Ernst Niekisch in Augsburg (Herbst 1917 bis November 1918)

fredi

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[FONT=Arial, sans-serif]Ernst Niekisch in Augsburg (Herbst 1917 bis November 1918)[/FONT]


[FONT=Arial, sans-serif]Dass Ernst Niekisch als Volksschullehrer in Augsburg tätig war und das er Oktober 1917 in die SPD eingetreten ist, ist beispielsweise wikipedia zu entnehmen. Nicht aber, dass im deutschen Kaiserreich seine politische Publizistik begonnen, in der bereits seine Bezugnahme zur deutschen Geschichte zu finden ist. Veröffentlicht wurden 1917 „Geistige Wandlungen“ („Die Propyläen“) (1), Frühjahr und Herbst 1918 folgten „Das deutsche Volk und sein Staat“ (2) und „Der idealistische Gehalt des Sozialismus“ (3) („Der unsichtbare Tempel“). 1917/18 gehört Niekisch zum Mitarbeiterstab der Schwäbischen Volkszeitung, in der er zahlreiche Artikel (4) veröffentlichte. Auch hielt er in der Augsburger Öffentlichkeit, wie ebenfalls der Schwäbischen Volkszeitung zu entnehmen ist, zahlreiche Vorträge.[/FONT]


[FONT=Arial, sans-serif]Niekisch geht davon aus, dass August 1914 eine Situation in Deutschland entstanden ist, dass das „deutsche Volk“ die „letzten Reste des Feudalismus“ (Tagebucheintrag) überwinden wird: „Eines Krieges wie des gegenwärtigen bedurfte es dazu, dafür drängt aber dieses Verhältnis auch zu einer Gestalt, die alle unsere Begriffe und Vorstellungen von ehedem weit hinter sich lässt.“ (1) Dass diese mit dem Ersten Weltkrieg eingeleitete „geistige Wandlung“ des „deutschen Volkes“ keine der Geschichtslosigkeit ist, stellt Niekisch heraus. Dass seit August 1914 aufkommende „Gestalt“-Streben“ des „deutschen Volkes“ ist vom „Wesenszug zum Allgemeinen, formlos Unbegrenzten“ geprägt der zugleich verbunden ist mit einen „Drang zur Selbstbeschränkung auf das Engste und Eigenste.“ (2) „Die Gleichzeitigkeit dieser beiden Strömungen beherrscht unsere Geschichte bis in die jüngste Gegenwart herein; niemand war mehr E i g e n b r ö t l e r als der Deutsche, aber niemand war anderseits wieder mehr W e l t b ü r g e r als gerade er.“ (2) Diese „Gleichzeitigkeit“ wird in einen Zustand gänzlicher Ausgeglichenheit kommen, wird das „deutsche Volk“ konsequent seine mit dem Ersten Weltkrieg eingeleitete „geistige Wandlung“ zum „Volksstaat“ verwirklichen; „In den innerpolitischen Vorgängen der Gegenwart sehen wir nichts anderes als die Bemühungen des deutschen Volkes, das Reich zum deutschen Volksstaat umzubauen.“ (2)[/FONT]


[FONT=Arial, sans-serif]Niekisch sieht das von ihm angenommene „Gestalt“-Streben des „deutschen Volkes“ gefährdet, wenn „sich der Deutsche … im allgemeinen wieder dem Standpunkt seines altgewohnten Individualismus zu nähern sichte, auf dem ihm das Recht der Persönlichkeit und ihre Angelegenheiten hauptsächlicher Gegenstand seiner Sorge waren. Seit jeher hatte er den Staat als den Feind gerade der freien Perönlichkeit gemieden, und gerne hat er sich dabei auf Nietzsche berufen, der vom Staat als den kältesten aller Ungeheuer gesprochen hatte.“ (1) Dass sich dieser nicht auf den Staat bezogene Individualismus auch seit August 1914 nicht durchsetzen wird, zeigt des "deutschen Volkes" seine "Haltung" „des Staates erster Diener zu sein.“ Diese "Haltung" zeigte mit dem preußischen Staat: „ … genauer noch: dass preußische Königtum mit seinem ihm geistesverwandten Heer und Beamtentum … (das, fredi) den Anspruch auf vollkommene menschliche Hingabe zu rechtfertigen mochte … Infolge reichlicher Wechselbeziehungen konnte auf die Dauer auch das preußische Volk nicht unberührt davon bleiben.“ (2)[/FONT]


[FONT=Arial, sans-serif]1918 beurteilt Niekisch das im Militarismus geendete preußische Staatswesen - die mit Kaiser Wilhelm II besiegelte Welteroberungs-Politik der großbürgerlichen Ökonomie, die mit den Kolonialplänen, der Hochrüstungspolitik und dem Flottenbau begonnen wurde -, als das „Hemmnis der Kultur des Fortschritts.“ (Tagebuch) Dass sich das seit August 1914 begonnene „Gestalt-Streben“ des „deutschen Volkes“, seines anti-staatlichen Wesenszuges ungehindert, durchsetzen wird, steht 1918 für Niekisch fest. Seit August 1914 sind endlich die „Hemmnis“-Träger der "Kultur des Fortschritts", ist endlich dessen Bündnis, dass das „deutsche Kaisertum“ und das wirtschaftlich aufstrebende „deutsche Bürgertum“ unter Ausschluss der „deutschen Arbeiterschaft“ geschmiedet, ins Wanken gekommen. Für das SPD-Mitglied Ernst Niekisch ist mit dem Ersten Weltkrieg erreicht, der „Schwächezustand der bürgerlichen Gesellschaft und ihrer Klassenstaaten.“ (4. a.), mit dem das „Gestalt“-Streben des „deutschen Volkes“, sein Aufbau des "Volkstaates" auf den Weg gekommen ist.[/FONT]


[FONT=Arial, sans-serif](4. a. „Die Haltung der Sozialdemokratie gegen Staat und Krieg.“, Juni 1918.)[/FONT]

Hervorhebungen von Ernst Niekisch.
 
[FONT=Arial, sans-serif]In der deutschen Kaiserzeit von Ernst Niekisch veröffentlichte Aufsätze zieht Michael Pittwald heran, und findet darin einen „Gegenentwurf zu den Ideen von 1789“ (1) [/FONT]

[FONT=Arial, sans-serif]Der erste Weltkrieg bekommt bei Niekisch eine „mythologische Weihe und eine kulturelle Dimension bzw. Legitimation und Zielsetzung.“ (Seite 103) Mit dieser „seiner Bezugnahme auf den ersten Weltkrieg wird zudem die Politik der Sozialdemokratie vom August 1914 vorbehaltlos abgesegnet und als Maßstab für die Zukunft herangezogen.“ (Seite 104) [/FONT]

[FONT=Arial, sans-serif]Die SPD als die politische Partei des „Kriegssozialismus“ ist für Niekisch, wird diese Partei den Staat „völkisch“ bejahen, der „Idealfall“ für die von „ihm dem deutschen Volk zugeschriebenen wesensmäßige Gleichzeitigkeit zwischen der Beschränkung auf der einen und einem Hang zum Globalen auf der anderen Seite.“ (Seite 106) [/FONT][FONT=Arial, sans-serif]Die „seelische Anlage“ des deutschen Volkes zu „überstaatlichen, menscheitsumspannenden Zuständen“ zeigte sich vor August 1914 „im Krieg Preußens gegen Frankreich 1813/14, also in den sog. >Befreiungskriegen< zum erstenmal...“ (Seite 108) Niekisch zeigt mit dieser Bezugnahme eine deutsche Staatlichkeit, die, hervorgebracht aus dem „Zusammenspiel von preußischen Königtum mit dem Heer und der Beamtenschaft“ mit einem „Staatsgefühl“ aufgetreten, an der es gilt August 1914 anzuknüpfen. Seit den Ersten Weltkrieg setzt Niekisch auf das „Staatsgefühl“, dass „den „Volkskrieg“ nach sich gezogen habe und damit „alle Schichten in die Zielsetzungen der Politik erfolgreich einzubinden verstanden habe.“ (Seite 108) Den „Krieg als Vater deutscher Staatlichkeit bzw. Vermittler sowie Einheitsstifter zwischen Staat, Herrschaft und Bevölkerung“ zeigt Niekisch bereits in Aufsätzen von 1918. [/FONT]

[FONT=Arial, sans-serif]Niekisch bietet 1918 mit seinen „Gegenentwurf“ eine „Rechtfertigung der Kriegsziele des deutschen Imperialismus sowie ein Lobgesang auf den Krieg“ (109), mit dem der emanzipatorische Gehalt der Losung „Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit.“ getilgt ist.[/FONT]
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Michael Pittwald: Ernst Niekisch. Völkischer Sozialismus, nationale Revolution, deutsches Endimperium. Köln, PapyRossa Verlag, 2002. Zitiert aus diesem Buch.
 
Nach dem Durchlesen stellt sich die Frage, und was nun? Sind die Beiträge dazu gedacht zu illustrieren, dass jeder das Anrecht hat, sich in seiner Meinung zu irren, also auch Niekisch?:S

Wozu soll also die Darstellung hilfreich sein? Ihn als Vordenker des "Nationalbolschewismus" bekannter zu machen oder seine Rolle als Gallionsfigur der "Neuen Rechten" zu illuminieren. :grübel:

Dass Maser allerdings bei ihm Assistent war, dass war mir neu, aber durchaus nicht inkonsistent.

Ernst Niekisch ? Wikipedia
 
Nach dem Durchlesen stellt sich die Frage, und was nun?


