Historische Fakten in Fernaus "Sprechen wir über Preußen"

Fernau hat Anfang 1962 bzgl. dieses Aufsatzes auf einen Leserbrief folgendermaßen geantwortet:

“Was Sie seinerzeit in der Kieler Zeitung gelesen haben, wird, obwohl ich nie für eine Kieler Zeitung geschrieben habe, dennoch von mir gewesen sein: Wahrscheinlich `Das Geheimnis der letzten Kriegsphase´. Ich kann Ihnen aber nicht recht geben, dass der Inhalt schlechter war als die Form. Sie müssen nur den Zusammenhang kennen, dann werden Sie meiner Meinung sein. Ich war damals in Paris, der Aufsatz war als Radio-Rede verfasst, die in französischer Sprache von Radio Paris aus in die Partisanengebiete gestrahlt wurde und erreichen sollte, die Siegeszuversicht der Partisanen und ihre für uns furchtbare, heimtückische Tätigkeit zu erschüttern. Sie werden sich erinnern, wie schwer unsere Verluste im Herbst 44 durch Partisanen waren. Es war eigentlich ein verzweifelter Versuch mit unzulänglichen Mitteln, aber sein Erfolg war frappierend. Es gibt keinen Grund, nicht stolz darauf zu sein, auf diese Weise viele Soldaten vor dem Hinterrücks-Erschossenwerden bewahrt zu haben. Der Erfolg sprach sich wie ein Lauffeuer herum, auf den weiteren Gang der Dinge hatte ich als Soldat keinen Einfluss. Die Truppenkommandeure bedienten sich seiner für ihre Frontsender, dann zur Moralstärkung der Truppe, dann zur Dämpfung des Rückzugs-Chaos und schließlich gelangte er in die Heimatzeitungen, für die er nicht gedacht gewesen war.”
Im Klartext: Fernau war also noch 1962 stolz auf seine Propagandalügen.

“Nun will ich Ihnen noch Ihre letzte Frage beantworten, nämlich meine Beziehung zum Dritten Reich. Ich war nicht Parteimitglied. Ich war auch nicht Verfolgter, wenn wir davon absehen, dass ich 1933 wegen Nichteintretens in die Partei sofort aus einer Verlagsstellung flog und mir zwei Jahre später dasselbe noch einmal passierte. ...”
Dazu Fernaus Witwe in einem Interview mit der Jungen Freiheit:
Und hier die Fakten: 1932 findet der 23jährige seine erste feste Anstellung als Journalist der Telegraphen-Union, Berlin. 1934 werden TU und Wolf’sches Telegraphenbüro zum DNB zusammengeschlossen. Joachim Fernau wurde entlassen, weil er nicht Parteimitglied war.

Fakt ist allerdings: Bei der NSDAP galt schon seit 1. Mai 1933 eine reichsweite Aufnahmesperre, die erst 1937 etwas gelockert und 1939 aufgehoben wurde.
Das Nichteintreten in die Partei kann in dieser Zeit kein Kündigungsgrund gewesen sein, da es gar nicht möglich war, in die Partei einzutreten. (Ausnahmen gab es nur für Leute, die schon in einer Nazi-Organisation wie HJ oder SS waren.)

Offensichtlich hat Fernau hier ein weiteres Mal gelogen.
 
Ich habe den "Der Sieg ist wirklich ganz nahe"-Beitrag noch nie irgendwo im Vollzitat gefunden, doch bezweifle ich, dass im August 1944 an der Westfront Partisanen-Einheiten das größte Problem waren und Fernau damit die Wirkung auf die Soldaten erzielte, die er nachträglich behauptete.

Das war offenbar am 30.8.44 im "Völkischen Beobachter" und wurde auch als Sonderdruck verbreitet, ein Exemplar bei ZVAB kostet 20 €.
http://www.zvab.com/displayBookDetails.do?itemId=229971676&b=1
 
Hallo,

Zitat:
Nachdem Fernau 1939 zum Wehrdienst einberufen wurde, meldete er sich freiwillig zur Waffen-SS. Seit Frühjahr 1940 war er in der SS-Kriegsberichtereinheit (Propagandakompanie) der SS-Standarte Kurt Eggers im Frontpropagandaeinsatz.

