Wagner- und Verdijahr 2013

Ich habe dazu auch nicht Töne, Klänge und Klangfolgen betrachtet, sondern das Gesamtkunstwerk, vornehmlich den Text. Ich meinte ja nicht, dass Thielemanns C-Dur-Zitat falsch sei, sondern einfach furchtbar banal und blind für die tatsächlichen Zusammenhänge. Wenn man Thielemann beim Wort nähme, könnte demnächst einer daherkommen und das Verbot des Horst-Wessel-Liedes kritisieren, weil da auch wirklich keine Note anstößig ist.
...hm... in NY an der Met habe ich die Meistersinger gesehen, in Paris unter einem Chagallschen Deckenfresko den Tristan, in einem gallischen Amphitheater den kompletten Ring, zudem habe ich mir exemplarisch die Spielpläne berühmter Opernhäuser angeschaut: wie, scharfzüngiger Gerd Franke, erklärt es sich, dass diese Opernhäuser kein Werk namens Horst Wessel Lied aufführen?...

...kann es sein, dass der Vergleich Oper des 19. Jhs. und Nazilied irgendwie komplett deplaziert ist?...
 
Der Alte hätte seiner Tochter Gilda die lustvollen Nächte mit dem attraktiven Herzog gönnen sollen - dann wäre das Malheur nicht passiert. :D

Das würd ich aber als Vater einer Tochter nicht so sehen.
Denn der Herzog von Mantua ist ein rücksichtsloser Egoist,
der die Kriterien einer NPS ziemlich lückenlos erfüllt.
Zum anderen hasst er (Rigoletto) sich selbst dafür,
einen anderen liebenden Vater (Monterone) vorher bei dem analogen Fall verhöhnt zu haben...
und er fürchtet dessen Fluch.
Das ist mE der eigentliche rote Faden.

Er ist verflucht wegen seiner Kleinheit, seiner Behinderung und seiner Unterwürfigkeit.
Als er sieht wie der aufrechte liebende Vater Monterone durch seine schäbige Mithilfe ins Unglück stürzt, befindet er sich selbst an der Schwelle dazu.
Und er schwört Rache! (Si vendetta tremenda vendetta)
..die Rache des unterwürfigen Kleinen der sich am Mord am Großen versucht und dabei grausam scheitert.

Letztlich scheitert er an der Gemeinheit der Welt, an seiner Teilhabe daran, und seinem Versuch seine einzige wahre Liebe Verdi Rigoletto Duet Act 1 (1/2) - YouTube vor seiner eigenen Schlechtigkeit zu schützen.

Es ist fast ein bisserl Faust 1 mit Musik.
Ich liebe es.

Grüße hatl
 
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Im Falle von Wagners Opernrassismus
...oh weh...
...erneut: die Libretti von Wagner enthalten keine rassistischen Passagen, auch keine antisemitischen; die Partituren sind ohnehin frei von dergleichen. Man muss schon arge rabulistische Anstrengungen veranstalten, um irgendwen dafür zu überreden, dergleichen hineinzulesen, aber überzeugen kann man damit nicht.

...gewiß, andere Hervorbringungen Wagners, deretwegen ihn niemand für einen großen Komponisten hält, enthalten antisemitische Ressentiments - das ist allen bekannt.
 
...aber...hm...also wenn man schon dem verwunderlichen Fetisch anhängt, in Musik, in Klänge, in Note, in Töne antisemitische Anspielungen und rassistische Inhalte hineinzurabulieren, dann empfehle ich wärmstens:
zum Thema Rassismus: Claude Debussy Le petite Negroe (Ragtime für Klavier)

1. Das Stück heißt "Le petit nègre" - Debussy war Franzose.

2. Debussy war mit einer Jüdin verheiratet (Emma Baldac). Das hätte Wagner sich bestimmt verkniffen.

3. Von Debussy ist nicht bekannt, dass er in seinen Werken ein Bild der überlegenen Rasse vermitteln wollte. Von Wagner schon.

4. Von Debussy ist nicht bekannt, dass er die Angehörigen irgendeiner Rasse "gewaltsam auswerfen" oder "verprügeln" wollte, und auch der Wunsch, irgendeine rassisch definierte Menschengruppe möge doch gesammelt in einer Theater verbrennen ist von Debussy nicht belegt. Von Wagner schon.