Aus der Perspektive des von dir angeführten Satzes des Baruch Spinozas Ernst Niekisch sich zu nähern.​


thanepower: "Sind die Beiträge dazu gedacht zu illustrieren, dass jeder das Anrecht hat, sich in seiner Meinung zu irren, also auch Niekisch?"​

Dass setzt die Annahme voraus, dass bei der Beurteilung von # 1 den angeführten Ausführungen Pittwalds (# 2) zu folgen ist? Warum nicht, wenn das nicht unverstanden angenommen wird? Wurde dabei jedoch beispielsweise berücksichtigt:​


[FONT=Arial, sans-serif]Aus dem bisher unveröffentlichten „Tagebuch“ von Ernst Niekisch zitiert Friedrich Hitzer auch Eintragungen aus dem Zeitraum von 1917 bis 1918. (1)[/FONT]


„[FONT=Arial, sans-serif]O wie schwarz, wie grauenhaft ist noch immer die Barbarei, in der wir stecken! Kulturmenschheit? Noch kein Schimmer davon!“ (5. März 1918, Seite 381) [/FONT]

„[FONT=Arial, sans-serif]Deutschlands Ruin ist Preußens Vorherrschaft. Wir sind zum Machtstaat geworden, der mit grober Faust seine rohe Selbstsucht durchsetzen will – ein Hemmnis der Kultur des Fortschritts. Das Volk durch eine niederträchtige Presse seelisch vergiftet u. so zugerichtet, daß es sich freiwillig als Werkzeug seinen Machthabern unterordnet. Christentum u. Moral Mittel des Staates. Der Pfaff, der Offizier, der Lehrer – die Bezwinger gefügiger Denkweise.“ (11. April 1918, Seite 384) [/FONT]

„[FONT=Arial, sans-serif]Meine agitatorische u. unermüdlich befeuernde Tätigkeit im Dienst der Partei („Reden“,„Aufsätze“, „Vorträge“, „Bildungskurse“, als "Delegierter auf Parteitag in München“, fredi) , bei welcher ich kein Blatt vor den Mund nehme, wird mich ohne Zweifel in Konflikt mit der Behörde (Niekisch war noch Lehrer, fredi) bringen. … Ich riskier durch mein Auftreten bewußtermaßen mein Leben. Genügt das nicht? Ich riskiere es für ein Werk des Aufbaues, des Fortschritts – ist das nicht besser als nur für Zerstörung es einzusetzen?“ (15. Juni 1918, Seite 389) [/FONT]

„[FONT=Arial, sans-serif]Ich fühle sie herankriechen, unheimlich u. furchtbar, aber unabwendbar: die Revolution. Sie steht vor der Tür. Ich verspüre schon ihren Atem … Übrigens wie die alten Mächte nicht lernen durch die russische Revolution, wie sie verbohrt an den alten Zustand sich klammerten u. gerade dadurch die Ereignisse auslösten, die jetzt zur Explosion treiben. Herrschende Klassen lernen nie durch die Geschichte. Mir scheint aber, daß auch die Sozialdemokratie nicht lernt. Sie will gewissermaßen marxistische Geschichtserkenntnis in Praxis umsetzen. Dabei ist sie peinlich besorgt, mit den Verhältnissen zu rechnen. … Behutsamkeit war gut, um in die Regierung zu gelangen. Das Weltrad rast! Nun ist nicht mehr Zeit zu kriechen, zu gehen: jetzt muß gesprungen werden. Warum ist Prinz Max noch Kanzler? Warum ist Deutschland noch nicht Republik? Warum ist noch nicht die ganze Regierung sozialistisch?" (18. Oktober 1918, Seite 390) [/FONT]

[FONT=Arial, sans-serif]Und am 13. November 1918, Seite 391: „Ein Monat gewaltigsten Erlebens! Vom 7. auf 8. in München Revolution. Am 8. von mir die Bewegung in die Hand genommen, nachdem sich zuvor schon Soldatenräte gebildet hatten. Erster Vorsitzender des Arbeiter- u. Soldatenrates. Täglich von fünf bis spät in ungewohnter Arbeit, dazwischen Agitation. Erbärmlich, wie infam Hetze der bürgerlichen Presse gegen unsere Bewegung.“[/FONT]
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[FONT=Arial, sans-serif](1) Friedrich Hitzer: Der Mord im Hofbräuhaus. Unbekanntes und Vergessenes aus der Baierischen Räterepublik. Frankfurt am Main, Röderberg Verlag 1981.[/FONT]
 
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Wozu soll also die Darstellung hilfreich sein? Ihn als Vordenker des "Nationalbolschewismus" bekannter zu machen oder seine Rolle als Gallionsfigur der "Neuen Rechten" zu illuminieren. :grübel:

Dass Maser allerdings bei ihm Assistent war, dass war mir neu, aber durchaus nicht inkonsistent.

Ernst Niekisch ? Wikipedia



Nationalbolschewismus ist die Bezeichnung einer politischen Strömung, die zur Zeit der Weimarer Republik eine Anlehnung des Deutschen Reiches an Sowjetrussland bzw. die Sowjetunion anstrebte und eine Nationale Revolution, jedoch keine weltweite kommunistische Revolution forderte.“ (wikipedia)


Ernst Niekisch als einen in der deutschen Kaiserzeit publizistisch und parteipolitisch auftretenen Vordenker des in der Weimarer Republik aufgekommenen Nationalbolschwismus herausstellen setzt voraus, dass es ihm weder 1917/18 noch von 1919 bis 1937 um alles andere, jedoch keinesfalls um die "Weltrevolution" ging. Dass es Niekisch bereits 1918 nicht um die "Weltrevolution" ging, zeigt das Buch von Pittwald beispielsweise in dem Kapitel - "Der völkische Staat als deutsches Staatsideal und Ausdruck des Sozialismus" -, aus dem ich oben zitierte (#2).

Werden bei der Besichtigung der in der deutschen Kaiserzeit veröffentlichten politischen Publizistik Ernst Niekischs beispielsweise die veröffentlichten Eintragungen des Niekisch „Tagebuch“ (1917-1918) herangezogen, steht in Zweifel, ob Niekisch überhaupt, beispielsweise ein Vordenker des "Nationalbolschewismus" ist, ob es ihm beispielsweise ab 1926 mit seiner "nationalrevolutionären Politik"=Publizistik in der Weimarer Republik überhaupt um jene "nationale Revolution" "links" des Nationalsozialismus ging, an die in Deutschland seit den 60er Jahren mit dem Begriff "Neue Rechte" angeknüpft wird, um damit ein "Gegenmodell" zur Neuen Linken zu etablieren.
 
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[FONT=Arial, Helvetica]Friedrich Kabermann zeigt in seinem 1973 erschienenen Buch (1), dass Ernst Niekischs „Ausgangspunkt 1918 … der einer „revolutionären Entscheidung war ...“ (Seite 17), dass ihm bereits 1917 die „Ideen der bolschewistischen Revolution packten ...“ (Seite 29), dass er seitdem „Tag und Nacht“ darüber grübelte, „was man unternehmen könne, um auch eine deutsche Revolution auszulösen.“ - Im Oktober trat er - allerdings „nicht ohne schwere innere Auseinandersetzungen“ - der Sozialdemokratischen Partei bei.“ (Seite 29) Die Russische Revolution biete 1918 Deutschland eine letzte Chance „die drohende Niederlage zu verhindern. Dies werde aber nur möglich sein, wenn Deutschland das revolutionäre Russland zum Bundesgenossen gewänne und den in völliger Verkennung der wirklichen Lage und in Absehung von aller politischen Vernunft abgeschlossenen Frieden von Brest-Litowsk korrigiere“ (Seite 30)[/FONT]

[FONT=Arial, Helvetica]Ernst Niekischs Eintritt in die SPD ist nach Kabermann also vor dem Hintergrund der revolutionären „Entscheidung für ein neues weltgeschichtliches Zeitalter … „ zu sehen. (Seite 17) Niekisch erschien „daher der „Bürger“ … als der eigentlich „gewesene Mensch“ ….“ (Seite 17) Obwohl, wie Niekisch 1917 schreibt, „der Rätegedanke“ (zitiert bei Kabermann auf Seite 29) bei ihm einschlug, wird Niekisch 1918 auf das Parlament setzen, um, als SPD-Mitglied dem „Hemmnis der Kultur“, d.h. den kaiserlichen-bürgerlichen Träger und deren zum Militarismus verkommener Politik, dieser, der „rückschrittlichen“ feudalistischen Einflussnahme auf die "Völker“ das Ende zu bereiten. [FONT=Arial, Helvetica]„Eine neue Epoche der Weltgeschichte nimmt ihren Anfang; wohl dem Volk, das sich befreit von allem Spuk und Plunder der Vergangenheit. Möge sich das auch das deutsche Volk merken. ... [/FONT][FONT=Arial, Helvetica]Die Republik ist auf dem Marsch[/FONT][FONT=Arial, Helvetica]; mit offenen Armen stehen wir bereit, sie zu empfangen. Böses und Furchtbares hat der Krieg uns gebracht: Schreckliches wird uns der Friede noch bringen. Doch mit allem wollen wir uns abfinden, wenn er das eine Gute uns noch schenken wird: [/FONT][FONT=Arial, Helvetica]Deutschlands endgültige Befreiung[/FONT][FONT=Arial, Helvetica].“ (2) [/FONT][/FONT]

[FONT=Arial, Helvetica][FONT=Arial, Helvetica]Diese „neue Epoche der „Weltgeschichte“ nahm in Russland mit dem Bolschewismus ihren Anfang. Nicht aber in Deutschland. Denn das „Gewächs russischen Bodens und russischen Geistes“, eben der Bolschewismus, ist „auf andere verschieden geartete Verhältnisse“ nicht übertragbar. (Seite 64). [/FONT][/FONT]

[FONT=Arial, Helvetica][FONT=Arial, Helvetica]Nach Pittwald bietet Ernst Niekisch bereits 1918 einen „Gegenentwurf“ zum emanzipatorischen Gehalt der Losung „Freiheit, Brüderlichkeit, Gleichheit“, um eine „Rechtfertigung der Kriegsziele des deutschen Imperialismus sowie ein Lobgesang auf den Krieg“ zu favorisieren. (# 2) [/FONT]

[FONT=Arial, Helvetica]Nach Kabermann setzt Ernst Niekisch bereits 1917 auf eine revolutionäre „Entscheidung“ mit der ihm der „Bürger“ mitsamt seinen Unternehmungen [/FONT][FONT=Arial, Helvetica]geschichtlich überholt erscheint. Und das, so Kabermann, "[/FONT]um so überzeugender …, je stärker es („das politische Argument“, fredi) sich auf die Geschichte im allgemeinen und auf eine bestimmte, als historische Parallele angesprochene Situation im besonderen stützen kann. Politik und Geschichte sind demnach zwei untrennbare Größen, ein Kontinuum, in welchem der politisch Handelnde nicht nur Politik „an sich“, sondern durch sie vielmehr Geschichte macht ...“ (Seite 30)
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(1) Friedrich Kabermann: Widerstand und Entscheidung eines deutschen Revolutionärs. Leben und Denken von Ernst Niekisch. Köln, Verlag Wissenschaft und Politik 1973. Göttinger philosophische Dissertation.

