Juana la Loca

LaLoca

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Johanna von Kastilien, genannt Johanna die Wahnsinnige (* 6. November 1479 , † 12. April 1555) war die Tochter der Katholischen Könige Spaniens Isabella von Kastilien (1451-1504) und Ferdinand von Aragón (1452-1516).

Die junge Infantin fiel schon früh durch eine ungewöhnliche Ernsthaftigkeit und ein allgemein introvertiertes Verhalten auf. Im Zuge einer Allianz mit dem Hause Habsburg wurde sie mit Philipp dem Schönen (1478-1506) verlobt, den sie heiratete. Johanna liebte ihren Ehemann mit großer Heftigkeit und Eifersucht. Zeitweise war sie bestrebt, jedes weibliche Wesen aus der Umgebung Philipps zu entfernen. Aus der Ehe gingen sechs Kinder, darunter zwei nochmalige Kaiser, hervor:

Eleonore * 15. November 1498 † 1558 - verheiratet mit Emanuel I., König von Portugal (1469-1521)
Karl V (* 24. Februar 1500 † 21. September) - verheiratet mit Isabella von Portugal.
Isabella (* 18. Juli 1501 † 19. Januar 1526) - verheiratet mit Christian II, König von Dänemark (1481-1559)
Ferdinand I (* 10. März 1503 † 25. Juli 1564) - verheiratet mit Anna von Böhmen und Ungarn (1503-1547)
Maria (*17. September 1505 † 18. Oktober 1558)- verheiratet mit Ludwig II. König von Böhmen und Ungarn (1506-1526)
Katharina (* 14. Januar 1507 † 12. Februar) - verheiratet mit Johann III., König von Portugal (1502-1557)

Nach dem frühen Tod ihres Gatten im Jahre 1506 verfiel Johanna dem Wahnsinn. Sie weigerte sich, den Sarg mit Philipps Leiche herauszugeben, den sie regelmäßig öffnete, um sich zu vergewissern, dass Philipp lediglich schlafe.
Schließlich wurde sie ob ihres Zustandes gefangengesetzt. Einsam und verwahrlost starb Johanna im Jahre 1555 im Alter von 75 Jahren. Sie wurde also für die damalige Zeit ungewöhnlich alt.
Johanna die Wahnsinnige ist nicht zu verwechseln mit Johanna von Kastilien(1462-1530), einer kastilischen Prinzessin, die als Ehefrau von Alfonso V. (1432-1481) von 1475 bis 1481 Königin von Portugal war.

Es ist umstritten, ob dieses Bild tatsächlich Juana la Loca darstellt oder ihre Schwester Katharina von Aragon. Ich denke trotzdem, dass dieses Bild Johanna darstellt.
 
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Hallo, netter Beitrag, der uns auch gleich deinen "Nickname" näherbringt.
Allerdings finde ich die Aussage:
LaLoca schrieb:
Einsam und verwahrlost starb Johanna im Jahre 1555 im Alter von 75 Jahren. Sie wurde also für die damalige Zeit ungewöhnlich alt.
bedarf einem Einwurf. Es ist ein weitverbreiteter Irrglaube, dass die Menschen im Mittelalter und der frühen Neuzeit nicht sehr alt wurden. Eine Reihe von Erwachsenen wurde recht alt. Vielleicht nicht vergleichbar mit heutigen Zeiten allerdings waren Alter jenseits der 65 und gar 70 nicht unbedingt so außergewöhnlich.
Das heute dieser "Irrglaube" existiert ist vielleicht eher auf die oft auftauchenden kurzen Lebenzeiten von Herrschern oder anderen Persönlichkeiten zurückzuführen, die allerdings dann eher gestorben wurden anstatt eines natürlichen Todes zu sterben.

Ob man überhaupt wissenschaftlich fundiert ein Durchschnittsalter für bestimmte Zeiträume ermitteln kann ist fraglich. Es ist jedoch sicher gewiss, um auf deine Aussage zurückzukommen, dass heute mehr Leute älter werden als damals, was aber biologisch gesehen auch schon im Mittelalter/ der frühen Neuzeit möglich war und auch (meiner Ansicht nach) wohl gar nicht so selten vorkam.

