Religionsursprung

Daß Wikipedia nicht der Weisheit letzter Schluß ist, wäre auch meine Einschätzung.
Das ist mal ein Fortschritt.

Allerdings wundert mich diese Kritik gerade an dieser Stelle. Wie Du im Gegensatz zu den ersten Sätzen (Forschungsstand würde im Wiki-Artikel nicht angesprochen) weiter unten schreibst, wurde doch korrekt abgeschrieben - "Fundanstieg ab dem 8. Jh.".
Bitte keine Verdrehungen, um künstlich Widersprüche zu erzeugen, die nicht vorhanden sind.
Ich habe nicht davon gesprochen, dass Wikipedia den "Forschungsstand nicht anspricht", sondern unmissverständlich:
Was Wikipedia schreibt, ist für den Forschungsstand unbeachtlich.
Der Unterschied der Aussagen ist dir klar? Welches Problem hast Du mit meiner Aussage?

Und der Rest ist auch falsch zitiert. Nicht: "Fundanstieg ab dem 8. Jhdt", sondern:
Funde zeigen einen Aufstieg des Heiligtums ab dem 8. Jahrhundert v. Chr.

Es scheint aber noch weitere Verständnisprobleme zu geben:
Tatsache ist aber, daß eine Reihe von Forschern einen Zusammenhang der Höhle mit einer weiblichen Gottheit trotz des mageren Fundbildes - das sich seitdem nicht verändert hat - für wahrscheinlich hielten. Genau das hat Wiki hier wiedergegeben.
Welche "Reihe von Forschern"?
Die Interpretation des Fundbildes hat sich gegenüber den 1930ern verändert, siehe Phi-/Psi-Keramiken oben. Diese sind kein Nachweis für einen Kult, siehe oben.
Diese Aussage: "Fundbild hat sich seitdem nicht verändert" ist außerdem falsch.
Es wäre sinnvoll, erst mal den aktuellen Forschungsstand nachzulesen, bevor spekuliert wird.

Wie die Forscher dies im Einzelnen begründen, müßte überprüft werden, aber von einer "weltanschaulichen Spekulation" bei diversen Forschern mit unterschiedlichem Hintergrund auszugehen, halte ich für nicht angemessen. Vermutlich beziehen sich die Forscher auf die Überlieferung des Aischylos:
Die Überlieferung von Aischylos ist hier belanglos, wenn sie sich nicht mit der Fundlage in Übereinstimmung bringen lässt. Das "müsste überprüft werden", sonst nichts.

Ein Gaia-Kult vor 800 ist nach der Fundlage Hokuspokus.
 
@Sepiola
Wüst war aber Präsident des Ahnenerbe...

Ja, genau.
Der erste Präsident war Wirth, der zweite Wüst, der dritte Himmler selber. Wüst fungierte dann als "Kurator", an der Funktion änderte sich nichts.
Die Wissenschaftler des "Ahnenerbes" waren Himmlers anti-wissenschaftlicher Methodik verpflichtet.
Daraus erhellt, daß Himmler mit der herkömmlichen wissenschaftlichen Methodik nichts anzufangen wußte. Wollte er eine von ihm vertretene These bewiesen haben, so verlangte er von dem forschenden Wissenschaftler, daß er mit unermüdlichem Fleiß so lange arbeite, bis er die entsprechenden Fakten gefunden habe.
...
Falls der Wissenschaftler es dennoch wagen sollte, in die herkömmliche Forschungsmethode zu verfallen und seine These anhand der tatsächlich vorhandenen Beweismittel änderte, betrachtete Himmler die Forschung als umsonst.(Kater, S. 19)
Die Leute, für deren "Ehrenrettung" Du Dich hier so einsetzt, standen für eine Institution, deren Zweck nationalsozialistische Propaganda war, deren Methoden grundsätzlich pseudowissenschaftlich, skrupellos und in letzter Konsequenz kriminell waren, bis zur Ermordung von KZ-Häftlingen zu "wissenschaftlichen" Zwecken.