5. Von "nègre" zu reden war zu Debussys Zeit politisch absolut korrekt. Wagners antijüdische Obsession lag sogar quer zur offiziellen Politik.

6. Kurz gesagt: Wagner ist in der hier debattierten Hinsicht einzig. Es wird nicht gelingen, Debussy auf die rassistische Gipfelhöhe Wagners emporzuheben oder Wagner im Nebel antijüdischer Vorurteile des Mannes auf der Straße verschwinden zu lassen.
 
1. (...) 2. (...) 3. Von Debussy ist nicht bekannt, dass er in seinen Werken ein Bild der überlegenen Rasse vermitteln wollte. Von Wagner schon. 4. (...) 5. (...)
6. Kurz gesagt: Wagner ist in der hier debattierten Hinsicht einzig. Es wird nicht gelingen, Debussy auf die rassistische Gipfelhöhe Wagners emporzuheben oder Wagner im Nebel antijüdischer Vorurteile des Mannes auf der Straße verschwinden zu lassen.
"kurz gesagt" ist ein gutes Stichwort: da hat einer (wer wohl?) den humorigen Hinweis auf Chopin und Debussy überhaupt nicht verstanden :winke: stattdessen immer dieselbe komplett unbewiesene und obendrein unbeweisbare Leier...

a)
wo in den Wagnerschen Partituren sind eindeutige rassistische und antisemitische Botschaften?
b)
wo in Wagners Libretti finden sich eindeutig rassistische und antisemitische Passagen?
c)
ist Chopins Mazurka antisemitisch?
d)
welcher große Komponist schrieb wörtlich "die Verleger sind die schlimmsten Juden, am besten man schösse sie tot"?

ich beantworte die Fragen bis auf die letzte gerne:
a) & b) nirgendwo c) nö d) hier darf noch ein wenig geraten werden

Was bzgl. a) und b) noch anzumerken ist: irgendwelche Briefe, Schriftstellereien, Tagebücher sind irrelevant für die Opern selber, denn die existieren nun mal ab ihrer Veröffentlichung unabhängig von ihrem Schöpfer; sowie die Oper oder der Roman oder die Mazurka vorliegen, sind alle, die sich damit befassen, nur noch Interpreten.
 
Die rassistische Struktur des Rings

Der "Ring" ist zwar weit davon entfernt, ein "genialer Wurf" zu sein, wie ein Kulturredakteur einmal schwärmte; es geht da so durcheinander zu wie im Kopf seines Schöpfers. Eines bestimmt aber dennoch die Struktur des Vierteilers: die rassistische Ideologie mit antisemitischer Stoßrichtung.

Am Anfang steht der Raub des Goldes durch Alberich, der hinfort zum Inbegriff von Macht durch Gier und Geld wird. Die Alberich-Welt ist, wie von mir nachgewiesen wurde, für Wagner die Welt des Portefeuilles in Händen des "gespenstischen Weltbeherrschers", den er in den Juden sieht.
Dieser Alberich gerät nun in Konflikt mit dem Gott, den Wagner als den "rechten Gott der Arier" bezeichnet, nämlich Wotan. Nach Wagner muss man diese Rasse "durchaus hoch über die anderen stellen", unter anderem wegen ihrer Wahrheitsliebe und - Siegfried lässt grüßen - ihrer Furchtlosigkeit.

Alberich, der mit dem Rheingold auch die Möglichkeit zur Weltherrschaft erworben hat, also die Chance, eben der von Wagner an die Wand gemalte "gespenstische Weltbeherrscher" zu werden, verkündet auch gleich sein Programm. Auf Sympathie muss er zwar verzichten (der Liebe entsagen), aber er wird die "schmucken Frau'n" der edlen Arier "sich zur Lust zwingen". Rassenvermischung wird also angedroht, und was das bedeutet, hat Wagner ja auch gesagt: Dadurch wird die unedlere Rasse nicht der edlen angeglichen, sondern die edlere nur unedler - für Wagner eine apokalyptische Vorstellung, die er als "viehisch untergehen" beschreibt.