(2) [FONT=Arial, Helvetica]„Schwäbische Volkszeitung“, Nr. 256. „Politischer Wochenrückblick.“, vom 2.11.1918.[/FONT][/FONT]
 
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[FONT=Arial, Helvetica]Dass Ernst Niekisch 1917/18 im Tagebuch und in Artikeln der Schwäbischen Volkszeitung auf die russische Revolution sich bezieht, dass Niekisch aus dieser Bezugnahme Konsequenzen beispielsweise hinsichtlich der deutschen Innenpolitik und damit zum „Aufbau“ der „Republik“ zieht, bleibt bei Pittwald ausgeblendet. (# 2) Ausgeblendet bleibt beispielsweise, dass Niekisch 1917/18 innenpolitisch auf die den Staat sozialistisch bejahende SPD setzt, mit der es gilt auf den nicht-bolschewistischen Weg des Parlamentes zu verwirklichen, was bereits im Osten sich nicht-westlich-parlamentarisch vollzogen: dass „russische Volk“ befreit sich von der nationalen „Rückschrittlichkeit“.[/FONT]

[FONT=Arial, Helvetica]Pittwald zeigt einen verkürzten Niekisch, dem es mit seiner Bezugnahme auf den Osten geht um eine die „Ideen von 1789“ zu tilgende Außenpolitik, der ein den Krieg verherrlichender Ideengeber ist, der auf auf die SPD setzt, die die Politik vom „August 1914 vorbehaltlos abgesegnet und als Maßstab für die Zukunft herangezogen“. (1) Bei Pittwald erscheint der Niekisch von 1917/18 als ein Erbauer der gibt, ein „in seiner Radikalität außerordentliches völkisch-rassistisches Gedankengebäude. Dessen Kern bildet eine besonders rigorose Form von Gewaltherrschaft nach innen wie nach außen.“ (2)[/FONT]

[FONT=Arial, Helvetica]Der 1917/18 auf die SPD, auf das Parlament, auf die „Republik“, auf den „Volksstaat“ setzende Ernst Niekisch, dem Oktober 1918 die SPD-Führung, „die ganze Regierung“ nicht sozialistisch genug ist, der November 1918 zum 1. Vorsitzenden des Augsburger Arbeiter- und Soldatenrates gewählt wird, dem seit 1917 der "Bürger" als im „Nachtrab der Geschichte“ erscheinend -[/FONT]

[FONT=Arial, Helvetica]Dieser Ernst Niekisch ist „Vordenker des „Nationalbolschewismus“ (thanepower)?[/FONT]

[FONT=Arial, Helvetica]Dieser Ernst Niekisch ist „Gallionsfigur der „Neuen Rechten“ (thanepower)? [/FONT]
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[FONT=Arial, Helvetica](1) Pittwald, 2002, Seite 104.[/FONT]

[FONT=Arial, Helvetica](2) Pittwald, 2002, Seite [/FONT]
 
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[FONT=Arial, Helvetica]Für Pittwald ist Ernst Niekisch 1917/1918 ein völkischer Sozialist, der antiwestliche „Ideen“ gibt. Pittwalds Verkürzung, mit der Niekischs frühe politische Publizistik und sein Einsatz für die SPD auf einen „Gegenentwurf“ reduziert wird, gibt die Lesart her, mit der Niekischs frühe Bezugnahme auf das revolutionäre Russland ausgeblendet wird. (1) Niekisch, seit Oktober 1917 auf die SPD setzend, liefert nach Pittwald mit den „Tempel-Aufsätzen“ „bereits einige der wichtigsten Elemente der nationalrevolutionären Ideologie.“ (2000, Seite 108) Da nun Niekisch die SPD „für die geeignete politische Kraft“ hält mit der es gilt den „Gegenentwurf zu den „Ideen von 1789“ um zusetzen (2000, Seite 109), liefert beispielsweise einen Beitrag zum rechten Flügel der SPD. Für die Spartakusgruppe waren Sozialimperialisten beispielsweise die Lensch-Cunow-Haenisch-Gruppe, mit der der Nationalökonom Johan Plenge in Verbindung stand. Diese Gruppe zeige die Logik der sozialpatriotischen August-1914-Politik von Ebert und Scheidemann, mit der das Proletariat zum Verteidiger des Kapitalismus erklärt wird.[/FONT]

[FONT=Arial, Helvetica]Die theoretischen Konsequenzen aus der seit August 1914 gewandelten SPD-Politik ziehen, eine den seit August 1914 „ … veränderten Bedingungen angemessene Programmatik für die Partei … “ auszuarbeiten, „ ... sah die Gruppe als ihre Aufgabe und Leistung an.“ (2) Der Erste Weltkrieg lehrt, dass der Markt einer Organisation bedarf: „Und diese Organisation des Wirtschaftslebens, die man jetzt plötzlich an die Stelle der kapitalistischen Anarchie setzen will, und zwar die Organisation zu Gunsten der Gesamtheit - was heißt sie aber im Prinzip anderes als Sozialismus“? (3) Plenge zog die Konsequenz, die die Gruppe nicht zog: der utopische- und der marxistische Sozialismus sind „ein geschichtlich notwendiger Irrtum, durch den die Idee des Sozialismus hindurch müsse, um zum wissenschaftlichen Sozialismus zu kommen.“ (4) Für obige Gruppe und Plenge bedarf das Proletariat und deren parteipolitischer Organisierung des den Markt organisierenden „Sozialismus.[/FONT]

[FONT=Arial, Helvetica]Pittwalds Lesart gibt her, dass Niekisch nicht nur als „wissenschaftlicher“ „Kriegssozialist“, sondern auch als „Völkischer Sozialist“ innerhalb der SPD erscheint. Dazu bedarf es der von Pittwald geleisteten Heranziehung dessen, was nicht die antimarxistischen Sozialimperialisten, sondern die „Völkischen“ hergeben: „Rassismus und Antisemitismus“. Mit letzterer Zuschreibung wird der Niekisch von 1917/18 mit seiner Berufung auf die SPD doppelt belastet gelesen. Belastung, mit der Pittwald das SPD-Mitglied Niekisch als „Völkischen Sozialisten“ erscheinen lässt, die er mit seiner Bezugnahme auf Fichte und Lassalle abrundet.[/FONT]


[FONT=Arial, Helvetica]Werden das von Niekisch 1917/18 geschriebene Tagebuch und die in der Schwäbischen Volkszeitung bis November 1918 veröffentlichte politische Publizistik berücksichtigt, zeigt sich, dass für Niekisch die 1917 im Osten in die Welt gekommene Revolution, eben das „russische Wunder“, das Ausschlaggebende ist. Nicht mit der bereits organisierten Arbeiterschaft begann die „Weltrevolution“. Lenin gelang im Oktober 1917, was es gilt auch in Deutschland zu erreichen. Mit der breiten Unterstützung des Volkes ist sofort der Krieg zu beenden, ist sofort mit dem Aufbau des Sozialismus zu beginnen. Die Voraussetzung ist nicht nur die militärische Niederlage des Kaiserreiches, ist auch der politische Zusammenbruch der Monarchie. Mit einer vom Volk gewählten Regierung gilt es diese Niederlage und diesen Zusammenbruch herbeizuführen, um die „Republik“, um den „Volksstaat“, sozialistisch aufzubauen. Mit seinen Eintritt in die SPD im Oktober 1917 und mit der bis Anfang November 1918 veröffentlichen politischen Publizistik setzt Ernst Niekisch auf den Parlamentarismus, um für die deutsche Niederlage und den politischen Zusammenbruch der Monarchie, um für den Aufbau der „Republik“ zu kämpfen.[/FONT]

[FONT=Arial, Helvetica](1) Uwe Sauermann: Ernst Niekisch und der revolutionäre Nationalismus, 1984 und Louis Dupeux: „Nationalbolschewismus“ in Deutschland 1919-1933, 1985 zeigen, dass für Ernst Niekisch die Ostorientierung erst in den zwanziger Jahren wichtig wurde. Dagegen zeigt Sylvia Taschka: Das Rußlandbild von Ernst Niekisch, 1998, dass mit der Oktoberrevolution für Ernst Niekisch in die Welt gekommen ist, „ein neuer Grundsatz zu leben und da zu sein“. (Seite 26)[/FONT]


[FONT=Arial, Helvetica](2) Robert Sigel: Die Lensch-Cunow-Haenisch-Gruppe: Ihr Einfluß auf die Ideologie der deutschen Sozialdemokratie im Ersten Weltkrieg. Berlin, IWK. 11. Jahrgang, Dezember 1975, Heft 4, Seite 433.[/FONT]


[FONT=Arial, Helvetica](3) Paul Lensch: Die deutsche Sozialdemokratie und der Weltkrieg. Berlin 1915.[/FONT]

[FONT=Arial, Helvetica](4) Sigel, Seite 432.[/FONT]
 
„[FONT=Arial, Helvetica]Dass „deutsche Volk“ strebt seit August 1914 danach, dass Objekt des wilhelminischen Obrigkeitsstaates nicht mehr zu sein: Es „will mitwirken, wo es um seine Zukunft geht. Um dazu besser imstande zu sein, wünscht es die Demokratisierung seiner Staatsform, will es einen ernsthaft durchgeführten Parlamentarismus. Und was erlebt es? Mit Fleiß und Eifer werden des Volkes Vertreter von allen Regierungsgeschäften ferngehalten.“ (1)[/FONT]

[FONT=Arial, Helvetica]Vom Oktober 1917 bis 7. November 1918 setzt das SPD-Mitglied Ernst Niekisch auf das Parlament. Auf der demokratischen Bühne gilt es, „mit den alten Mächten abzurechnen.“ (Tagebuch) Sein innenpolitischer Kampf gegen „die nationale Rückschrittlichkeit“ wird getragen von außenpolitischen Betrachtungen bezüglich der amerikanischen Regierungen, beispielsweise: „Sobald das deutsche Volk sich aufrichtig frei fühlt, wird es unempfindlich sein für den Vorwurf der Sklaverei, den Lloyd George so häufig zu erheben pflegt und den auch Wilson sich angeeignet hat. Geradezu verhängnisvoll muss es indes wirken, wenn die angeführten Tatsachen bestehen bleiben (die monarchistische Innen- und die militaristische Außenpolitik des wilhelminischen Obrigkeitsstaates, fredi) und nun die dadurch hervorgerufene Missstimmung im Volke bekämpft werden soll durch Generalkommando=Erlasse ... Mit solchen Erlassen wird die moralische Widerstandskraft unseres Volkes nicht erhöht.“ (2)[/FONT]

