Die Fürstbischöfe

Mandy

Neues Mitglied
Hallöchen:winke:
Im Mittelalter gab es ja viele Fürstbistümer(Ich wohne in einem ehemaligem) und deren Herrscher nannten sich Fürstbischöfe.Ich weiß zwar dass Fürstbischöfe als weltliche und geistliche Herrscher zugleich galten, aber wie kam es dazu dass es Fürstbischöfe gibt und ist ein Fürstbischof höher als ein Erzbischof?
LG Mandy
 
Bei einem Fürstbischof vereinen sich einfach weltliche und geistliche Macht. Ein Beispiel wäre der Fürstbischof von Würzburg. In geistlicher Hinsicht war er Bischof, daneben aber auch Herzog von Franken. Für die Hierachie innerhalb der Kirche spielt aber meines Erachtens die Bezeichnung "Fürst" wie in "Fürstbischof" keine Rolle.
 
Es gab nicht nur in Deutschland Fürstbischöfe, also Kirchenführer die zugleich auch weltliche Macht ausüben konnten.

In Frankreich hatten der Erzbischof von Reims (Herzog von Reims) sowie die Bischöfe von Langres (Herzog von Langres), Beauvais (Graf von Beauvais), Châlons (Graf von Châlons), Noyon (Graf von Noyon) und Laon (Herzog von Laon) gleichzeitig auch weltliche Rechtstitel inne, die spätestens ab dem 12. Jahrhundert ex officio mit ihrem Kirchenamt verbunden waren.

Das was die französischen "Fürstbischöfe" von den deutschen unterschied, war das sie wesentlich weniger weltliche Macht inne hatten. Ihre weltlichen Lehen umfassten in der Regel nur die Stadt und das Umland ihrer Bischofsitze. In Deutschland dagegen hatten die Bischöfe von Würzburg als Herzöge von Franken und die Erzbischöfe von Köln als Herzöge von Westfalen deutlich größere Territorien in ihrer Hand. Sie waren in der tat echte Landesfürsten.
 
Wobei der Kurfürst von Köln nicht nur ein Kuramt inne hatte, sondern gleichzeitig der Kanzler von Reichs-Italien war. Also auch außerhalb sein Erzbistums ein mächtiger Mann war.

Apvar
 
Aber warum gab es Fürstbistümer nur in Deutschland ?

Das hat historische Wurzeln.

Die Dynastie der Ottonen suchte im 10./11. Jh. ein Gegengewicht zu den mächtigen Herzögen. Daher stattete Kaiser Otto der Große die Bischöfe und einige Äbte mit großen Ländereien aus, die er ihnen als Reichslehen überließ. Damit wurden die Bischöfe neben ihrer geistlichen Funktion zu Reichsfürsten und hatten wie die weltlichen Reichsfürsten Kaiser und Reich bei Bedarf mit Truppen, Unterkunft und Rat zu dienen. Mit einem modernen Begriff haben das heutige Historiker als "Reichskirchensystem" bezeichnet. - Allerdings brachte diese Doppelfunktion später auch Probleme mit sich (vgl. Investiturstreit ? Wikipedia )

Eine derart mächtige geistliche und weltliche Funktion der Bischöfe entwickelte sich anderen Ländern Europas nicht.
 
Das hat historische Wurzeln.

Die Dynastie der Ottonen suchte im 10./11. Jh. ein Gegengewicht zu den mächtigen Herzögen. Daher stattete Kaiser Otto der Große die Bischöfe und einige Äbte mit großen Ländereien aus, die er ihnen als Reichslehen überließ. Damit wurden die Bischöfe neben ihrer geistlichen Funktion zu Reichsfürsten und hatten wie die weltlichen Reichsfürsten Kaiser und Reich bei Bedarf mit Truppen, Unterkunft und Rat zu dienen. Mit einem modernen Begriff haben das heutige Historiker als "Reichskirchensystem" bezeichnet. - Allerdings brachte diese Doppelfunktion später auch Probleme mit sich (vgl. Investiturstreit ? Wikipedia )

Eine derart mächtige geistliche und weltliche Funktion der Bischöfe entwickelte sich anderen Ländern Europas nicht.