In den –posthum- veröffentlichen Büchern “In dem Hause... (s.o.)” & “Joachim Fernau Leben und Werk in Texten und Bildern” (Edition Antaios 2009 (ja, ich weiß: keine schöne Referenz)) liest es sich etwas differenzierter und anders. Demnach ersuchte er um eine Verwendung als Kriegsberichterstatter in der Wehrmacht und wurde zur, der sich grade im Aufbau befindenden, SS-Standarte Kurt Eggers versetzt. Dem steht natürlich entgegen, dass die “Freiwilligkeit” des Eintritts in die SS-Standarte in diversen Quellen erwähnt wird. Ob Fernaus Ersuch de facto ein “Freiwilligkeit” darstellt, vermag ich nicht zu beurteilen.
Anscheinend wollte Fernau aber auf jeden Fall weg vom Polizei-Batallion welches in Polen mithalf die “Polonisierung” Posens rückgängig zu machen: “(...) und teilte ihnen (...) den polizeilichen Befehl mit. Er lautete: Als polnische Staatsangehörige (...) fallen Sie unter die Bestimmung der Umsiedlung nach Zentralpolen. Sie haben innerhalb von zwei Stunden die Wohnung zu verlassen. (...) Der gesamte weitere Besitz bleibt unangetastet in der Wohnung und ist hiermit beschlagnahmt.” (Tausend Tage – Fragmente eines Soldatenlebens 1939 und 1940).

Der Aufsatz “Das Geheimnis der letzten Kriegsphase” ist u.a. im “Völkischen Beobachter” vom 30.08.1944 abgedruckt. Man kann ihn sogar heute noch als Flugblatt/Sonderdruck über ZVAB kaufen. Was die Wirkung betrifft, so spricht es für eine gewisse Wirkung, dass dieser Aufsatz ja nach der Verlesung im frz. Radio am 6/7.8.1944 eine so große Verbreitung fand. Fernau selbst hat darüber in seiner Antwort an Wapnewski in der “Zeit” vom 25.02.1967 geschrieben. Und sicher gab es größere Probleme, aber die verstärkte Partisanentätigkeit war auf alles Fälle auch ein Problem. Nur um da kein Missverständnis aufkommen zu lassen: Ich will hier auf keinen Fall aus Fernau ein Opfer oder gar einen Musterdemokrat machen. Ich glaube nur eben nicht, dass er ein Nazi war.

Gruß EMCioran
 
Hallo Sepiola,

ich verstehe es eher so, dass er stolz auf die Wirkung des Aufsatzes war. Was ja m.E. schon einen Unterschied macht.

Ist das “Nichteintreten” zwangsläufig auf die Zeit nach dem 1.5.1933 zu beziehen, oder kann es nicht auch als “weder vorher noch nachher” verstanden werden? Das Wort “Lüge” finde ich in diesem Zusammenhang nicht angemessen.
Fakt ist ja wohl, dass Fernau kein Parteimitglied war und daher seinen Job verlor.

Gruß
EMCioran
 
ich verstehe es eher so, dass er stolz auf die Wirkung des Aufsatzes war.
Er verteidigt ja ausdrücklich den Inhalt des Machwerks und betont, auf "auf den weiteren Gang der Dinge ... keinen Einfluss" gehabt zu haben.

Ist das “Nichteintreten” zwangsläufig auf die Zeit nach dem 1.5.1933 zu beziehen, oder kann es nicht auch als “weder vorher noch nachher” verstanden werden?

Wenn Fernaus Entlassung im Zusammenhang mit der Eingliederung der Telegraphen-Union ins Deutsche Nachrichtenbüro erfolgte, kann die Behauptung...
dass ich 1933 wegen Nichteintretens in die Partei sofort aus einer Verlagsstellung flog
... nicht stimmen.

Fakt ist ja wohl, dass Fernau kein Parteimitglied war und daher seinen Job verlor.
Dass er kein Parteimitglied war, kann stimmen.
Dass er deswegen seinen Job verloren hat, ist nicht "Fakt". Das ist eine Legende, die Fernau selber gestrickt hat.
 