Hat evtl. jemand mal einen Literaturtip in diese Richtung - Danke.
 
@ YPY: Die Archäoanthropologie untersucht Skelette aus allen Zeiten auf ihr Durchschnittsalter (und auch auf häufig auftretende Krankheiten etc.). Das ist wohl eine der repräsentativsten Möglichkeiten, so etwas zu untersuchen. Zumindest ab dem 16./17. Jahrhundert könnte dies auch aus dem ab da reichhaltigeren Material von Kirchenbüchern und Grabsteinen möglich sein. Leider ist mir keine Literatur dazu bekannt, weswegen ich einfach mal die Empfehlungen aus einem Vorlesungsverzeichnis hier aufführe.

"Literatur: Carli-Thiele, P. (1996): Spuren von Mangelerkrankungen an steinzeitlichen Skeleten. Fortschritte in der Paläopathologie und Osteoarchäologie, Bd. I. Göttingen, Verlag Erich Goltze. - Grupe, G., Christiansen, K., Schröder, I., Wittwer-Backofen, U. (2004): Anthropologie. Ein einführendes Lehrbuch. Springer-Verlag. - Haidle, M.N. (1997): Mangel-Krisen-Hungersnöte? Ernährungszustände in Süddeutschland und der Nordwestschweiz vom Neolithikum bis ins 19. Jahrhundert. Urgeschichtliche Materialhefte 11, Mo Vince Verlag. - Herrmann, B. (1994): Archäometrie - Naturwissenschaftliche Analyse von Sachüberresten. Springer-Verlag. - Herrmann, B., Grupe, G., Hummel, S., Piepenbrink, H. & Schutkowski, H. (1990): Prähistorische Anthropologie. Leitfaden der Feld- und Labormethoden. Springer-Verlag. - Kemkes-Grotthealer, A. & Henke, W. (2001): Pein und Plagen - Aspekte einer historischen Epidemiologie. Gelsenkirchen/Schwelm, Verlag Archaea. - Molleson, T. & Cox, M. (1993): The Spitalfields Project - The Anthropology. CBA Research Report 86, 1-231. - Ortner D.J. (2003): Identification of Pathological Conditions in Human Skeletal Remains. Academic Press, Amsterdam, Boston, London, New York. - Ulrich-Bochsler, S. (1997): Anthropologische Befunde zur Stellung von Frau und Kind im Mittelalter und Neuzeit. Soziobiologische und soziokulturelle Aspekte im Lichte von Archäologie, Geschichte, Volkskunde und Medizingeschichte. Berner Lehrmittel- und Medienverlag. - Ulrich-Bochsler, S. & Meyer L. (1997): Teil C. Die anthropologische Forschungen. In. Gutscher, D., Ueltschi, A. & Ulrich-Bochsler, S., Die St. Petersinsel im Bielersee - ehemaliges Cluniazenser-Priorat. Berner Lehrmittel- und Medienverlag, 261-336."
 
LaLoca schrieb:
Nach dem frühen Tod ihres Gatten im Jahre 1506 verfiel Johanna dem Wahnsinn. Sie weigerte sich, den Sarg mit Philipps Leiche herauszugeben, den sie regelmäßig öffnete, um sich zu vergewissern, dass Philipp lediglich schlafe.
Er brach nach dem "Tennis"-Spiel in sich zusammen, als er einen Becher eiskaltes Wasser hinuntergestürzt hatte. Heute vermutet man eine natürliche Todesursache, aber unter seinen Zeitgenossen ging wohl das Gerücht um, sein Schwiegervater, Fernando von Aragón, habe ihn vergiften lassen.
 
Hier wurde es noch nicht erwähnt:
Nach dem Tod ihres Vaters 1516 war sie trotz ihres Zustandes bis zu ihrem eigenem Tod 1555 spanische Königin als Coregentin ihres Sohnes Carlos. Sämtliche Urkunden wurden auch in ihrem Namen veröffentlicht. Die tatsächliche Regierung lag aber selbstverständlich in den Händen von Karl.
 
