Farbige Soldaten im ersten Weltkrieg auf deutscher Seite?

Eine Frage: Kann man der Antwort vielleicht näher kommen durch das Finden von Gemeinsamkeiten zwischen den Askari und anderen Kolonialsoldaten, etwa in Amerika oder Asien ? Das Rekrutieren Einheimischer war ja gängige Praxis bei der Unterwerfung und Ausplünderung von Kolonien.

Weiterhin wäre vielleicht zu überlegen, ob das Überzeichnen positiver Bilder von Kolonialsoldaten zur Legitimierung der Kolonisation diente. Ein ähnlicher Mechanismus wie der, der weiße Südstaatenbewohner besser schlafen ließ wenn sie tagsüber ihr Bild vom treuen glücklichen Sklaven pflegten.
 
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nun ja. man sollte sich da von europäisch geprägten neuzeitlichen Vorstellungen frei machen.
Nationalstaatliche Strukturen waren im praekolonialen Afrika eher selten -die Gesellschaft war eher von Stammes-und Dorfhierarchien geprägt und die waren oft nicht weniger despotisch wie die kolonialen .
Andererseits bestand für junge Krieger die Chance, die traditionelle Hierarchie zu durchbrechen,indem sie sich in den Dienst der Kolonialmacht stellten und gewisse materielle Anreize-regelmäßiger Sold,Befreiung von der Hüttensteuer etc. hat es auch gegeben . Dass die sogenannten "traditionellen Gemeinschaften" sprich die praekolonialen Hierarchien die Askari mißtrauisch betrachteten ist klar-standen sie doch außerhalb dieses Systems und stellten es damit in Frage.

Im Verhältnis zu anderen Kolonialmächten dürfte auch die Propaganda eine Rolle gespielt haben.Gräuelmärchen und Berichte von schlechter Behandlung sprechen sich nun mal schneller rum als das Gegenteil .und wenn man die eigene Situation als eher moderat empfindet verfängt das und schafft Loyalitäten,
Ein gewisser Korpsgeist innerhalb der Truppe tut dann sein übriges.

Was ebenfalls zu berücksichtigen ist sind die unterschiedlichen Führungsstile innerhalb der Armeen. Innerhalb der deutschen Armee wurde traditionell die Führung von vorne zumindest auf Teileinheitsebene praktiziert, während andere Armeen ,insbesondere auch Briten und Franzosen eher die Führung von hinten favorisierten.
Wenn der Teileinheitsführer vorneweg geht führt das zu einer größeren Loyalität innerhalb der Truppe.
 
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Dem englischen Wikipedia-Artikel zu den Askari habe ich folgende Faktoren entnommen, die eine Rolle gespielt haben können:

