Vorkriegsgeschichte 2. Weltkrieg-Polen

Andrey

Neues Mitglied
Ich wurde in letzter Zeit mit vielen Thesen zu Vorkreigsgeschichte konfrontiert. Es gibt aber kaum "Quellen" zu diesem Thema. Wenn es einen unter ihnen gibt, der mir helfen kann und mehr weiß als ich, kann er mir ein paar Antworten zu meinen Fragen geben:
Frage 1: Stimmt das, dass Polen unter seinem Außenminister Josef Beck 1934 das Minderheitenschutzabkommen vor dem Völkerbund aufgekündigt hat ?

Frage 2: Stimmt das, dass das Deutsche Reich Polen den Bau einer exterritorialen Autobahn ( Berlin-Königsberg ) vorgeschlagen hat, Polen aber abgelehnt hat ?

Frage 3:Stimmt das, dass es bereits vor dem 2. Weltkrieg Übergriffe von Polen auf deutsche Zivilsiten gegeben hat ?

Vielen Dank für eventuelle Antworten. Bitte mit Quellenangaben.
 
Ich wurde in letzter Zeit mit vielen Thesen zu Vorkreigsgeschichte konfrontiert. Es gibt aber kaum "Quellen" zu diesem Thema. Wenn es einen unter ihnen gibt, der mir helfen kann und mehr weiß als ich, kann er mir ein paar Antworten zu meinen Fragen geben:
Frage 1: Stimmt das, dass Polen unter seinem Außenminister Josef Beck 1934 das Minderheitenschutzabkommen vor dem Völkerbund aufgekündigt hat ? ..."

Irgendwie habe ich den Eindruck, dass Du keine Lust zur Literatur- resp. Quellenrecherche hast. Daher nur zu Frage 1:

Ja, das Minderheitenschutzabkommen wurde im September 1934 aufgekündigt.

Vergl.: Kotowski, Albert S. Polens Politik gegenüber seiner deutschen Minderheit, 1919 - 1939, Studien der Forschungsgesellschaft Ostmitteleuropa an der Universität Dortmund, Wiesbaden Harrassowitz, 1998, Band 23, S. 224, dort insbes. Anmerkung 18.

M.
 
Zuletzt bearbeitet:
]Stimmt das, dass Polen unter seinem Außenminister Josef Beck 1934 das Minderheitenschutzabkommen vor dem Völkerbund aufgekündigt hat?

Ja, nachdem die SU dem Völkerbund beitrat. Jozef Beck hatte schon zuvor deutsche Einmischungen in innere Angelegenheiten Polens zurückgewiesen und Polen befürchtete, dass nun sowohl die Sowjets als auch das Reich sich vermehrt in seine inneren Angelegenheiten einmischte.

Stimmt das, dass das Deutsche Reich Polen den Bau einer exterritorialen Autobahn (Berlin-Königsberg) vorgeschlagen hat, Polen aber abgelehnt hat?

Ja. Wo allerdings liegt das Problem? Jeder souveräne Staats darf über sein Territorium verfügen. Polen machte Gegenvorschläge, die wiederum von der nationalsozialistischen Regierung ignoriert wurden.

Stimmt das, dass es bereits vor dem 2. Weltkrieg Übergriffe von Polen auf deutsche Zivilsiten gegeben hat?
Mir fällt hier nur der Bromberger Blutsonntag ein, der nach dem Überfall auf Polen stattfand.
 
Ja, nachdem die SU dem Völkerbund beitrat. Jozef Beck hatte schon zuvor deutsche Einmischungen in innere Angelegenheiten Polens zurückgewiesen und Polen befürchtete, dass nun sowohl die Sowjets als auch das Reich sich vermehrt in seine inneren Angelegenheiten einmischte

Zu beachten ist, dass 1934 wie 1938 durch Hitler eine Instrumentalisierung Polens für seine Politik versucht wurde (1938 als Pakt-Partner für seine Lebensraumpolitik im Osten).

So fand das polnische Aufkündigen des Minderheitenschutzabkommens aus den von ElQ genannten Gründen nur mäßige Resonanz in Berlin, während die Zeitungen wie auch Kampfblätter der deutschen Minderheit in Polen die Kündigung des Minderheitenschutzvertrages sogar ausdrücklich begrüßten. Die positive Resonanz war umso größer, je näher die deutschen Zeitungen in Polen dem NS standen. Vermutlich war das sogar gesteuert.

Polen und der Minderheitenschutzvertrag (1919-1934)
Paweł Korzec, Jb für die Geschichte Osteuropas, 1974, S. 515ff.

Die Autobahnidee diente der Drangsalierung Polens auf diesem Weg. Zum "Korridormythos"
http://www.geschichtsforum.de/f67/ostpreu-en-und-der-polnische-korridor-34894/
 
Ja, nachdem die SU dem Völkerbund beitrat. Jozef Beck hatte schon zuvor deutsche Einmischungen in innere Angelegenheiten Polens zurückgewiesen und Polen befürchtete, dass nun sowohl die Sowjets als auch das Reich sich vermehrt in seine inneren Angelegenheiten einmischte

Anzufügen ist hier, dass der polnische Schritt zunächst einmal die "Antwort" darauf war, dass die Sowjetunion ausdrücklich ohne Anerkennung der Minderheitenschutzrechte in den Völkerbund aufgenommen werden sollte, Polen aber gebunden war.

Beck kündigte in seiner Rede auch nicht explizit die Abkommen, sondern die Zusammenarbeit mit den Organen des Völkerbundes in diesen Fragen. Polen und die SU hatten wechselseitige jeweilige Minderheiten in den Grenzgebieten.

Hitlers Drittes Reich wurde über diesen Schritt vorab informiert, man sah darin nichts "Beunruhiges". Der Schritt wurde taktisch intern vielmehr so besprochen, dass sich hieraus günstige Voraussetzungen auch für deutsche "Revisionen" des Versailler Status ergeben würden, da sich diese nun besser untergraben ließen.

Außerdem hatte das Deutsche Reich durch Hitler bereits 1933 (mit Wirkung 1935, man beachte Becks Schritt vor diesem Zeitablauf!) die Völkerbundsmitgliedschaft komplett aufgekündigt, und wie es mit Minderheiten reichsinternen aussah, ist bekannt.
 
Zuletzt bearbeitet:
Zurück
Oben