Piraten in ihren goldenen Zeitalter?

Für die Opfer machte es scheinbar keinen Unterschied, ob sie von Freibeutern oder Piraten angegriffen wurden. Wenn ich mich recht entsinne, wurde auch in der Zeit oftmals zumindest sprachlich nicht unterschieden.
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Aus Sicht der Spanier waren Leute wie Drake, Raleigh, Hawkins und Morgan Piraten und zwar recht brutale.

Für die Opfer, sofern sie als Passagiere gekidnappt und gegen Lösegeldzahlungen wieder freigelassen wurden, war es mit Sicherheit ziemlich gleichgültig, ob die sie überfallenden Piraten einen Kaperbrief besaßen oder nicht, für die Seeleute, Schiffsärzte und Handwerker, aber auch für lebende Fracht wie Sklaven war es dagegen weitaus vorteilhafter, wenn sie von Piraten statt Freibeutern geentert wurden.

Ohne die karibischen Piraten zu "Sozialbanditen" und "edlen Wilden" adeln zu wollen, gab es doch an Bord von Piratenschiffen für "Fachleute" wie Schiffsärzte, Handwerker und ausgebildete Seeleute handfeste Vorteile:

Während in den Kriegs- und Handelsmarinen eine straffe hierarchische Ordnung mit geradezu gottähnlicher Autorität der Offiziere herrschte, genossen die Crews von Piratenschiffen geradezu demokratisch anmutende Freiheiten. Kapitäne wurden von der Mannschaft gewählt, genossen nur im Kampf absolute Autorität und konnten, bei Misserfolg abgesetzt werden. Es gab eine Art von Sozialversicherung, die Blessierten für den Verlust von Gliedmaßen eine Invaliditätszahlung zubilligte. Aus dem Prozess gegen die Crew von "Black Barty" Roberts sind Zahlungen von mehreren Guineen für den Verlust eines Armes, eines Beines oder Auges überliefert. Sicher kam es häufig vor, dass erbeutete Sklaven in Jamaika oder in den Carolinas verschachert wurden, aber auch Fälle, dass Sklaven durch Piratenüberfälle die Freiheit erlangten, besonders, wenn sie über Fähigkeiten und Kenntnisse verfügten, die Piraten nützlich sein konnten. So bediente sich Francis Drake, der selbst eine Zeitlang im Sklavenhandel tätig war, der geographischen und nautischen Kenntnisse von Indianern und Cimmarones, entlaufenen Sklaven aus spanischen Kolonien, um Überfälle auf spanische Geleitzüge in Panama zu unternehmen.

Raubzüge wurden sicher dadurch begünstigt, dass Piratenschiffe meistens über eine zahlenmäßig überlegene, kampferprobte Crew verfügten und ihnen ein blutrünstiger Ruf vorauseilte. Gerade die Schauergeschichten über L´Ollonois, Morgan und Blackbeard trugen dazu bei, dass die Opfer keinen Widerstand leisteten und Kaperungen meist recht unspektakulär und weit weniger gewalttätig verliefen, als Piratenfilme glauben machen wollen.

Viele Handelsschiffe, auch die meist recht gut bewaffneten Ost- oder Westindienfahrer waren personell unterbesetzt, so dass die Piraten häufig leichtes Spiel hatten, und nicht wenige Seeleute, die miserabel entlohnt und oft noch miserabler behandelt wurden, waren nicht abgeneigt, zu den Piraten überzugehen.
 
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Und gab es spanische Pendants, die so erfolgreich wie die von mir genannten Herren waren, aber nur heute nicht mehr bekannt sind?

So lange die Spanier die stärkste macht auf den Meeren war, sah die Krone es nicht gerne, wenn die eigenen Untertanen sich dem Kaperkrieg widmeten. Man machte Ausnahmen, aber es wurde nicht gefördert wie in Frankreich oder England. Für Spanien (bzw. unter dessen Flagge und Kaperbriefen) fuhren z.B. die Korsaren von Dünkirchen (Dunkirkers - Wikipedia, the free encyclopedia) und einige Spanier die sich dort niederliessen: Juan García (privateer) - Wikipedia, the free encyclopedia. Zumindest bis die Stadt von den Franzosen eingenommen wurde.