Was tun?, spricht Wotan. Hier hat Wagner ganz gezielt eine Sagentradition aufgegriffen, die nicht unbedingt mit Siegfried verbunden ist: die Wälsungensage. Das gibt ihm die Möglichkeit, einen Enkel durch Inzest zweier eigener Kinder zeugen zu lassen. Der ist also zweifach göttlicher, und das heißt bei Wagner nachweisbar: arischer Abstammung. Er ist furchtlos, wie Wagner das den Ariern nachsagt, arisch-wahrheitsliebend wohl auch, und in geradezu aufdringlicher Weise hat der "hehrste Helde der Welt" die Verachtung des Geldes in den Genen - ganz anders als der minderwertige Alberich und sein Angestellter Mime. Dass Wagner die Zeichnung seines "Menschen der Zukunft" gründlich misslungen ist und wir eher einen pubertären Tölpel auf der Bühne erleben als den "gewünschten, gewollten Menschen", steht auf einem anderen Blatt. Des Meisters Absicht war das keinesfalls.

Inzwischen hat - das ist Wagners höchstpersönliche und daher ganz entscheidend zu gewichtende Änderung des Mythos - Alberich sich mit Grimhilde vermischt und den Widerling Hagen gezeugt - eine in ihrer bösartigen Eindeutigkeit simple Figur wie aus dem Comic-Heftchen, gegen die der Hagen im Nibelungenlied ein Wunder an differenzierter Charakterzeichnung ist.

Klar, dass der unseren strahlenden Arierheld zu Tode bringen und irgendwie auch das Ende der Götterwelt einleiten muss. Und ganz geld- und machtgieriger Mischling, der er ist, stürzt Hagen sich noch zuletzt in die Rheinflut, um den Ring für sich zu retten.

Wie sagte doch Wagner im Februar 1881: "Wenn unsere Kultur zu Grunde geht, ist es kein Schaden, wenn sie aber durch die Juden zu Grunde geht, ist es eine Schmach." Dieser Gedanke bestimmt die Struktur und die Kernaussage der Tetralogie.
 
Der "Ring" ist zwar weit davon entfernt, ein "genialer Wurf" zu sein, wie ein Kulturredakteur einmal schwärmte; es geht da so durcheinander zu wie im Kopf seines Schöpfers. Eines bestimmt aber dennoch die Struktur des Vierteilers: die rassistische Ideologie mit antisemitischer Stoßrichtung.
(.....[private Zutaten des Verfassers].......)
man kann sich ja zum Vergleich hier Richard Wagner Werkstatt, Text-Datenbank, Suchmaschine die Libretti und hier Der Ring des Nibelungen, WWV 86 (Wagner, Richard) - IMSLP/Petrucci Music Library: Free Public Domain Sheet Music die Partituren durchlesen und anschauen - und wenn man sich die Mühe macht, dann wird man erwartungsgemäß nichts aus dem Zitat oben bestätigt finden.

und wenn das zu viel Mühe macht, dann genügt auch, Kurt Pahlens vier Opernführer zum Ring zu lesen
 
Die rassistische Struktur des "Parsifal"

Eigentlich ist mit drei Wörtern alles gesagt. Wenn am Schluss die Gralsgemeinschaft zusammen "mit Stimmen aus der mittleren sowie der obersten Höhe" ergriffen singt: "Erlösung dem Erlöser", dann ist damit das Programm zusammengefasst, nach dem der "Parsifal" angelegt ist. Auf diese drei Wörter läuft alles zu. Dass man über die an die denkbar prominenteste Stelle gesetzte Parole so einfach hinweggeht, ist nicht mehr mit Achtlosigkeit zu erklären; hier wird absichtsvoll ignoriert.

Was er damit gemeint hat, hat Wagner mehr als einmal gesagt: Der Erlöser soll "von aller alexandrinisch-judaisch-römisch despotischen Verunstaltung gereinigt und erlöst" werden, der "Kern der Religion" soll "gerettet" werden, und zwar von einem siegfriedhaften deutsch-germanisch-arischen Christus.