[FONT=Arial, Helvetica]Wird das obrigkeitsstaatliche deutsche Bündnis sich erfolgreich gegen die Parlamentsarbeit der SPD durchsetzen, wird dem „deutschen Volk“ die seit August 1914 auf dem Weg gekommene Innenpolitik genommen, mit der es gilt sozialistisch den „Volksstaat“ = die „Republik“ aufzubauen. Die SPD-Führung und das „deutsche Proletariat“ werden, wird die „nationale Rückschrittlichkeit“ sich innenpolitisch weiter durchsetzen, für den bevorstehenden verlorenen Krieg und den von den Siegermächten erhobenen Forderungen an Deutschland öffentlich, staatlich legitimiert, verantwortlich gemacht werden. Deutschlands rückschrittliche Kräfte werden dann von innen, die Forderungen der Siegermächte werden dann von außen verhindern, dass die Politik der Republikanischen Freiheit des „deutschen Volkes“ auf den Weg gebracht wird.[/FONT]

[FONT=Arial, Helvetica]Für die SPD, als die parteipolitische Trägerin der republikanischen Freiheit des „deutschen Volkes“ steht auf dem Spiel, mit dem seit August 1914 begonnenen „Gestalt“-Streben die innenpolitische Freiheit zu verlieren die „Republik“ aufzubauen. Und mit dem Verlust dieser deutschen Innenpolitik, also mit dem Verlust der „Demokratisierung seiner Staatsform“ wird die SPD den kommenden Forderungen der „siegreichen fremden Klassenstaaten“ sich ausgeliefert finden; die seit August 1914 aufgekommene Hoffnung des „deutschen Proletariats“ auf dem Weg des Parlamentarismus ihren Beitrag zur „Weltrevolution“ zu leisten, wäre zerstört: „Der souveräne Staat ist ein eigengesetzlicher Körper, dessen Gestalt und Verfassung im allgemeinen von der Kräfteverteilung abhängt, die in seinem Inneren obwaltet. Der unterworfene Staat dagegen muss es sich gefallen lassen, durch äußere, überstarke Gewalten geformt und gestaltet zu werden, durch Gewalten, die nicht selten gerade das verhindern, dass die innere Kräfteverteilung ihren sinn- und sachgemäßen Ausdruck empfängt. Der ruhige, ungestörte und naturgemäße Verlauf der geschichtlichen Entwicklung, der heute noch das deutsche Proletariat hoffen lässt, zu seinem Endziel zu gelangen, wäre bei einer deutschen Niederlage jählings unterbrochen gewesen: der deutsche Arbeiter hätte erfahren müssen, dass er den ausbeuterischen Maßnahmen des siegreichen fremden Klassenstaates weitaus wehrloser ausgeliefert gewesen wäre, als er in den voraufgegangenen Friedensjahren den eigennützigen Rücksichtslosigkeiten der einheimischen Kapitalmächte preisgegeben war.“ (2)[/FONT]

[FONT=Arial, Helvetica]Ernst Niekisch berücksichtigt jedoch nicht nur die von ihm erwartete Einflussnahme der amerikanischen Regierungen auf die deutsche Politik. Seine Auffassung der seit August 1914 auf dem Weg gebrachten „deutschen Innenpolitik“ schließt auch die Bezugnahme auf das revolutionäre Russland ein. Bis zum 8. November 1918 wird diese seine Bezugnahme in der Schwäbischen Volkszeitung, beispielsweise am 23. Juni, zurückhaltender als im Tagebuch formuliert: „Soll das Proletariat in dem sogenannten äußeren Feind nicht seinen besten Verbündeten begrüßen, der zur Niederwerfung des nationalen Klassenstaates beiträgt, der die Möglichkeit schaffen hilft, dass das Proletariat seiner Fesseln frei und seiner Schranken ledig wird, die ihm bisher hinderlich waren, wenn es den sozialistischen Zukunftsstaat zu schaffen ansetzte?" (4[/FONT][FONT=Arial, Helvetica])[/FONT]
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[FONT=Arial, Helvetica](1) Schwäbische Volkszeitung, Nr. 208. „Politischer Wochenrückblick.“, vom 7.09.1918. [/FONT]

[FONT=Arial, Helvetica][/FONT]
[FONT=Arial, Helvetica](2) Ebda.[/FONT]

[FONT=Arial, Helvetica](3) „Die Haltung der Sozialdemokratie gegen Staat und Krieg. Kriegsbetrachtungen von Ernst Niekisch“[/FONT]

(4) Ebda.
 
„[FONT=Arial, Helvetica]Dürfen wir wirklich unzweideutig alsbald sozialistischen Geist in den Leistungen unserer Regierung beobachten, dann wird das deutsche Volk mit neuer Entschlossenheit die Entbehrungen und Opfer auf sich nehmen, die unbedingt noch hingenommen werden müssen bis zu dem Tage, der den dauernden Frieden, den Völkerbund, die allgemeine Abrüstung, die politische und wirtschaftliche Freiheit bringt.“ (1)[/FONT]


[FONT=Arial, Helvetica]Ernst Niekischs parteipolitischer Einsatz, innenpolitisch auf der Bühne des Parlamentes „mit den alten Mächten abzurechnen“ berücksichtigt, dass nur eine Politik der „Verständigung“ den Krieg sofort beenden kann. (Tagebuch, 11.04.1918, bei Hitzer, Seite 384) Jedoch. Seit der „Juli-Resolution“ unterliegen bürgerliche und sozialdemokratische „Reichstagsabgeordnete“ einer Politik der „Augenblicksstimmumgen … (die mit den Kriegshandlungen der deutschen militaristischen „Vaterlandsverderber“ einhergehen, fredi) … unser Bürgertum ohne festen Willen – darum auch ohne Einfluß. Enge Kreis regieren u. der Rest, der große Rest gehorcht blind … Die Massen haben keine Organisation u. keinen einheitl. pol. Willen, die sie dem Heer entgegensetzen, mittels derer sie das Herr von innen heraus sprengen könnten. Hätten sie das, könnten sie auf unserer u. gegnerischer Seite einfach den Krieg aus sich heraus beenden. So müssen sie sich von machthungrigen Geschäftsführern eines noch machthungrigeren Kapitalismus verführen lassen ... Und die Unterdrückten haben keine Organe sich zu rühren. In allen Notlagen denken sie schließlich auch nur an wirtschaftliche u. geistige Freiheit; politische Befreiung liegt auch ihnen fern – denn auch sie sind Deutsche.“ (Tagebuch, 11.04.1918, Seite 384-386)[/FONT]


[FONT=Arial, Helvetica]Die von Ernst Niekisch auf der Bühne des nationalen Parlamentarismus betriebene, die westliche „Verständigung“ berücksichtigende „politische Befreiung“ ist nicht isoliert von der in der Schwäbischen Volkszeitung veröffentlichen politischen Publizistik zu betrachten. Für Niekisch stand 1918 fest: Deutschlands „geistiges Erbe war, wie das auch Marx einmal unmittelbar ausgesprochen hat, in die Obhut und Pflege der deutschen Sozialdemokratie übergegangen. Sollen wir nun hoffen und glauben dürfen, dass unsere Staatsmänner wieder zum Geiste Weimars - und das heißt heutzutage zur Gedankenwelt der Sozialdemokratie - zurückfinden? ... Offen liegt freilich zutage, dass uns die Politik, die nichts vom Geiste Weimars in sich hatte, ins Unheil gestürzt hat, und dass sie auch nie und nimmer aus dem Greuel dieses Krieges herauszuführen vermag.“ (2) [/FONT][FONT=Arial, Helvetica]Die von der „Gedankenwelt der Sozialdemokratie“ getragene nationale Parlamentsarbeit muss eine republikanische Politik auf dem Weg bringen, zu der die westlichen Völker und Regierungen eine Haltung einnehmen, die vom preußischen Militarismus und vom Weltmachtstreben des deutschen Bürgertum bewirkten Deutschenhass nicht bestimmt ist.[/FONT]

[FONT=Arial, Helvetica]Den „Geist“, den „Grundsatz der Gerechtigkeit“, gilt es in die deutsche Politik einzubringen. Der „Grundsatz der Gewalt“, militaristisch besonders von Ludendorff dargestellt, steht dem „Grundsatz der Gerechtigkeit“, aus dem heraus die SPD noch die „Republik“ gestalten wird, völlig entgegen. „Die Republik ist auf dem Marsch; mit offenen Armen stehen wir bereit, sie zu empfangen. Böses und Furchtbares hat der Krieg uns gebracht: Schreckliches wird uns der Friede noch bringen. Doch mit allem wollen wir uns abfinden, wenn er das eine Gute uns noch schenken wird: Deutschlands endgültige Befreiung.“ (3)[/FONT]


[FONT=Arial, Helvetica]Die mit der nationalen „politischen Befreiung“ zu erreichende „endgültigen Befreiung“ vom nationalen „Hemmnis der Kultur des Fortschritts“ wird bei Niekisch getragen vom antimilitaristischen „Grundsatz der Gerechtigkeit“ mit dem der "Grundsatz der Gewalt" in der Politik getilgt wird. - „Deutschland hat seit 1870 auf die Seite des Rückschritts, des Toten gesetzt – u. Ist dabei morsch geworden. Entsetzlich für Deutsche – die Notwendigkeit unseres Schicksals zu erleben u. so klar zu begreifen! Wir sind verloren; Deutschland ist endgültig aus der Reihe der Weltgeschichte ausgeschaltet; als Macht niederen Ranges wird es seine Rolle weiterzuspielen haben. Müßte es sich auf sich selbst besinnen - möchte es nach Größe streben in Werken der Kultur. Rühmlicher wäre alsdann seine Zukunft als seine Vergangenheit seit 1870 es gewesen war!“ (Tagebuch, 15.10.1918, Seite 389-390)[/FONT]
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[FONT=Arial, Helvetica](1) „Schwäbische Volkszeitung“, Nr. 232. „Politischer Wochenrückblick.“, vom 5.10.1918.[/FONT]