Einen stärkeren Aufschwung erlebte das Korsarenwesen (und auch die Piraterie und der Sklavenhandel) erst als die Seeherrschaft verloren gegangen war. Erst im 18. und vor allem im 19. Jahrhundert erlebte dieses "Gewerbe" einen Aufschwung in Spanien und ihren verbliebenen Kolonien. Ein notorisches Korsarennest war z.B. Ibiza. Eine Schebecke aus Ibiza, die "Santa Isabel" unter Antonio Riquer, erbeutete 1806 den britischen Korsar "Felicity" unter dem Befehl des Italiners Michele Novelli. Dieser hatte als Heimathafen Gibraltar.

Auch der angebliche "letzte Pirat des Atlantiks" war ein Spanier aus Pontevedra: http://en.wikipedia.org/wiki/Benito_de_Soto
Die Bezeichnung ist offensichtlich übertrieben, es gab noch andere und spätere als er, darunter weitere Galicier, aber dieser wurde auf Grund seiner Brutalität und seiner publikumswirksamen Hinrichtung recht bekannt.
 
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....dann ist die Frage wer den Johanniter-Orden als Piraten bezeichnete.....
na die Osmanen, zB der Angriff von 1565 wurde dadurch ausgelöst dass die Malteser Handelsschiffe aufgebracht haben die auf Rechnung des Harems unterwegs gewesen sind und die Damen und Eunuchen den Sultan dann entsprechend genervt haben.
 
Die Johanniter Kaperten alle islamischen Schiffe und auch häufig Christliche die mit islamischen Ländern handelten. Sie hatten deswegen nicht selten Ärger und Prozesse mit Venedig. Auch Griechische Schiffe hatten häufig unter Ihnen zu leiden, da sie ja einerseits keine "richtigen" Christen waren und dann auch noch Untertanen des Sultans waren.

Ich weis nicht mehr wer, aber irgend ein Historiker hatte mal die These aufgestellt, dass die Reduktion der Nordafrikanischen Seefahrt auf die Seeräuberei, grundsätzlich durch die Johanniter verursacht wurde, da dieses "Pirantennest" direkt vor der Nordafrikanischen Küste praktisch jede andere zivile Seefahrt zum erliegen brachte. Nur Ägypten war davon ausgenommen, da es etwas weiter von deren Einsatzgebiet lag und somit nicht so stark litt.
 
Ich weis nicht mehr wer, aber irgend ein Historiker hatte mal die These aufgestellt, dass die Reduktion der Nordafrikanischen Seefahrt auf die Seeräuberei, grundsätzlich durch die Johanniter verursacht wurde, da dieses "Pirantennest" direkt vor der Nordafrikanischen Küste praktisch jede andere zivile Seefahrt zum erliegen brachte. Nur Ägypten war davon ausgenommen, da es etwas weiter von deren Einsatzgebiet lag und somit nicht so stark litt.
Das halte ich für eine ziemlich gewagte These. Bevor die Johanniter auf Malta ansässig wurden, gingen die Bewohner der Region schon dem Seeraub, verbunden mit Sklavenjagden nach. 1516 eroberte Oruc und Chaireddin Barbarossa Algier und machten es zum Stützpunkt ihrer Raubzüge. Die Johanniter bekamen die Insel Malta erst 1530 von Karl V. Zuvor hatten sie , als sie noch auf Rhodos saßen, besonders den Handel mit Ägypten gestört. Folglich hätten nach dieser These die Ägypter ebenfalls zum Seeraub übergegangen sein müssen. Auch als sie auf Malta ihren Sitz hatten, gingen ihre Karawanen (Raubzüge) hauptsächlich ins östliche Mittelmeer.
Als sich Michael Heberer 1580 an Bord einer Maltesergaleere befand kaperten sie osmanische Handelsschiffe unmittelbar vor der Küste Alexandrias. Auch die große Galeone des Obereunuchen Süleimans wurde von Romegas vor der griechischen Küste gekapert. Bei diesem Raubzug schoss der Johanniter auch noch ein Schiff ,mit dem Beylerbey von Kairo und der Amme der Sultanstochter an Bord leck und nahm die vornehme Pilgergesellschaft in Geiselhaft.Das geschah direkt vor der Küste Kleinasiens und nicht im westlichen Mittelmeer.
Die Flotte der Malteserritter war im Vergleich zu denen der Barbareskenkorsaren winzig . Meist bestand sie nur aus 5 bis 6 Galeeren und 2 größeren Seglern ,die häufig nicht vor der nordafrikanischen Küste zu finden waren, da sie jedes Jahr, wochenlang in der Ägäis unterwegs waren. Das hätte keinen Seehandel in Algier, Oran ,Tunis oder Tripolis zum Erliegen gebracht. 1551 verwüstete Turgut Rais Malta und verschleppte die geamte Bevölkerung der Insel Gozo in die Sklaverei. Das war möglich, weil die Flotte der Ritter nicht zur Verfügung stand.
Sie war gerade auf Karawane im Osten. Die Bevölkerung Marokkos hatte kaum Berührung mit den Malteserrittern ,trotzdem betrieben sie im Atlantik exzessiven Seeraub.
 