Ganz wie im "Ring" verraten auch im "Parsifal" diejenigen Punkte, an denen er die Überlieferung geändert hat (von den Kürzungen einmal abgesehen), besonders deutlich, worauf es Wagner ankam:

Da wäre einmal das scheinbar unscheinbare Detail des Namens: "Parzival" - die verdeutschte Form des französischen "Perceval" war Wagner viel zu romanisch; da musste eine falsche Etymologie her, das Persische wird bemüht, nach Wagners Auffassung die Sprache der Ur-Arier, und siehe da - der Name verrät genau das, was Wagner an seinen Helden schätzt, nämlich die Reinheit und dass sie unbelastet sind von alexandrinisch-judaisch-römischer Bildung, reine Toren eben.

Kundry ist nicht einfach wie bei Wolfram Gralsbotin, sondern daneben auch Klingsors gefährlichste Waffe, Verführerin und Überträgerin des Leidens, das Amfortas befallen hat und die Gralsgemeinschaft bedroht. Sie trägt nicht nur Ahasver-Züge, sondern wird von Wagner sogar als "Ahasvera" und "Herodias" bezeichnet.

Man redet viel von "Mitleidsethik" im Parsifal; aber die einfühlende Frage, die im mittelalterlichen Epos zentrale Bedeutung hat, interessiert Wagner nicht. Sein Parsifal wird "durch Mitleid wissend", genauer gesagt "welthellsichtig". Das bedeutet, er erkennt in dem Moment, in dem er Kundrys Verführung widersteht, wie es in der Welt läuft: Da gibt es die Guten, die mit Gott verbundene Gralsgemeinschaft nämlich, aber auch das Reich des Bösen, also Klingsors, der die Gemeinschaft der Guten verderben will. Wie im "Ring" ist die Vermischung der einen mit der anderen Gemeinschaft, man darf getrost sagen: die Rassenvermischung, das Einfallstor der Verderbnis.

Und wie wenn das noch nicht deutlich genug wäre, erfindet Wagner im ersten Akt eine aberwitzige Blut-Hydraulik von heiligem und Sündenblut und dem Leck in Amfortas' Körper, das nur durch den heiligen Speer in der Hand des arischen Christus Parsifal geschlossen werden kann. Die Tatsache, dass sich dieser heilige Speer zunächst in der Gewalt Klingsors befindet, macht Wagners Lieblingsgedanken von der "Verunstaltung" des Erlösers durch ungermanische, nichtarische Einflüsse sinnlich begreifbar.

Die Identifikation Parsifals mit Christus zeigt geradezu aufdringlich die leicht blasphemische Stelle, an der Kundry Parsifals Füße salbt und mit ihren Haaren trocknet, wie das bei Joh. 12 von Maria, der Schwester des Lazarus, erzählt wird. Und damit wirklich jeder glaubt, dass der "Parsifal" und Wagners rassistische Prosa aufeinander bezogen sind, tauft der neue Gralsführer Kundry, die denn auch alsbald brav entseelt zu Boden sinkt - ein sprechendes Bild des kulturellen und physischen Untergangs eben, wie Wagner ihn den Juden zugedacht hat.
 
Die User zeigen Ermüdungserscheinungen angesichts der ständigen Wiederholungen.

Hast du nicht etwas anderes drauf, als den "antisemitischen Wagner"? :grübel:
 
Die User zeigen Ermüdungserscheinungen angesichts der ständigen Wiederholungen.

Hast du nicht etwas anderes drauf, als den "antisemitischen Wagner"? :grübel:

zum Beispiel wäre mal der Versuch einer Antwort auf die Frage interessant, warum in den letzten hundertfünfzig Jahren ein Gutteil der Musiker und Literaten dieser Welt zwischen Baudelaire, Thomas Mann, Verdi und Boulez einem Nichtskönner und Blender aufgesessen sind (mit Ausnahme eines gewissen Herrn Franke selbstverständlich...)
 
