Western

steffen04

Gesperrt
Weil ich zufällig in einer Buchhandlung vor dem Western-Regal gelandet bin:

Im Kino tauchen in der Kategorie Western doch immer wieder sehenswerte Filme auf.

Aber wie sieht es eigentlich in der Literatur aus? Traut sich noch wer an den Cowboy-Stoff? Hat da irgendwer was erträgliches geschrieben?
 
Na ja, die Groschen-Heftchen aus dem Bastei-Verlag :D
Aber daneben gibt es auch richtig gute und anspruchsvolle pulitzerbepreiste und national-book-awardierte Autoren,die das Genre aufgegriffen haben, teilweise natürlich in Form des Neo-Western:
Allen voran Cormac McCarthy (No Country for Old Men , All the pretty Horses,The Crossing, Cities of the Plain, Blood Meridian, The Road) oder Annie Proulx ( die Wyoming-Trilogie , Broke Back Mountain) Larry McMurtry (Lonesome Dove ).Elmore Leonard (Hombre, Valdez),
 
John Steinbeck, Früchte des Zorns und Jenseits von Eden, auch wenn beides keine Western in dem Sinne sind, wie wir uns Western vorstellen. Und natürlich, auch wenn Ingeborg mich dafür erschlägt: Winnetou! Nebst sämtlichen Ablegern, wie Schatz im Silbersee, Old Surehand etc. Jack London, Gold Rush oder Der Gold Canyon (ist ne Novelle, die man in einer Stunde locker gelesen hat).
 
Zuletzt bearbeitet:
Hier ein paar DDR-Bücher, die ich gut finde:
"Das Tal des zornigen Baches" Benno Voelkner
"Tatanka Yotanka" und " Der Untergang der Dakota" Rudolf Heinrich Daumann.

Von älteren Schriftstellern finde ich Friedrich Gerstaecker "Die Regulatoren von Arkansas", "die Flusspiraten des Mississippi", "Gold" etc. um ein vielfaches besser als Karl May. Gerstaecker hat selbst in Amerika, in dieser Zeit gelebt.
 
Zuletzt bearbeitet:
vielleicht ist auch "Die Abendröte im Westen" etwas, das Buch spielt so um 1850. Es ist historisch angelehnt, und es geht um einen kleinen Jungen, der nach Texas kommt, und sich einer Bande brutaler Abenteurer anschließt, die dann Indianer und friedlicher Siedler ermorden.
Das Buch ist von Cormac McCarthy, wenn das jemandem etwas sagt.
 
Na, da ist doch einiges dabei. McCarthy ist wirklich klasse, danke für die Erinnerung. Karl May und Gerstäcker wird ich hier wohl nicht kriegen, aber vielleicht die ersten Lassiter-Bände.

Thomas Berger klingt ja auch echt spannend, nicht nur wegen Western.
 
Craig Johnsons "Longmire"-Bände sind ganz gut. Protagonist ist ein Sheriff in Wyoming. Ist in der Gegenwart angesiedelt, trotzdem sehr Western.

Louis L Amour kann man nur in kleinen Dosen aushalten.
 
Den Klassiker schlechthin haben wir noch vergessen: Zane Grey, der Bücher wie Code of the West, Riders of the Purple Sage, The Vanishing American. West of Pecos,Lost Wagon Trail, Lone Star Ranger, The Maverick Queen,etc, schrieb. von denen etliche von Hollywood adaptiert wurden.
 
Als Jugendlicher fand ich die "Authentic Western" eines gewissen Christopher S. Hagen ganz fesselnd. Später fand ich heraus, dass der gute Mann eigentlich H.J. Stammel hießt, unter diesem Namen auch Sachbücher über die amerikanische Pionierzeit veröffentlicht hatte und als "Robert Ullman" auch Groschenwestern schrieb (bzw. einige dieser "Authentic Western" waren auch schon unter dem Namen Robert Ullman erschienen bzw. erschienen dann später unter H.J. Stammel).
 

Ich möchte dir nun nicht Jugendsünden unter die Nase reiben - die laufen unter "passiert - notiert". :D

Später fand ich heraus, dass der gute Mann eigentlich H.J. Stammel hießt, unter diesem Namen auch Sachbücher über die amerikanische Pionierzeit veröffentlicht hatte und als "Robert Ullman" auch Groschenwestern schrieb (bzw. einige dieser "Authentic Western" waren auch schon unter dem Namen Robert Ullman erschienen bzw. erschienen dann später unter H.J. Stammel).
Ähem. Als Sachbücher würde ich insbesondere das, was Stammel zum Thema "Indianer" abgesondert hat, nun nicht bezeichnen mögen. Diese Veröffentlichungen verhalten sich zum Sachbuch ungefähr so wie der Groschenroman zur Literatur. Gut, insofern ist er seinem Genre nicht wirklich untreu geworden...