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1551 verwüstete Turgut Rais Malta und verschleppte die geamte Bevölkerung der Insel Gozo in die Sklaverei.
Vielleicht könnte man noch ergänzen, dass Turgut Reis direkt nach dem Überfall auf Gozo 1551, Tripolis von den Maltesern eroberte. Spanien hatte die Herrschaft über die Stadt 1510 erkämpft. Karl der V. gab sie 1530 zusammen mit Malta und Gozo den Johannitern zum Lehen. Turgut Reis starb 1560 bei der erfolglosen Belagerung von Malta.
Tunis war von 1535-74 spanisches Protektorat.
 
Vielleicht könnte man noch ergänzen, dass Turgut Reis direkt nach dem Überfall auf Gozo 1551, Tripolis von den Maltesern eroberte. Spanien hatte die Herrschaft über die Stadt 1510 erkämpft. Karl der V. gab sie 1530 zusammen mit Malta und Gozo den Johannitern zum Lehen.
Für die Johanniter war Tripolis eine bittere Pille, die sie schlucken mussten. Eigentlich waren sie nie an der Stadt interessiert gewesen ,sondern mussten sie auf Wunsch des Kaisers mit übernehmen. Es überforderte den Orden personell und finanziell diese Stadt, die inmitten einer feindseligen Bevölkerung und in totaler Trockenheit lag, zu versorgen. Der Verlust von Tripolis gab Mittel und Personal für den Ausbau von Malta frei.
 
Das halte ich für eine ziemlich gewagte These. Bevor die Johanniter auf Malta ansässig wurden, gingen die Bewohner der Region schon dem Seeraub, verbunden mit Sklavenjagden nach. 1516 eroberte Oruc und Chaireddin Barbarossa Algier und machten es zum Stützpunkt ihrer Raubzüge. Die Johanniter bekamen die Insel Malta erst 1530 von Karl V. Zuvor hatten sie , als sie noch auf Rhodos saßen, besonders den Handel mit Ägypten gestört. Folglich hätten nach dieser These die Ägypter ebenfalls zum Seeraub übergegangen sein müssen. Auch als sie auf Malta ihren Sitz hatten, gingen ihre Karawanen (Raubzüge) hauptsächlich ins östliche Mittelmeer.