Ganz wie im "Ring" verraten auch im "Parsifal" diejenigen Punkte, an denen er die Überlieferung geändert hat (von den Kürzungen einmal abgesehen), besonders deutlich, worauf es Wagner ankam:

Da wäre einmal das scheinbar unscheinbare Detail des Namens: "Parzival" - die verdeutschte Form des französischen "Perceval" war Wagner viel zu romanisch;
upps... da hat der Wagner was mit Wolfram von Eschenbach gemeinsam: der olle Minnesänger muss wohl auch ein antisemitischer Rassist gewesen denn, denn er verwendete die romanische Namensform nicht... :D:autsch::D

oh armer geschundener Schiller, Friedrich von, die bösen Librettisten haben deinen Don Carlos, deinen Macbeth, dein wie es euch gefällt gekürzt, umgestellt, reduziert - das müssen auch allesamt Rassisten gewesen sein :autsch:

ew´ger Dank an den großen Sprachschöpfer, der den Neologismus Opernrassismus in unsere Sprache gebracht hat =)=)

...so langsam sollte der Faden hier, wiewohl anfangs noch interessant, entweder entsorgt oder im Smalltalk geparkt werden...
 
...so langsam sollte der Faden hier, wiewohl anfangs noch interessant, entweder entsorgt ...

Ich habe ja schon einen „Roten“ weg wegen meinem Bekenntnis zu Wagner.<?xml:namespace prefix = o ns = "urn:schemas-microsoft-com:eek:ffice:eek:ffice" /><o:p></o:p>
Vielleicht bekomme ich nun noch einen weil...<o:p></o:p>
Weil, diesem Gedanke stimme ich voll zu.<o:p></o:p>
 
Ich schließe mich meinen Vorrednern an.

Wenn die Quintessenz von Wagners musikalischem Werk grundsätzlich antisemitisch-rassistisch sein soll und Wagners Intention entspräche, so müsste diese Vorstellung aber auch für einen Antisemiten schlüssig und deutlich erkennbar sein, denn was nützt es denn, wenn es ein Durchschnittsantisemit gar nicht als antisemitische Karikatur erkennt?

Sollte man also Wagner wegen des Pamphlets "Wider das Judenthum in der Musik"
von den Opernhäusern verbannen? Nach diesem Maßstab müsste man konsequenterweise auch den "Kaufmann von Venedig" indizieren und den Reformationstag wegen Luthers "Wider die Juden und ihre Lügen" aus dem Kalender streichen. Antisemitische Klischees könnte man auch Charles Dickens Oliver Twist unterstellen.

Wenn man Wa
 
Meiner Verehrung gegenüber einen der größten Musikgenies der Welt – ich bin Stolz darauf das er ein Deutscher ist – hat das keinerlei misstrauen hinterlassen.
Negative Kritik alles ganz gut und schön und auch erforderlich. Für mich kommt es darauf an, wem verpasse ich eine negative Kritik.

Ganz vorsichtig werde ich, wenn derjenige schon lange Tod ist, sehr viel gutes der Menschheit gegeben hat und deshalb auch viel Verehrung bekommt, sowie Achtung unter vielen, vielen Menschen hat.

Warum soll man Wagner nicht kritsch anschauen dürfen? Er war ein Antisemit, das muss man ansprechen und darf es nicht unter den Teppich kehren. Denn dieser Antisemitismus gehört zu Wagner wie seine Musik. Es gehört aber auch dazu den historischen Kontext von Wagner anzuschauen.

Die Frage stellt sich, warum war oder wurde Richard Wagner zum Antisemit?


Garantiert nicht. Und weder ich noch irgendjemand in meiner Familie hatte jemals was mit Antisemitismus am Hut

Hat dir das jemand unterstellt? Ich glaube nicht.

Es kann auch nicht sein, wenn man hier Position für Wagner bezieht, dass man dann gleich in die Ecke von Antisemitisten geschoben wird :(

Wurdest du das? Glaube ich auch nicht. Eher deine unkritsche Haltung gegenüber Wagner wurde kritisiert.

Ich habe ja schon einen „Roten“ weg wegen meinem Bekenntnis zu Wagner.

Was stand denn im Kommentar drin?
 
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Was stand denn im Kommentar drin?

"Antisemitismus bleibt Antisemitismus!"<?xml:namespace prefix = o ns = "urn:schemas-microsoft-com:eek:ffice:eek:ffice" /><o:p></o:p>
<o:p> </o:p>
Das ist wohl wahr, da muss man mich nicht belehren.<o:p></o:p>
Nur das ich für diese Wahrheit einen „Roten“ bekam, war mir nicht so recht klar. <o:p></o:p>
 
Warum soll man Wagner nicht kritsch anschauen dürfen? Er war ein Antisemit, das muss man ansprechen und darf es nicht unter den Teppich kehren. Denn dieser Antisemitismus gehört zu Wagner wie seine Musik. Es gehört aber auch dazu den historischen Kontext von Wagner anzuschauen.
Das alles ist völlig richtig!