In Frankreich schon. Der franz.König Henri II besetzte 1552 die Fürstbischofsitze Metz, Toul, Verdun (Verden).

Die gehörten zur Kirchenprovinz Trier. Nach dem westfälischen Frieden wurden sie offiziel franz.

Trois-Évêchés ? Wikipedia

Deutsche Namen für Verdun-Firdunk-Wyrdung-Verden.

Für Toul-Tul.
 
Zuletzt bearbeitet:
skizzen

Kurze Schnappschüsse zu einigen Grundlagen, warum geistliche Würdenträger mit weltlichen Aufgaben betraut wurden und welche Konsequenzen dies hatte…
Ottonisch-salisches Reichskirchensystem ? Wikipedia
Reichskirchensystem
@Toul, Verdun und Metz:
Alle diese Bistümer waren Teil des HRR. Wie Isleifson selbst schreibt, wurden sie erst später Bestandteil des Königreichs Frankreich. Somit muss man sie durch die „Brille des HRR“ sehen um ihre Bedeutung und ihren Zuschnitt richtig einordnen zu können.
@Allgemein:
Es gab auch nicht nur gefürstete Bischöfe im HRR, sondern auch gefürstete Äbte. Dies waren eigentlich Vorsteher von Klöstern, doch einige der Größten davon gewannen reichsweite Bedeutung durch ihren Streubesitz und konnten teils nennenswerte Territorialfürstentümer errichten.
Reichsprälat ? Wikipedia
Dieter hat mit seinem Hinweis auf den Investiturstreit bereits darauf hingewiesen, woran das System der Vereinnahmung geistlicher Würdenträger für die Zwecke des Reiches zu einem kritischen Punkt kommen sollte. Eine gewisse Rolle als Gegengewicht zu ausschließlich dynastischen Interessen der weltlichen Reichsfürsten konnten sie aber weiterhin in gewisser Weise erfüllen. Wie dünn diese „Trennung“ aber sein konnte, zeigte sich im Verlaufe der Reformation, als einige „Kirchenfürsten“ versuchten ihre „geistlichen Fürstentümer“ in reguläre, „weltliche“ Fürstentümer umzuwandeln. Ebenso gelang es protestantischen Fürsten sich solche Territorien einzuverleiben… Eine sehr vielschichtige Geschichte also.
 
Nun man sollte natürlich auch sehen,daß die geistlichen Fürstentümer teilweise Endpunkt einer Entwicklung waren,die streng genommen in der Völkerwanderungszeit ihren Anfang nahm.
Die hiesigen Fürstbistümer (Speyer,Worms,Mainz,Köln,Trier)-
gingen aus ehemaligen Römerstädten hervor, die den Zusammenbruch des römischen Reiches und die Völkerwanderung überlebt hatten und die Bischöfe waren die einzige Institution innerhalb dieser Städte ,die kontinuierlich von der Römerzeit bis zur Neuzeit Leitungs- und Herrschaftsfunktionen inne hatten.
Daraus erwuchs zwangsläufig eine Machtbasis, die der der Kleinkönige der poströmischen Epoche in nichts nachstand, gebot man doch über die wirtschaftlich stärksten und bevölkerungsreichsten befestigten Plätze im Land, die noch dazu an strategisch günstigen Stellen lagen.
Daraus mußte sich zwangsläufig eine Eigenständigkeit entwickeln,die unabhängig von der Reichskirchenpolitik in autonomen Strukturen endete.
In Frankreich ga es übrigens lange Zeit ähnliche Parallelentwicklungen, die erst mit dem Übergang von föderalen zu zentralistischen Strukturen ihr Ende fanden.
 
ist ein Fürstbischof höher als ein Erzbischof?

