Die Schwestern Karls des Großen

Sepiola

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Karl hatte vier Schwestern, Ada, Rotheid, Adelheid und Gisela
Woher weißt Du das?
Das kann jedermann googeln:

Pippin

Und dem Herrn Flotow, der das 1200 Jahre nach Karl geschrieben hat, dem glaubst Du alles?

Um mal Smalltalk auf Geschichte und von gegoogelten Scheinwissen auf die Quellen zurückzukommen:

Von den vier angeblichen Schwestern sind drei durch zeitgenössische Quellen belegt.

Über Rothaid und Adelheid berichtet nur Paulus Diaconus. Er berichtet, dass sie in St. Arnulf zu Metz begraben seien:
"Nam ibi humatae sunt duae regis Pippini filiae, quarum una Rodthaid, altera Adelaid appellata est "
Zu der Zeit, als Paulus das schrieb (zwischen 766 und 791), waren Rothaid und Adelheid jedenfalls schon tot. http://www.geschichtsquellen.de/repOpus_03807.html

Die angebliche Schwester Ada lässt sich nicht belegen und gehört wohl ins Reich der Legende:
"Eine erfundene karolingische Tochter ist dann Ada, eine ancilla dei, auf deren Anweisung ein kostbares Evangeliar aus Trier angefertigt worden sein soll, wie ein nachträglich in die Prachthandschrift eingetragenes Gedicht behauptet. Die lokale Tradition machte aus dieser Ada dann eine Schwester Karls des Großen."
Martina Hartmann, Die Königin im Mittelalter (Stuttgart 2009)

Einhard kam erst 794 in die Hofschulen Karls des Großen. Zu dieser Zeit hatte Karl nur noch eine einzige Schwester. Daher schreibt logischerweise Einhard von Gisela als Karls einziger Schwester (unica soror nomine Gisla).


https://books.google.de/books?id=VQ...e&q="erfundene karolingische Tochter"&f=false
 
Vielleicht ist mit der ominösen Schwester Ada auch die Schwester Adelheid gemeint, was die Schreibungen von Namen betrifft, sind diese keineswegs einheitlich.

Allerdings macht die Erklärung mit einer lokalen Tradition ebenfalls Sinn.
 
Zuletzt bearbeitet:
So genau sind Zahl und Identität der Schwestern wohl nicht feststellbar, da es noch Quellen gibt, die auf eine oder mehrere weitere Schwestern hindeuten.

Lupus Servatus, ein Abt des 9. Jhdts., schrieb in seiner Biographie des Bischofs Maximinus von Trier im 23. Kap.: "Eiusdem Pippini regis ex filia nepos nomine Chunibertus atrociter a daemone vexatus, multis ante locis circuitis, ultime ad sanctum virum perductus, tandem ab ea peste purgatus est." Also: "Ein Enkel mit Namen Chunibert desselben Königs Pippin von einer Tochter ..." Mit dem König Pippin ist eindeutig der Vater Karls des Großen gemeint, da er weiter oben (Kap. 21) als "magni Karoli genitor", also "Vater Karls des Großen", bezeichnet wird.

In den "Annales Murbacenses" (Annalen des Klosters Murbach im Elsass) heißt es (ziemlich am Anfang): "Quintus abbas fuit sanctus Sintpertus, sive Simbertus, Caroli magni ex sorore nepos ...", also "Fünfter Abt war der heilige Sintpert oder Simbert, ein Neffe (? - in mittelalterlichen Texten kann "nepos" leider sowohl "Enkel" als auch "Neffe" bedeuten, das kann man nur aus dem Zusammenhang entscheiden) Karls des Großen von einer Schwester ...".

Die Annales Murbacenses stammen allerdings aus späterer Zeit, da könnte leicht jemand dem frühen Abt eine Verwandtschaft mit Karl dem Großen untergejubelt haben, um ihn (und das Kloster) prominenter zu machen. Hingegen sollte man den zeitnahen Lupus wohl nicht so ohne weiteres ignorieren. Probleme macht aber freilich der zeitnächste Einhard, der Gisela ausdrücklich als einzige Schwester bezeichnet. Aber Chunibert könnte wohl auch der Sohn von Rothaid oder Adelheid (falls sie alt genug wurden) gewesen sein.
 
Dann gibt es auch noch die fiktiven Schwestern von Karl dem Großen, wie z. B. die Berta aus der Rolandssage oder die Aya aus den Chanson de geste um Renaut de Montauban (Haimonskinder).
 
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