Hallo Sepiola,

die Fernau Zitate, auf welche Du dich beziehst stammen aus Antworten auf Leserbriefe die nicht zur Veröffentlichung gedacht waren (ansonsten hätte Fernau sicher genug Einfluß beim Verlag gehabt um sie zu veröffentlichen). Die konkreten Zitate stammen aus den Jahren 1962 und 1968. Es sind Briefe an “Bewunderer”, nicht “Kritiker” und keiner konnte Fernau zwingen diese Briefe zu schreiben. Er hätte genau so gut schweigen können, was er in öffentlichen Debatten ja auch –bis auf den einen Leserbrief an die “Zeit”- tat.

Falls Du möchtest, tippe ich die Leserbriefe und die Antworten einmal komplett ab, damit der Kontext dieser Zitate im korrektem Rahmen ist.

Daher nur kurz zu Deinen zwei angesprochenen Punkten:

- Fernau betont auf die Form und auf den Inhalt stolz zu sein (die Differenzierung bezieht sich auf die ursprüngliche Fragestellung des Leserbriefes). Denn es logisch, dass ein Aufsatz mit einer konkreten Zielsetzung kaum “Art pour l’art” sein kann.

- Bzgl. Fernaus Entlassung hast Du recht, dass es zwei unterschiedliche Aussagen gibt. Einmal die “Leserbriefantwort” und abweichend dazu die posthumen Darstellungen von seiner Witwe, die auch ins Buch “JF – Leben & Wer in Text und Bildern” übernommen wurden. Ich habe keine Ahnung welche Version stimmt, finde es aber persönlich auch nicht wirklich entscheidend für eine Wertung “Nazi oder nicht”.

Gruß
EMCioran
 
die Fernau Zitate, auf welche Du dich beziehst stammen aus Antworten auf Leserbriefe die nicht zur Veröffentlichung gedacht waren (ansonsten hätte Fernau sicher genug Einfluß beim Verlag gehabt um sie zu veröffentlichen). Die konkreten Zitate stammen aus den Jahren 1962 und 1968. Es sind Briefe an “Bewunderer”, nicht “Kritiker” und keiner konnte Fernau zwingen diese Briefe zu schreiben.
Natürlich.
Einem Bewunderer kann man leichter einen Bären aufbinden als einem Kritiker.

Falls Du möchtest, tippe ich die Leserbriefe und die Antworten einmal komplett ab, damit der Kontext dieser Zitate im korrektem Rahmen ist.
Wenn sich dadurch neue Aspekte zum Verständnis ergeben?
Dann gerne.

Fernau betont auf die Form und auf den Inhalt stolz zu sein
Ja.

Bzgl. Fernaus Entlassung hast Du recht, dass es zwei unterschiedliche Aussagen gibt. Einmal die “Leserbriefantwort” und abweichend dazu die posthumen Darstellungen von seiner Witwe, die auch ins Buch “JF – Leben & Wer in Text und Bildern” übernommen wurden.
Es gibt keinen Widerspruch zwischen den beiden Aussagen.


finde es aber persönlich auch nicht wirklich entscheidend für eine Wertung “Nazi oder nicht”.
Ich finde die Frage nicht entscheidend, ob Fernau vor 1945 Nazi war oder nicht. Aus welchen persönlichen Gründen er damals Propagandalügen des Dritten Reichs verbreitet hat, werden wir wohl nicht mehr feststellen können.
Feststellen kann man, dass er sich von einigen Propagandalügen auch nach 1945 nicht distanziert hat.
Mehr noch, er hat sie sogar weitergepflegt.
Das ist doch wohl der Knackpunkt.
 
Hallo Sepiola,

Natürlich.
Einem Bewunderer kann man leichter einen Bären aufbinden als einem Kritiker.

Stimmt. Aber welchen Grund sollte Fernau gehabt haben Frau/Herrn X einen Bären aufzubinden? Warum sich die Mühe machen?

Fernau hat auf positive wie auch auf negative Leserbriefe geantwortet. Seine Witwe schreibt "aus Achtung vor den Menschen". Nun, das kann man glauben oder nicht. Nur kann ich mir, aufgrund seines Lebens in Zurückgezogenheit, kaum vorstellen, dass Fernau aus Profilierungssucht etc. geantwortet hat.


