Drusus als Ortsnamensgeber

LEG XVII

Aktives Mitglied
Der Ortsname 'Drusenheim' geht auf Drusus zurück: "An der Stelle des heutigen Drusenheim befand sich in römischer Zeit ein von Drusus errichtetes Kastell; der heutige Ort hat seinen Namen von diesem Feldherren." (Drusenheim ? Wikipedia)

Nun frage ich mich, ob auch andere mit 'Drusen-' beginnende Ortsnamen auf Drusus zurückführbar sind. Einfallen tun mir da der Drusenberg (Drusenbergstraße) in meiner geliebten Heimatstadt Bochum, oder der Drusenbrink (also auch Drusenberg, Brink (Siedlung) ? Wikipedia) bei Ostönnen. Die Gemeinsamkeit von beiden Drusenbergen ist, dass sie an sehr alten Straßen liegen.
Der Drusenberg in Bochum liegt an der Wasserstraße, welche über die Wasserscheide von Emscher und Ruhr führt, und welche Teil einer alten Römerstraße gewesen sein soll, die einst über Laer und Dortmund nach Unna führte (Wasserstraße offenbart Reize auf den zweiten Blick | WAZ.de).
Der Drusenberg bei Ostönnen liegt am Westfälischen Hellweg.

In Bochum findet man auf Grund der Überbauung mit Sicherheit keine römischen Spuren mehr, der Drusenbrink bei Ostönnen ist aber nicht überbaut. Auf TIM-online kann man hier eine kreisfömige, ca. 40 m durchmessende flache Erhebung erkennen, die auf Bing Maps auch schwach als Bewuchsmerkmal zu erkennen ist: Bing Karten ? Anfahrtsbeschreibungen, Verkehrsinfos und Straßenbedingungen

Das kann natürlich alles mögliche sein, aber wenn man gezielt am Drusenbrink nach etwas sucht und dann auch sofort eine auffällige Struktur findet, ist das ja schon merkwürdig. Ich versuche mit dem Besitzer des Feldes die Ursache für die Struktur zu klären, wenn ich mehr weiß sage ich Bescheid.
 

Anhänge

  • Drusenbrink.JPG
    Drusenbrink.JPG
    151,5 KB · Aufrufe: 412
Nun frage ich mich, ob auch andere mit 'Drusen-' beginnende Ortsnamen auf Drusus zurückführbar sind.

Da war schon Karl Lyncker skeptisch.
Ich glaube, nicht ganz zu Unrecht.

... an Drusus, welcher am Drasenberge im Fuldischen (vulgo Mons Drusi, Drusenberg) bald den Chatten eine Schlacht geliefert, bald auf demselben sein Leben beschlossen,[6] dem Dorfe Drusen im Schmalkaldischen8, sogar der Drusel, einem Bache, welcher Cassel mit Wasser versorgt, den Namen gegeben haben soll, – und andere mehr. Abgesehen davon, daß die lebendige Volkssage nichts von ihnen weiß, liegt die Unhaltbarkeit solcher Wortdeuteleien zu sehr auf der Hand.
Lyncker, Karl, Sagen, Deutsche Sagen und Sitten in hessischen Gauen, Vorwort - Zeno.org
 
Der Ortsname 'Drusenheim' geht auf Drusus zurück: "An der Stelle des heutigen Drusenheim befand sich in römischer Zeit ein von Drusus errichtetes Kastell; der heutige Ort hat seinen Namen von diesem Feldherren." (Drusenheim ? Wikipedia)
Auch wenn es in der deutschen und französischen Wikipedia so steht, wäre doch einiges zu hinterfragen, was aus den Artikeln nicht hervorgeht:
- Wann ist der Ortsname eigentlich erstmals urkundlich belegt?
- Gibt es eine Art Siedlungskontinuität zwischen dem Lager und dem Ort?
- Ist das Lager eigentlich (archäologisch?) nachgewiesen bzw. wirklich zuverlässig dem Drusus zuordenbar?
Ich bin jedenfalls etwas skeptisch, ob da nicht wieder irgendwelchen Ortsnamenforschern die Fantasie durchgegangen ist.
 
Auf der Ortswebsite wird das auch behauptet. Dokumentarischer Erstbeleg soll 785 sein. Leider habe ich keine Form gefunden.
 
@Leg XVIII, wenn derart viele Ortsnamen auf Drusus zurückgehen sollen, weiß man denn überhaupt auf welchen der drei dieses Namens ? Schließlich hießen sowohl der Sohn des Tiberius und ein Spross des des Germanicus ebenfalls Drusus.
 
In Sachsen-Anhalt gibt es im Winkel zwischen Saale und Elbe das Dorf Drosa. Hier soll Drusus vom Pferd gefallen sein. Ein altes Hühnengrab galt einmal als sein Grabmal.
 