Als sich Michael Heberer 1580 an Bord einer Maltesergaleere befand kaperten sie osmanische Handelsschiffe unmittelbar vor der Küste Alexandrias. Auch die große Galeone des Obereunuchen Süleimans wurde von Romegas vor der griechischen Küste gekapert. Bei diesem Raubzug schoss der Johanniter auch noch ein Schiff ,mit dem Beylerbey von Kairo und der Amme der Sultanstochter an Bord leck und nahm die vornehme Pilgergesellschaft in Geiselhaft.Das geschah direkt vor der Küste Kleinasiens und nicht im westlichen Mittelmeer.
Die Flotte der Malteserritter war im Vergleich zu denen der Barbareskenkorsaren winzig . Meist bestand sie nur aus 5 bis 6 Galeeren und 2 größeren Seglern ,die häufig nicht vor der nordafrikanischen Küste zu finden waren, da sie jedes Jahr, wochenlang in der Ägäis unterwegs waren. Das hätte keinen Seehandel in Algier, Oran ,Tunis oder Tripolis zum Erliegen gebracht. 1551 verwüstete Turgut Rais Malta und verschleppte die geamte Bevölkerung der Insel Gozo in die Sklaverei. Das war möglich, weil die Flotte der Ritter nicht zur Verfügung stand.
Sie war gerade auf Karawane im Osten. Die Bevölkerung Marokkos hatte kaum Berührung mit den Malteserrittern ,trotzdem betrieben sie im Atlantik exzessiven Seeraub.

Die These war nicht, dass deswegen in Nordafrika Korsaren aufgetaucht wären, sondern dass die Korsaren von Malta die restliche Schifffahrt von dort zum erliegen brachten. Die Schiffe der regulären Ordensflotte waren auch nicht die einzigen die von Malta aus operierten.

Der Kaperkrieg im Mittelmeer war eigentlich schon immer vorhanden, von allen Seiten. Die Grenzen zwischen der Handelsschiffahrt und dem Korsarentum waren fliessend so wie auch zwischen diesem und dem Piratentum. In mittelalterlichen Texten (12-13. Jahrhundert) beschweren sich spanische Quellen überwiegend über italienische Kaperer (meistens Genuesen), Katalanische und Kastilische Schiffe betrieben aber oft genug das selbe Gewerbe. Nordafrikanische werden zu diesem Zeitpunkt selten erwähnt. Diese wurden erst später zum Hauptproblem.

Malta selbst war bereits vor der Ansiedlung der Johanniter ein berüchtigtes Korsaren und Piratennest. Heinrich von Malta (Enrico Piscatore) war bereits im 13. Jahrhundert den Genuesen und Venezianern ein Dorn im Auge und besetzte sogar zeitweilig die Küste Kretas bis ihn die Venzianer vertrieben.

Zwischen dem 13. und dem 15. Jahrhundert wuchs die Wichtigkeit dieses "Wirtschaftszweiges" auf Malta. Die Lokalen Authoritäten waren im 15. Jahrhundert deshalb sogar besorgt, dass durch diese Aktivität die männliche Bevölkerung zu starke Verluste erlitt. Die Kaperbriefe wurden von Sizilien aus erteilt, unter dessen Hoheit Malta damals noch lag und auf Grund der Bitten des lokalen Magistrats wegen dieser Befürchtungen, wurden sie zeitweilig limitiert und es wurde überhaupt verboten auf fremden Kaperschiffen anzuwerben.

Die Maltesischen Korsaren kooperierten auch bereits vor 1530 mit den Johannitern, als diese noch ihren Sitz auf Rhodos hatten. Um 1465 kooperierte ein gewisser "Michele da Malta" mit dem Orden in der Ägäis. Irgendwann schlug er über die Stränge und kaperte zu viele Schiffe von Ländern, die mit dem Orden in Frieden waren. Sein Schiff wurde vom Orden aufgebracht und Michele im Kampf getötet.

Nach dem der Orden sich auf Malta niederliess, übernahm er vom Vizekönig von Sizilien die Hoheit auch über die dortigen Korsaren.

Neben der eigenen Kriegsflotte der Johanniter und deren regelmäßigen "Karawanen" konnten Ritter des Ordens auf eigene Rechnung eine Kaperfahrt durchführen, mussten jedoch einen relativ hohen Anteil der Beute abtreten. (Nach Paul Cassar -"The maltese corsairs"- 3/4 des Gewinns. "Private" Korsaren mit Kaperbrief des Ordens mussten dagegen eine Steuer von 9% der Beute zahlen.

