Jürg Jenatsch

ursi

Moderatorin
Teammitglied
Conrad Ferdinand Meyer schrieb 1876 ein Roman über den Pfarrer und Militärführer Jürg Jenatsch. Jenatsch wird auch unter dem Namen Georg, Giorgio, Jörg oder eben Jürg geführt. Im Kanton Graubünden in der Schweiz kennt ihn jeder, in der übrigen Schweiz und wohl auch in den umliegenden Ländern kennt man höchstens noch den Roman von C.F. Meyer. Der vielleicht der eine oder andere im Deutschunterricht lesen musste oder durfte.
C.F. Meyer machte aus Jenatsch einen Freiheitskämpfer der von seiner Geliebten ermordet wird.

Nun wurde in der Churer Kathedrale das mutmassliche Skelett von Jürg Jenatsch ausgegraben um eine DNA-Analyse zu machen. Nicht nur das Leben des Jenatsch ist spannend, sondern auch die Geschichte um das Skelett selber.

Zunächst mal ein paar Einzelheiten über Jenatsch. Er wurde 1596 als Sohn des Pfarrers Israel Jenatsch und der Ursina Balsamin im Oberengadin geboren. Zwischen 1612 und 1617 studiere er Theologie in Zürich und Basel und wurde nach dem Abschluss in die Bündnern Synode aufgenommen. Er arbeitete dann bis 1620 als Pfarrer in verschiedenen Gemeinden wie in Scharans, im Veltlin (das noch zur Bündner Untertangebiet gehörte) und verheiratete sich mit Katharina Buol. 1620 kam es zum Wendpunkt in seinem Leben. In Veltlin gab es einen Aufstand gegen die reformierten Bündner, er konnte mit seiner Familie noch knapp entkommen. Er beschliesst die Kanzel zu verlassen und schliesst sich den reformierten Truppen an um gegen die Katholiken zu kämpfen. Er steht nun nacheinander im Solddienst der Venezianer, der Deutschen und der Franzosen. 1621 ermordet Jenatsch den auf österreichisch-spanischen Seite stehenden Bündner Aristokraten Pompejus von Planta. 1624 nimmt er im französischen Sold stehen an der Rückeroberung des Veltins teil. Er wird Vertrauter des Herzogs von Rohan und steigt in der Militärhierarchie auf. Frankreich weigert sich aber, den Bünden ihr Untertanenland zurückzugeben, weshalb Jenatsch die Seite wechselt.
1635 beteiligt sich Jenatsch an den geheimen Verhandlungen mit den Habsburgern gegen Herzog de Rohan und konvertiert ohne seine Familie zum Katholizismus. Zwei Jahre später führt Jürg Jenatsch den Aufstand gegen die Franzosen im Veltlin an, die damit aus dem Veltlin und Bünden vertrieben werden. In der Nacht vom 24. Auf den 25. Januar 1639 wird Jenatsch im Staubingen Hüetli, einer Wirtschaft in Chur umgebracht und andertags in der Kathedrale von Chur beigesetzt. Das Verbrechen ist bis heute nicht aufgeklärt. Die Geliebte die C.F. Meyer in seinem Roman als Mörderin darstellt, hat es in Wirklichkeit nie gegeben.


Anhand der Grabplatte glaubt man zu wissen wo Jenatsch begraben wurde. Der Projektleiter ist auf jeden Fall davon überzeugt, dass die sterblichen Überreste aus der Kathedrale in Chur die von Jenatsch sind. Bereits 1959 wurde das Grab schon einmal geöffnet und wissenschaftlich untersucht. Der Zürcher Anthropologe Erik Hug war der Leiter dieser Ausgrabung. Erstaunlicherweise existierte bis vor kurzen keine wissenschaftliche Publikation über diese Ausgrabung. Hug starb 1991 und seine Dokumentationen blieben verschwunden. Nur ein paar Kleiderreste, darunter ein Hemd mit einer wappenförmigen Stickerei sowie ein Rosenkranz aus Holzperlen mit Reliquiar und Medaillon waren noch vorhanden. 2009 stiess dann Manuel Janosa auf die verlorengeglaubte Dokumentation. Sie befand sich im Kloster Einsiedeln. Dank einem Hinweis im Testament Hugs kam der Projektleiter auf die Spur der Dokumentation. Hug gab die damals einem Befreunden Mönch des Klosters, der die Unterlagen vergass und sie Tresor des Klosters verstaute. In dieser Dokumentation beschreibt der Anthropologe minuziös die Ausgrabungen von 1956. Die Bündner Kantonsarchäologie will in diesem Jahr nun eine wissenschaftliche Publikation über Jürg Jenatsch erstellen.