  1. Bezahlung: Doppelt so hoch wie bei den King's African Rifles, dazu die Rentenzusage. Da die ersten deutschen Askaris erst 1889 rekrutiert wurden, dürften 1914-1918 kaum aktuelle Rentenfälle vorgelegen haben. Aber ich vermute "typisch deutsche" Zahlungsmoral beim Gehalt. Diese dürfte die Erwartung genährt haben, bei fortdauernder deutscher Herrschaft sei auch die Rente sicher.
  2. Zusammensetzung: Die Askaris wurden im wesentlichen aus drei Quellen rekrutiert: (a) Sudanesen, (b) Wahehe und (c) Angoni (dt. Nguni).
    Die Sudanesen waren am Mahdi-Aufstand beteiligt - sei es als Aufständische, oder auf britischer Seite. Sie hatten sich bewusst außerhalb des britischen Herrschaftsgebiets anwerben lassen, wobei die individuelle Motivation sehr unterschiedlich gewesen sein mag. Hier scheint es mir grundsätzlich nachvollziehbar, dass wenig Interesse an Rückkehr unter britische Herrschaft bestand, auch weil diese Askari 1914 schon um die fünfzig Jahre alt gewesen sein müssten, mit entsprechend wenig Aussicht auf Weiterbeschäftigung unter britischer Flagge.
    Wahehe und Angoni waren in den 1880ern beide auf dem Weg der militärischen Expansion, durch die sie mit der der Deutschen Ostafrika-Gesellschaft in Konflikt gerieten. Die mit den Zulu verwandten Nguni selbst waren erst um 1840 von Südafrika/ Mozambik nach Tansania eingewandert, und hatten dort in mehreren Königreichen die Herrschaft über die altansässige Bevölkerung übernommen. Die Wahehe im Südwesten wurden 1891-94 "befriedet", wobei ein Großteil ihrer Häuptlinge starb. Die Nguni an der Grenze zu Mozambik erlitten ein ähnliches Schicksal im Maji-Maji-Aufstand (1905-1907), das Nguni-Königreich Manyema östlich des Tanganjika-Sees war bereits 1890 von Deutschland mit Waffengewalt unterworfen worden.
    Das scheinbare Paradoxon, dass die erbittertsten Kämpfer gegen die deutsche Kolonialmacht nur wenige Jahre später zu loyalen Unterstützern wurden, mag dadurch erklärbar sein, dass beide Ethnien eine Kriegerkaste besassen, die als Askaris diese traditionelle Rolle in der Kolonialzeit fortführen konnte. Die Herren hatten zwar gewechselt (die eigenen Häuptlinge waren ja weitgehend getötet worden), aber die schon vorher ausgübte Tätigkeit - militärische Kontrolle der Nachbarn - blieb unverändert.
  3. "Freie Hand": Die deutsche Führung scheint insbesondere während der Niederschlagung des Maji-Maji-Aufstands, aber wohl auch im ersten Weltkrieg, den Askaris relativ freie Hand bei der Wahl der Mittel zur Erreichung der Kriegsziele gelassen haben. Brandschatzung, Plünderung und Vergewaltigung wurde weitgehend toleriert. Auch insofern mussten sich die rekrutierten Wahehe und Nguni also nicht groß umstellen, und von bisherigen "Traditionen" Abstand nehmen. Kriegsführung war für sie auch nach 1916 immer noch gutes Geschäft.
    Ob die Briten ähnlich freie Hand gewähren würden, mögen einige Askaris bezweifelt haben. Mit der Rache anderer lokaler Ethnien, die den Askaris im Maji-Maji-Aufstand, oder auch ab 1916 begegnet waren, war durchaus auch zu rechnen. Grund genug also, die Waffen nicht so schnell aus der Hand zu legen.
Für Verklärung sowohl der Askari als auch ihrer deutschen Befehlshaber besteht wenig Anlass.
 
Es gibt aus den letzten Jahren eine Reihe von Publikationen, die auch den Askari-Mythos behandeln, so neben dem oben zitierten auch Morlang (Askari und Fitafita), Pesek (Das Ende eines Kolonialreiches) oder Bührers MGFA-Band zur Kaiserlichen Schutztruppe, etc.

Wikipedia oder Kolonialseiten sind da mit Vorsicht zu genießen.

1. Herkunft
Zunächst ist einmal grundsätzlich zwischen dem Status im Juli 1914 mit 2240 Askai in 14 Kompanien und dem Kriegsstand mit über rd. 13.500 Rekrutierten (selbst diese Zahl ist kaum prüfbar) zu unterscheiden, von denen nach amtlichen Quellen rd. 1/5 desertierte.

Über die Herkunft sind nur bruchstückhafte Erkenntnisse vorhanden, so dass zT sogar Rekonstruktionen über die Nachlässe und Vermächtnisse versucht wurden. Offen ist, wieweit bekannte Herkunft in Einzelfällen überhaupt verallgemeinerbar ist. Tendenziell gehen die Aussagen in Richtung einer breiten Mischung.