[FONT=Arial, Helvetica](2) „Schwäbische Volkszeitung“, Nr. 208. „Politischer Wochenrückblick.“, vom 7.09.1918.[/FONT]

[FONT=Arial, Helvetica](3) „Schwäbische Volkszeitung“, Nr. 256. „Politischer Wochenrückblick.“, vom 2.11.1918.[/FONT]
 
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[FONT=Arial, Helvetica]Die „Waffenstillstandsbedingungen“ berücksichtigend, kommt der deutschen Politik die „Macht des niederen Ranges“ zu. Diese „Macht“ ist die seit August 1914 auf dem Weg gekommene nationale Politik, mit der es 1918 gilt: a.) Innenpolitisch auf der parlamentarischen Bühne mit der SPD den Sturz der eigenen Regierung herbeizuführen, mit der es gilt „die Notwendigkeit des Gesinnungswandels – als der Voraussetzung einer Zeit des Sozialismus“ herbeizuführen: „ ... auch Deutschland wird Republik“. (Tagebuch, 31.10.1918, Seite 391) Mit der es gilt, da Deutschland außenpolitisch „am Boden liegend“; b.) die an der „Weltfreiheit“ orientierte westliche Bezugnahme herbeizuführen.[/FONT]

[FONT=Arial, Helvetica]Bis 7. November 1918 bleibt deutscher Politik die Souveränität der Innenpolitik, um auf der Bühne des Parlamentes mit den nationalen „alten Mächten abzurechnen.“ Dieser Innenpolitik der national-parlamentarischen Stoßrichtung geht die Souveränität der Außenpolitik völlig ab. Bezüglich der Außenpolitik gilt: „Deutschland, der Feind der Weltfreiheit vor dem Gericht der Weltgeschichte. Wehe uns. Auch das Volk ist schuldig. Warum ließ es sich mißbrauchen. Niederlage u. Revolution!“ (Tagebuch, 18.10.1918, Seite 391)

[FONT=Arial, Helvetica]Von der „Weltfreiheit“ aus „der Reihe der Weltgeschichte ausgeschaltet“, wird „der Deutsche“, besinnt er sich, „ … nach Größe streben in Werken der Kultur. Rühmlicher wäre alsdann seine Zukunft als seine Vergangenheit seit 1870 es gewesen war!“ (Tagebuch, 15.10.1918, Seite 390)[/FONT]

[FONT=Arial, Helvetica]Niekisch setzt von Oktober 1917 bis 7. November 1918 auf die innenpolitische Freiheit: Mit der SPD auf der Bühne des Parlamentes „das Reich zum deutschen Volksstaat umzubauen.“ („Der Deutsche und sein Staat“, 1918), setzt seit 1917 auf eine dem moralisch Zusammengebrochenen „Deutschen“ entsprechende West-Ausrichtung.[/FONT]

[FONT=Arial, Helvetica]Und Niekischs Bezugnahme auf das revolutionäre Russland? Welche Rolle kommt dieser zu, wenn es gilt diese bei seinem national-parlamentarischen Vorstoß gegen das nationale „Hemmnis des Fortschritts der Kultur“, bei seiner moralischen West-Bezugnahme zu berücksichtigen? Ist Niekisch seine Ost-Bezugnahme die der „Entscheidung“ (Kabermann) mit der er sich seit 1917 gegen „den Bürger“ entschieden? Lenin gab 1907 die Richtschnur: im Fall eines Krieges die Niederlage der eigenen Regierung herbeizuführen, um eine antibürgerliche Ordnung auf zu bauen. Ernst Niekisch, seit Oktober 1918 mit seinen Eintritt in die SPD auf der Bühne des Parlamentes, seit 1918 mit der in der Schwäbischen Volkszeitung veröffentlichen politischen Publizistik bemüht den nationalen Mächten, den „alten Mächten“ ihre Macht zu nehmen, um eine antibürgerliche „Republik“ aufzubauen? -[/FONT]
[FONT=Arial, Helvetica][/FONT]
[FONT=Arial, Helvetica]Ernst Niekisch, 1917/18 ein Bolschewist? Ein deutscher Lenin in den Reihen der SPD, deren Abgeordnete 1914 die Kriegskredite bewilligten und mit dieser ihrer Entscheidung eine Unternehmung des „Bürgers“, beispielsweise sozialimperialistisch, getragen?[/FONT]
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[FONT=Arial, Helvetica]Der politische Publizist und das SPD-Mitglied Ernst Niekisch setzt 1917/18 auf das nationale Parlament, a.) um mit den nationalen „alten Mächten abzurechnen, b.) um innenpolitisch „das Reich zum deutschen Volksstaat umzubauen“, c.) um mit einer an der „Weltfreiheit“ orientierten 'Außenpolitik' „moralischen Kredit“ zu gewinnen.[/FONT]

[FONT=Arial, Helvetica]1917/18 ist für das SPD-Mitglied Ernst Niekisch, a.) der national-parlamentarische Vorstoß und b.) der auf der politischen Bühne zu erreichende Aufbau der „Republik“ eine Frage der souveränen Entscheidung: „Sobald das Volk sein Schicksal selbst in den Händen hat, wird dies Schicksal auch in guten Händen sein. Nun hält freilich der obrigkeitsstaatliche Aufbau Deutschlands das Volk noch im Zustande der Entmündigung. So bleibt nichts übrig, als mit kühnem Griff die überlebten und auch unwürdigen Fesseln und Schranken zu beseitigen, die das Volk noch hindern, sich selbst ans Ruder des Staates zu stellen. Das Mindestprogramm der Sozialdemokratie ist dieser kühne Griff. Es ist das Mindeste, was erfüllt werden muss - aber es reicht hin, dem Volke den Bewegungsspielraum zu gewähren, den es unbedingt braucht, um Ersprießliches zustande zu bringen. ... Nach Annahme dieser Bedingungen bedeutete der Eintritt von Sozialdemokraten in die Regierung nur, dass das Volk von dem Selbstbestimmungsrecht zu dem es endlich gelangt ist, auch tatsächlich Gebrauch macht. ... Die Sozialdemokratie ... strebt nicht nach Ministersesseln; sie will nur dem Volke die nötige Gasse bahnen, auf der das Volk in den Besitz des eigenen Staates gelangt.“ (1)[/FONT]

[FONT=Arial, Helvetica]Für Niekisch ist der souveräne national-parlamentarische Vorstoß und der parlamentarische Aufbau mit einer am Westen orientierten Bezugnahme verknüpft, mit der moralischer Kredit“ zu gewinnen ist. Die Befreiung von den nationalen „alten Mächten“ kann für Ernst Niekisch also von Wilson nicht kommen. Der Verlierer des Ersten Weltkrieges kann nicht erwarten, auf der bürgerlichen Bühne der „Weltfreiheit“ eine aktive Rolle zu spielen: „Wir sind geschlagen, wir sind militärisch, wirtschaftlich u. moralisch zusammengebrochen – wir haben – infolge unserer vorhandenen Machtpolitiker, unsere barbarischen Militärs selbst unsere Ehre verloren.“ (Tagebuch, 15. November 1918, Seite 389) Die Befreiung von den nationalen „alten Mächten“ kommt für Niekisch von Lenin? Finden sich im Tagebuch von 1917/18 Sätze die die Klarheit zeigen, die Niekisch bezüglich der amerikanischen Regierung formuliert?[/FONT]

[FONT=Arial, Helvetica]Führt Niekisch im Tagebuch die „Revolution“ an, dann die, die für ihn „vor der Tür“ steht, und das ist jene Revolution die von ihm seit Oktober 1917 mit seinem Eintritt in SPD betrieben wird. (18. Oktober 1918, Seite 390-391) Ist seine auf der Bühne des Parlamentarismus eingebrachte SPD-Unternehmung, mit es gilt zu betreiben: Die Revolutionierung der nationalen Verhältnisse. Im Tagebuch finden sich zahlreiche Sätze seiner Einschätzung des „Deutschen“, beispielsweise „Der Deutsche ist ein Mensch, der von Natur aus nicht für die politische Seite des Daseins angelegt ist. Er überläßt sie daher gerne einer kleinen Schicht solcher, die sich dafür für berufen ausgeben. Daher freilich unserer grauenvollen politischen Zustände.“ (Tagebuch, 25. Mai 1918, Seite 385) Und bezüglich der SPD-Politik schreibt das SPD-Mitglied: „Ich ging bis jetzt mit der Mehrheitspartei. Aber sie muß sich entwickeln mit dem Weltgeschehen; sie muß fähig sein, die immer weitergehenden Folgerungen aus den immer weitergehenden Verhältnissen zu ziehen, sonst muß ich abschwenken.“ (Tagebuch, 18. Oktober 1918, Seite 390-391) Niekisch berücksichtigt im Tagebuch am 18. Oktober 1918, dass nicht nur „die alten Mächte nicht lernten durch die russische Revolution“, sondern das 1918 auch die SPD in Gefahr steht nicht „durch die Geschichte“ zu lernen: „Mir scheint aber, dass auch die Sozialdemokratie nicht lernt. … Droht nicht das Gespenst Kerenski?“[/FONT]