Apropos "Ehrenrettung":
Trotz der heute nicht mehr nachvollziehbaren Diktion des Zitates muß aber zur Ehrenrettung Wirths konstatiert werden
Konstatiert werden muss, dass Wirth gegen ein natürliches Lebensrecht "erbmassig minderwerter" Menschen polemisiert, indem er von "künstlicher Lebenserhaltung" spricht.
Da gibt es keine Ehre zu retten.


 
Das ist mal ein Fortschritt.
??

Die Überlieferung von Aischylos ist hier belanglos, wenn sie sich nicht mit der Fundlage in Übereinstimmung bringen lässt. Das "müsste überprüft werden", sonst nichts.

Ein Gaia-Kult vor 800 ist nach der Fundlage Hokuspokus.
Das hättest Du Aischylos mitteilen müssen, schließlich hat er das als einer der ersten behauptet.
Aber es erstaunt mich, daß hier erst ständig kritisiert wurde, daß meine Hypothesen nicht nachweisbar wären, weil es dazu keine Schriftquellen gäbe. Nun zitiere ich eine Meinung, die nicht nur verschiedene Forscher, sondern auch Wikipedia vertreten und die obendrein auf eine schriftliche Quelle zurückgeht (Aischylos) und nun ist es auch wieder nicht recht, da dieser ja schließlich nicht die heutige Fundlage gekannt hätte, welche die Theorie der Nutzung der Delphi-Höhle in einem Zusammenhang mit einer weiblichen Gottheit als "Hokuspokus" ausschließen würde, wie Prof. Silesia verkündet. Na ja....

@Sepiola: Ich habe mich hier bislang noch für Niemanden Ehrenrettung eingesetzt...
 
Das hättest Du Aischylos mitteilen müssen, schließlich hat er das als einer der ersten behauptet.
Aber es erstaunt mich, daß hier erst ständig kritisiert wurde, daß meine Hypothesen nicht nachweisbar wären, weil es dazu keine Schriftquellen gäbe.

Bei der alten Tante Wiki ist zu lesen, dass Hesiod in seiner Theogonie, die um 700 v. Chr. entstand, den Gaia-Mythos behandelt, zudem das Entstehen der Titanen und Götter. Ebenfalls kann man dort lernen, dass Aischylos im "Gefesselten Prometheus" die Nachkommen der Gaia aufzählt.

Allerdings ist mir nicht mehr erinnerlich, welche Vorstellungen oder Hypothesen du damit verknüpfen willst?
 
@muspilli
Ein Sonnenwagen, eine Sonnenscheibe und diverse andere Gegenstände aus der nordischen Bronzezeit könnten doch mit einem Sonnenkult in Verbindung gebracht werden, ohne daß man sich mit dieser Interpretation zu weit aus dem Fenster lehnen würde, oder nicht?

Ich will dir nicht verhehlen, daß auch die moderne Archaeologie das folkloristische Montelius Paradigma des Sonnenkults & männlichen Kriegers tradiert. Sie wurde vor einigen Jahren wieder diskutiert, ein prosaisches Beispiel:
"Just like Ulysses, the Nordic chief that voyaged all the way to the Mediterranean, who saw and understood the new and strange, was already a legend by the rime he returned home. This status was enhanced if he had with him never before seen curiosities such as chariots, knowledge of new casting techniques, of wagon and ship building, perhaps even the foreign crafts people themselves, as well as the stories about far-off settlements and gods, in addition to which he could even draw or carve. One such man was the chief of Kivik' (Kristiansen 2004: 116; see also Kristiansen & Larsson 2005)." (zit. nach Joakim Goldhahn, 2009= Bredaror on Kivik: a monumental cairn and the history of its interpretation. - Free Online Library)
Es gibt starke Indizien dafür, daß dieses Grab
1. nicht für ein seefahrendes Kriegsoberhaupt angelegt wurde;
2. frühestens Ende einer Periode IIb (ab 14. Jh.) angelegt wurde und etwa 600 Jahre genutzt wurde.
Diese Datierung bestätigt auch Klavs Randborg, der ansonsten der an der traditionellen Sonnendeutung festhält - so deutlich in den Acta Archeologica 82 (2011, pp.163-180) Im folgenden will ich seinen Überlegungen zur Religion nachgehen:

Die Bilder bezögen sich auf die Sonne - "even symbolized by chariot wheels & their movement - assisted by horses, and at times even wearing a tall brimmed hat (thus apperaring as a human being). Like the sun, 'night' was also signalled by a particular symbol, the so-called 'mushroom' shape, probably indicating the waxing & the waning moon - yet another deity." Er bringt er interessanterweise Osiris als Totengott ins Spiel und spricht von einem möglichen Transfer aus dem Nahen Osten sowohl für Symbole & Bedeutung.

In einem Abschnitt über Gottheiten bespricht er u. a. den*Nykøbing Moorfund des Trundholmer Sonnenkarren auf der dänischen Insel Sjælland*(Seeland): "the Trundholm sun chariot, a stallion is pulling the sun disc across the sky: perhaps indicating that the horse is the master of the sun & thus the true sun-god" und meint etwas unentschlossen, daß die Sonnegottheit weiblich sei oder die weibliche Komponente eines Zwillingssonnengottes repräsentieren könnte, wobei genauso gut möglich sei, daß die Sonne selbst als Hengstmeister erscheine; anschließend verweist er auf zeitgenössische Gütelschnallen mit Sonnenbildern und Spiralumlaufenden Dekor (running spirals) - "symbolizing the travels of the sun, just as the ones on the disc of the Trundholm sun-chariot".
Es scheint, daß als Indiz für eine männliche Identifikation der Sonnengottheit lediglich die Kopfbedeckung, die einen Hohepriester kennzeichne herangezogen wird; damit sei für Randsborg im übrigen eine kontinuierliche Brücke geschlagen von einem nordischen Sonnengott der Bronzezeit bis zu Odin, dem Mercurius des Nordischen Pantheons des 1. Milleniums anno Domini.

Für das Postulat eines Hohepriesteramts eines Kriegsgottes zieht er anscheinend die heraldischen Gravuren von Kivik-Monument heran: einen schräg liegender Zylinder zwischen zwei Äxten (man beachte: keine Streitäxte). In anderen Gravuren sieht er Wasser symbolisierende Zick-Zack Mäander und auf einer Steinpanele könnte eine Art Schiff abgebildet sein. Schließlich gibt es auch Mühlengefährte (wheeled vehicles).

Eine gründliche Studie zu zu diesen Sonnenwagen stammt von Jens Winther Johannsen (Acta Archaeologica 81/ 2010, pp.150-250), der hinsichtlich des Zusammenhangs von Sonne, Pferden und Mühlengefährt nicht auszuschließen vermag, daß es sich um eine Resonanz (faint reflexion) der Heliosmythe handeln könnte, die in der frühen Bronzezeit irgendwie Skandinavien hätte und die hiesige Mythologie beeinflußte. Auch er macht die ähnliche Überlegung wie Randsborg: It is more likely that the sun was an active Bronze Age deity, who controlled the sun horse & drove it forward."