Der Text stammt auch nicht von mir. Ich habe nur Ferdinands und Karls Frauen hinzugefügt. Hm, ich würde nicht sagen, dass sie ungewöhnlich alt wurde aber sie wurde sicher älter als der durchschnitt. Wenn ich lese wie viele Frauen an Kindbett gestorben sind. Auch die Kindersterblichkeitsrate war sehr hoch. Sieht man auch wenn man sich Entwicklungsländer ansieht. Da hatte Johanna ziemliches Glück.

Das mit dem Sarg kann man auch so erklähren, dass sie sicher gehen wollte, dass Philip in dem Sarg lag. Das war nichts ungewöhnliches. Ich finde es übertrieben zu behaupten sie sei wahnsinnig gewesen. Was ist überhaupt Wahnsinn? Sie war vermutlich psychisch krank, eifersüchtig und sensibel. Sie hatte auch Grund eifersüchtig zu sein, wenn ich mein leben lang eingesperrt bin, würde ich auch irgendwann krank werden. Aber damals hatte man noch nicht viel Verständniss für psychisch kranke Leute, was ja heute auch noch oft genug der Fall ist.

Es war nicht unüblich politische Gegner zu vergiften. Ich will nicht sagen, dass Ferdinand Philip vergiften ließ aber möglich ist es sicher. Vor allem dürfte Ferdinand ein Regent gewesen sein mit dem nicht zu spaßen war. Angeblich ließ er das Testament seiner Frau Isabella fälschen und schaltete somit Johanna aus. Außerdem heiratete er auch sofort wieder. Nach dem Ferdinand starb wurde Karl König von Spanien. Da er noch jung und unerfahren in Sachen Politik war, weiß ich nicht in wie fern er schuld daran trug seine Mutter ebenfalls auszuschalten. Aber angeblich ließ er seine Mutter streng behandeln. Als Karl in seinen letzten Jahren (psychisch) krank wurde soll er vor seinem Tod Johanna gesehen haben, die ihn zu sich rufte.

Karl hat, als er abtankte, eine ergreifende Rede gehalten. Die letzte Pasage finde ich dabei ganz wichtig. Tut es ihm Leid, was er seiner Mutter angetan hat? Er hatte ja keinen Bezug zu ihr. Er lebte ja in Flandern. Ich finde ich komisch, dass er seine Mutter gesehen haben soll. Kommt es daher, dass er ein schlechtes Gewissen hatte?

Vor vierzig Jahren, am selben Ort, am Vorabend des Dreikönigstages, hat mich der Kaiser, mein Großvater, für volljährig erklärt. Dann wurde ich König von Spanien, dann selbst Kaiser – Ich habe die Kaiserkrone gesucht, nicht um über noch mehr Reiche zu gebieten, sondern um für das Wohl Deutschlands und der anderen Reiche zu sorgen, der gesamten Christenheit Frieden und Eintracht zu erhalten und zu schaffen und ihre Kräfte gegen die Türken zu wenden. Ich habe darum viel beschwerliche Reisen machen, viele beschwerliche Kriege führen müssen … aber niemals mutwillig, sondern stets sehr gegen meinen Willen als Angegriffener …
Große Hoffnung hatte ich – nur wenige haben sich erfüllt, und nur wenige bleiben mir: und um den Preis welcher Mühen! Das hat mich schließlich müde und krank gemacht. Ihr wißt alle, wie sehr … Ich habe alle Wirrnisse nach Menschenmöglichkeit bis heute ertragen, damit niemand sagen könnte, ich sei fahnenflüchtig geworden. Aber jetzt wäre es unverantwortlich, die Niederlegung noch länger hinauszuzögern. Glaubt nicht, daß ich mich irgend Mühen und Gefahren entziehen will: Meine Kräfte reichen einfach nicht mehr hin. Vertraut meinem Sohn, wie er euch vertraut, seid einig, übt stets Gerechtigkeit und lasset den Unglauben nicht in eure Reihen.

Was mich betrifft: ich weiß, daß ich viele Fehler begangen habe, große Fehler, erst wegen meiner Jugend, dann wegen des menschlichen Irrens und wegen meiner Leidenschaften, und schließlich aus Müdigkeit. Aber bewußt habe ich niemandem Unrecht getan, wer es auch sei. Sollte dennoch Unrecht entstanden sein, geschah es ohne mein Wissen und nur aus Unvermögen: ich bedaure es öffentlich und bitte jeden, den ich gekränkt haben könnte, um sein Verzeihen.
 
