Gewalt in der Geschichte

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Gewalt12

Gast
Tag,

ich suche Bücher zum Thema "Gewalt in der Geschichte". Ich habe bisher nur "Geschichte der Gewalt: Krieg - Revolution - Terror von Karl Heinz Metz" und "Liberté, Egalité, Brutalité: Gewaltgeschichte der Französischen Revolution von Horst Gebhard" gefunden.

1. Sind die oben genannten Bücher zu empfehlen?
2. Welche Bücher zur Gewalt während der franz. Revolution sind zu empfehlen?
3. Welche Bücher allgemein zur Geschichte der Gewalt sind zu empfehlen?

MfG
 
3. Welche Bücher allgemein zur Geschichte der Gewalt sind zu empfehlen?

Geschichte der Gewalt - ein sehr umfasendes Thema!
Ein Aspekt, der meiner Ansicht nach nicht zu unterschätzen ist, wäre die Geschichte der Gewalt an Kindern; dazu wäre der programmatische Titel "Hört ihr die Kinder weinen" als Einstieg zu empfehle - der Ansatz hat freilich Schwächen, aber immer beleuchtet er von einem systematischen Standpunkt aus die Geschichte der Kindheit unter dem Gewaltaspekt.
Als Stichwort fiel mir auch Galtungs Begriff der strukturellen Gewalt ein; inwieweit der aber bereits für historische Betrachtungen relevant geworden ist, wüßte ich so direkt jetzt nicht. Aber im Wikipedia-Artikel zum Begriff wird als verwandt auf "Überwachen & Strafen" verwiesen; ich bin dem "Link" an der Stelle nicht gefolgt, aber freilich spielt das Stichwort auf Michel Foucaults Buch mit selbigem Titel an, worin der Sozialphilosoph gewissermaßen an der Entstehung von Gefängnissen seine Machttheorie entwickelt. Letztendlich geht es dabei auch um das Aufzeigen von Veränderungen im Umgang mit Gewalt.

Ich frage mich, ob die Inquisition nicht eigentlich die best erforschte Ausübung von Gewalt sein dürfte, kenne mich damit allerdings gar nicht aus.
Als eigenständiges Gebiet der Gewaltforschung dürfte im Grunde auch die Shoah gelten. Ich denke hier selbst beispielsweise an Goldhagens "Hitlers Helfer" oder die Konzentrationslagerforschung (Literaturhinweise müßte ich raussuchen); hier ließe sich unter dem Blickwinkel der Neuzeit auch die geschichtsphilosophische Deutung von Horkheimer & Adorno (Dialektik der Aufklärung) erwähnen.

Ein weitere m. E. unabhängiges und zudem weites Feld gewaltgeschichtlicher Themen wäre Rassismus, z. T. damit einhergehend der Kolonialismus.

Meine assoziativen, längst nicht umfassenden Vorschläge mit den wenigen Literaturhinweisen beende ich hiermit aber erst einmal.
 
Hallo,

Geschichte der Gewalt von Metz gefällt mir sehr gut für einen ersten Überblick. Je nachdem, für welche Epoche du dich interessierst, gibt es dann sicher genug tiefer gehende Literatur. Welche Aspekte von Gewalt stehen für dich im Mittelpunkt? Kriminalität, Krieg, Terror, Attentate...?

liebe Grüße, Marie Luise
 
Hallo,

Geschichte der Gewalt von Metz gefällt mir sehr gut für einen ersten Überblick. Je nachdem, für welche Epoche du dich interessierst, gibt es dann sicher genug tiefer gehende Literatur. Welche Aspekte von Gewalt stehen für dich im Mittelpunkt? Kriminalität, Krieg, Terror, Attentate...?

liebe Grüße, Marie Luise


Sozusagen: Gewalt als Rolle zur zivilisatorische Entwicklung in Form von gesellschaftlichen Auseinandersetzungen, die in bestimmten Phasen und bei ähnlichem Machtanspruch verschiedener Ideen und Interessen auch gewalttätig sein können.
Wenn ich es richtig verstehe gilt die franz. Revolution als Grundlage für die heutige moderne Gesellschaft. In diesem Zusammenhang interessiert es mich wie Gewalttätig diese Revolution war und wie Gewalt unsere Moderne geprägt hat.
 
Gewalt als Rolle zur zivilisatorische Entwicklung in Form von gesellschaftlichen Auseinandersetzungen, die in bestimmten Phasen und bei ähnlichem Machtanspruch verschiedener Ideen und Interessen auch gewalttätig sein können.
Wenn ich es richtig verstehe gilt die franz. Revolution als Grundlage für die heutige moderne Gesellschaft. In diesem Zusammenhang interessiert es mich wie Gewalttätig diese Revolution war und wie Gewalt unsere Moderne geprägt hat.