Zitat:
Bzgl. Fernaus Entlassung hast Du recht, dass es zwei unterschiedliche Aussagen gibt. Einmal die “Leserbriefantwort” und abweichend dazu die posthumen Darstellungen von seiner Witwe, die auch ins Buch “JF – Leben & Wer in Text und Bildern” übernommen wurden.
Es gibt keinen Widerspruch zwischen den beiden Aussagen.

Du hast ja zu recht darauf hingewiesen, dass zwischen dem "sofort" aus Fernaus Brief und der Darstellung seiner Witwe "Entlassung 1934" ein Widerspruch besteht.

Feststellen kann man, dass er sich von einigen Propagandalügen auch nach 1945 nicht distanziert hat.
Mehr noch, er hat sie sogar weitergepflegt.

Wie schon gesagt, meine Lesart ist, dass er stolz darauf ist, dass sein Aufsatz (angeblich) "viele Soldaten vor dem Hinterrücks-Erschossenwerden bewahrt hat", á la "der Zweck heiligt die Mittel".

Ich nehme an Du kennst den Leserbrief Fernaus an die "Zeit" von 1967. Es gibt einen -nicht abgeschickten Brief an Ascan Kleé Gobert von 1959, in dem es ebenfalls um den Aufsatz geht: "Sie operieren mit dem bewährten Begriff `Nazi´. Lieber Herr, ich war nie Nazi. Ich würde es sagen, wenn es so wäre. Können Sie sich denn nicht vorstellen, dass jemand anders denkt, fühlt und glaubt als Sie und dennoch kein `Nazi´ist? Sollte es Ihnen nie aufgefallen sein, dass wir in Deutschland Menschen verdächtigen, die in anderen Ländern ganz einfach als `patriotisch´, ja meinethalben als `Extremisten´ bezeichnet werden, aber niemals mit jenem blinden Segestes-Arminius-Hass wie bei uns."


Gruß
EMCioran
 
Hallo,

ich möchte nicht, dass bei den Lesern meiner Beiträge der Verdacht aufkommt ich käme aus einer “rechten Ecke”, sei “national-konservativ” oder “reaktionär” weil ich Fernau “verteidige”. Ich teile die allermeisten politischen Ansichten Fernaus –soweit ich sie aus seinen Büchern konstruieren kann- absolut nicht. Im Gegenteil. Ich sehe jedoch kein “nationalsozialistisches Gedankengut”, halte Fernau nicht für einen Nazi. Das ist alles.

Gruß
EMCioran
 
Stimmt. Aber welchen Grund sollte Fernau gehabt haben Frau/Herrn X einen Bären aufzubinden? Warum sich die Mühe machen?
Ich werde auch hier nicht über die Motivation des Herrn Fernau spekulieren. Das bringt doch nichts.
Er wird seine Gründe gehabt haben.


Du hast ja zu recht darauf hingewiesen, dass zwischen dem "sofort" aus Fernaus Brief und der Darstellung seiner Witwe "Entlassung 1934" ein Widerspruch besteht.
Zwischen Fernaus Brief und der Darstellung seiner Witwe besteht kein Widerspruch.

Der Widerspruch besteht zwischen der Darstellung der Fernaus und der Wirklichkeit.


Wie schon gesagt, meine Lesart ist, dass er stolz darauf ist, dass sein Aufsatz (angeblich) "viele Soldaten vor dem Hinterrücks-Erschossenwerden bewahrt hat", á la "der Zweck heiligt die Mittel".
Ein unglaublich fadenscheiniger Rechtfertigungsversuch ist das, sonst nichts.
Nur weil ein SS-Journalist in einer Propagandasendung vom baldigen Endsieg faselt (wie das halt in Propagandasendungen so üblich war), sollen die französischen Partisanen vor Angst so die Hose voll gehabt haben, dass sie kaum noch anzugreifen wagten?

Ob Fernau diesen Blödsinn selber geglaubt hat? Oder hat er nur seinen Adressaten für dermaßen naiv gehalten?
 
Fernau war m.E. kein Demokrat, jedoch auch kein Nazi.

aber ein Nazi war er nicht...