Meine kleine Literaturdiskussion zeigt, daß man durchaus zustimmen kann, wenn es bei Albrecht Jockenhövel heißt: "Auf Felsbildern der späten Bronzezeit Skandinaviens und an Rasiermessern ist die von Pferden gezogene Sonne zu sehen, zuweilen ist sie auch auf einem Schiff fahrend dargestellt. So verfügen wir heute über eine umfangreiche Quellenbasis, die Einblick gibt in die religiöse Vorstellungswelt der Bronzezeit und die zentrale Stellung von Pferd und Sonne im Nordischen Kreis." (Trundholm: Der Sonnenwagen ; vgl. Hermann Born, Hg., Archäologische Bronzen, antike Kunst, moderne Technik. Ausstellungskatalog, Museum für Vor- und Frühgeschichte Berlin. 1985)

Mein vorläufiges Resumée: Indizien sprechen möglicherweise für eine Sonnengottheit mit Pferdeattribut und Wagen; auch wenn Randsborg eine Kontinuität bis zu Odin vorschlägt, halte ich das für gewagt. Vielleicht wurde das Wagenattribut auch mal gelegentlich durch ein Schiff ersetzt.
All das ist aber gemäß Deutung, und darauf kam es mir mit meinem Einwand vor allem an, kein Beleg für deine (oder Wirths) Sonnenbefreier-These. Es gibt dafür trotz der solaren Symbolik keinen Anhaltspunkt, nicht einmal bei Snorri: "Aber bevor sie [die Tochter des Riesen Mundilfari von dem Wolf Skalli] verschlungen wird gebärt sie noch eine Tochter, die nach Ragnarök den Wagen ihrer Mutter wieder über den Himmel zieht.
Die Sonne formten die Götter aus einem Funken, den Surt aus Muspelheim nach Asgard geschleudert hatte. Sie legten den Feuerball auf einen goldenen Wagen, der von zwei Schimmeln gezogen und von der Sol gelenkt wurde. Gegen die Hitze der Sonne befestigten die Götter am Wagen einen Schutzschild namens Svalin." (Sol)
 
Was die Etymologie von Troja betrifft, so schreibt das niederländische Wiki - als alternative seitdem das deutsche Wiki hier gesäubert wurde: idg. dra” (thra) / "druh" (thru) (Gotisch = trajan / Altarisch = draian / Keltisch = trojan / Germaans = trelle) in der Bedeutung von Drehen / Wenden. Ich bin zwar kein Indogermanistm, halte das aber für nachvollziehbar. Aber wenn diese Herleitung nicht stimmt, dürfte sich doch mehr finden lassen, als eine beleglose Ablehnung dieser Hypothese?

Was immer du dabei unter "Säuberung" verstehst; du beziehst dich anscheinend auf auf den Eintrag zur Trojaburg:
"Het begrip “Troje” is afgeleid van het Indo-Germaanse begrip “dra” (thra) / "druh" (thru) (Gotisch = trajan / Altarisch = draian / Keltisch = trojan / Germaans = trelle), wat vertaald kan worden met “draaien”, “wentelen”, “kronkelen”, “verward raken”.[bron?][4] Ook is er een samenhang met de betekenis zoals “vallen zetten” (Sanskriet: "druh") en de driekoppige draken uit de Indische mythologie ("druja")." (Trojaburg - Wikipedia)
Die angeführte Literatur: Dennis Krüger, Das Symbol der Trojaburg (Trojaburg 3/2006) - diese Zeitschrift wurde von einem Verein herausgegeben, der sich Parzifval e. V. nannte - aus bestimmte Gründen erscheint mir das keine zuverlässige Quelle. Eine ähnliche Alternative bietet übrigens die englische Wikipedia:
"Caerdroia: the Welsh name for ancient Troy (variations include Caer Droia and Caer Droea); because of the similarity between Welsh troeau (a plural form of tro "turn") and the second element Troea (Troy), the name was later popularly interpreted as meaning "Fortress of Turns" (caer = "fort"). In medieval times a Caerdroia was a turf labyrinth usually in the sevenfold Cretan Labyrinth design. They were created by shepherds on hilltops and were apparently the setting for ritual dances the nature of which have been lost. However, at the centre of each Caerdroia was a small hillock - in Welsh, "twmpath." (Caerdroia - Wikipedia, the free encyclopedia)