Ich würde dann sagen, daß dann ein sozialphilosophischer Ansatz der richtige sein müßte, von dem aus sich einzelne Ereignisse in ihren Widersprüchen verstehen ließen. Ein Grundlagentext wäre dazu Hegels Auseinandersetzung mit der Terrorproblematik in seiner Phänomenologie des Geistes. Rebacca Comay hat sich in Morning Sickness (California: University Press, 2011) speziell mit seinem Verhältnis zur französischen Revolution befaßt. Ich habe es leider noch nicht durcharbeiten können, weil ich mich immer ein wenig in den Fixierungen des Herrenverhältnisse zu seinem Knecht verfangen, und kann daher vorläufig wenig garantieren, daß gerade dieses Buch für dich interessant sein könnte.
 
Hallo,

die Französische Revolution kann sicher als Anfangspunkt gesehen werden; mich persönlich fasziniert aber die Auseinandersetzung zwischen alten Kräften (monarchisches Prinzip) und neuen Kräften (nationale und liberale Strömungen) in der ersten Hälfte des 19. Jahrhundert noch mehr. Im Kampf um politische Rechte setzte man von in Europa (in den 20er Jahren Südeuropa, dann 1830er und 1848er Revolutionen) vermehrt auf Revolutionen bzw. gerade im Gebiet des Deutschen Bundes auch auf gezielte politische Attentate - siehe die Ermordung August von Kotzebues durch den Burschenschafter Karl Ludwig Sand und die in seinem Umkreis diskutierte Frage, ob der Zweck denn tatsächlich alle Mittel (also auch Mord) heiligt.
Aktueller Buchtipp dazu: Alexandra Bleyer, Das System Metternich. Die Neuordnung Europas nach Napoleon.

liebe Grüße, Marie Luise
 
Vielen Dank.
1. Gibt es eine Buchempfehlung zur radikalisierung des Terrors während der franz. Revolution?
2. Oder vielleicht auch ein Standardwerk zur franz. Revolution das die unterschiedlichen Parteien/Ansichten ihre Politik und die Entwicklung der Revolution beschreibt?
 
Habe mir das Buch von Metz besorgt.


1. Gibt es eine Buchempfehlung zur radikalisierung des Terrors während der franz. Revolution?
- Kann mir noch jemand etwas zu "Liberté, Egalité, Brutalité: Gewaltgeschichte der Französischen Revolution von Horst Gebhard" sagen?
2. Oder vielleicht auch ein Standardwerk zur franz. Revolution das die unterschiedlichen Parteien/Ansichten ihre Politik und die Entwicklung der Revolution beschreibt?
 
Tag,

Gibt es Bücher zur Frage der Gewalt als Rolle zur zivilisatorische Entwicklung in Form von gesellschaftlichen Auseinandersetzungen während des 30 jährigen Krieges?
 
Vielleicht hilft dir das Buch auch weiter:

Harald Welzer: Täter - wie aus ganz normalen Männern Massenmörder werden

Kurzbeschreibung

Über den Holocaust ist viel geschrieben worden, aber die wichtigste Frage ist bis heute nicht beantwortet: Wie waren all die „ganz normalen Männer“, gutmütigen Familienväter und harmlosen Durchschnittsmenschen imstande, massenhaft Menschen zu töten? Es gab keine Personengruppe, die sich der Aufforderung zum Morden verschlossen hätte, weshalb Erklärungsansätze, die sich auf die Persönlichkeiten der Täter, ihre Charaktereigenschaften, ihre psychische Verfassung richten, nicht weiterführen.

Welzer untersucht Taten aus dem Holocaust und anderen Genoziden in ihrem sozialen und situativen Rahmen und zeigt, wie das Töten innerhalb weniger Wochen zu einer Arbeit werden kann, die erledigt wird wie jede andere auch. Mit seiner sozialpsychologischen Studie öffnet sich eine Perspektive auf die Täter, die auf beunruhigende Weise erhellt, wie Tötungsbereitschaft erzeugt wird, und wie wenig Vertrauen wir in die Stabilität unserer moralischen Überzeugungen haben sollten.


Die Ergebnisse werden ausgeweitet für Vietnam, Ruanda und Jugoslawien.

Zum Thema Holocaust hat Welzer nach meiner Erinnerung nur bei Browning abgeschrieben, die Weiterungen machen das Buch aber lesenswert.
 
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