Ich glaube nur eben nicht, dass er ein Nazi war.

nicht wirklich entscheidend für eine Wertung “Nazi oder nicht”.

"... und dennoch kein `Nazi´ist? ..."

Ich ... halte Fernau nicht für einen Nazi.

Warum ist Dir das denn so ungeheuer wichtig, dass Fernau kein Nazi war?

Mir ist das egal. Meinetwegen kann er im Grunde seines Herzens mit den Quäkern sympathisiert haben.

Aus welchen persönlichen Gründen er damals Propagandalügen des Dritten Reichs verbreitet hat, werden wir wohl nicht mehr feststellen können.
Feststellen kann man, dass er sich von einigen Propagandalügen auch nach 1945 nicht distanziert hat.
Mehr noch, er hat sie sogar weitergepflegt.
Das ist doch wohl der Knackpunkt.
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo Sepiola,

das ist mir aus mehreren Gründen wichtig:
1.- Bin ich neu hier und möchte keine Missverständnisse aufkommen lassen. Grade auch wenn ich so eine Quelle wie die “Edition Antaios” anführe.
2.- War Fernau einer der Autoren die mein Interesse für Geschichte geweckt haben. Und ich halte viele seiner Sichtweisen für originell und auch durchaus bedenkenswert, auch ohne sie zu teilen.
3.- Gibt es hier in diversen Threads Aussagen, die vermuten lassen können, Fernau habe (ich glaube es hieß u.a.) ein “dunkelbraunes Geschmäckle”. Was ich für falsch halte. Daher habe ich den ursprünglichen Beitrag geschrieben.


Mir ging es um “Nazi oder nicht”. Dir ist das egal. Gut ist. Jeder Leser kann sich ja ein eigenes Bild machen.

Wenn es Deine Meinung ist, Fernau hätte sich von seinen Propagandalügen nicht distanziert und hätte sie weitergepflegt, so soll das so sein. Nur es wird auch mir belassen werden können, dass ich diesbezüglich Deine Argumente nicht überzeugend finde.

Gruß
EMCioran
 
2.- War Fernau einer der Autoren die mein Interesse für Geschichte geweckt haben.
Das ging mir ähnlich.
Als ich noch klein war.

Wenn es Deine Meinung ist, Fernau hätte sich von seinen Propagandalügen nicht distanziert und hätte sie weitergepflegt, so soll das so sein. Nur es wird auch mir belassen werden können, dass ich diesbezüglich Deine Argumente nicht überzeugend finde.
Wieso "meine" Argumente?
Die Argumente findest Du in Fernaus Schriften, siehe die Zitate aus den alten Beiträgen in diesem Thread.
Gegenargumente hast Du nicht gebracht.
Wo und wann hat er sich denn distanziert?


Den Glauben an die "Wunderwaffen" hat Fernau auch nach 1945 gerechtfertigt. Damit hätte Hitler den Krieg doch noch gewinnen können, wenn er nur mehr Zeit gehabt hätte und die "Verräter" nicht gewesen wären...

Deutschland schrieb:
Deutschland war im Besitz phantastischer Erfindungen, die sehr wohl imstande schienen, eine vollständige Wendung zu bringen. Die heutigen modernen Waffen der Sieger beruhen darauf.
 
Hallo Sepiola,

ich schrieb “Deine Argumente” weil ich nicht “Deine Meinung” schreiben wollte, denn die maße ich mir nicht an zu kennen.

Formal ist “Deutschland, Deutschland über alles” Belletristik und kein “trockenes, quellengeschwängertes” Geschichtsbuch. Und –nicht zu vergessen- 1952 erschienen (entstanden aus einer Artikelserie in der “Stuttgarter Illustrierten” 1950-1951). Das nur am Rande.

Ich halte die Passagen Fernaus über den WW2 für unzureichend, dürftig und schlecht.
Jedoch sollte man Fernau, wenn man ihn zitiert auch komplett zitieren: “Hitler glaubte noch in letzter Minute eine völlige Umstellung der Waffen und Kriegführung herbeiführen zu können. Deutschland war im Besitz phantastischer Erfindungen, die sehr wohl imstande schienen (Hervorhebung von mir), eine vollständige Wendung zu bringen.”