Freilich ebenso richtig ist, dass die romantischen Opern Fliegender Holländer, Tannhäuser, Lohengrin und die Musikdramen Tristan und Isolde, Meistersinger, Ring des Nibelungen, Parsifal keine rassistischen und auch keine antisemitischen Subexte enthalten; sie missionieren niemanden dazu, Rassit oder Antisemit zu werden. Das mag nun erstaunen, dass der Mensch Wagner antisemitische Ressentiments hatte, der Komponist Wagner hingegen nicht - allerdings tut man Wagners musikalischem Werk Gewalt an, wenn man von außen Sachen hineinzwängt, die text- oder werkimmanent gar nicht drin sind... Und auch das darf man ansprechen, ja muss man sogar - und das haben ja einige der Teilnehmer hier wohltuend deutlich getan, nämlich genau das (das von außen hineinlesen) angesprochen.
 
...sie missionieren niemanden dazu, Rassit oder Antisemit zu werden.

Auf den Gedanken würde ich gerne Bezug nehmen.

MW ist der Versuch, Wagner als Basis für Hitlers Antisemitismus und Rassenwahn nachzuweisen, sozusagen monokausal in den Wiener Jahren, in der Hitler-Forschung höchst umstritten. Das wäre der Blick auf ein Extrem.
Hitlers Wagner | ZEIT ONLINE

Wenn man den Blickwinkel auf weitere Personen des NS erweitert: Rosenberg und Co.?

Wird die Behauptung überhaupt irgendwo sonst biographisch gestützt?

Wenn nicht, kann man die behauptete Kausalkette wohl ad acta legen.
 
Auf den Gedanken würde ich gerne Bezug nehmen.

MW ist der Versuch, Wagner als Basis für Hitlers Antisemitismus und Rassenwahn nachzuweisen, sozusagen monokausal in den Wiener Jahren, in der Hitler-Forschung höchst umstritten. Das wäre der Blick auf ein Extrem.
Hitlers Wagner | ZEIT ONLINE

Wenn man den Blickwinkel auf weitere Personen des NS erweitert: Rosenberg und Co.?

Wird die Behauptung überhaupt irgendwo sonst biographisch gestützt?

Wenn nicht, kann man die behauptete Kausalkette wohl ad acta legen.

Spekulationen darüber, dass Wagner als "geistiger Vorläufer" der Nazis anzusehen ist, hat es mehrfach gegeben. Dazu habe ich weiter vorn schon einmal eine Rezension von Jens Malte Fischers Buch "Richard Wagner und das Judentum in der Musik" eingestellt:

Mit ohnmächtiger Wut musste er [Wgner] mit ansehen, wie sich der in seinen Augen verhängnisvolle Einfluss des Judentums in allen Bereichen der Kultur und Politik ständig vergrößerte. Er steigerte sich geradezu in einen Verfolgungswahn hinein. Die Presse wähnte er ganz "in Meyerbeers Händen". Ferner brachte er alles, was ihm unangenehm war und was ihm hinderlich erschien, mit Juden in Verbindung und glaubte allen Ernstes an eine jüdische Verschwörung gegen sich. Selbst Ludwig II. versuchte er, für seine antisemitischen Hirngespinste zu gewinnen, aber vergeblich.

Noch in seinen Spätschriften hat Wagners Antisemitismus Spuren hinterlassen. Im Grunde, behauptet Fischer, gibt es solche Indizien auf allen Ebenen und in allen Texten, sogar in seinen Regiebemerkungen und in den Partituren. Hass auf die Juden hier und da, bei bestimmten Figuren, in bestimmten Konstellationen, sei in sein Werk eingesickert, in Figuren wie Mime und Beckmesser seien die antijüdischen Ressentiments ihres Schöpfers deutlich zu erkennen. Die Nichtjuden müssten, so lautete Wagners Postulat, die Erlösung zu wahrhaften Menschen ansteuern. Juden hingegen könnten an diesem Prozess nur teilnehmen, wenn sie aufhörten Juden zu sein.