Quelle: Zusammenfassung des NZZ-Artikels, siehe Verlinkung unten


Jürg Jenatsch Roman

George Jenatsch auf Wiki

NZZ-Artikel
 
Zuletzt bearbeitet:
Gibt es inzwischen schon neue Informationen zu diesem Skelett?

Meinen Beitrag habe ich schon wieder vergessen. Gut hast du nachgefragt. Ich habe mal bei der Kantonsarchäologie Graubünden nachgeschaut und siehe da, im Dezember 2014 ist die Publikation zu Jörg (nicht Jürg wie von mir geschrieben) Jenatsch erschienen.

Archäologischer Dienst d. Kantons Graubünden (Hrsg.): unter die orgl begraben. Somedia Buchverlag, Chur. 212 Seiten. Dez. 2014

Beschreibung schrieb:
Das Grab von Jörg Jenatsch (1596-1639) in der Churer Kathedrale steht im Mittelpunkt dieser aufregenden kriminalistischen Spurensuche. Archäologen, Historiker und Kunsthistoriker, Restauratoren, Anthropologen, Mediziner und Molekulargenetiker beleuchten aus unterschiedlichen Perspektiven das 1959 und 2012 exhumierte Skelett sowie die gut erhaltene Ausstattung des Toten. Stück für Stück entschlüsseln die Wissenschaftler so das Geheimnis um die letzte Ruhestätte und Identität des berühmten Pfarrers, Politikers und Militärs aus der Zeit des Dreissigjährigen Krieges.

Was nun genau entschlüsselt wurde, kann ich nicht sagen, da ich das Buch noch nicht habe.
 

Anhänge

  • wpid-978-3-906064-35-221.jpg
    wpid-978-3-906064-35-221.jpg
    179,5 KB · Aufrufe: 793
Die Mörder von Jürg Jenatsch

Hallo Zusammen

Der offenar - auch in historischen Kreisen - gegenwärtig verbreiteten Ansicht, dass der Mord an Jenatsch nicht aufgeklärt sei, möchte ich widersprechen. Man könnte die Mörder durchaus kennen, wenn man denn will. Die zahlreichen und einflussreichen Gegner Jenatschs sind bekannt, neben den Führern der katholisch-spanischen Partei, der Familie
Planta, waren dies u.a. auch die Führer der reformiert-französischen Partei, die Familie von Salis-Marschlins sowie der Freiherr Julius Otto von Haldenstein. Gewichtige Indizien aus dem allgemeinen Verlauf der Geschichte der Bündner Wirren und vor allem aus den zeitgenössischen Untersuchungsprotokollen lassen weiter den schon beinahe zwingenden Schluss zu, dass es sich bei den ausführenden Personden des Mordanschlags, den fasnächtlich maskierten Mördern von Jenatsch im "Staubigen Hüetli", grösstenteils um Mitglieder der Haldensteiner Knabenschaft gehandelt haben muss. Die Verbindung zur Knabenschaft ist durch den nachweichslichen Jenatsch-Gegner, des Freiherrn Julius Otto von Haldenstein gegeben. Man kennt sogar die Namen einiger dieser "mutmasslicher" Mörder. Bei dem als Bär maskierten Mörder, der den tödlichen Axthieb auf Jenatsch ausführte, handelte es sich sehr wahrscheinlich um Bartholome Birtsch, einem ehemaligen Mitglied der Haldensteiner Knabenschaft. Von den weiteren Attentätern sind namentlich noch Georg Thüringer, ebenfalls ehemaliges Mitglied der Haldensteiner Knabenschaf, der Tat verdächtigt.

Unter den ca. 20 bis 30 maskierten Mördern, die Jenatsch im Wirtshaus zum "Staubigen Hüetli" umbrachten, gab es gemäss protokollierten Zeugenberichten fünf oder sechs maskierte Personen, welche sich abseits hielten und sich nicht direkt am Handgemenge beteiligten. Aufgrund der auf den Untersuchungen und Zeugenaussagen basierenden Indizien handelte es sich dabei offenbar die Anführer des Mordanschlags, und zwar um den Freiherrn Julius Otto von Haldenstein, als Grundherr von Haldenstein auch Herr der dortigen Knabenschaft, um Rudolf Planta, den Sohn des von Jenatsch ermordeten Pompejus Planta (Führer der katholisch-spanischen Partei), um Conradin Beeli, Hauptmann der Armee der drei Bünde, Hercules von Salis-Marschlins, Parteigänger der reformiert-französischen Partei sowie um zwei weitere Vertreter der Familie von Salis-Marschlins.