Ferner gibt es dort einen weiteren Hinweis auf Glastonbury Tor, "that is thought [...] to be a very large 'Caerdroia', [...] also known as a 'Cretan maze'." (ebd.; es soll eine knapp vorrömisch-eisenzeitliche Keltensiedlung nachgewiesen sein)
Nun ließe sich diesem Hinweis folgen, demnach der Kretanische Irrgarten vom Glastonbury Tor als Sinn- oder Vorbild einer Trojaburgen erscheint; die Idee in diesem konischen Berg, auf dem eine Kirche gestanden haben soll, ein "Labyrinth" (maze) zu sehen, soll auf einen gewissen Geoffrey Russell zurückgehen, der Ende 1960er Vorschlug: "the classical labyrinth (Caerdroia), a design found all over the Neolithic world, can be easily transposed onto the Tor, so that by walking around the terraces a person eventually reaches the top in the same pattern"(Glastonbury Tor - Wikipedia, the free encyclopedia), wobei allerdings ein globales Neolithikum mal wieder überbelastet wird, wie grundsätzlich bei den sog. Trojaburgen, was ein historisches Problem ist und zu einer Glaubenssache ausartet.

So werden auf manchen Seiten zahlreiche Lybarinthe gesammelt (z. B: Eichfelder) , wobei die genaue Herkunft und Bedeutung im jeweiligen Kontext, Überlieferungsgeschichten etc. überhaupt nicht interessieren.

Um etwa in Südwestengland zu bleiben: Demselben Wikipedia Artikel über Glastonbury Tor lassen sich zwei weitere Überlegungen, die archäologische Untersuchungen miteinbeziehen, entnehmen:
Während Ralegh Radford darin den Teil eines keltischen Heiligtum seit dem 3. Jh. v. Ztr. identifzieren will, denkt Philip Rahtz an eine nachrömische Periode bzw. mittelalterliche Besetzung (occupation): "The 1970 excavation suggests the 12th century or later."
Das passt in gewisser Weise zur Auffassung von Ronald Hutton, der in dem Terrassen Überbleibsel (remains) einer mittelalterlichen Spiralweges für Pilger sehen will: "medieval 'spiral walkway' created for pilgrims to reach the church on the summit". Auf keinen Fall scheint es ihm eine heilige Struktur aus der Antike (ancient sacred structure) darzustellen (vgl. 2013=Pagan Britain).

Eine spätmittalterliche Datierung stellt nicht notwenigerweise in Abrede, daß ältere Nutzungen auch als Heiligtum für Opfergaben bspw. möglich sind. Ein "Sonnenrad" (wheel cross) wurde denn auch erst ins beginnende 2. Jt. datiert - das Fundstück soll sich heute im Somerset-Museum zu Taunton befinden. Hiermit einen Zusammenhang herstellen zu wollen mit dem neolithischen "Sonnenrädern" erschiene mir antikisierend.
Und im übrigen: auch wenn man den Bogen eines solchen Sonnenrades in ein bronzezeitliches Keltentum ziehen wollte, wäre das allemal kein Beleg für die Sonnenbefreier These, dessen Zusammenhang mit dem Labyrinth ideologisch konstruiert ist und ein eher neuzeitliches Phänomen ist.

Seit der Antike sind Labyrinthe bezeugt. Dazu zählt das das Truia-Labyrinth auf dem Tagliatella-Krug.