Nein. Fürstbischöfe standen nicht über Erzbischöfen, da es keine Erzbischöfe gab, sondern nur Fürsterzbischöfe (oder mundartlich Erzbischöfe, dann aber auch Bischöfe statt Fürstbischöfe).

Jeder Bischof war zugleich Landesherr über seine (Erz-)Diözese, damit also Fürst des Reiches, ergo Fürst(erz)bischof.
 
Nein. Fürstbischöfe standen nicht über Erzbischöfen, da es keine Erzbischöfe gab, sondern nur Fürsterzbischöfe (oder mundartlich Erzbischöfe, dann aber auch Bischöfe statt Fürstbischöfe).

Jeder Bischof war zugleich Landesherr über seine (Erz-)Diözese, damit also Fürst des Reiches, ergo Fürst(erz)bischof.

Unter den geistlichen Reichsfürsten gab es sowohl Erzbischöfe (wie die von Köln, Mainz oder Trier) als auch zahlreiche Bischöfe. Hinsichtlich ihrer geistlichen Territorien gab es dabei keine Rangunterschiede. Allerdings zählten die Erzbischöfe von Köln, Mainz und Trier zu den Kurfürsten und hatten damit einen Vorrang vor allen anderen Reichständen. Die geistlichen Territorien der Bischöfe wurden auch als Hochstift, die der Erzbischöfe als Erzstift bezeichnet.

In kirchlicher Hinsicht wurden die Diözesen mehrerer Bischöfe - die sich nicht mit den Territorien deckten - zu Erzdiözesen unter einem Erzbischof zusammengefasst. Gegenüber den Bischöfen seiner Erzdiözese hatte der Erzbischof einige Vorrechte wie z.B. das Einberufen der Bischöfe zu Synoden oder das Recht der Bestätigung neuer Bischöfe. Außerdem natürlich einen Ehrenvorrang.
 
Gefürstete Prälaten hatten auch einen gewissen Vorrang gegenüber "gleichstufigen", weltlichen Fürsten im Zeremoniell. Über manches Detail eines Zeremoniells konnten sich die Herren auch durchaus handgreiflich streiten… Bei der Wahl des Kaisers durften, wenn ich mich recht erinnere, die geistlichen Kurfürsten zuerst abstimmen.