[FONT=Arial, Helvetica]1917/18 wird Niekisch seine Bezugnahme auf die „russische Revolution“ getragen davon, den seit August 1914 auf den Weg gekommenen national-parlamentarischen Vorstoß gegen die „alten Mächte“ und den parlamentarischen Aufbau der „Republik“ voranzutreiben. 1917/18 dient seine Bezugnahme auf den Osten dazu, endlich den Sturz der nationalen Regierung und den Aufbau des „Zukunftsstaates“ herbeizuführen. Diese seine Bezugnahme dient ihm nicht dazu, die Regierungen der westlichen Völker zu stürzen. „Das arbeitende Russland streckt euch die Hände hin, Proletarier der Ententeländer!" (2) Ernst Niekisch wird berücksichtigen, dass das „deutsche Proletariat, dass die „Proletarier der Ententeländer“, dass das „arbeitende Russland“ nicht die Hände strecken, dass die „Weltrevolution“ nicht angebrochen ist: „So wenig wie wir selbst sind auch unsere Feinde Vertreter eines neuen Zeitalters, eines neuen Fortschrittsprinzips. Die gegnerischen Staaten sind ausbeuterische Klassenstaaten ebenso wie Deutschland es ist. Was sie in Einzelnen uns voraus haben, hofft das deutsche Proletariat ohne ihre Hilfe aus eigener Machtvollkommenheit in Kürze sich erobern zu können. Ihre Hilfe, die eine deutsche Niederlage zur Voraussetzung hat, scheint ihm im Gegenteil weit bedenklicher als ihre Feindschaft, solange sie einem ungezwungenen Deutschland gilt. Der deutsche Arbeiter ... findet, dass die deutsche Sache nicht schlechter ist als die der Feinde, gewinnt der Umstand ausschlaggebende Bedeutung, dass er nach der Fügung des Schicksals ein deutscher Arbeiter ist: und so ist es denn die deutsche Sache, für die er sich entscheidet.“ (3)[/FONT]

[FONT=Arial, Helvetica]Dass die „Proletarier der Ententeländer“, dass das „deutsche Proletariat“ und das „arbeitende Russland“ nicht vereint marschieren, dass die „Weltrevolution“ nicht angebrochen ist: diese ernüchternde Erkenntnis wird der politische Publizist und das SPD-Mitglied berücksichtigen, um daraus zu folgern: „ … eine Kraftprobe jetzt müsste fraglos zum Zusammenbruch der Sozialdemokratie führen, wie jede Schlacht dazu führt, die im verfehlten Augenblick und unter den widrigsten Umständen angenommen wird. Mit tiefem Verantwortungsgefühl haben das die Führer erkannt und glücklicherweise haben sie starke Nerven, so das sie sich nicht von dem aus richtig erkannten Sieg abdrängen lassen. Dass aber ihre Klugheit nicht zu Schanden werde, dafür haben, wie nicht genug wiederholt werden kann, die Massen zu sorgen. Lautet die Mahnung an die Führer: „Seid auf der Hut, achtet aber des rechten Augenblicks“, so gilt für die Massen die eindringliche Losung: Erlahmt nicht und vor allem Dingen - organisiert Euch!“ (4)[/FONT]
[FONT=Arial, Helvetica]---[/FONT]

[FONT=Arial, Helvetica](1) „Schwäbische Volkszeitung“, Nr. 226. „Politischer Wochenüberblick.“, vom 28. August 1918.[/FONT]

[FONT=Arial, Helvetica](2) „Schwäbische Volkszeitung“, Nr. 208. „Politischer Wochenrückblick.“, vom 7. September.1918. [/FONT]

[FONT=Arial, Helvetica](3) „Schwäbische Volkszeitung“, Nr. 169. „Die Haltung der Sozialdemokratie gegen Staat und Krieg. Kriegsbetrachtungen von Ernst Niekisch“, Teil II vom 23.6.1918.[/FONT]

[FONT=Arial, Helvetica](4) Ebda. „Schwäbische Volkszeitung“, Nr. 172, Teil V, vom 26.6.1918.[/FONT]

[FONT=Arial, Helvetica]Alle Hervorhebungen von Ernst Niekisch.[/FONT]
 
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[FONT=Arial, Helvetica]"Darum der Staat: daß man von einem Krieg zum anderen rüstet. Wer kann angesichts des Krieges leugnen, daß der Nationalegoismus der böseste Krieg der Menschheit ist? [/FONT]


[FONT=Arial, Helvetica]Deutschland muß reiner Militärstaat werden, der Unterdrückung nach innen und außen pflegt. Jetzt ersticken sie die Keime des sozialen Fortschritts in Rußland. Selbst nach Finnland … müssen unsere Soldaten, um den Besitz zu retten. Deutsche Soldaten müssen in Rußland das Prinzip totschlagen, dessen Sieg in Europa ihr Glück bedeutet … : wer kann noch einer Menschheitsentwicklung glauben? Und drohend steigt im Osten die japanische Gefahr auf: Sibirien. Wir sind von den notwendigen Vereinigten Staaten Europas weiter denn je. Amerika u. Asien wider uns: Wie soll Europa da bestehen, wenn es uneins ist? Wir Deutsche waren nicht Europa im Kleinen: wie wir lange zerrissen waren, so ist es Europa.[/FONT]


[FONT=Arial, Helvetica]Gestern in einer sozialdem. Versammlung. Wie armselig u. dürftig, wie tief doch das geistige Niveau! Und doch! Eben diese Massen sind zu heben, daß sie sich verweigern, Kanonenfutter zu sein: daß sie z. B. in Zukunft, wenn man sie wieder nach Finnland schickt, um den Verwandten ihrer Peiniger zu Hilfe zu kommen, einfach die Waffen wegwerfen. Das Dilemma: Es ist typisch, wieder in Menschheitsduselei zu verfallen; seien wir froh, daß endlich die Deutschen sich zum Zugreifen aufgerafft haben – so sagen die einen.[/FONT]


[FONT=Arial, Helvetica]Und so der Nationalegoismus ein Sauelend u. Menschengefahr ist, weil er im Individualegoismus verwandte Seiten findet, er ist doch Egoismus u. eine niedere Entwicklungsstufe – so sagen die anderen. Und weiter sagen sie: jetzt sind wir in der Oberhand, jetzt machen wir unsere besten Hühnen (Kant). Eben jetzt lassen wir die Welt am deutschen Wesen genesen, jetzt sind wir nicht gewöhnlich, Michels Eroberer gleich Propheten!" (Tagebuch, 5. März 1918, Seite 380 – 381)[/FONT]


[FONT=Arial, Helvetica]Nach Ernst Niekisch sind die „einen“ in „Menschheitsduselei“ verfallene Sozialdemokraten, die 1918 vergessen, dass die seit August 1914 auf den Weg gekommene national-parlamentarische Abrechnung mit den nationalen „alten Mächten“, mit den Militarismus, dass die republikanische Politik mit dem in der Politik herrschenden „Grundsatz der Gewalt“ rechnen muss: die Sozialdemokraten und die „Massen sind zu heben: Auf die geistige Stufe, die mit dem „Grundsatz der Gewalt“ in der Politik realpolitisch abrechnet. Die „anderen“ sind nach Niekisch, bezüglich politischen Handeln und politischer Publizistik, in Prophetentum verfallenen Philosophen, die, obwohl erkennend, dass Militarismus, dass „Nationalegoismus ein Sauelend u. Menschengefahr ist“, immer noch wollen, dass, „gleich Michels Eroberer“ „die Welt am deutschen Wesen genesen.“ [/FONT]


[FONT=Arial, Helvetica]Die russische Revolution gibt im März 1918 für Ernst Niekisch das „Prinzip“ des „sozialen Fortschritts“ her, deren „Sieg in Europa“ beispielsweise das „Glück“ der deutsche Soldaten ist, die gegen Rußland kämpfen. Mit diesem „Prinzip“ ist in die Welt gekommen, der Aufbau der „Vereinigten Staaten Europas“. Jedoch, dass bleibt „Idee“: „Sowenig wie wir selbst sind auch unsere Feinde Vertreter eines neuen Zeitalters, eines neuen Fortschrittsprinzips.“ Dass seit 1917 die „Proletarier der Ententeländer“, dass „deutsche Proletariat und das „arbeitende Russland“ sich nicht vereinigten, dass die „Weltrevolution“ nicht angebrochen - diese ernüchternde Erkenntnis wird das „nach der Revolution fiebernde“ SPD-Mitglied Ernst Niekisch berücksichtigen und zum Anlass nehmen, auf der seit August 1914 ermöglichten national-parlamentarischen Bühne mit den nationalen „alten Mächten abzurechnen.“ Aus seiner, auf die Bühne des Parlamentes übertragenden Hoffnung heraus, dass die „Weltrevolution“ kommen wird, dass der „Nationalegoismus“ in den sozialistischen „Vereinigten Staaten Europas“ getilgt sein wird, gilt es 1918, auch mit der politischen Publizistik den „nationalistischen Rigorismus“ an den Tag zu legen, dem „die Gerechtigkeit u. alle sittlichen Prinzipien als oberstes Prinzip“ die Richtschnur des politischen Handelns bleibt. Den „Grundsatz der Gerechtigkeit“ in die deutsche Politik einbringen, ist seit August 1914 möglich geworden, und das umso umgreifender, je tiefer der „Grundsatz der Gewalt“, der Militarismus in der Politik, sich geschichtslos zeigt und zwar nicht mittels in die politische Sphäre gewendeter Schein-Philosophie, sondern mit dem politischen Handeln und mit der politischen Publizistik mit der es gilt, mit den „alten Mächten" konsequent abzurechnen: "Die Republik ist auf dem Marsch; mit offenen Armen stehen wir bereit, sie zu empfangen. Böses und Furchtbares hat der Krieg uns gebracht: Schreckliches wird uns der Friede noch bringen. Doch mit allem wollen wir uns abfinden, wenn er das eine Gute uns noch schenken wird: Deutschlands endgültige Befreiung."[/FONT]
 
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[FONT=Arial, Helvetica]Quelle: Tagebuch 1917/18, Schwäbische Volkszeitung 1918. Ergebnisse:[/FONT]

[FONT=Arial, Helvetica]Seit 1917 geht der politische Publizist Ernst Niekisch davon aus, dass Deutschland aus dem Ersten Weltkrieg als der Verlierer hervorgehen wird. Als Mitglied der SPD versucht Ernst Niekisch seit Oktober 1917, die diese deutsche Position berücksichtigende a.) Innenpolitik, die diese Position berücksichtigende b.) Westbezugnahme auf den Weg zu bringen. Innenpolitik der Westbezugnahme, die getragen wird von c.) einer Ostbezugnahme.[/FONT]

[FONT=Arial, Helvetica][/FONT]
[FONT=Arial, Helvetica]Dass SPD-Mitglied Ernst Niekisch setzt vom Oktober 1917 bis 7. November 1918 innenpolitisch auf den national-parlamentarischen Weg, um mit den nationalen „alten Mächten“=den „Kriegsschuldigen“, abzurechnen. Mit seinen national-parlamentarischen Vorstoß den Sturz der nationalen Regierung zu erreichen, mit dieser nationalen Ausrichtung den deutschen Beitrag zum „Völkerfrieden“ zu leisten, ist das naheliegende Ziel, um in die deutsche Politik umgehend einzuholen: dass russische „Prinzip“ des „sozialen Fortschritts“. [/FONT]