Unter Großmeister Pietro del Monte (1568-72) wurden strenge Regeln für die Privaten Unternehmungen aufgestellt. Ab 1605 gab es eine eigene Institution die sich um alle Belange des Kaperkrieges kümmerte, die Kaperbriefe ausgab, die Beute und die Sklaven taxierte (die Ordensflotte hatte ein Vorkaufsrecht auf männliche ruderfähige Gefangene) und die zu entrichtenden Steueranteile festlegte. Die lokalen Freibeuter konnten sich sogar Waffen vom Orden ausleihen, mussten diese aber im Verlustfall ersetzen.

Auf der anderen Seite gab es jedoch auch Verpflichtungen mit der Ordensflotte zu kooperieren bzw. für die maltesischen Seeleute ggfs. als Ruderer oder Mannschaften zur Verfügung zu stehen.

Gelegentlich hat der Orden bestimte Anweisung aus politischen Situationen heraus erteilt: So wurde 1647 es verboten, in der Nähe der Küsten des heiligen Landes zu operieren, da die Osmanen an der dortigen Christlichen Bevölkerung reppressalien ausübten, für Angriffe auf türkische Schiffe vor diesen Küsten. 1673 gab es auch ein Verbot, französische Schiffe nach türkischen Handelswaren zu Durchsuchen.

Wie oben erwähnt, galten grundsätzlich alle muslimische Schiffe als legale Beute. Juden und Ihre Güter sollten nach Papstlichen Anweisungen respektiert werden, wurden es jedoch nicht immer. Christen die mit den Muslimen handelten wurden gelegentlich aufgebracht, Venedig reagierte darauf jedoch sehr energisch und der Orden musste deswegen mehrfach Reparationen zahlen. Die Griechen sollten ebenfalls eigentlich in Ruhe gelassen werden, wurden aber als osmanische Untertanen oft aufgebracht.

Britische Schiffe galten dagegen ausdrücklich als zulässige Beute. 1581, 1604 und 1664 gab es mehrere Zwischenfälle die mit der Kaperung britischer Schiffe endete.

Der Umfang dieser Aktivitäten war beachtlich. Zwischen 1650 und 1660 fuhren jährlich durchschnittlich 30 private Korsaren mit Kaperbriefen des Ordens. Wenn keine Schiffe zu erbeuten waren, ist man auf Sklavenfang an den Küsten ausgewichen. Malta war in bestimmten Perioden angeblich der größte Sklavenmarkt der Christenheit.

Welche Gewinne sich daraus ergaben kann man an den gewaltigen Bauten sehen, die vom Orden damit errichtet wurden. Eizelne Ordensmitglieder wie Tigne und Chambray, die selber auf "Karawane" gewesen sind und dabei ihr Vermögen machten oder vergrößerten, spendeten ganze Forts.

Laut Cassar, gingen türkische Händler, auf Grund des Riskos der durch die Maltesischen Korsaren und den Kriegsschiffen des Ordens ausging darauf über, nicht mehr Ihre Waren auf eigenen Schiffen zu versenden sondern an solche von neutralen Nationen zu betreuen. Dieses waren häufig Franzosen, da dieses Land den größten Einfluss auf den Orden hatte.

Dass die einträglicheren Raubzüge im östlichen Mittelmeer stattfanden, ist kein Widerspruch, da die dortige Seefahrt nie zum kompletten erliegen kam. Händler die weiter westlich nach Nordafrika wollten muss jedoch auch die Anfahrtswege der Kaperer die in den Osten wiollten durchqueren und waren somit länger in deren Reichweite. Marokko war dadurch indirekt auch betroffen da es vom Rest abgeschnitten wurde. Dort gab es noch eine andere Ursache, auf die ich getrennt eingehen werde.
 