Die hiesigen Fürstbistümer (Speyer,Worms,Mainz,Köln,Trier)-
gingen aus ehemaligen Römerstädten hervor, die den Zusammenbruch des römischen Reiches und die Völkerwanderung überlebt hatten und die Bischöfe waren die einzige Institution innerhalb dieser Städte ,die kontinuierlich von der Römerzeit bis zur Neuzeit Leitungs- und Herrschaftsfunktionen inne hatten.
Daraus erwuchs zwangsläufig eine Machtbasis, die der der Kleinkönige der poströmischen Epoche in nichts nachstand, gebot man doch über die wirtschaftlich stärksten und bevölkerungsreichsten befestigten Plätze im Land, die noch dazu an strategisch günstigen Stellen lagen.
Daraus mußte sich zwangsläufig eine Eigenständigkeit entwickeln,die unabhängig von der Reichskirchenpolitik in autonomen Strukturen endete.
In Frankreich ga es übrigens lange Zeit ähnliche Parallelentwicklungen, die erst mit dem Übergang von föderalen zu zentralistischen Strukturen ihr Ende fanden.
Hmm, das würde ich so nicht unkommentiert stehen lassen wollen, ohne tief nachgraben zu wollen.
Zum einen gab/entstanden auch Fürstbistümer oder Reichsprälaten östlich der alten, römischen Grenzen – also ohne solche „Kontinuität“. Weiterhin ist ein spätrömischer Bischof mit einem „gefürsteten Prälaten“ einer Reichskirche nicht wirklich vergleichbar – höchstens in rein „seelsorgerischer Hinsicht“.
Sicherlich waren Stadtbischöfe in der Völkerwanderungszeit oftmals die einzigen ansprechbaren „Autoritäten“ in einer Stadt für die „germanischen Anführer“ (und Bürger!), die von diesen auch so mehr oder weniger gut akzeptiert wurden und nicht wie manche Honoratioren das Hasenpanier ergriffen hatten. Aber die spätrömischen Städte waren in der Regel schlecht zu verteidigen, wenn dort nicht eine Kerntruppe zur Verfügung stand. Nicht umsonst wurden weite Stadtflächen zugunsten einer engeren Bebauung während des Frühen Mittelalters aufgegeben. Als veritable Festungen in Frage kommende Städte wurden generell mit einer eigenen Garnison belegt, da ließ man sich gewiss auf keinen Deal mit Bischöfen ein (die damals ja oft/meist von den Gläubigen gewählt wurden). Gerade die Langobarden mit ihrer eher schwachen Königs-Zentralmacht machten Städte zu Zentren ihrer Herrschaftsausübung. Sie hatten aus den Fehlern der Ostgoten gelernt… Gegenüber den weitaus mächtigeren Königen der Franken oder Westgoten konnten Bischöfe aus eigenem Recht heraus als Stadtherren nicht bestehen. Allerdings konnte es zu beiderseitigem Nutzen durchaus zu einem Arrangement kommen. Auch die Merowinger bedienten sich gern solcher Möglichkeiten. Aber die Franken banden die Kirche schon sehr früh an die Krone an. Erst durch Bonifatius wurde der überregionale Klerus wieder stärker an den Papst in Rom gebunden. Es wäre zu einfach hier eine geradlinige Kontinuität anzunehmen. Die Könige banden die Bischöfe an sich, beanspruchten bekanntlich auch die Investitur - sprich sie ENTSCHIEDEN wer wo Bischof sein durfte, nicht mehr regionale Gläubige/Klerus/whatever...
Investitur ? Wikipedia
Hier ist auch der Zusammenhang mit den Eigenkirchen angesprochen, der für das Frühmittelalter und Herrschaftsanspruch wichtig ist.
 
Gefürstete Prälaten hatten auch einen gewissen Vorrang gegenüber "gleichstufigen", weltlichen Fürsten im Zeremoniell. Über manches Detail eines Zeremoniells konnten sich die Herren auch durchaus handgreiflich streiten… Bei der Wahl des Kaisers durften, wenn ich mich recht erinnere, die geistlichen Kurfürsten zuerst abstimmen.

Die geistlichen Reichsfürsten besaßen im Reichstag einen Ehrenvorrang vor den weltlichen. Wer von den geistlichen Kurfürsten der Ranghöchste war, darüber gerieten die drei immer wieder in Streit. Im allgemeinen galt der Mainzer Erzbischof und Kurfürst in seiner Position als Reichserzkanzler als Ranghöchster.

Zum einen gab/entstanden auch Fürstbistümer oder Reichsprälaten östlich der alten, römischen Grenzen – also ohne solche „Kontinuität“. Weiterhin ist ein spätrömischer Bischof mit einem „gefürsteten Prälaten“ einer Reichskirche nicht wirklich vergleichbar – höchstens in rein „seelsorgerischer Hinsicht“.

Zaphod wollte hier eine Kontinuität betonen, die gewiss vorhanfen war. Immerhin reicht die Linie der Bischöfe in zahlreichen Bistümern nahezu bruchlos von der Spätantike über das hohe Mittelalter bis heute. Es lässt sich gut nachweisen, wie z.B. die Erzbischöfe von Köln nach dem Untergang Roms und dem Niedergang der Römerstädte an Rhein und Donau nahezu die einzige ordnende Macht mit etwas Autorität waren - geistlich ohnehin und auch als Stadtherren; wie sie dann ab etwa dem 11. Jh. immer mehr Grafschaften und andere Ländereien in ihre Hand brachten und dann schließlich seit dem 12./13. Jh. ein mehr oder weniger geschlossenes Territorium hatten und zu Reichsfürsten aufstiegen.
 