Auch wenn Wagner "nur" das geistige Verschwinden des Judentums gefordert hat und wohl nicht an eine physische Vernichtung jüdischer Menschen gedacht hat, wie sie später die Nazis ins Werk gesetzt haben, so ist doch sicher, dass von seinen Ideen, Schriften und Werken Einflüsse auf die NS-Ideologie und die NS-Politik ausgingen und diese eine gewisse "geistige Vorläuferschaft" bildeten.

Obwohl von Wagner zu Hitler ebensowenig eine schnurgerade Einbahnstraße führt wie von Luther zu Hitler, so hat er gleichwohl mit dem Gewicht seiner weltweiten Berühmtheit einer schändlichen Gesinnung Umriss und Stimme gegeben und "eine Bierkellerideologie zur Salon- und Kulturfähigkeit geadelt."

Richard Wagner als Vorläufer der Nazis? - Jens Malte Fischer über Wagners Antisemitismus : literaturkritik.de

Man muss dieser Meinung sicher nicht folgen, doch ist es interessant, wie manche den Einfluss von Wagners Werk auf den Nationalsozialismus beurteilen.
 
Rezension auf Jens Malte Fischer schrieb:
Ferner brachte er alles, was ihm unangenehm war und was ihm hinderlich erschien, mit Juden in Verbindung und glaubte allen Ernstes an eine jüdische Verschwörung gegen sich.
schau an: dem Wagner waren Kollegen/Konkurrenten wie Johannes Brahms und Guiseppe Verdi ein Dorn im Auge, ja deren Erfolge, Leistungen, Bekanntheit war ihm höchst unangenehm - doch entgegen Herrn Fischers summarischer Behauptung werden Brahms und Verdi nirgendwo bei Wagner zu... erraten

Auch wenn Wagner "nur" das geistige Verschwinden des Judentums gefordert hat und wohl nicht an eine physische Vernichtung jüdischer Menschen gedacht hat, wie sie später die Nazis ins Werk gesetzt haben, so ist doch sicher, dass von seinen Ideen, Schriften und Werken Einflüsse auf die NS-Ideologie und die NS-Politik ausgingen und diese eine gewisse "geistige Vorläuferschaft" bildeten.
eine "gewisse" geistige Vorläuferschaft -- was soll man mit so einem vagen nebulösen Wortungetüm, das nur Verdächtigung ausdrückt, ernsthaft anfangen?...

Obwohl von Wagner zu Hitler ebensowenig eine schnurgerade Einbahnstraße führt wie von Luther zu Hitler, so hat er gleichwohl mit dem Gewicht seiner weltweiten Berühmtheit einer schändlichen Gesinnung Umriss und Stimme gegeben und "eine Bierkellerideologie zur Salon- und Kulturfähigkeit geadelt."
die Bekanntheit oder Popularität eines Künstlers (womöglich auch noch die posthume, welche allein Rezeptionsgeschichte ist) macht ihn schuldiger als weniger bekannte/populäre Künstler?...??

Auch bei Jens Malte Fischer finden wir keine stichhaltigen Argumente, keine nachprüfbaren eindeutigen Textpassagen in den Opern/Libretti, sondern nur den vagen Wust an Verdächtigungen gegen die Werke, der sich einzig daraus speist, dass nicht werk- bzw. textimmanente Sachen von außen in die Werke hineinprojiziert werden und die "Ergebnisse" dieser Projektion dann dreist als "Erkenntnisse" dargestellt werden; nicht anders ist es bei Marc Weiner. ...ja, man hätte es gern, ach so gern, alles unangenehme der Person Wagner auch im Werk Wagners auffinden und nachweisen zu können: aber bislang gelang das noch keinem. Und das ist nicht weiter erstaunlich, denn die Wahrscheinlichkeit, dass von 1883 bis 2013 eine Chimäre namens "rassistisch-antisemitisch missionierende schlecht gemachte Opernmusik" weltweit als Kulturleistung geschätzt wird, ist verschwindend gering.
 
Zuletzt bearbeitet:
Die ganze Diskussion führt eigentlich nur zu einem weiteren Versuch "Hitler" zu erklären.
 
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