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@Bdaian, das ist alles vollkommen richtig aber selbst mit den, in ihren Diensten fahrendsen Freibeutern war die maritime Streitmacht der Johanniter, gegenüber ihren muslimischen Gegnern ,zahlenmäßig viel kleiner. Auch Algier besaß im Schnitt nur 15 ,manchmal 20 reguläre Schiffe, unterschiedlicher Größe aber auch hier agierten zusätzlich Korsaren, als freie Unternehmer, mit eigenen Schiffen. Hinzu kommen noch die Kaperschiffe aus Oran, Tunis, Sousse, Bizerta und ab Ende des 16. Jh. aus Tripolis und Misurata. Das ist ein Vielfaches von der, den Malteserrittern zur Verfügung stehenden Schiffen.
Im 16. Jh. unterstand Chaireddin die gesamte osmanische Flotte ,mit 200 Galeeren und Seglern und er plünderte damit die Küsten der christlichen Mittelmeeranrainer ,ohne, dass ihm jemand Paroli bieten konnte. Nach der für die Christen verlorenen Seeschlacht von Preveza, besaßen die Osmanen die uneingeschränkte Herrschaft über das Mittelmeer und konnten fast ungestört massenhaft Küstenbewohner in die Sklaverei verschleppen.
Nachdem Chaireddin mit seiner Flotte in Toulon überwintert hatte( Frankreich hatte ein Bündnis mit dem Sultan ), schlossen sich seiner abfahrenden Flotte fünf französische Galeeren, in diplomatischer Mission an. Der Priester Jerome' Maurand, der ein Augenzeuge war, schilderte den Raubzug, der entlang des italienischen Stiefels führte, in seinem Tagebuch.
Italiens Küsten lagen vollkommen schutzlos da und die osmanischen Korsaren langten kräftig zu. Die Bewohner flüchteten beim Anblick der Flotte, dann wurden ihre Dörfer geplündert und die Flüchtlinge teilweise kilometerweit ins Landesinnere verfolgt. Manche Orte versuchten mit den Piraten zu verhandeln ,so bot Port Ercole 80 Menschen als sklaven an, wenn 30 verschont blieben. Auf der Insel Giglio wurde die Festung sturmreif geschossen und die sich ergebenden 632 Insassen in die Sklaverei verschleppt. Das nächste Ziel war Ischia wo mehrere Orte niedergebrannt wurden und über 2000 Menschen versklavt und auf die Schiffe gebracht wurden. Salerno hatte Glück, da sich kurz bevor die Korsaren die Stadt plündern wollten ein Sturm, mit heftigen Regenfällen ausbrach. Eine mit Gefangenen beladene Galeote sank . Der französische Priester schrieb: " Sie ertranken alle, bis auf einige Türken, die sich schwimmend retten konnten."
Die Bewohner von Lipari verschanzten sich in der Festung. Chaireddin ließ 5000 Männer und 16 Kanonen an Land bringen. Die Belagerten verhandelten mit ihm über ein Lösegeld . Chaireddin verlangte 30 000 Dukaten und 400 Kinder. Schließlich wurde man sich einig aber als die schlüssel zur Festung übergeben waren ließ er alle zu Gefangenen machen. Einige Reiche konnten sich noch freikaufen ,alle Anderen wurden verschleppt. Einige Alte, die sich in der Kathedrale versteckt hatten wurden aufgeschlitzt. Den Franzosen gelang es noch einige der unglücklichen Bewohner Liparis freizukaufen . Da die Schiffe vollkommen, mit Gefangenen überladen waren ließ Chaireddin die Schwächsten über Bord werfen.
Auf dieser Heimfahrt vom Winterquartier Toulon nach Konstantinopel 1544 versklavte Chaireddin über 6000 Italiener. Die Zivilbevölkerung war dieser Art der Kriegsführung vollkommen hilflos ausgeliefert. Auch nach Chaireddins Tod hörte das nicht auf. Mit Turgut Rais hatte er einen ,ihm an Grausamkeit und Rücksichtslosigkeit ebenbürtigen Nachfolger, der die europäischen Küsten mit der gleichen Heftigkeit heimsuchte. Im 16. Jh. waren die muslimischen Korsaren der bestimmende Faktor im Mittelmeer.

Deart große Aktionen waren den Johannitern kaum möglich. Sie beschränkten sich häufiger auf die Kaperung von Schiffen. Bei Belagerungen oder Plünderungen von Küstenregionen waren sie meist nur ein kleiner Bestandteil anderer Truppen und Flotten, wie von denen Karls V. oder von Andrea Doria. Menschlicher als die muslimischen Korsaren waren sie sicher nicht aber ihre Kapazitäten und Möglichkeiten waren kleiner.
 
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