@Leg XVIII, wenn derart viele Ortsnamen auf Drusus zurückgehen sollen, weiß man denn überhaupt auf welchen der drei dieses Namens ? Schließlich hießen sowohl der Sohn des Tiberius und ein Spross des des Germanicus ebenfalls Drusus.
Da von den drei Drusi nur der Livia-Sohn intensiven Kontakt zu Germanien und Gallien hatte, würde ich mal vermuten, dass wenn, dann nur er als Namensgeber in Frage kommt. Der Germanicus-Sohn blieb zeitlebens unbedeutend, und der Tiberius-Sohn war militärisch in Pannonien und Illyrien aktiv.
Grundsätzlich glaube ich aber ohnehin nicht, dass diverse Orte, die mehr oder weniger deutlich oder entfernt nach "Drusus" klingen, tatsächlich nach ihm benannt sind, vor allem nicht im rechtsrheinischen Germanien. Zum Vergleich: Auch Tiberius und Germanicus waren jahrelang in der Region aktiv, sollte es dann nicht auch haufenweise Orte geben, die nach ihnen benannt sind?

Ein bekannter Ort, der nach Drusus benannt wurde, ist ja Tropaea Drusi (Tropaea Drusi ? Wikipedia). Was kann man sich unter diesem Ort vorstellen? Stand dort u. U. auch ein Tropaeum, welches zumindest in den Dimensionen dem Tropaeum Traiani (http://de.wikipedia.org/wiki/Tropaeum_Traiani) glich? Letzteres war ja zufälligerweise auch kreisförmig und hatte einen Durchmesser von 40 m.
Das Wort "tropaeum" (von griech. "tropaion") bedeutet einfach nur ein Siegesdenkmal. Über das Aussehen ist damit noch nichts gesagt. An einen Ort im Sinne einer Siedlung muss man nicht unbedingt denken. Dass Drusus Siegesdenkmäler errichten ließ, berichten Florus und Cassius Dio.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ptolemaios schreibt in der Mehrzahl. Es könnte sich also um mehrere Anlagen handeln. Die große Frage ist und bleibt, ob es sich dabei um Sieges- oder Trauerobjekte handelt, d.h. ob diese mit der Todesstätte (castra scelerata) identisch sind. Und- er führt sie unter "Städten" auf.
 
Auch wenn Drusus im germnischen was mit Beule zu tun hat, sry, ich glaube kaum, das es eine Namenskontinuität zwischen einem Lager des Drusus, einer Statue o.ä bis heute über die ganzen 2000 Jahre gibt.
Zudem war ja nun Drusus nicht sooo lange in Germanien, das er einen bleibenden Eindruck hinterlassen hat
 
Ptolemaios schreibt in der Mehrzahl. Es könnte sich also um mehrere Anlagen handeln. [...] Und- er führt sie unter "Städten" auf.
Beides stimmt. Nur ergibt das einen Widerspruch: Es wird kaum mehrere gleichnamige Städte namens "Tropaion Drusu" auf einem Fleck gegeben haben. Es ist aber auch nicht unbedingt anzunehmen, dass Drusus mehrere Siegesdenkmäler auf einem Fleck errichtet hat. Die Liste bei Ptolemaios lässt sich aber meines Erachtens ohnehin nur so verstehen, dass er bei "Tropaia Drusu" nur an ein geographisches Objekt dachte.

Es könnte sich also um mehrere Anlagen handeln. Die große Frage ist und bleibt, ob es sich dabei um Sieges- oder Trauerobjekte handelt, d.h. ob diese mit der Todesstätte (castra scelerata) identisch sind.
Ein Tropaion ist ein Siegesobjekt. Etymologisch hat das Wort mit der "Überwindung" des Feindes zu tun bzw. damit, dass er in die Flucht geschlagen wurde.
 
Zuletzt bearbeitet:
Da bin ich mir nicht sicher. Auch das von Germanicus geringschätzig "alter Altar des Drusus" genannte Objekt könnte mit der Gedenkstätte in Verbindung stehen.
 
????
Du beziehst Dich wohl auf Tacitus, Annales 2,7-8? Was findest Du am Ausdruck "alter dem Drusus errichteter Altar" (veterem aram Druso sitam) geringschätzig? Und wieso soll Germanicus ihn so genannt haben? (Oder meintest Du Tacitus?)
 
Da von den drei Drusi nur der Livia-Sohn intensiven Kontakt zu Germanien und Gallien hatte, würde ich mal vermuten, dass wenn, dann nur er als Namensgeber in Frage kommt. Der Germanicus-Sohn blieb zeitlebens unbedeutend, und der Tiberius-Sohn war militärisch in Pannonien und Illyrien aktiv.
Köln erhielt auch den Namen der Agrippina, wenn auch erst unter Claudius, weil sie dort geboren wurde. Sonst hatte sie nichts mit Germanien zu tun. Der Germanicus-Sohn Drusus könnte auch in einem Feldlager geboren sein. Aber trotzdem halte ich nicht viel von dem Zusammenhang dieser ganzen Drusenorte mit Drusus. In der Regel wurden Siedlungen eher nach dem Kaiser, wie z.B. Augsburg als nach dem Feldherren benannt.
 
