sportpalastrede von Joseph Goebbels
  • Fazit
Also das ist meine Gliederung für die Facharbeit. Findet ihr sie so in Ordnung, oder könnte man daran etwas verbessern ?

Wie gesagt, falls dieser Punkt nicht in diesen Teil des Forums gehört, bitte ich um Entschuldigung.



Liebe Grüße, Hoya. :)
 
Hier ein paar Tipps:

Cornelia Schmitz-Bering: Vokabular des Nationalsozialismus. Gruyter.

Victor Klemperer: LTI ( Lingua Tertii Imperii). Notizbuch eines Philologen. Reclam

Jens Kegel: Wollt Ihr den totalen Krieg ?: Eine semiotische und linguistische Gesamtanalyse der Rede Goebbels im Berliner Sportpalast am 18. Februar 1943
 
Vielen Dank für eure Antworten, schonmal.
Das hilft mir wirklich sehr, denn ich habe bis auf die Jens Kegel Quelle alles in unseren Bibliotheken gefunden. :)


Was haltet ihr von meiner Gliederung? Ich denke, ich werde nur einen Teil seiner Rede analysieren, weil sie ist echt lang.

Mein Thema ist ja "Manipulation durch Sprache" und eigentlich wollte ich als Hauptteil ja die komplette Analyseseiner kompletten Rede nehmen, aber ich habe nun festgestellt, dass sie wirklich zu lang ist.

Wie kann ich das lösen? Soll ich einfach mehr zu seiner Stellung in der Gesellschaft sagen? Ich verzweifel gerade, weil ich Angst habe dass ich das Thema verfehle...
 
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Sehr interessant, aber auch verstörend.

Dabei sind sowohl einige Thesen des Buches, so wie sie der Artikel widergibt, als auch Passagen des Artikels selbst dergestalt, daß man sie nicht unwidersprochen stehenlassen möchte.

Zunächst mal dieser Absatz.

"Eine Hand kann streicheln und schlagen, liebkosen und züchtigen, sogar töten. Mithilfe der Hände kann man handeln und behandeln. Wer immer handelt oder jemanden behandelt, tut es nach Willkür und Laune, aus einer Position der Herrschaft über den anderen und zumeist im üblen Sinn. Die mit den fatal herrschsüchtigen Vorsilben ausgerüsteten Komposita be- oder misshandeln bekommen mit einem Mal eine transitive Bedeutung. Das ist die Spur, die dieses Wort in seiner Bedeutungsgeschichte gezogen hat."

Eine doch sehr einseitige Sprachverzerrung. Ein Schachtelsatz funktioniert dann, wenn auch nach Entnahme der Nebensätze oder nachträglichen Erläuterungen der Kernsatz für sich bestehen kann und verstanden wird. "Wer immer handelt ... tut es ... zumeist im üblen Sinn." Was soll denn das?

Dann drängt sich mir eine Frage auf. Ist das Wort "Sonderbehandlung" wirklich eine NS-Sprachschöpfung? Oder wurde das Wort in der NS-Zeit entsprechend benutzt, das heißt, man hat ihm einen neuen Sinn gegeben? Da der Artikel dies ja selbst als MÖglichkeit impliziert - "Die propagandistische Stärke der NS-Idiomatik bestand in der semantischen Engführung der bereits vorhandenen Begrifflichkeiten." - müßte da schon genauer formuliert werden.

Entfacht der Artikel wirklich mein Interesse, dieses Buch zu lesen? Nein, ich bekomme nicht den Eindruck, daß es inhaltlich wesentlich über das hinausgeht, was ich einst bei Klemperer mit großem Interesse gelesen habe. und wenn ich dann noch lese, daß wieder der fatale Unsinn gemacht wird, NS und DDR in dieselbe Ecke zu stellen, stehe ich dem Buch eher ablehnend gegenüber. Ein seriöser Vergleich zwischen den totalitären Strukturen beider Systeme erfordert eine Konzentration auf diesen Punkt, und nicht eine Anhängselfunktion im Fazit eines Buches, welches sich eigentlich einem anderen Thema verschrieben hat.

An einem kleinen Punkt des Artikels zeigt sich übrigens, wie die These Klemperers von Worten als Arsendosen ganz einfach verifiziert werden kann. Ich definiere mich eigentlich nicht durch einen Begriff wie 'Ostdeutscher'. Wenn ich dann aber lese, daß Ostdeutschland als der "andere Teil" bezeichnet wird, mit "den Anderen" also eine Ausgrenzung vom Standpunkt des Autors (es ist nicht ganz klar, ob es sich dabei um den Standpunkt des Artikels oder des Buches handelt) vorgenommen wird, dann rutsche ich ganz unterbewußt in die Haltung, daß das Buch gar nicht für mich geschrieben ist.
Schade, da lese ich dann doch lieber nochmal den Klemperer.
 
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"Eine Hand kann streicheln und schlagen, liebkosen und züchtigen, sogar töten. Mithilfe der Hände kann man handeln und behandeln. Wer immer handelt oder jemanden behandelt, tut es nach Willkür und Laune, aus einer Position der Herrschaft über den anderen und zumeist im üblen Sinn. Die mit den fatal herrschsüchtigen Vorsilben ausgerüsteten Komposita be- oder misshandeln bekommen mit einem Mal eine transitive Bedeutung. Das ist die Spur, die dieses Wort in seiner Bedeutungsgeschichte gezogen hat."

Nein, also ich muss ja auch ganz eindeutig sagen: Ich finde diesen Textausschnitt etwas unsinnig. Zum einen ist er doch erlativ nichtsaussagend, man könnte den ganzen Paragraphen in einem Satz zusammenfassen: Wer die Macht hat, kann tun, was er will. Und zum anderen frage ich mich, wo der Sinn liegt, von dem Verb "handeln" auf die Komposita desselben zu schließen und das ganze Wort in dem Zusammenhang darzustellen.

Genauso gut könnte man auch gleich "befragen" als negatives Kompositum von "fragen" darstellen, womit auch dieses Wort eine mehr als negative Konnotation erhielte, obwohl es doch recht neutral ist. Von meinem Standpunkt aus doch recht unsinnig.
 
Der Textauszug bezieht sich auf diese Passage:

"In Steven Spielbergs Film "Schindlers Liste" entspann sich in einer Sequenz ein kurzer linguistischer Dialog die Semantik betreffend: Schindlers Sekretär Itzak Stern gab zu Bedenken: "In den Weisungen aus Berlin ist immer häufiger von 'Sonderbehandlung' die Rede. Ich hoffe, das ist nicht, was sie meinen". Schindler: "Vorzugsbehandlung, einverstanden? Müssen wir eine ganz neue Sprache erfinden?" Darauf Stern: "Ich glaube schon". "Sonderbehandlung" – darin steckt das Wort Hand."
 
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