LaLoca schrieb:
Karl hat, als er abtankte, eine ergreifende Rede gehalten. Die letzte Pasage finde ich dabei ganz wichtig. Tut es ihm Leid, was er seiner Mutter angetan hat? Er hatte ja keinen Bezug zu ihr. Er lebte ja in Flandern. Ich finde ich komisch, dass er seine Mutter gesehen haben soll. Kommt es daher, dass er ein schlechtes Gewissen hatte?

Vor vierzig Jahren, am selben Ort,
und im Zusammenhang:

http://de.wikipedia.org/wiki/Karl_V._(HRR)
 
Zuletzt bearbeitet:
Ne, ist schon klar aber was soll ich da nachsehen?

Leider kann man wohl nciht mehr eindeutig nachforschen was genau passiert ist. Wie krank sie wirklich war (und was alles erlogen war). Auch die Flucht in Erotik und Sinnlichkeit ist nur eine spekulation. Phillip und Johanna sahen sich lange Zeit nicht, vielleicht war sie zu frustriert und als sie sich wieder trafen wollte sie als das nachholen, was sie versäumt hatte. :grübel: ISt doch verständlich. Es ist sicherlich auch schlimm wenn du deinen Mann über alles liebst und dann siehst wie er es ständig mit anderen Frauen treibt und du nichts dagegen tun kannst. Aber die Liebe schnien nicht auf Gegenseitigkeit zu beruhen. Als Johanna nach langer Zeit wieder nach Flandern kam hatte er Philip eine Freundin.
 
Juana de Castilla

Falls jemand Interesse hat, würde ich hier gerne über Johanna "die Wahnsinnige" diskutieren.

Ich selbe lese im Augenblick das Werk von M. Alvarez und würde mich freuen, von euren Kenntnissen und eurer Meinung zu dieser Frau zu erfahren.
 
Es ist sicherlich auch schlimm wenn du deinen Mann über alles liebst und dann siehst wie er es ständig mit anderen Frauen treibt und du nichts dagegen tun kannst. Aber die Liebe schien nicht auf Gegenseitigkeit zu beruhen. Als Johanna nach langer Zeit wieder nach Flandern kam hatte er Philip eine Freundin.

Juana und Phillip haben nicht aus Liebe sondern aus Staatsraison geheiratet. Genauso wie ihr Bruder Juan, der spanische Thronfolger, bald darauf Phillips Schwester Margarete heiratete. Eheliche Treue mag ein christliches Ideal sein, aber Phillips Verhalten war zu seiner Zeit für einen Granden völlig normal. Auch und gerade in Johannes Familie. Die spanischen Königshäuser von Aragón und Kastilien waren ja gerade aus der außerehelichen Beziehung Alfons XI. hervorgegangen. Mit Ferdinand II. und Isabella vereinigten sich die kastilische und die aragonesische Linie der Trastámara, die in Kastilien den Thron usurpiert hatte und durch ein wenig Glück die Cortes von Aragón dazu bewegen konnte, im Rahmen einer Sedisvakanz einen der ihren (Ferdinand I., Johannas Urgroßvater) zum König Aragóns zu machen.
 
Gerne, allerdings würde ich einen Anfangspunkt brauchen, an dem eine Diskussion ansetzen kann.

Ja, das ist gut zu verstehen. :winke: Mir ging es vor allem um die These, dass Juana nur aufgrund der Machtgier von Ferdinand und Karl für wahnsinnig erklärt wurde.

Bisher hatte ich immer gedacht, dass nur nicht klar sei, ob Juana im heutigen klinischen Sinn psychisch krank gewesen wäre, ihre Zeitgenossen sich dessen aber sicher gewesen seien. Falls Karl und vor allem Ferdinand das tatsächlich wider besseres Wissen behauptet haben sollten, wäre das wirklich erstaunlich gefühllos gewesen.

Gerade Karl hätte ich eben nicht so eingeschätzt.
 
Ich kann mir gut vorstellen, dass sie zuletzt wirklich wahnsinnig wurde, wenn ich mir die Umstände ansehe, unter denen ihr Vater und ihr Sohn sie sozusagen "leben" ließen, und es bleibt die Tatsache, dass ihr "Wahnsinn" für beide sehr nützlich war, um selbst die Herrschaft ausüben zu können.