Aber trotzdem halte ich nicht viel von dem Zusammenhang dieser ganzen Drusenorte mit Drusus. In der Regel wurden Siedlungen eher nach dem Kaiser, wie z.B. Augsburg als nach dem Feldherren benannt.

Die Römer haben das sicherlich getan, bei den Germanen war es aber sicherlich nicht so in, Orte nach römischen Kaisern zu benennen.

Wir reden hier auch nicht von jeder Menge Drusenorten, was sicherlich ein Indiz dafür wäre, dass lokale Faktoren für die Namensgebung wahrscheinlicher wären. Wir reden von 2 expliziten Drusenbergen. Mit der mineralische Druse haben beide Orte nichts zu tun, weder in Bochum noch in Ostönnen gab es Vulkanismus. Drüse oder Beule bliebe ein Erklärungsansatz.

Allerdings liegen beide Drusenberge an prähistorischen Straßen in dem Gebiet, wo Drusus' Feldzüge stattfanden. Drusus-Heere könnten hier also durchgezogen sein, und auch entlang dieser Straßen die einheimischen Stämme bekämpft und besiegt haben, was Drusus dann bewogen haben könnte, auch genau an diesen Orten seine Tropeae zu erbauen. (Obwohl ich auch nicht glaube, dass Proto-Bochumer sich von dem Römer hätten besiegen lassen, aber in Drusus' subjektiver Wahrnehmung mag das ja so gewesen sein).

Auf einem vorher namenlosen Hügel stand dann auf einmal ein Drusus Tropaeum. Irgendeinen Namen wird die lokale Bevölkerung diesem Objekt gegeben haben. Das könnte 'der Berg auf dem das Drusus Tropaeum steht' gewesen sein, oder 'dem Drusus sein Berg', oder einfach nur 'Drususberg'.
 
Allerdings liegen beide Drusenberge an prähistorischen Straßen in dem Gebiet, wo Drusus' Feldzüge stattfanden. Drusus-Heere könnten hier also durchgezogen sein, und auch entlang dieser Straßen die einheimischen Stämme bekämpft und besiegt haben, was Drusus dann bewogen haben könnte, auch genau an diesen Orten seine Tropeae zu erbauen. (Obwohl ich auch nicht glaube, dass Proto-Bochumer sich von dem Römer hätten besiegen lassen, aber in Drusus' subjektiver Wahrnehmung mag das ja so gewesen sein).

Auf einem vorher namenlosen Hügel stand dann auf einmal ein Drusus Tropaeum. Irgendeinen Namen wird die lokale Bevölkerung diesem Objekt gegeben haben. Das könnte 'der Berg auf dem das Drusus Tropaeum steht' gewesen sein, oder 'dem Drusus sein Berg', oder einfach nur 'Drususberg'.

Also Drusus hat die einheimische Bevölkerung zwar nicht richtig besiegt, aber er fühlte sich als Sieger und ließ ein Tropaion errichten.

Nach dem Abzug des Drusus hat die einheimische Bevölkerung das blöde Ding dann nicht beseitigt (wie z. B. anderswo den Drusus-Altar), sondern den Hügel einen neuen Namen zu Ehren des eingebildeten Siegers gegeben, der sich dann 2000 Jahre gehalten hat.

Habe ich das richtig verstanden?
 
Dann wären die Germanen das erste Volk, welches mit jeder Menge Orten und Bergen nach seinem Feind ehrte, der noch nicht einmal sehr lange bei ihnen war. Weshalb dann nichts nach Tiberius oder Germanicus benannt wurde, ist dann allerdings etwas ungewöhnlich.
Zitat Wikipedia: Die Bezeichnung Druse ist verwandt mit dem mittelhochdeutschen Worten drusene, drusine, drusen[1] für Bodensatz und lässt sich bis zum althochdeutschen Wort druos (Mehrzahl druosi) für Drüse oder Beule[2] zurückverfolgen."
Das Wort Beule passt auf alle Fälle ganz gut zu Hügeln oder Bergen.
 
Dann wären die Germanen das erste Volk, welches mit jeder Menge Orten und Bergen nach seinem Feind ehrte, der noch nicht einmal sehr lange bei ihnen war. Weshalb dann nichts nach Tiberius oder Germanicus benannt wurde, ist dann allerdings etwas ungewöhnlich.
Die Germanen sind einfach voll auf Drusus abgefahren.
Langsam glaube ich, es gibt überhaupt keinen deutschen Ortsnamen, den man nicht irgendwie mit Drusus in Verbindung bringen kann. Es muss nicht mal ein "Dr" im Namen sein, "Goddula" z. B. geht genausogut.
 
Zurück
Oben