Ich denke, das liest sich schon ein wenig anders als das verkürzte Zitat.

Gleiches gilt übrigens für das in einem anderen Thread zitierte (sinngemäß) “In hundert Jahren wir Hitler ein Mythos sein”, bei dem geflissentlich darauf verzichtet wurde Fernaus “Wenn ich es könnte würde ich es verhindern” mit zu zitieren.


Gruß
EMCioran
 
Formal ist “Deutschland, Deutschland über alles” Belletristik und kein “trockenes, quellengeschwängertes” Geschichtsbuch. Und –nicht zu vergessen- 1952 erschienen (entstanden aus einer Artikelserie in der “Stuttgarter Illustrierten” 1950-1951). Das nur am Rande.
Den Text hat er ja noch mehrmals überarbeitet. Die Fassung, aus der ich zitiere, stammt von 1972 ("Heute, 27 Jahre nach dem Kriegsende").

Jedoch sollte man Fernau, wenn man ihn zitiert auch komplett zitieren:

Gern. Fernau beginnt nämlich so:
Zwei große Faktoren waren noch im Spiel:
...
Der zweite noch im Spiel befindliche Faktor existierte ebenfalls seit langem, ohne daß das Volk es ahnte:
Fernau stilisiert also die Wunderwaffen zum "großen Faktor" hoch.
Noch 1972.

Wann hat sich Fernau davon distanziert?
 
Hallo Sepiola,

ich denke, dass die Version von 1972 die letzte, also “aktuelle” ist. Jedenfalls ist mir nichts von weiteren Änderungen bekannt.

Wir fassen die gleichen Sätze anscheinend sehr unterschiedlich auf: Ich verstehe das so, dass Fernau meint, der eine Faktor, der Glaube Hitlers war den Krieg durch Wunderwaffen noch gewinnen zu können. Ich verstehe es nicht so, dass Fernau meint, es seien Wunderwaffen da gewesen mit denen Deutschland –mit etwas mehr Zeit- den Krieg gewinnen hätte können.

Insofern kann ich Deine Aussage Fernau würde die “Wunderwaffen” noch 1972 (oder überhaupt in dem Buch) hoch stilisieren nicht teilen.

Es würde mich allerdings sehr interessieren, wie andere Foristen Fernaus Aussagen diesbezüglich verstehen, da es für mich nie einen Zweifel gab wie Fernau diese Sätze meinte, und ich mir immer sicher war sie “richtig” verstanden zu haben.

Gruß
EMCioran
 
Wir fassen die gleichen Sätze anscheinend sehr unterschiedlich auf: Ich verstehe das so, dass Fernau meint, der eine Faktor, der Glaube Hitlers war den Krieg durch Wunderwaffen noch gewinnen zu können. Ich verstehe es nicht so, dass Fernau meint, es seien Wunderwaffen da gewesen mit denen Deutschland –mit etwas mehr Zeit- den Krieg gewinnen hätte können.

Wo siehst Du dann den großen Faktor (= Umstand, der ein Geschehen entscheidend beeinflussen kann), wenn gar keine erfolgversprechenden Wunderwaffen da waren?

Die bloße Einbildung des Führers hätten das Geschehen noch beeinflussen können?

Zwei große Faktoren waren noch im Spiel:
Am 20. Juli 1944 stellte sich heraus, daß eine Gruppe von deuschen Generälen zunächst gegen den Krieg und, als er doch kam, gegen den Sieg, der für sie Hitlers Sieg war, gearbeitet hatte.
...
Der zweite noch im Spiel befindliche Faktor existierte ebenfalls seit langem, ohne daß das Volk es ahnte: Hitler glaubte noch in letzter Minute eine völlige Umstellung der Waffen und Kriegführung herbeiführen zu können. Deutschland war im Besitz phantastischer Erfindungen, die sehr wohl imstande schienen, eine vollständige Wendung zu bringen. Die heutigen modernen Waffen der Sieger beruhen darauf. Aber die Zeit reichte bei weitem nicht mehr aus. Die Alliierten waren in Frankreich gelandet. Es war zu spät. Wie Churchill sagte: zu wenig und zu spät. Himmler, der Sicherheitschef des diktators, richtete über Hitlers Kopf hinweg an die westlichen Länder den Appell, eine Teilkapitulation anzunehmen und ihn im Osten weiterkämpfen zu lassen. Man lehnte ab. Heute, 27 Jahre nach dem Kriegsende wird nun sogar bei uns offen geschrieben, was längst aktenkundig war: daß mindestens von 1942 an jeder Schachzug, jede Planung der deutschen Kriegsführung von einem riesigen Stab von Verrätern an den Feind weitergegeben wurde.
 