[FONT=Arial, Helvetica]1917/1918 ist seine Bezugnahme auf die „bürgerliche Gesellschaft und ihrer Klassenstaaten“ die der Moral, mit der der national-parlamentarische Vorstoß ausgerichtet ist: antimilitaristisch.[/FONT]


„[FONT=Arial, Helvetica]Miterlebender einer der größten Zeiten der Weltgeschichte. Zusammenbruch der letzten in Österreich u. Deutschland verkörperten Reste des Feudalismus. Deutschland am Boden liegend. In Erwartung der Waffenstillstandsbedingungen. Ludendorff, der schrecklichste Verbrecher u, Vabanquespieler endlich erledigt. Österreich, u. Ungarns Republiken, Hohenzollern u. Habsburger Herrschaft erbarmungswürdige Jammerbilder. Wilhelm II klebt immer noch am Thron. Die anderen Landesfürsten eilen „Zugeständnisse“ zu machen (1848). Aber auch Deutschland wird Republik. Möglichkeit auch militärischer Besetzung Bayerns. … Und solches Unglück ruft die Menschheit über sich herauf infolge Konzentrierung für Selbstsucht in herrschenden Personen u. Militärs, in Wirtschaft und Gesellschaft des nationalen Körpers. Sie büßt für ihre Selbstsucht. Notwendigkeit des Gesinnungswandels – als der Voraussetzung einer Zeit des Sozialismus.“ (Tagebuch, 31.10.1918, Seite 391) [/FONT]


„[FONT=Arial, Helvetica]Deutschlands Befreiung“ von den „nationalen Mächten“=den „Kriegsschuldigen“, ist die Voraussetzung, um Sozialistisch die Republik aufzubauen - damit diese Befreiung und dieser Aufbau erreicht wird, setzt von Oktober 1917 bis 7. November 1918 der politische Publizist und das SPD-Mitglied Ernst Niekisch auf den, die moralische Westbezugnahme einschließenden nationalen Parlamentarismus. [/FONT]


[FONT=Arial, Helvetica]Wird der Ernst Niekisch von 1917/18 so gelesen, dass er die nationale Befreiung von den „Kriegsschuldigen“ favorisiert um mit seiner Ostbezugnahme das russische „Prinzip“ des „sozialen Fortschritts“ in Deutschland zu etablieren, dass er gleichzeitig mit seiner moralischen Westbezugnahme einen Beitrag der „Verständigung“ leistet, stellen sich, bezüglich der Ergebnisse der bisherigen Forschung zahlreiche Fragen.[/FONT]

[FONT=Arial, Helvetica]Beispielsweise zum Verhältnis von Nationalismus und Sozialismus. Die eigene Nation, die Volksgemeinschaft, gebe her beispielsweise, „Blut“, „Schicksal“, Begriffe mit denen gesellschaftliche, staatliche Herrschaft über andere Staaten und Nationen auszuüben sei - so die Nationalisten. Wird davon ausgehend die Bezugnahme auf Sozialismus favorisiert, wird dieser diesem entsprechend formuliert. [/FONT]

[FONT=Arial, Helvetica]Nach Pittwald ist 1917/1918 Niekisch bereits extremer Nationalist, dessen Auffassung des Sozialismus und des Staates die des „völkischen Denken ist“: der „Krieg“ ist ihm der Ursprung und der „Vermittler sowie Einheitsstifter zwischen Staat, Herrschaft und Bevölkerung“; der Staat ist ihm eine „Idee … des „bewußten Volkstums“, mit dem er Deutschland und Preußen gleichsetzt, eine Konzeption die er mit Fichte und Clausewitz geistig untermauert, um „die antifranzösische und damit zugleich antiwestliche Stoßrichtung“ zu formulieren, mit der Deutschland die künftige Europa-Rolle, die „der (Hegemonial-)Macht“, einnehmen wird:[/FONT]

"Die „Politische Entwicklung eines Nationalrevolutionärs“ lässt Pittwald im November 1918 beginnen, als Niekisch in Augsburg zum Vorsitzenden des Arbeiter- und Soldatenrates gewählt wurde. (2002, Seite 43) Aus dem Zeitraum von Oktober 1917 bis 7. November 1918, in dem Niekisch in die SPD eingetreten und aus dem in der Schwäbischen Volkszeitung veröffentliche politische Aufsätze und das Tagebuch vorliegen, zieht Pittwald lediglich die beiden Tempel-Aufsätze heran. (Seite 102). In ihnen findet Pittwald: „ … bereits einige der wichtigsten Elemente der nationalrevolutionären Ideologie Niekischs: völkisches Denken, das sich in Niekischs Staats- und Sozialismusauffassung manifestiert und vom ihm mit Begriffen wie „Volkstum“, „völkischer Staat“, „Schicksalsgemeinschaft“, „Kriegssozialismus“ oder auch „Arbeiterschaft“ umschrieben wird; der Krieg als Vater deutscher Staatlichkeit bzw. Vermittler sowie Einheitsstifter zwischen Staat, Herrschaft und Bevölkerung; eine Überhöhung des Staates, der als Verkörperung einer Idee - hier die des „bewußten Volkstums“ - erscheint; die Vorliebe für das von Niekisch stets mit Deutschland gleichgesetzte Preußen, welche die Politik während des deutsch-französischen Krieges 1813/14 meint und geistige Untermauerer des preußischen Staates wie Fichte und Clausewitz miteinbezieht; die antifranzösische und damit zugleich antiwestliche Stoßrichtung sowie die Zuschreibung und Ausformulierung einer künftigen Rolle Deutschlands als der (Hegemonial-)Macht, die die höchsten Kulturwerte verkörpert und damit zum Vaterland aller Europäer wird.“ (2002, Seite 108-109)
 
„[FONT=Arial, Helvetica]Eines Krieges wie des gegenwärtigen bedurfte es dazu (das deutsche Innenpolitik auf der Bühne des Volks-Parlamentes sich bewähren muss, um die „letzten Reste des Feudalismus“ zu überwinden, um ihren 'außenpolitischen' Beitrag der „Verständigung“ zu leisten, fredi), dafür drängt aber dieses Verhältnis auch zu einer Gestalt, die alle unsere Begriffe und Vorstellungen von ehedem weit hinter sich läßt.“ (# 1)[/FONT]

[FONT=Arial, Helvetica]1917/18 ist die Politik des auf die parlamentarische Bühne gekommenen „Gestalt“-Streben des deutschen Volkes die der Sozialdemokratie. Diese politische Partei bildet für Ernst Niekisch die Kraft, mit der es gilt endlich „Deutschlands Ruin“ = „Preußens Vorherrschaft“ zu überwinden. Der Erste Weltkrieg ist ihm ein Ausdruck der Schwäche des Bürgertums, der für Deutschland hergibt, auf dem parlamentarischen Weg die Republik sozialistisch aufzubauen. Staat, Volkstum, Arbeiterschaft sind ihm 1917/18 Begriffe des Sozialismus, deren Vorstellungen nicht aus dem Kontext genommen, den Pittwald Niekisch zu schreibt. [/FONT]

[FONT=Arial, Helvetica]Der von dem politischen Publizisten und dem SPD-Mitglied Ernst Niekisch 1917/18 auf der Bühne des Parlamentes unternommene nationale Vorstoß ist weder eine völkische, noch eine sozialimperialistische Unternehmung innerhalb der SPD. [/FONT]

[FONT=Arial, Helvetica]Ernst Niekischs nationaler Vorstoß geht 1917/18 auch nicht von der Marx/Engels Analyse aus: In den fortgeschrittenen Industriestaaten Westeuropas wird sich im Zuge des Aufkommens des Proletariats zu der Klasse, zu der Volksmehrheit entwickeln, mit der in diesen Ländern den Anfang nehmen wird: die soziale Revolution. [/FONT]

[FONT=Arial, Helvetica]1917, im wenig industrialisierten Russland, in dem Land, in dem das Proletariat in der gesellschaftlichen Minderheit ist, in dem Lenin diese Minderheit mit der Masse der nicht zivilisierten Bauernschaft zusammengebracht, nimmt für Ernst Niekisch den Anfang: die soziale Revolution. Die „Proletarier“ Russlands, Deutschlands und Westeuropas vereinigten sich nicht, die „Weltrevolution“ steht 1917/18 in Russland auf der Tagesordnung, nicht jedoch in Westeuropa und Deutschland. (# 12)[/FONT]


[FONT=Arial, Helvetica]Der von Niekisch 1917/18 vorgenommene national-parlamentarische Aufbruch ist kein kriegssozialistischer, ist kein völkisch-sozialimperialistischer innerhalb der SPD. Ist auch keiner der die der Marx/Engels Analyse absolut setzt. Ist ein Republikanischer Aufbruch in der deutschen Kaiserzeit, der auch nicht Lenin, der den Bolschewismus nicht erliegt.[/FONT]

[FONT=Arial, Helvetica]Nach Ernst Niekisch ist 1917/18 die Republik in Deutschland sozialistisch aufzubauen, und zwar nicht mit den Mitteln des Bolschewismus, sondern auf dem, in Deutschland erst mit dem Ersten Weltkrieg begonnenen Weg des nationalen Parlamentes. Niekisch, im Auftrag des Landesvollzugsausschusses der Arbeiterräte Bayerns: „Wir leben in einer Übergangszeit, sind aber der Ansicht, daß es noch soweit kommen muß, daß das Parlament vom Rätessystem abgelöst wird, aber nicht von heute auf morgen. … Wenn die neuen Richtlinien durchgeführt werden, werden sich die Räte immer weitere Rechte erwerben können. Mit dieser Fassung der Richtlinien werden die Räte aufs Pferd gesetzt.“ (8. Februar 1919, 1. Ausschnitt, Hitzer, Seite 393) [/FONT]
 
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Ne ich auch nicht. Zudem fällt mir folgendes auf:

Wozu soll also die Darstellung hilfreich sein? Ihn als Vordenker des "Nationalbolschewismus" bekannter zu machen oder seine Rolle als Gallionsfigur der "Neuen Rechten" zu illuminieren. :grübel:

Die Frage bleibt weiterhin bestehen und erhält durch die letzten Beiträge eher noch zusätzlich Nahrung. :hmpf:

Zudem bestehen die Beiträge aus einer nahezu sinnlose Aneinanderreihung von irgendwelchen Geschichten, mit einer hohen Wiederholung von einzelnen Fakten, fast so als wenn der Überblick verloren gegangen ist beim Copy and Past. Das führt dazu, dass die Beiträge konsistent ohne jeden roten Faden sind. :confused:

Zudem fehlt ihnen die kritische Distanz zu Niekisch und das führt zu einer apologetischen Sicht auf ihn. :(

Es fehlt ihnen nach wie vor irgendeine Fragestellung und somit kann eigentlich auch keine Antwort formuliert werden.:weinen:
 
Ne ich auch nicht. Zudem fällt mir folgendes auf:



Die Frage bleibt weiterhin bestehen und erhält durch die letzten Beiträge eher noch zusätzlich Nahrung. :hmpf:

Zudem bestehen die Beiträge aus einer nahezu sinnlose Aneinanderreihung von irgendwelchen Geschichten, mit einer hohen Wiederholung von einzelnen Fakten, fast so als wenn der Überblick verloren gegangen ist beim Copy and Past. Das führt dazu, dass die Beiträge konsistent ohne jeden roten Faden sind. :confused:

Zudem fehlt ihnen die kritische Distanz zu Niekisch und das führt zu einer apologetischen Sicht auf ihn. :(

Es fehlt ihnen nach wie vor irgendeine Fragestellung und somit kann eigentlich auch keine Antwort formuliert werden.:weinen:


Von den vorliegenden Quellen der Jahre 1917/18 ausgehend - den Tagebuch, den Artikeln der Schwäbischen Volkszeitung, den Tempel-Aufsätzen - wird eine Annäherung an Ernst Niekisch gewagt.


Alle späteren Veröffentlichungen von Niekisch bleiben dabei zunächst unberücksichtigt und damit auch alle Forschungsergebnisse die sich auf Niekischs Kaiserzeit beziehen. Der Zugang zu der bisherigen Forschung zu Leben und Werk Niekischs, soweit, genauer so wenig diese frühen Quellen von der Forschung herangezogen wurden, werden dann von dieser Quelle her ausgehend herangezogen. Dass dieser, alle späteren Niekisch-Veröffentlichungen und die darauf bezogenen Forschungsergebnisse nicht heranzuziehende Zugang zu den besagten Quellen und ein von diesen Zugang eröffneter Zugang zu den bisherigen Ergebnissen der Forschung problematisch ist, wird berücksichtigt. Denn wird nicht von vornherein ein bestimmtes, die Darstellung leitendes Interesse, die von diesem bestimmte Interesse geleiteten Fragestellungen herausgestellt, liegt nahe eine unkritische, eine jegliche Distanz verlorene Darstellungsweise, beispielsweise zu den angeführten Quellen anzunehmen. Die Distanz zu den nach 1917/18 veröffentlichten Schriften Niekischs und der bisherigen, beispielsweise auf den Niekisch der deutschen Kaiserzeit bezogenen Ergebnissen der Forschung schließt die Distanz zu Leben und Werk Ernst Niekischs aus?


Die Dokumente aus dem besagtenZeitraum geben her: a.) Der politische Publizist und das SPD-Mitglied Ernst Niekisch setzt 1917/18 auf die Volks-Demokratie, um die Träger und das Ordnungsgefüge des deutschen Kaiserreiches auf dem parlamentarischen Weg zu überwinden. b.) Dass diese national-parlamentarische Angelegenheit seine Bezugnahme auf die russische Revolution einschließt, mit der die „Ideen von 1789“ nicht getilgt werden.


Diese Lesart der frühen Dokumente legt nahe, beispielsweise in Zweifel zu zuziehen, den Ernst Niekisch von 1917/18 als einen in dem besagten Zeitraum Vordenker des „Nationalbolschewismus“ aufzufassen. („Nationalbolschewismus“, siehe die Def. bei wikipedia) Diese Zweifel wären unberechtigt, wenn aus den Dokumenten von 1917/18 hervorgehen wird, dass Niekisch in diesem Zeitraum eine Anlehnung des deutschen Kaiserreiches an Russland anstrebte, um eine nationale Revolution zu fordern, die gegen die Weltrevolution ausgerichtet ist. Das gibt die Quellenlage von 1917/18 jedoch nicht her.


Etwas zur „Gallionsfigur“ der „Neuen Rechten“, die sich auf Niekisch beziehen, um sich auf ihn berufend - vorallem den Niekisch der W.R. -, Antiwestlichkeit zu favorisieren. Und der Linken, die sich auf auf diese „Neue Rechte“ beziehen, um Niekisch beispielsweise als einen Vertreter des „linken“ Flügel des N.S – Bolschewismus bei Goebbels, Strasser, „Querfront“ … ) zu nehmen und ihn dann entsprechend interpretierend zu einzuordnen („Konservative Revolution“). Dass Niekisch mit seiner in der deutschen Kaiserzeit vorgenommen Bezugnahme auf den Bolschewismus sich nicht grundsätzlich gegen die „Ideen von 1789“ wendet, geben die angeführten Dokumente her, aus denen oben zitiert wurde. Davon ausgehend sind sowohl jene Forschungsergebnisse in Zweifel zu ziehen, die die Argumentationsfigur bieten, mit der herausgearbeitet wird, das der Niekisch der deutschen Kaiserzeit sich mit seiner Bezugnahme auf den Bolschewismus grundsätzlich gegen den „Bürger“ und damit gegen die „Ideen von 1789“ sich gewendet. Diese Argumentationsfigur, die der „Entscheidung“, bietet das angeführte Buch von Friedrich Kabermann mit der nahegelegt wird, das Ernst Niekisch 1917 antiwestlich ausgerichtet ist. Die „Neue Rechte“ bezieht sich dann auch auf jene Antiwestlichkeit die mit Kabermanns Argumentationsfigur herausgearbeitet wurde. Aufgrund der Quellenlage von 1917/18 ist ebenfalls in Zweifel zu ziehen, der von Michael Pittwald unternommene Zugang zu dem Niekisch von 1917/18. Seine Argumentationsfigur, lediglich die im besagten Zeitraum veröffentlichten Tempel-Aufsätze heranziehend, gibt her, Ernst Niekisch als einen Völkischen Sozialisten in der SPD zu zeigen, der die „Ideen von 1789“ tilgt – um mit diesen Ernst Niekisch gegen die „Neue Recht“ zu argumentieren, die auf Niekisch (bevorzugt den Niekisch der W.R.) sich bezieht.


Bezugnehmend auf die Dokumente von 1917/18 erschließt sich, vorausgesetzt die angeführten Argumentationsfiguren werden nicht in den Vordergrund des leitenden Erkenntnisinteresses gestellt: Ernst Niekisch setzt 1917/18 mit seiner Bezugnahme auf die russische Revolution und setzt mit seinen Eintritt in die SPD auf „Ideen von 1789“, die seit August 1914 endlich auch in Deutschland zu praktizieren sind: setzt auf Parlamentarismus und setzt auf demokratische Parteien, setzt auf Demokratie. Die SPD ist ihm 1917/18 die politische Partei des deutschen Volkes, mit der es gilt, dass Erbe von Karl Marx anzutreten. Er verabschiedet 1917/1918 nicht den mit den „Ideen von 1789“ in die Welt gekommeneb und im Westen bereits praktizierten Parlamentarismus der politischen Parteien, die Demokratie - wie beispielsweise die Völkischen, die 1918 Niekisch mit dem Begriff „Alldeutsche“ (Tagebuch 1917/18) fasst, und gegen die er sich mit seinen, mit dem Beginn des Ersten Weltkrieges begonnenen national-parlamentarischen Vorstoß und seiner Bezugnahme auf die russische Revolutuion (Politische Publizistik, Schwäbische Volkszeitung) richtet. „Wir sahen schon … , daß der erste Schritt in der Arbeiterrevolution die Erhebung des Proletariats zur herrschenden Klasse, die Erkämpfung der Demokratie ist.“ (1) In der deutschen Kaiserzeit seit 1917/18 mit der SPD auf das Parlament, auf politische Parteien, auf Demokratie setzen - das gibt eine Vordenker des „Bolschewismus“ her? Das gibt „Völkischen Sozialismus“ her?




(1) Karl Marx/Friedrich Engels: Manifest der Kommunistischen Partei (1847/1848, MEW 4, Seite 481.
 
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Stellst du uns hier deine Seminarabeit vor?

Stoff zur Diskussion bietet das kaum. :grübel:


[FONT=Arial, Helvetica]Wird auf die angeführten Argumentationsfiguren gesetzt, wird der Niekisch von 1917/18 extremistisch, von links und/oder von rechts her wahrgenommen und dieser entsprechend gelesen, interpretiert und eingeordnet. Von daher gesehen, erübrigt sich eine inhaltliche Bezugnahme, beispielsweise auf die Quellenlage von 1917/18. Ins Gesichtsfeld kommt das gegen das je eigene Argumentationsfigur Gehende entsprechend der je eigenen Zuschreibung. Wird dann diskutiert, entstehen Kreis-Drehende Extremismus-Diskurse. [/FONT]

[FONT=Arial, Helvetica]Diesem Gesichtsfeld bezüglich stellt sich beispielsweise die Frage, ob diesen die Distanz zu der je eigenen Verortung, zu den jeweiligen vordergründig sich ausschließenden Argumentationsfiguren abgeht? Und dann auf den Niekisch von 1917/18, auf die angeführte Quellenlage bezogen kann das gegen den Strich Gehende in dem bereits als Verstandenen Angenommen zweifelsfrei, einer Diskussion a priori unwürdig, wenn überhaupt, 'integriert' werden? Nach dem Motto: Was nicht sein darf/kann, bietet etwas, auf das sich inhaltlich zu beziehen erst gar nicht lohnt. Diskussion? Nein Danke! So gesehen: Zustimmung: „Stoff zur Diskussion bietet das kaum.“ [/FONT]
 
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