Unterschied in Aufgaben, Loyalität und Herkunft betont

[FONT=&quot]Hmm, jein. Ich zielte auf ganz wesentliche Unterschiede im „Amt des Bischofs“ durch die Nachfolgereiche! Vielleicht ist das nicht recht klar geworden? Ich bestreite ja nicht, dass es quasi eine ungebrochene „Bistumstradition“ gibt – etwa zwischen dem römischen- und dem mittelalterlichen Trier. Es gibt schon so etwas wie die Tradition, von der [/FONT]zaphodB. schreibt. Aber man vergleicht Äpfel mit Birnen... Oder eine heutige Kampfdrohne mit einer Rumpler Taube - obwohl beide Geräte fliegen können.
Etrich Taube ? Wikipedia

...ehe ich jetzt wieder einmal furchtbar weit aushole:
Es reicht festzustellen, dass ein Spätrömischer Bischof von seiner Herkunft, „Amtseinführung“ und seinen Aufgaben her etwas grundlegend Anderes war, als ein von einem Landesherrn bestimmter/eingesetzter, möglichst klerikal ausgebildeter Adeliger, der als Teil des Lehenswesens stark in weltliche Politik und Administration (durch Herkunft und Amt) eingebunden war! Den „Bischof spätrömischer Art“ sollte es mit der Etablierung der neuen Königreiche nicht mehr geben!
 
Zu den geistlichen Fürsten zählten auch die Fürstäbte
Reichsprälat ? Wikipedia

Bischof, Erzbischof und Abt sind kirchliche Titel und Funktionen. Der Zusatz Fürst- kam hinzu, wenn sie auch weltliche Oberhäupter von Territorien, den Hoch- (Bischöfe) bzw Erzstiften (Erzbischöfe) waren. Diese waren nicht identisch mit den Diözesen, denen die (Erz-)Bischöfe in ihrer kirchlichen Funktion vorstanden. Die Diözesen deckten und decken das gesamte christliche Europa ab, egal welchen weltlichen Herren sie unterstanden.
Hochstift ? Wikipedia


Den Unterschied zwischen "einfachen" und Erzbischöfen gibt es immer noch und es war und ist ein rein kirchlicher.
Erzbischof ? Wikipedia
 
Einer der beiden Oberhäupte von Andorra ist der Bischof von Urgell derzeit Joan Enric Vives i Sicília ? Wikipedia.

Der Fürstbischof von Montenegro überlebte sogar bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts, auch wenn seine Macht teilweise nur symbolisch war und die Stämme die eigentliche Macht hatten bis er kam: Petar II. Petrovi?-Njego? ? Wikipedia.

Wie haben sich eigentlich herausgeredet, da Jesus sagte gib dem Kaiser was des Kaisers ist und Gottes was Gottes ist. Da passen so weltliche Fürstentümer nicht hinein.
 
tejason, natürlich war ein römischer Bischof im 3.Jahrhundert etwas anderes als der Fürsterzbischof von Mainz im 16.Jahrhundert, aber beide sind Ausgangs- bzw. Endpunkt einer kontinuierlichen Entwicklung vom geistlichen Oberhaupt hin zum Territorialfürsten.
Und die linksrheinischen Fürstbistümer bildeten dabei den Ausgangspunkt für die Gründung und Entwicklung der rechtsrheinischen Fürstbistümer und -abteien.