Als Mitorganisatoren des Mordes sind dringend verdächtig Johann Peter Guler und Rudolf Travers, beides Oberst der Armee und der französischen Partei angehörend, welche vor dem Mord mit Jenatsch im Staubigen Hüetli beim Umtrunk sassen und sich beim Auftauchen der Mörder absetzten. Der ebenfalls mit Jenatsch trinkende Oberstleutnant Ambrosius Planta, ein Grossneffe des von Jenatsch ermordeten Pompejus Planta, spielte organisatorisch eine unbedeutende Rolle, wahr aber wohl auch am Komplott beteiligt.

Aus den Protokollen der Thorwächter von Chur ergibt sich zudem, dass an der Mordaktion noch weitere Personen beteiligt waren, welche offenbar den Rückzug der Mörder zu decken hatten. Es handelt sich dabei um sechs Bauern aus Haldenstein, welche das Geschehen im benachbarten Wirtshaus "Zur Glocke" abwarteten, mit "Stecken oder Spiessen" bewaffnet gewesen seien und offenbar als Verstärkung und der Rückzugs-Deckung dienten. Mit Hans Wittwen und Simon Walser sind zwei dieser Bauern namentlich bekannt.

Dass man den offensichtlichen Hinweisen zur Täterschaft gerichtlich nicht nachgegangen ist, ist beinahe schon peinlich. Einerseits waren die Intianten des Mordes ganz offensichtlich politisch zu einflussreich, als dass man sich mit ihnen anlegen wollte, andererseits war man vermutlich ganz froh darüber, den skrupellosen Gewalt- und Machtmenschen, der sich im Laufe seines Lebens viel mehr Feinde als Freunde gemacht hat, losgeworden zu sein.

PS.
Man sollte vielleicht noch erwähnen, dass die Geliebte und Mörderin von Jenatsch in C.F. Meyes Roman, Lucrezia Planta, gleichzeitig die Tochter des von Jenatsch ermordeten Pompjeus Planta ist. In dieser Rolle befindet sie sich verständlicherweise in permanentem emotionalen Zwiespalt zwischen Liebe und dem Wunsch nach Rache (resp. der Plficht zur Vollstreckung der Blutrache), bis sie Jenatsch dann, als er ohnehin schon von den Vermummten angegriffen wird, selbst mit der Axt erschlägt. Diese Geliebte und Mörderin Jenatschs hat es, wie Ursi schrieb, tatsächlich nicht gegeben. Pompejus Plantas historische Tochter hiess Katharina-Lucrezia und war nie mit Jenatsch liiert. Allerdings war sie mit dem als Mitorganisator des Mordes verdächtigten Oberst Rudolf Travers verheiratet, womit zum Mindesten eine Mitwisserschaft nicht ausgeschlossen werden kann.

Die Untersuchungen anhand zeitgenössischer Gerichts- und Thorwärterprotokolle, welche zur Aufdeckung der eigentlich nicht mehr so "mutmasslichen" Tätern von Jenatschs Ermordung führt, stammen aus einer Arbeit von Mathis Berger, welche 1972 unter dem Titel "Wer hat Jenatsch ermordet ?" erschienen ist. Vermutlich ist diese Arbeit vergriffen und lässt sich wahrscheinlich auch kaum mehr auftreiben.
 
Zuletzt bearbeitet:
Die Untersuchungen anhand zeitgenössischer Gerichts- und Thorwärterprotokolle, welche zur Aufdeckung der eigentlich nicht mehr so "mutmasslichen" Tätern von Jenatschs Ermordung führt, stammen aus einer Arbeit von Mathis Berger, welche 1972 unter dem Titel "Wer hat Jenatsch ermordet ?" erschienen ist. Vermutlich ist diese Arbeit vergriffen und lässt sich wahrscheinlich auch kaum mehr auftreiben.

Ich habe mich nun wirklich nicht mit Jenatsch beschäftigt. Dennoch meine Frage, hast du das Buch vom Archäologischen Dienst gelesen und wenn ja, was wird da nun genau entschlüsselt?
Denke mal es hilft auch hier, wenn man sich mit dem neuen Forschungsstand auseinandersetzt. Kannst du noch die Quelle nennen, hast du die Protokolle selber ausgewertet oder gibt es dazu eine wissenschaftliche Arbeit?