In eines seiner Bücher - Die Apotheke Manitous --- da ist schon der Titel zum Übelwerden stereotyp - habe ich mal auf dem Flohmarkt reingeschaut, aber da der Verkäufer offenbar so von der Qualität des Buches überzeugt war, wollte er unter € 5 nicht verkaufen - und ich nach Blick ins Buch über € 0,50 nicht kaufen.

Ein anderes, sein Indianer"lexikon", steht hier in der Abteilung "Giftschrank" der häuslichen Bibliothek. Stammel hielt und hält es nicht für nötig, seinen antiquierten Sprachgebrauch ("Rote", "Rothäute", "Squaw" etc) zu aktualisieren. Das paßt andererseits gut zu den von ihm genutzten Quellen, die er offenbar bevorzugt im älteren Paläolithikum der ethnographischen/ ethnologischen Literatur zu suchen pflegt. Historische Ereignisse und Personen zB schildert Stammel dort konsequent aus "weißer" Sicht; Geschichte setzt er gleich mit Geschichte von Ereignissen und Protagonisten.

Ein weiteres und sehr entscheidendes Manko seines "Lexikons" besteht darin, daß er wenig bis kaum auf die heutige Wirklichkeit der indigenen nations eingeht, so daß der Leser des "Lexikons" mitnimmt, es handele sich offenbar um nicht mehr existente Ethnien. Hierzu paßt wiederum eine weitere Veröffentlichung von Stammel mit dem Untertitel "Der Untergang des indianischen Volkes" .... Es gab nicht eines, sondern allein in Nordamerika über 500, und diese sind auch nicht alle "untergegangen" - einige davon soll es bis auf den heutigen Tag geben [Sarkasmus off], aber diese Erkenntnis müßte man Stammel vermutlich in einer ruhigen Stunde vorsichtig beibringen und ein Riechfläschchen bereithalten.

Unterm Strich würde ich Stammels Veröffentlichungen durchaus einen Wert zusprechen - zumindest, wenn man einen wackelnden Tisch hat.
 
Ingeborg, ich glaube hier ging es in erster Linie um Westernromane - also von Haus aus um Literatur, die nicht ganz oben auf dem Olymp angesiedelt ist.

Die "Sachbücher" Stammels hab ich nie gelesen, dass er welche verbrochen hat, war als Zusatzinformation gedacht.

Beim Lesen seiner Western ist mir übrigens sein "antiquierter" Sprachgebrauch bezüglich der Indianer nicht aufgefallen ... im Gegenteil, ich hatte nicht das Gefühl, dass er abwertend über sie schreibt. Dazu ganz kurz aus "Tante Wiki":

"Besondere Bedeutung besitzt der Roman „Geheimauftrag“ (1969), für den Stammel mit dem Friedrich-Gerstäcker-Preis ausgezeichnet wurde, der ein schmutziges Kapitel aus dem Vernichtungskrieg der USA gegen die einheimischen Indianer beschreibt ..."

und in dem die Weißen nicht gerade gut weg kommen.

Und: Der gute Mann schrieb vor einem halben Jahrhundert und länger ... das ist halt "antiquiert" ;)
 
Stammel hielt und hält es nicht für nötig, seinen antiquierten Sprachgebrauch ("Rote", "Rothäute", "Squaw" etc) zu aktualisieren.

Vielleicht kommt er einfach nicht dazu. Er ist naemlich seit 1990 schwer damit beschaeftigt, tot zu sein.

Golo Mann soll, lt. Wiki, einige von Stammels Werken geschaetzt haben. ´
 
Ingeborg, ich glaube hier ging es in erster Linie um Westernromane - also von Haus aus um Literatur, die nicht ganz oben auf dem Olymp angesiedelt ist.