2. Motivation und Kampfwille
Die Askari hatten viel zu verlieren: Privilegien und Macht innerhalb der kolonialen Ordnung und relativen Wohlstand, mit dem die Kooperation im deutschen kolonialen Projekt belohnt wurden. Desertation dürfte auch durch das Mitschleppen der Familienmitglieder erschwert worden sein. Auf den Zügen sind Fälle bekannt, bei denen die Askaris systematisch von deutschen Offizieren über den Stand der Dinge belogen wurden (um das Verbleiben bei der Truppe zu sichern). Eine große Rolle spielte das Freigeben von Plündern, die Aufhebung des gewohnten (europäischen) Kriegsrechts, das Freigeben von Frauenraub und Vergewaltigungen durch deutsche Offiziere (die sich zT beteiligten). Einige Autoren sprechen hier von einer "Afrikanisierung" der Kriegführung (eine problematische Wortwahl, wenn man die Entwicklungen zum Totalen Krieg in Europa dagegen stellt). Gegenüber dem Beutemachen war die Soldfrage nachrangig.

Die Zeit vor dem Krieg ist auch mit den Kriegsjahren nicht vergleichbar: hier verschwammen die bekannten Grenzen zwischen deutschen und afrikanischen Truppenangehörigen allein durch die Kampfführung, die Züge und Kampagnen, mangelnde Versorgung, Kriergserlebnisse. Man aß "aus einem Topf", für den Juli 1914 noch unvorstellbar. Für die Askaris ein Aspekt des weiteren Aufstiegs in der kolonialen Ordnung, in einer für sie ohnehin unüberschaubaren Kriegslage.

Das Mitlaufen in der Truppe (inkl. Familie) bot - paradoxerweise - aufgrund der Kriegsführung in vielen Lagen mehr "Sicherheit" als der "Wechsel" zur schutzlosen Zivilbevölkerung. Dies ist ein Faktor - neben der Aussicht auf freie Beute -, der 1914 zu Massen an freiwilligen Meldungen zur Truppe geführt hat.

Schließlich sind die Desertionsraten zwischen den Rekrutierten ab 1914 viel höher als zu den altgedienten, professionellen, in der Kolonialordnung verankerten Söldnern. Nach Offiziersangaben stammten die Massen der Rekrutierungen aus Unyamwezi und Usukuma. Später gab es auch Rekrutierungs-Jagdkommandos, so dass eine größere Durchmischung auftrat.

Seitenwechsel durch Desertionen waren ebenfalls möglich: ein Großteil der deutschen Truppen am Nyassa-See bestand aus Überläufern eines aufgelösten Batallions der King's African Rifles, ebenso umgekehrt. Seitenwechsel sind durch Beuteaussichten bestimmt worden. Auch diese "Unstetigkeiten" passen nicht zum deutschen Askari-Mythos. Darüber wurde wenig berichtet, aber mit größter Härte vorgegangen: bei der Belagerung von Mklama 1917 bestanden die eingeschlossenen King's African Rifles größtenteils aus übergelaufenen deutschen Askaris, Gefangene wurden sofort exekutiert, während die Eingeschlossenen extremen Widerstand gerade wegen dieses drohenden Schicksals zeigten.

Auch eine andere Seite: 1917 kamen deutsche Ärzte hinter einen schwunghaften Handel mit Diarrhöe verseuchten Fäkalien unter den Askaris, die sich damit dienstuntauglich schrieben lassen.

3. Memoirenliteratur
Mit äußerster Vorsicht zu genießen, zT grobe Verzerrungen und Falschdarstellungen, neben Auslassungen.

4. Wer an dem Thema ernsthaft interessiert ist, für den sind min. mal drei, vier der letzten Publikationen mit einer Masse von Details zu empfehlen. Die Detaildarstellungen belegen außerdem, dass vieles bislang im Dunkel geblieben ist, und einges aus Mythen der Memoirenliteratur zu bestehen scheint.



Man kann sich Augustos Urteil anschließen, dass es hier nichts zu verklären, sondern aufzuklären und zu erklären gilt.
 