Es würde mich allerdings sehr interessieren, wie andere Foristen Fernaus Aussagen diesbezüglich verstehen, da es für mich nie einen Zweifel gab wie Fernau diese Sätze meinte, und ich mir immer sicher war sie “richtig” verstanden zu haben.

Als Endzeit-Illusionen überzeugter Nationalsozialisten.
Die Illusion der Wunderwaffen: die Rolle der Düsenflugzeuge und ... - Ralf Schabel - Google Books

Die in der Dämmerung des Dritten Reiches für die Kriegführung bis 10nach12 ihren Beitrag leisteten.
 
Hallo Sepiola,

Moment. Ich habe das Wort “Faktor” nur deswegen verwendet um möglichst eng bei Fernaus Zitaten zu bleiben (“Zwei große Faktoren waren noch im Spiel”).

Wo ist das Problem eine Aussage –so übersetzt wie ich sie verstehe- zu tätigen: “Hitler glaubte oder hoffte darauf mit den neuen `Wunderwaffen´ den Krieg noch gewinnen zu können.”? Die Aussage mag falsch sein weil Hitler das eigentlich nicht glaubte, sie mag falsch sein weil Hitler irgendetwas anderes glaubte wie der Krieg doch noch zu gewinnen sei, oder auch Hitler wußte er sei verloren. Dann kann man Fernau den Vorwurf machen dieses nicht geschrieben zu haben. Aber man kann nicht einfach behaupten Fernaus Meinung sei “bei unseren tollen Wunderwaffen hätten wir nur etwas mehr Zeit gebraucht und dann wäre... .”


Hallo Silesia,

Ja, das hat sich der Fernau sicher ausgesucht. Für solche Leute wollte er garantiert "Referenz" sein... .

Du weißt genau wann ich mich in diesem Forum angemeldet habe. Du weißt genau, dass mein erster Beitrag -wie lange war ich nur Beobachter?- bzgl. Hindenburgs Testament(e) war. Genauso weißt Du, dass der Thread aus "Fragen & Antworten" in "Weimarer Republik" verschoben wurde. Da konnte ich leider nur mit einer "privaten Nachricht" an einem Foristen reagieren (wobei ich kein Problem haben würde diese "Nachricht" öffentlich zu machen).

Ich habe nicht gedacht, dass der Fernau noch heute so eine Kontroverse auslösen könnte. Und das war auch nicht meine Intention.

Gruß
EMCiorsn
 
Moment. Ich habe das Wort “Faktor” nur deswegen verwendet um möglichst eng bei Fernaus Zitaten zu bleiben (“Zwei große Faktoren waren noch im Spiel”).

Das Wort "Faktor" hat nun einmal eine bestimmte Bedeutung.


Wo ist das Problem eine Aussage –so übersetzt wie ich sie verstehe- zu tätigen: “Hitler glaubte oder hoffte darauf mit den neuen `Wunderwaffen´ den Krieg noch gewinnen zu können.”?
Das Problem ist, dass eine vage Hoffnung nichts ist, was den Gang der Ereignisse noch entscheidend beeinflussen könnte.
Also kein Faktor.
Schon gar kein "großer Faktor".

Du versucht gerade eine Interpretation gegen den Text.

Was Fernau insgesamt sagen will, ist doch klar:
Zwei Dinge hätten die Geschichte 1944 noch entscheidend beeinflussen können (= "Zwei große Faktoren waren noch im Spiel"):
1. Das Attentat vom 20. Juli (ist aber gescheitert)
2. Die Wunderwaffen (zu spät, die Alliierten waren schneller, außerdem waren so viele Verräter in den deutschen Reihen)
 
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