Das das nicht zur höheren Literatur zählt, ist mir schon klar - ebenso, daß man bei Veröffentlichungen aus den 50er/60er (eigentlich bis in die 80er hinein und ca seit den 90ern wieder... - und das schließt sogar als Sachbuch gedachte Bücher ein) da nix Großartiges in Richtung Toleranz und "Multikulti" erwarten sollte. Aber es ist halt wie meist im Leben: es gibt "sone" und "solche". :winke: Wobei mir in dem Genre allerdings eher die "sonen" und weniger die "solchen" über den Weg gelaufen sind.

Andererseits ist in der Diskussion die Grenze zum Abenteuerroman einerseits sowie die zum "Groschenroman" ohnehin aufgeweicht.


Vielleicht kommt er einfach nicht dazu. Er ist naemlich seit 1990 schwer damit beschaeftigt, tot zu sein.

Ich hab gerade WP gequält - du hast Recht. Aber seine Bücher sind nach wie vor im Umlauf; das "Lexikon" wurde 1989 neu aufgelegt (deswegen hatte ich nachgeschaut, da ich der Meinung war, dies sei noch später erfolgt), und verkauft wird der Quark auch immer noch (ich meine, das "Lexikon" vor ein paar Jahren noch bei Wohlthat im Angebot gesehen zu haben - vielleicht hat es sich aber mittlerweile - äh: herausgemendelt). Gerade aber bei einer Neuauflage 1989 hätten die Vorzeichen für eine Überarbeitung hinsichtlich des Wortschatzes außerordentlich gut gestanden. Nach dem, was ich aus dem Blick ins Buch bei Wohlthat noch im Hinterkopf habe, ist das jedoch leider nicht geschehen. Von einem ethnologischen Update ganz abgesehen.

Golo Mann soll, lt. Wiki, einige von Stammels Werken geschaetzt haben. ´
Da bei WP viele Artikel von ausgesprochenen "Fans" eingestellt bzw überarbeitet werden, die den Gegenstand ihrer Verehrung nur positiv geschildert sehen möchten, lege ich der kolportierten Aussage wenig bei, zumal ja auch keine Quelle für die Äußerung angegeben ist.


Um ein weiteres Beispiel in die Diskussion zu werfen (gut, daß heute der Vollmond hier vorbeizieht...), an dem deutlich wird, daß ein unterirdischer Sprachgebrauch sowie eine entsprechende Sichtweise der geschilderten Kultur nicht per se mit dem Genre Unterhaltungsliteratur verbunden sein muß:
Film und Buch "Der gebrochene Pfeil", die beide dem Genre "Western" zuzurechnen sind; Papierveröffentlichung 1947, der Film von 1950.
Der gebrochene Pfeil ? Wikipedia

Zumindest der Film (das Buch habe ich nicht gelesen) gilt als ein frühes Beispiel für eine positive Schilderung von Indianern, und die Hauptcharaktere Tom Jeffords, Cochise und Geronimo sind historische Figuren.
 
Da bei WP viele Artikel von ausgesprochenen "Fans" eingestellt bzw überarbeitet werden, die den Gegenstand ihrer Verehrung nur positiv geschildert sehen möchten, lege ich der kolportierten Aussage wenig bei, zumal ja auch keine Quelle für die Äußerung angegeben ist.


Stimmt wohl, gerade der Stammel-Beitrag ist schwach.
 
Craig Johnsons "Longmire"-Bände sind ganz gut.

Die sind sogar wirklich gut. Sheriff Longmire klaert Faelle im Hinterland von Wyoming. Ist so eine Mischung aus "Schimanski" und "Rauchende Colts".

Autor Craig Johnson, selbst Wyominger, greift aktuelle Probleme im Western-Idyll auf. Drogen, Kindesmissbrauch, oft im Zusammenhang mit der Situation der Natives und alltaeglichen sozialen Problemen (Meth-Kuechen, Strip-Clubs etc).

Da kann die Mordwaffe auch mal ein mit Steaks angelockter Baer sein. Oder die Verfolgungsjagd endet in einer Bueffelherde.

Und es gibt jede Menge Western-Sprueche gratis. Augenzwinkernd. "Yep"

Genau so gut wie die Buecher ist die Netflix-Serie.
 
Zuletzt bearbeitet:
Und jetzt steht Larry McMurtry an: "Dead Man's Walk", eine Texas Ranger-Geschichte

"Good, good Stuff" meint der in Literatenkreisen hochgeschaetzte Kansas City Star.


PS: McMurtry hat auch einen Pulitzer-Preis und fuer "Brokeback Mountain" auch einen Oskar.
 
Zurück
Oben