@Silesia: Danke für die hochinteressante Vertiefung, teilweise auch Richtigstellung zu den von mir angerissenen Themen.
1. Herkunft
Über die Herkunft sind nur bruchstückhafte Erkenntnisse vorhanden, so dass zT sogar Rekonstruktionen über die Nachlässe und Vermächtnisse versucht wurden. Offen ist, wieweit bekannte Herkunft in Einzelfällen überhaupt verallgemeinerbar ist. Tendenziell gehen die Aussagen in Richtung einer breiten Mischung.
Das heutige Tansania wurde in mehreren Wellen "bantuisiert" - beginnend mit der Ankunft der Bantu an den grossen Seen etwa um 300 n. Chr, und endend mit der Nguni-Migration in den 1830ern/ 1840en. Wieviele zwischenzeitliche Einwanderungswellen es gab, ist ungeklärt, aber zumindest eine grö0ere Migration um 1600 wird allgemein angenommen.
Für die Bantu-Kultur prägend war u.a. starke Rollentrennung zwischen den Geschlechtern, wobei den Männern v.a. das Hirtenwesen und die Kriegerrolle zukam. Ausdruck dieser Rollentrennung waren "Jungmännerbünde" mit eigenem Totemtier, die häufig ihre Inititiatonsphase in längerer Trennung vom Heimatdorf durchlebten. Wie für nomadische Kulturen typisch, bestand bei den Bantu wenig Bindung an Territorien, stattdessen wurde die soziale Struktur durch Loyalitätsbeziehungen zu "chiefs" geprägt. Diese waren meist durch Abstammung legitimiert, jedoch war auch ein "Übertreten" ganzer "Jungmännerbünde" von einem zum anderen "chief" nicht unüblich.
Diese kulturellen Traditionen boten vielfältige Anknüpfungspunkte für die Rekrutierung von Askaris, nicht nur unter den spät eingewanderten Ngunis, sondern auch den anderen Bantuvölkern Tansanias, die sich dort in früheren Migrationswellen angesiedelt hatten. Die persönliche bzw. Gruppen-Loyalität zu einem ruhmreichen "chief", der seine Legitimation durch eigenen militärischen Erfolg / Stärke gewonnen hatte, oder vom Ruhm seiner Vorfahren ableiten konnte, scheint mir ein erwähnenswerter zusätzlicher Aspekt bei der Erklärung des Askari-Phänomens zu sein.
Einige Autoren sprechen hier von einer "Afrikanisierung" der Kriegführung (eine problematische Wortwahl, wenn man die Entwicklungen zum Totalen Krieg in Europa dagegen stellt).
Oder auch den Dreißigjährigen Krieg.
 
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Das Mitlaufen in der Truppe (inkl. Familie) bot - paradoxerweise - aufgrund der Kriegsführung in vielen Lagen mehr "Sicherheit" als der "Wechsel" zur schutzlosen Zivilbevölkerung. Dies ist ein Faktor - neben der Aussicht auf freie Beute -, der 1914 zu Massen an freiwilligen Meldungen zur Truppe geführt hat.

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Das dürfte so ähnlich sein wie zu der Zeit des 30-Jährigen Krieges. Damals zogen ja auch Soldaten z.T. mit Kind und Kegel umher und der Troß einer Armee bot eine größere Sicherheit als die restliche Umwelt.

Man sollte dabei den ersten Weltkrieg nicht als isoliertes Phänomen betrachten. Die Gesellschaft in Ostafrika wurde in den Jahrzehnten vor den Krieg gewaltigen Umbrüchen unterworfen. Wie oben schon erwähnt gingen diesem Konflikt die großen Kriege im Sudan (nicht nur zwischen Europäern und Sudanesen sondern auch zwischen diesen und Äthiopiern und anderen Nachbarn), so wie verschiedene kleinere Kolonialkonflikte voraus. Das Gefolge eines europäischen Heeres war da vermutlich eine atraktive Alternative, besonders für entwurzelte Krieger.

P.S.: Hatte den letztern Beitrag von Augusto noch nicht gesehen.
 