Was Karl betrifft, so wird er wohl kaum eine wirkliche Bindung an seine Mutter gehabt haben. Erstens hatte er sie jahrelang nicht gesehen und ein Familienleben, wie wir das heute kennen, wird er wohl vorher gar nicht mit ihr gehabt haben.
 
Dass die Sache mit dem Sarg etwas ... seltsam ... war, lässt sich doch wohl kaum von der Hand weisen.
 
Die Sache mit dem Sarg ist seltsam, vorausgesetzt die Überlieferungen diesbezüglich sind korrekt und wurden nicht aus Propagandagründen aufgebauscht oder durch den fehlenden Kontext verfälscht.

Allerdings finde ich nicht, dass das mit dem Sarg eindeutig zeigt, dass Juana tatsächlich wahnsinnig war. Immerhin war sie zu diesem Zeitpunkt schwanger und hatte gerade ihren Ehemann überraschend und dazu unter Umständen verloren, die jedenfalls verdächtig wirken - in einer solchen Situation brechen selbst Menschen zusammen oder neigen zur Überreaktion, die normalerweise geistig völlig gesund bzw. stabil sind.

Mein Eindruck:
Juana war sicher ein wenig eigenartig, woran vielleicht ihre Eltern nicht ganz unschuldig waren, sie dürfte außerdem zu Depressionen und Wutanfällen geneigt haben, und sie hatte das Pech, dass ihr Vater und später ihr Sohn Interesse daran hatten, sie politisch kalt zu stellen.

Ob sie tatsächlich in der Lage gewesen wäre, sich unter anderen Umständen als Herrscherin über Kastilien zu behaupten ist eine andere Frage.
 
Ja, das ist gut zu verstehen. :winke: Mir ging es vor allem um die These, dass Juana nur aufgrund der Machtgier von Ferdinand und Karl für wahnsinnig erklärt wurde.

Nuja... sie zog monatelang mit ihrem Hofstaat und dem verwesenden Körper ihres Mannes durch Andalusien...

Falls Karl und vor allem Ferdinand das tatsächlich wider besseres Wissen behauptet haben sollten, wäre das wirklich erstaunlich gefühllos gewesen.

Gerade Karl hätte ich eben nicht so eingeschätzt.

Warum nicht?
 
Zitat:
Caro91
Ja, das ist gut zu verstehen. :winke: Mir ging es vor allem um die These, dass Juana nur aufgrund der Machtgier von Ferdinand und Karl für wahnsinnig erklärt wurde.

Nuja... sie zog monatelang mit ihrem Hofstaat und dem verwesenden Körper ihres Mannes durch Andalusien...

Es bleibt aber die Frage - wie zuverlässig ist diese Information wirklich? Können wir tatsächlich eine parteiische oder verfälschte Berichterstattung ausschließen?

Nur eine Überlegung dazu:

Selbst wenn Juana tatsächlich mit dem Leichnam ihres Ehemannes unterwegs war und sich dabei ein wenig seltsam verhalten hat, könnte es ganz gut sein, dass das eine oder andere Detail nicht überliefert ist (oder von Historiker/innen bisher noch nicht beachtet wurde), aus dem vielleicht hervorgegangen wäre, dass diese seltsame Reise gar nicht seltsam war.

Angeblich wollte Juana die Leiche an einem anderen Ort beisetzen lassen, offensichtlich hatte die Reise somit zunächst ein konkretes Ziel, und das Tote zu dieser Zeit nicht an ihrem Sterbeort beigesetzt wurden, kam vor.

Auf einer Internetseite habe ich die Information gefunden, dass das Herz von Philipp in die Niederlande gebracht wurde, während der Rest des Körpers Juana überlassen wurde. Wenn diese Information der Wahrheit entspricht (was ich leider nicht überprüfen kann), ist jedenfalls nicht auszuschließen, dass die Eingeweide dem Leichnam entnommen wurden, ehe die "makabre" Reise losging. Die Entfernung der Eingeweide war aber zu dieser Zeit ein durchaus übliches Verfahren, wenn ein Leichnam vom Sterbeort zum Beerdigungsort überführt wurde und dazu eine größere Entfernung bewältigt werden musste. Das wiederum wäre dann ein Indiz dafür, dass es Juana ursprünglich wirklich nur darum ging, die Leiche zu dem vorgesehen Begräbnisort zu bringen.