Wie kommt dieses Labyrinth nun aus dem antiken Zusammenhang und mediterranen Kulturzusammenhang z. B. in Dänemarks Kirchen: "In vier dänischen Dorfkirchen sind Trojeborgen als Fresken des 15. Jahrhunderts zu sehen. In sechs anderen Kirchen sind sie registriert und übermalt worden. In der Gevninge Kirche bei Roskilde gibt es zwei [...] auf der Wand über dem Altarbogen. Auf einem der Gewölbe in der Kirche von Hesselager im östlichen Funen gibt es ein Labyrinth [...]. In der alte Kirche von Skive liegt es auf der Westwand [...] halb hinter dem Orgel verborgen. Das schönste Labyrinth befindet sich in der Kirche von Roerslev östlich von Middelfart. Die zweifarbige Troeborg liegt über dem Altarbogen" (Trojaburg ? Wikipedia)

Ein missing Link wären Labyrinthe in französischen Kathedralen, z. B. von Chartres aus 1200 n. Ztr. zu erblicken: "Der Kreis ist das Symbol der Ewigkeit, der Unendlichkeit, der Allmacht Gottes, der Sonne. Die Sonne wiederum für das Christentum das Symbol für Christus, die neue Sonne." (Technische Daten)
Mir ist freilich nicht klar, inwieweit dieses Verständnis anerkannt ist, das auch mit der Auferstehungsandacht zum christlichen Osterfest in Beziehung gesetzt wird: http://www.labyrinthia.dk/de/labyrinthia_silkeborg_chartres_labyrint_de.htm]Labyrinthia - Das Chartres-Labyrinth) - Ein oktagonales Labyrinth findet sich in der (gotischen) Basilika des Heiligen Quentin (in der nach ihm benannten Stadt Saint-Quentin in der nordostfranzösischen Picardie).

Einerseits wird auch hier auf die dänischen Krichenlabyrinthe hingewiesen, andererseits wird der Vergleich mit den sog. Trojaburgen gewagt; auf der Seite zu diesem Thema ist dann die Rede von "alte[n] wie neuere[n], intakte[n] wie weniger intakte[n Trojaburgen in Schweden]"; aber als einziges tatsächlich als prähistorisch vermutetes Labyrinth (wohlgemerkt) läßt sich anscheinend nur das von Tibble "bei Västerås [...] in Västmanland" (Labyrinth von Tibble ? Wikipedia) anführen, und Prähistorisch meint hier: frühestens völkerwanderungs- und wikingerzeitlich (vgl. http://de.wikipedia.org/wiki/Anundshög); wie dem auch sei, heißt es dazu nach John Kraft (Caerdroia 21/1987, pp.12-24) noch: "The labyrinth at Tibble is shown on the local map of 1764 where it*is called ‘Trojienborg’." (Catalogue Page)
Dabei ist ein Zusammenhang zwischen diesem Labyrinth mit dem nahe gelegenen spätantik/mittelalterlichen Besiedlungskontext kulturhistorisch nicht zwingend herzustellen.

Mich erinnert das alles von Anfang an an das Grimmsche Märchen von der "Kristallkugel", worin der jüngste Sohn einer Hexe die die verwunschene Prinzessin aus dem Schloss der goldenen Sonne befreit. Damit ist man in der Neuzeit, die anscheinend den vermeintlich vorhistorischen Zusammenhang prägte, wie es das nordische Familienbuch nahelegen möchte: 815-816 (Nordisk familjebok / Uggleupplagan. 29. Tidsekvation - Trompe)

Über die kultische Nutzung der sog. Trojaburgen kommt man anscheinend nicht einmal ins Mittelalter zurück; die antiken Labyrinthe, einschießlich der von Plinius beschriebenen, dürften eigentlich gar nichts mit den Trojaburgen zu tun haben. Labyrinthe mögen in anderen Kulturen nicht unbekannt sein. Die Phalanx in der Mahabharata (Padmavyuha - Wikipedia, the free encyclopedia) hat eine andere Funktion als die Zeichnung eines Labyrinths von Jericho (Bíblia Farhi - Viquipèdia, l'enciclopèdia lliure) usw.

Mir ist es nicht möglich, eine eigene Kulturgeschichte des Labyrinths & der sog. Trojaburgen zu schreiben. Anregungen könnten sich hier finden:Labyrinth und Spiel: Umdeutung eines Mythos - Google Books
Zusammenhänge mit vermeintlichen Volksfesten um einen Maibaum sind nicht zwingend auf irgendwelche neolithischen Megalithkulturen zurückzuführen.
 