Zuletzt bearbeitet:
@augusto

Ohne jetzt die Bantu-Expansion hier einzuführen, trotzdem zu dem kulturellen Kontext eine Ergänzung zu Deinen Ausführungen:

Die Anbindung von Chiefs war nach Morlang und Pesek tatsächlich ein Schlüsselfaktor. In den ersten Wellen der Rekrutierungen folgten zahlreichen Söhnen von "Chiefs" (die von der deutschen Kolonialmacht wohl auch gezielt in den Vorkriegsrekrutierungen gezogen waren, -> Einbindung einerseits und -> potenzielle Geiseln andererseits) Freiwillige nach, später waren es die Chieffamilien, die mit Druck (zT wegen Status, zT sogar unter Waffengewalt) für Einziehungen von Söldnern sorgten und Rekrutierungen sicherstellten, oder Jagdkommandos für Rekrutierungen bildeten.
 
@augusto

Ohne jetzt die Bantu-Expansion hier einzuführen (..).
Es ging mir lediglich darum, möglicherweise mit afrikanischer Geschichte weniger vertrauten Lesern aufzuzeigen, dass Elemente der Bantu-Kultur im heutigen Tansania weit verbreitet, wenn auch nicht allgegenwärtig waren. Rekrutierung von/über Chiefs traf also in vielen weiteren Ethnien, neben den im engl. Wiklpedia genannten Wahehe und Nguni, eine unterstützende kulturelle Disposition an.
In diesem Zusammenhang würde mich interessieren, ob es Anzeichen dafür gibt, dass Nicht-Bantus (Massai, Hazda, Sandawe, arabisierter Küstenraum etc.) unter den Askaris unterrepräsentiert waren bzw. ganz fehlten.
 
Das Wort Askari stammt ursprünglich aus dem Swahili und lautet grob übersetzt Soldat oder Krieger.Das Wort kommt aber auch in anderen afrikanischen und asiatischen Sprachen als Lehnwort vor.

Kleine Korrektur:
Das Wort 'askari kommt aus dem Arabischen von 'askar = Heer, Armee. Es ist in vielen (islamischen) Sprachen als Lehnwort vertreten, so auch im Kiswahili.
 
Erst mal einen großen Korb Dank für alle Beteiligten, da ist insgesamt eine Menge an Wissen aufs "Papier" gebracht worden.

Bei meiner Wortwahl im Anfangsthread taucht das Wort verbissen auf, bitte nicht falsch verstehen. Das war weder positiv als auch negativ gemeint und sollte nicht mit Heldenhaft oder ähnlichem gleichgesetzt werden.

Als Fazit möchte ich noch mal zusammenfassen:

Den Mythos "Askari-Treue " gab es demnach durchaus, allerdings in anderem Sinne. Das Gros der Askaris kämpften nicht "für den Kaiser, das Vaterland oder gegen die Briten, sondern wie Stammesüblich für das große "Beutemachen", also eine Art Beute-Treue.

Lettow-Vorbeck hat somit eine der wenigen echten Vorteile des Kolonialismus aufgegeben, nämlich die Konflikteindämmung in den Landen, um sich die "Treue" der Askari zu sichern. Militärisch gesehen war das sicher brilliant, wurde so das Ziel der Bindung von Ententetruppen erreicht.
Moralisch war das aber arg zweifelhaft und Ethisch gesehen war das mehr als verwerflich. Immerhin wurde das gesamte Gebiet nicht nur durch Plünderungen verheert, sondern durch die nachfolgenden Hungerkatastrophen auch massiv in Mitleidenschaft gezogen.

Nochmals danke an alle beteiligten, die Motivation der Askari lässt sich jetzt viel klarer verstehen.
 
Lettow-Vorbeck hat somit eine der wenigen echten Vorteile des Kolonialismus aufgegeben, nämlich die Konflikteindämmung in den Landen, um sich die "Treue" der Askari zu sichern.

Eigentlich hat es diesen "Vorteil" nie gegeben. Es zieht sich durch die gesamte Kolonialgeschichte, egal ob in Afrika, Asien oder Amerika, dass die Kolonialmächte lokale Konflikte in den Kolonialgebieten für ihre Zwecke ausgenutzt haben.
 
