Hast Du das Thema selbst gewählt oder wurde es Dir vorgegeben?
Grundsätzlich denke ich nämlich, dass Politikverdrossenheit quellenmäßig kaum fassbar ist - zumindest, wenn man unter Politikverdrossenheit Desinteresse an und Abkehr von der Politik versteht. Es gibt in der antiken Literatur viel Material zu Kritik mancher Athener am demokratischen politischen System ihrer Stadt, aber das ist nicht automatisch dasselbe wie Politikverdrossenheit, sondern im Gegenteil der Wunsch nach einer Veränderung, meist Richtung Oligarchie.
Ein Quellentipp sind die Komödien von Aristophanes. Er nahm in seinen Stücken gerne diverse Missstände der athenischen Demokratie aufs Korn, was allerdings auch nicht mit Politikverdrossenheit gleichzusetzen ist, sondern im Gegenteil, er beschäftigte sich aktiv mit der Politik und baute in seine Werke zahlreiche Anspielungen auf die Tagespolitik ein, fast wie heutzutage Kabarettisten. Am ehesten wird so etwas wie Politikverdrossenheit noch im Stück "Die Vögel" thematisiert.
Wenn man will, könnte man die Einführung und spätere Erhöhung der Bezahlung für die Teilnahme an der Volksversammlung als Maßnahme gegen zunehmende Politikverdrossenheit der Teilnahmeberechtigten interpretieren - oder als Populismus oder als Sozialmaßnahme oder ...
Auch den in Athen entstandenen Epikureismus kann man bestenfalls bedingt als Zeichen für Politikverdrossenheit werten, denn seine Abkehr von der Politik beruhte nicht wie bei Politikverdrossenheit auf Desinteresse oder einem Ohnmachtsgefühl, sondern auf der philosophischen Auffassung, dass politische Betätigung aufreibend und belastend und daher schlecht für einen ausgeglichenen Seelenzustand sei, der anzustreben sei, um glücklich zu werden.