Dass die Sonne besonders während der europäischen Bronzezeit kultische Verehrung genoss, wird kaum jemand bestreiten. Allerdings geht die Annahme des Users Trojaburg zu weit, der den Sonnenkult als einzigen gelten lassen will. Daneben gibt es vermutlich einen ausgedehnten Fruchtbarkeitskult, ferner sicher Ahnenkulte und die Verehrung von Göttern und Göttinnen, deren Namen uns verborgen bleibt. Es gab den Glauben an Geister, die der Schamane beschwören oder bannen konnte, und es gab eine mystische Symbolik.

Für den Menschen damals exiastierten Natur, Familie, Jagd und Fruchtbarkeit nicht als einheitliche Begriffe, sondern in ihrer Vorstellung bevölkerten Scharen von Geistern, Dämonen und anderen Wesen die Luft, die Wälder und die Gewässer und bestimmten in vielfältiger Wechselbeziehung die Existenz des einzelnen Menschen und seiner Familie.

Fruchtbarkeitszauber hat es sicher in allen neolithischen Kulturen und auch später in der Bronzezeit gegeben. In den Großsteingräbern Irlands und Frankreichs ist jede freie Fläche mit Symbolen und kultischen Motiven bedeckt, unter denen auch Spirale und Mäander bedeutsam sind. Es gab Speise-, Trank- und Brandopfer, deren Bedeutung sich aus späteren Schriftquellen des Mittelmeerraums erschließt. Und es gab sicher Sonnen- und Mondkulte, da viele Megalithbauten mit astronomischen Praktiken und Beobachtungen verbunden sind.
 
Das hättest Du Aischylos mitteilen müssen, schließlich hat er das als einer der ersten behauptet.
Aber es erstaunt mich, daß hier erst ständig kritisiert wurde, daß meine Hypothesen nicht nachweisbar wären, weil es dazu keine Schriftquellen gäbe. Nun zitiere ich eine Meinung, die nicht nur verschiedene Forscher, sondern auch Wikipedia vertreten und die obendrein auf eine schriftliche Quelle zurückgeht (Aischylos) und nun ist es auch wieder nicht recht, da dieser ja schließlich nicht die heutige Fundlage gekannt hätte, welche die Theorie der Nutzung der Delphi-Höhle in einem Zusammenhang mit einer weiblichen Gottheit als "Hokuspokus" ausschließen würde, wie Prof. Silesia verkündet. Na ja....

Das ist noch stehen geblieben, enthält aber erneut ein Missverständnis:

Aischylos und andere Überlieferungen zum Kult werden durch die Fundlage nicht bestätigt (oder umgekehrt: die Fundlage widerspricht den Schriftquellen).

Daher wird die Ansicht vertreten - Abweichendes zu dieser Ansicht habe ich nicht gelesen -, die Schriftquellen in einen Deutungsrahmen zu setzen: dieser bedeutet, dass man die Mythen zu vergangenen Kulten in Bezug zu zeitgenössischen gesellschaftlichen Entwicklung setzt.

Oder prägnant:

"But as a result, we need to understand that these different tales of Delphic beginnings tell us little about the reality of Delphic origins, and, rather, about how different eras, authors, and places in the ancient world sought, or rather chose, to perceive those beginnings.

It has further been suggested that the foundation of Delphi by Apollo as laid out in the Homeric Hymn also mirrors one of the activities Delphi was (seen to be) heavily involved in during the late eighth–sixth centuries BC colonization. Its foundation story thus becomes a reflection of the oracle’s contemporary role in the Greek world."

also: Den Gründungsmythos (inkl. Gaia) als Reflektion der zeitgenössischen Rolle Delphis in der Griechischen Welt zu verstehen.
 
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