Der von dir erwähnte Arbeit (erschienen in den Bündnern Montasblätter) bekommt man in folgenden Bibliotheken in der Schweiz:

Kantonsbibliothek Graubünden in Chur
Archälogischer Dienst Chur
Schweizerischen Nationalbibliothek Bern
Uni Zürich - Populäre Kulturen
Staatsarchiv Graubünden in Chur
Uni Basel (hier aus dem Jahr 1960)
 
Zuletzt bearbeitet:
Das Buch vom Archäologischen Dienst habe ich nicht gelesen. Ich wollte hier lediglich betonen, dass Jenatsch nicht von "Unbekannten" erschlagen wurde, wie es in vielen Presseberichten heisst und dass die Tat insofern aufgeklärt ist. Die Auswertung der Protokolle und Zeugenaussagen (namentlich diejenigen der Diener von Jenatsch) sind eben Gegenstand des Büchleins "Wer hat Jenatsch ermordet ?" von Berger. Was die Wissenschaftlichkeit dieser kleinen Arbeit angeht, genügt sie meinen laienhaften Ansprüchen vollkommen - der Verasser hat immerhin einen akadem. Titel -:). Allerdings ist die Arbeit sehr flüssig zu lesen und hat auch nicht bei jedem dritten Wort ein Asterixus, welches einem zwingt, in irgendeinem Verzeichnis irgendwelche Verweise nachzuschlagen. Dieser Umstand widerspricht natürlich in gewissem Sinne der Wissenschaftlichkeit, welche somit also eher als "populär-wissenschaftlich" zu bezeichnen ist -:)

Meine Hinweise auf die Jenatschs-Mörder sind alle diesem Büchlein entnommen, welches noch aus meiner lang zurück liegenden Schulzeit stammt (ich hatte damals zweimal ein Referat über Jenatsch gehalten).

Über den aktuellen Forschungsstand weiss ich nichts, ich vermute aber, dass sich der, abgesehen von der von drei Jahren durchgeführten Skelettuntersuchung, seit den 70er Jahren nicht wesentlich verändert hat, da das Thema der Bündner Wirren eigentlich nur von lokaler Bedeutung und deshalb wohl nicht oft Gegenstand der Forschung ist. lch habe lediglich irgendwo gelesen, dass 2012 auch mit dem DNA-Vergleich nicht restlos nachgewiesen werden konnte, dass es sich bei der untersuchten Leiche um Jenatsch handelt. Es liesse sich offenbar lediglich die Aussage machen, dass es gemäss einer biostatischen, in Kiel in Auftrag gegebenen Auswertung zwanzigmal wahrscheinlicher ist, dass es sich bei dem Skelett um Jenatsch handelt als dass er es nicht ist.
 
Ich vermute einmal, ohne Conrad Ferdinand Meyers Roman wäre Jürg Jenatsch wahrscheinlich außerhalb der Schweiz total unbekannt. Als Österreicherin kann ich allerdings nicht beurteilen, inwiefern er in den einzelnen Kantonen Gegenstand des Geschichte-Unterrichts ist.

In meiner Schulzeit haben wir über die Schweiz selbst recht wenig gelernt:

- Geschichteunterricht:
1.) Mittelalter: nichts Genaues, lässt sich im wesentlichen auf den Satz reduzieren: "Schweiz widersetzt sich der Habsburger-Herrschaft / dem Kaiser (HRR) und macht sich selbständig (Hinweis auf "Kampftechnik" der Schweizer). Ab dann ist die Schweiz sozusagen ein neutrales Land." (Nichts Genaues - die Lektüre von Schillers Schauspiel "Wilhelm Tell" war völlig ausreichend.)

2.)
19. Jh.: Der Schweizer Henri Dunant gründet das Rote Kreuz.

- Deutschunterricht:
1.) "Wilhelm Tell" (Drama von Friedrich Schiller)
2.) außerdem im Unterricht gelesen: "Die drei gerechten Kammacher" von Gottfried Keller, "Der römische Brunnen", sozusagen das Paradebeispiel für ein "Ding"-Gedicht, von Conrad Ferdinand Meyer (Hinweis auf historische Novellen) und "Der Richter und sein Henker" von Friedrich Dürrematt.

- Lateinunterricht:
Caesars "Gallischer Krieg" (Helvetier)
"Wilhelm Tell" von F. Schiller (Figur des Johann Parricida, damit wir uns das lateinische Wort "parricida" besser merken)

Als ich den Roman zum ersten Mal gelesen habe, habe ich dann in mühevoller Recherchearbeit (damals gab es noch kein Internet) den historischen Kontext selbst erforscht, weil es mich interessiert hat, um welche historischen Kämpfe und Konflikte es da überhaupt geht. Allerdings, es ist wie z. B. bei den Shakespeare-Dramen: um den Roman zu verstehen, ist historisches Fachwissen nicht unbedingt notwendig.