Lettow-Vorbeck hat somit eine der wenigen echten Vorteile des Kolonialismus aufgegeben, nämlich die Konflikteindämmung in den Landen, um sich die "Treue" der Askari zu sichern. Militärisch gesehen war das sicher brilliant, wurde so das Ziel der Bindung von Ententetruppen erreicht.
Bis Mitte 1916 mag das mit der "Bindung von Entente-Truppen" stimmen. Der Zug nach Portugiesisch-Ostafrika war aber kaum noch geeignet, nennenswerte Entlastung der europäischen Westfront zu bewirken. Dafür hätte Lettow-Vorbeck sich zumindest gen Rhodesien wenden müssen, wofür es ihm offenbar an militärischer Schlagkraft fehlte.
Mit der alliierten Einnahme von Dar-Es-Salam im September 1916 war Deutsch-Ostafrika de facto gefallen. Alles, was danach kam, erinnert fatal an den zweiten Weltkrieg ab Sommer 1944 (Landung in der Normandie) - Fortführung eines nicht mehr gewinnbaren Kriegs um jeden Preis, auf Kosten der Zivilbevölkerung.
 
Bis Mitte 1916 mag das mit der "Bindung von Entente-Truppen" stimmen. Der Zug nach Portugiesisch-Ostafrika war aber kaum noch geeignet, nennenswerte Entlastung der europäischen Westfront zu bewirken. Dafür hätte Lettow-Vorbeck sich zumindest gen Rhodesien wenden müssen, wofür es ihm offenbar an militärischer Schlagkraft fehlte.
Mit der alliierten Einnahme von Dar-Es-Salam im September 1916 war Deutsch-Ostafrika de facto gefallen. Alles, was danach kam, erinnert fatal an den zweiten Weltkrieg ab Sommer 1944 (Landung in der Normandie) - Fortführung eines nicht mehr gewinnbaren Kriegs um jeden Preis, auf Kosten der Zivilbevölkerung.

Da gebe ich dir vollkommen recht.Da gab es weder Ruhm noch Ehre mehr zu gewinnen, nur vermehretes Leid.Das Wort Bindung hatte ich deswegen allgemein gehalten, da mir über die gebundenen Truppen in den etwaigen Zeiträumen keine genauen Informationen vorliegen und wie Silesia zurecht schrieb, sollte man sich nicht unbedingt auf "Kolonialseiten" verlassen.
 
Da gebe ich dir vollkommen recht.Da gab es weder Ruhm noch Ehre mehr zu gewinnen, nur vermehretes Leid.Das Wort Bindung hatte ich deswegen allgemein gehalten, da mir über die gebundenen Truppen in den etwaigen Zeiträumen keine genauen Informationen vorliegen und wie Silesia zurecht schrieb, sollte man sich nicht unbedingt auf "Kolonialseiten" verlassen.

Die britischen Truppen (Ostafrikanische Divisionen, kleinere Verbände, bunt gemixt von Askari bis südafrikanische Truppen) stiegen von 1914 bis Anfang 1916 auf rd. 50.000 Mann, danach bis 1917 auf rd. 72.000 Mann.

Ein Teil wäre sicher in Westeuropa verwendet worden, über den Wert lässt sich kaum etwas sagen.

Ross Anderson, World War I in East Africa 1916-1918, Dissertation Glasgow 2011.
 
Da gebe ich dir vollkommen recht.Da gab es weder Ruhm noch Ehre mehr zu gewinnen, nur vermehretes Leid.Das Wort Bindung hatte ich deswegen allgemein gehalten, da mir über die gebundenen Truppen in den etwaigen Zeiträumen keine genauen Informationen vorliegen und wie Silesia zurecht schrieb, sollte man sich nicht unbedingt auf "Kolonialseiten" verlassen.