Was das angeblich ziellose Herumreisen mit der Leiche betrifft, vielleicht ergab sich das z. B. nur durch witterungsbedingte Reisekomplikationen, die in den Quellen weggelassen wurden, sei es weil die Berichterstatter diesen Zusammenhang nicht gesehen haben, diese Sache als bekannt vorausgesetzt haben oder ...

Wie zuverlässig ist hier die Überlieferung?
 
Zuletzt bearbeitet:
Es bleibt aber die Frage - wie zuverlässig ist diese Information wirklich? Können wir tatsächlich eine parteiische oder verfälschte Berichterstattung ausschließen?

Dann geh mal ad fontes.

Nur eine Überlegung dazu:

Selbst wenn Juana tatsächlich mit dem Leichnam ihres Ehemannes unterwegs war und sich dabei ein wenig seltsam verhalten hat, könnte es ganz gut sein, dass das eine oder andere Detail nicht überliefert ist (oder von Historiker/innen bisher noch nicht beachtet wurde), aus dem vielleicht hervorgegangen wäre, dass diese seltsame Reise gar nicht seltsam war.

Angeblich wollte Juana die Leiche an einem anderen Ort beisetzen lassen, offensichtlich hatte die Reise somit zunächst ein konkretes Ziel, und das Tote zu dieser Zeit nicht an ihrem Sterbeort beigesetzt wurden, kam vor.
Sieben Monate lang? Auch 1506 brauchte man nicht sieben Monate, um von Burgos nach Granada zu gelangen.

Es ist eher so: Isabel erkannte bereits 1502, dass ihre Tochter Juana mental nicht gesund war, als sie dieselben Symptome bei ihrer Tochter erkannte, die sie schon von ihrer Mutter her kannte. Sie hielt das aber geheim, nur ihre engsten Berater wussten davon Bescheid. Es wäre auch nicht opportun gewesen, Juana vor Antritt ihres Erbes Wahnsinn zu unterstellen, weil sie damit aus der Erbfolge getreten wäre und damit auch ihr Mann Phillip kein Erbrecht gehabt hätte.

Von Bergenroth und Cartwright gibt es eine Theorie, dass Isabel ihre Tochter von der Thronfolge ausklammern wollte, weil sie nicht katholisch genug war und sie Häretiker schon für weniger habe verbrennen lassen. Ihrer Tochter und der Gemahlin eines ausländischen Souveräns hätte sie dies aber nicht antun könnnen:
Could Queen Isabel permit an infidel to be her successor, and to undo the work she had built up with the blood of thousands of her subjects? she had burnt thousands of heretics, and many of them for faults much smaller than those of Juana. But to burn her daughter, who was married to a foreign sovereign, was out of question. To deprive her of her right of succession on the plea of her infidelity was too humiliating for the pious Queen, and above all too dangerous, considering the unpopularity of the religious persecutions. Infidelity was therefore declared to be insanity, and King Ferdindan was appointed Governor of Castile with all attributions of royality, excluding hereby JUana from all participation in the government. That was done during the lifetime of Queen Isabel in the COrtes of 1502, at a time when Juana was in Flanders, and none of those who saw her daily could discover any indication of madness in her. She was afterwards in England, and there is no record that she was insane.
Zitiert aus William Corndwallis Cartwright: Gustav Bergenroth. A Memorial Scetch. Edinburgh 1870; Gustav Bergenroth war ein gebürtig preußischer, in England lebender Historiker, der in britischem Auftrag im spanischen Generalarchiv in Simancas Regesten über die britische Geschichte betreffende Archivalien erstellte. Die Behauptung von Bergenroth/Cartwright hat sich nicht durchsetzen können. Ich nehme an aus gutem Grund und unterstelle anhand von dem, was Cartwright und Bergenroth geschrieben haben, dass ihre Schriften deutlich antikatholisch gefärbt waren und sie daher zu den preußischen und britischen Historikern gehören, die an der Leyenda negra gestrickt haben.
 
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