Nachdem, was ich damals in der Sekundärliteratur gelesen habe, soll es allerdings ziemlich bald nach Jenatschs Tod zur Legendenbildung gekommen sein, wobei das Beil, mit er angeblich Pompejus Planta erschlagen hat, eine Rolle spielt und auch die Tochter als Rächerin, wobei es mich durchaus interessieren würde, ob die Tochter Katharina tatsächlich mit Zweitnamen Lucretia hieß oder es sich um eine Umbenennung von Meyer handelt.
 
Die Tochter von Pompejus Planta hiess tatsächlich Katharina Lucrezia, wobei in den meisten zeitg. Dokumenten nur der Vorname "Katharina" auftaucht. Katharina war, wie gesagt, mit Rudolf Travers verheiratet, welcher Mitinitiator des Mordes war. Sie selbst war beim Mord nicht anwesend (der Axthieb wurde vom Haldensteiner Bartholome Birtsch, der Pistolenschuss von ihrem Bruder Rudolf Planta abgegeben), ganz sicher aber war sie Mitwisserin. Gemäss Aussage des Wirtes des Gasthauses, bei der sie abgestiegen war, hätte ein Diener ihres Mannes ihr die Pistole, mit der auf Jenatsch geschossen war, gebracht worauf sie bemerkt habe, dass "Vilicht ist hiermit meines herrn vatters selig todt gerochen worden".

Dass es sich bei der Axt, mit der Jenatsch erschlagen wurde, um diejenige handelte, mit der Pompejus Planta ermordet worden und die dann gemäss Blutrache-Tradition aufbewahrt worden war, ist nicht nur eine Erfindung von C.F. Meyer sondern eine allgemein verbreitete Sage. Allerdings könnte es sich tatsächlich um die bewusste Axt gehandelt haben, denn in den Protokollen ist dem Jenatschdiener Folkert, der beim Mord zugegen war, aufgefallen, dass die Axt einen "nüwen halm" gehabt habe. Das impliziert natürlich, dass nur der Halm neu war, die Axt ansonsten alt. Insofern darf man sich die Spekulation erlauben, dass es sich bei der Tatwaffe tasächlich um die Mordwaffe von Riedberg gehandelt habe.
 
Dann hat Meyer also die Figur gar nicht umbenannt (wie z. B. Schiller bei der Figur der Thekla in seinem Wallenstein-Drama), sondern sich lediglich für die Verwendung des Zweitnamens entschieden. Danke für die Information.
 
Die exhumierten Überreste von Jörg Jenatsch, seine Lebens- und Todesumstände sind jetzt Gegenstand einer "multidisziplinären" Forschung gewesen.

Häusler et. al., Multidisciplinary Identification of the Controversial Freedom Fighter Jörg Jenatsch, Assassinated 1639 in Chur, Switzerland
Multidisciplinary Identification of the Controversial Freedom Fighter Jörg Jenatsch, Assassinated 1639 in Chur, Switzerland

Das wirkt schon wie kriminaltechnische (forensische) Untersuchungen:

Abstrakt:
Jörg Jenatsch, a leading freedom fighter during the Thirty Year’s War in Graubünden, Switzerland, was assassinated on carnival 1639. Jenatsch’s controversial biography and the unclear circumstances of his death inspired the formation of various legends, novels and films.

In 1959, a skeleton discovered in the cathedral of Chur with remains of wealthy baroque clothing was tentatively attributed to Jenatsch. Here, we reassess the skeleton based on a new exhumation.

Our multidisciplinary analysis and the head injuries are consistent with reports of the eyewitnesses of the crime, demonstrating that Jenatsch was killed from behind with a semi-sharp implement, supposedly an axe, as well as by a blow with a broad-surfaced object.

Moreover, our facial reconstruction closely matches an oil portrait of Jenatsch, and the HIrisPlex system applied to DNA-extracts from the femoral bone reveals brown eye and dark brown hair colour, which coincides well with the portrait, too.

Finally, isotope analysis of the femoral bone and a molar support Jenatsch’s high social status, luxury diet and a high mobility in the last decade of his life. This multidisciplinary approach thus reinforces personal identification and provides additional insight into the life of this important historic person beyond written resources.
 
Zuletzt bearbeitet:
Zurück
Oben