Eigentlich hat es diesen "Vorteil" nie gegeben. Es zieht sich durch die gesamte Kolonialgeschichte, egal ob in Afrika, Asien oder Amerika, dass die Kolonialmächte lokale Konflikte in den Kolonialgebieten für ihre Zwecke ausgenutzt haben.


"Vorteil" war vieleicht etwas zu hoch gegriffen,"Abfallprodukt" wäre warscheinlich eher verständlich gewesen.Das Kaiserreich war halt sehr spät in das " Kolonialgeschäft" eingestiegen und konnte dadurch halt nicht in jedes "Fettnäpfle" treten.Nicht, das sie es nicht versucht hätten.
Aber mal als Verständnisfrage, auch wenn es das Thema nur am Rande berührt:
War das provozieren von Stammeskriegen um etwa 1900 in den deutsch-afrikanischen Kolonien wirklich noch so hoch?
ich dachte eher an eine Beruhigung, Notfalls auch mit Gewalt,um die billige Pflanzerarbeitskraft zu erhalten und die Hüttensteuern zu mehren.
Das sähe dem deutschen Amtsordnungsfimmel und Pragmatismus damals gar nicht ähnlich.


Bitte nicht falsch verstehen, es soll kein Pro-Kolonial sein.

Die britischen Truppen (Ostafrikanische Divisionen, kleinere Verbände, bunt gemixt von Askari bis südafrikanische Truppen) stiegen von 1914 bis Anfang 1916 auf rd. 50.000 Mann, danach bis 1917 auf rd. 72.000 Mann.

Ein Teil wäre sicher in Westeuropa verwendet worden, über den Wert lässt sich kaum etwas sagen.

Ross Anderson, World War I in East Africa 1916-1918, Dissertation Glasgow 2011.

Vielen dank, das klärt einiges auf. Das sind grob 7 Divisionen.
 
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Erm... ein wenig spät mit meinem Beitrag... 'aber'...

...irgendwann... ist echt 'Jahre her', habe ich von einer einheimischen Truppe aus Ruanda-Urundi gelesen, welche vom Tutsi-König zur Verfügung gestellt wurde und die Dutschen bei den Kämpfen gegen die Belgier unterstützte, etwa 1914-1916 (dann wurde das Protektorat Ruanda-Urundi von Belgiern überrant).

Manche (weiß nicht wie viele genau) von ihnen zogen mit dem deutschen Kontingent nach Tanganiyka ab. Andere wurden anschließend von Belgiern rekrutiert - nur als Träger: etwa 20.000 kamen bei bei belgischer Expedition in Tanganiyka durch Krankheiten um.
 
Hi.
Auch wenn mein Beitrag Jahre zu späht kommt hilft er vielleicht jemandem.
Das Freikorps Lettow-Vorbeck setzte in München und Berlin dunkelhäutige LKW fahrer und Stallburschen ein.
Ich habe in Hamburg persönlich einen vermeintlichen Nachfahren eines der Berliner LKW-Fahrer und einer dunkelhäutigen Dienerin getroffen. Er konnte mir auch Bilder der Verwandtschaft zeigen in denen Dunkelhäutige mit Landwehruniform in gewöhnlichen Regimentsfotos zu sehen waren. Angeblich Regiment 25.Landwehr. Hatte nie die Zeit das zu prüfen.

Ich hoffe ich konnte helfen.
 
Er konnte mir auch Bilder der Verwandtschaft zeigen in denen Dunkelhäutige mit Landwehruniform in gewöhnlichen Regimentsfotos zu sehen waren. Angeblich Regiment 25.Landwehr. Hatte nie die Zeit das zu prüfen.
Sehr interessant.
Über Google habe ich sofort ein Foto des schwarzen LKW-Fahrers gefunden.
Auf der Homepage des Projekt German History Intersections ist vermerkt, dass Name und genaue Herkunft diesen Soldaten unbekannt seien.
https://germanhistory-intersections.org/de/deutschsein/ghis:image-204
 
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Dies soldat war aus LIR 25 im Argonnen, 1917
 
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