Als Zeitpunkt,in dem die Entwicklung einsetzt sehe ich hierbei die Auflösung des römischen Reiches. und in dem die Bischöfe als einzig verbliebene Autoritäten in den wenigen intakten römischen Städten agierten.
Selbst wenn die Städte unter mehr oder eniger kurzlebigen,wechselnden weltlichen Oberhoheiten standen, blieb der jeweilige Bischofsstuhl als einzige kontinuirliche Autorität innerhalb der städtischen Organisation bestehen und bildete so die Basis zur Entwicklung der Fürstbistümer.
 
tejason, natürlich war ein römischer Bischof im 3.Jahrhundert etwas anderes als der Fürsterzbischof von Mainz im 16.Jahrhundert, aber beide sind Ausgangs- bzw. Endpunkt einer kontinuierlichen Entwicklung vom geistlichen Oberhaupt hin zum Territorialfürsten.

Es geht hier um Kontinuitäten. Und da stehen die alten Bistümrer des Heiligen Römischen Reichs in einer unununterbrochenen Tradition, die von der Spätantike bis in die Neuzeit reicht. Und wie das bei so langen Zeiträumen, die immerhin etwa 1500 Jahre umfassen, nicht anders sein kann, erfuhren Bistümer und Bischofsfunktionen evolutionäre Veränderungen.

Beispiel Mainz. Dort gab es im 2. Jh. n. Chr. eine christliche Gemeinde und seit dem 4. Jh. war Mainz Bischofssitz. Seit 745 war dort der Missionar Winfried Bonifatius Bischof - der "Apostel der Deutschen" -, und machte Mainz zu einer der angesehensten Diözesen des Abendlandes. Unter seinem Nachfolger Lullus wurde Mainz zum Erzbistum erhoben.

Als im 10. Jh. das Heilige Römische Reich entstand, wurden die Mainzer Erzbischöfe als Erzkanzler eng mit dem mittelalterlichen Reich verbunden und stiegen zu Reichsfürsten auf. Nunmehr gab es eine Doppelfunktion: der Erzbischof war zum einen geistlicher Leiter seiner Diözese (und stand der Erzdiözese vor). Zum anderen stieg er zum Reichsfürsten auf, übernahm die Funktion eines Landesherrn und war Herrscher über ein Territorium mitsamt seinen Einwohnern. Als Mitglied des Kurfürstenkollegiums bestimmte er mit sechs weiteren Kurfürsten die Königswahl und beeinflusste in dieser Funktion die Reichspolitik.

Ähnlich sah das auch bei den anderen Bischöfen des Heiligen Römischen Reichs aus: Sie waren geistliche Leiter ihrer Bistümer und gleichzeitig Reichsfürsten mit den weltlichen Funktionen eines Landesherrn. Vielfach gab es diese langen Kontinuitäten, d.h. die Bischöfe gingen aus frühchristlichen Gemeinden der Spätantike hervor und entwickelten sich im mittelalterlichen Reich zu geistlichen Leitern und Landesfürsten.

So wird z.B. der erste belegbare Bischof von Köln - Maternus - im Jahr 313 erwähnt und entsprechend den politischen Veränderungen haben wir im 6. Jh. den ersten Bischof mit fränkischem Namen: Everigisil und fünfter Bischof von Köln. In anderen Bistümern an Rhein und Donau wie Worms, Speyer, Regensburg, Trier oder Augsburg gab es ähnliche Entwicklungen. Andere Bistümer wie Hildesheim, Münster, Magdeburg oder Würzburg entstanden erst nach dem 8. Jh., wuchsen aber ebenfalls in die geistliche und reichsfürstliche Doppelfunktion hinein.
 
Soweit ich weiß gab es sogar zwei evangelische Fürstbischöfe (von Lübeck und Osnabrück), obwohl die Reformatoren ja eher eine Umwandlung in echte Fürstentümer bevorzugten. Es war eben ein Charakteristikum des HRR, dass sehr viele traditionelle - "althergebrache" - Rechte, Ansprüche und Titel beibehalten werden konnten.
 
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