[FONT="]Danke f[/FONT][FONT="]ür die guten Wünsche[/FONT]
[FONT="]Jetzt muss ich mich aber sputen, um den Anschluss wieder zu gewinnen[/FONT][FONT="]…[/FONT]
[FONT="]@Chan: Ja, ausgezeichnet, dass du HvH mit ins Spiel gebracht hast, ich hatte mir das auch schon [/FONT][FONT="]überlegt. Nun ist ja in der Zwischenzeit einiges passiert... Dass dann auch noch die sich selbst erfüllenden Prophezeiungen dazwischengemengtgedrängt haben, ist zwar nicht verwunderlich, aber man muss natürlich aufpassen, dass nicht alles zerfasert, denn es wartet noch einiges hinterm Vorhang …[/FONT]
[FONT="]Wenn[/FONT][FONT="]’s recht ist, würde ich mich erst einmal noch etwas auf die vorher berührten Themen konzentrieren… wie könnte man sie bezeichnen, vielleicht so in der Richtung von[/FONT][FONT="]„persönliche Haltung“ einerseits und Werte, der Grund, auf dem man steht, Frömmigkeit, Ritus, Kult andererseits.[/FONT][FONT="] Die s. s. e. P*ungen sind ein m[/FONT][FONT="]ächtiges Ding, an dem sich ja auch alle Grossinterpreten bisher abgemüht haben, leider ohne dass irgendetwas davon bei mir heimisch werden wollte. Na ja, eine Bemerkung schnell noch dazu. Dieser Terminus ist ein Anstoß, der das Denken irgendwie in Bewegung bringt, aber an diesem Text wird er nicht weit führen, bestenfalls zu diesen gequälten Tautologien, von denen ich vielleicht demnächst einige zu besten geben werde. (Heidegger führt den illustren Zug an, als geborener Führer, verhinderter Führer-Führer). Natürlich strukturieren die drei Orakelsprüche das ganze Geschehen und treten es überhaupt erst los. Auch das Wort von der Ereigniskette finde ich richtig. Ich hatte es für mich mal so formuliert: [/FONT]
[FONT="]Das Leben des Protagonisten verlief zwar nicht nach einem genau vorgezeichneten Plan ohne die M[/FONT][FONT="]öglichkeit von Alternativen – aber die Wahrscheinlichkeit, dass er unter den denkbaren Reaktionen diejenigen auswählen würde – falls man überhaupt von Wählen unter den gegebenen Umständen sprechen kann – die dann auch tatsächlich sein Handeln bestimmten – war groß. Wir sprechen über die Zeit bis zu seiner Übernahme der Macht. [/FONT]
[FONT="]Und insofern entsteht ein Tableau mit durchaus festen Stationen bzw Ereignissen, so, als h[/FONT][FONT="]ätte jemand diese Stationen bereits im voraus geplant (wir meinen auch zu wissen, wer…), im Vertrauen auf das zwar intensive, aber nicht sehr überraschende Reaktionsmuster des Protagonisten. So viel, oder so wenig in Kürze zum Thema Vorhersage und Vorhersagbarkeit.[/FONT]
[FONT="]Wie gesagt, wenn[/FONT][FONT="]’s nach mir ginge, dann würde ich dieses Thema sozusagen vormerken, es läßt sich ohnehin nicht vermeiden, nur: obgleich es bestimmt eins der zwölf bis siebzehn allerwichtigsten ist in diesem (Wahnsinns)Text – scheint es mir irgendwie noch nicht an der Reihe zu sein...[/FONT]
[FONT="]Zu HvH und seiner recht freien [/FONT][FONT="]Übersetzung, die manches übersteigert, anderes aber auch ein wenig deutlicher heraushebt: Ich möchte dabei auf die formale Gestaltung des Textes kommen, der meines Erachtens den eigentlichen Sinn birgt. [/FONT]
[FONT="]Zwei Begriffe brauche erst einmal daf[/FONT][FONT="]ür (mit denen ich noch nicht so recht glücklich bin), einmal sind es die [/FONT][FONT="]deutlich unterscheidbaren Phasen[/FONT][FONT="], auch wenn sie ineinander [/FONT][FONT="]übergehen (Widerspruch?). Der andere kommt später..[/FONT]
[FONT="]Ich greife wieder diejenige heraus, die wir schon am Wickel hatten. [/FONT]
[FONT="]Kreon hatte gerade seinen starken Abgang, [/FONT][FONT="]Ödipus bebt noch vor Wut, Iokaste fädelt sich ein. Als sie erfährt, was ihren Mann so außer sich bringt, erzählt sie, was sie von dieser Sache weiß und hofft damit Ödipus zu beruhigen. Aber das Gegenteil tritt ein. Iokaste ist nicht, nicht einmal potentiell, seine Gegnerin. Er vertraut ihr. Deshalb können die Erinnerungen seinen Panzer durchbrechen. Er hört in sich hinein, fragt sogar nach: Dreifacher Heerweg? Phokis? Wie lange ist es her? Wie sah der Mann aus? Wieviele Begleiter hatte er? — Alles stimmt überein, alles bricht über ihn herein. Doch halt, der Zeuge! Was sagte der… wieviele Angreifer sollen es gewesen sein? Viele? Dieser Mann ist nun das Zünglein an der Waage. (Man stelle sich vor, er allein wäre der “Befragung” ausgesetzt worden, vor allem auch durch … Iokaste! [/FONT]
[FONT="]Wenn er widerrufen wollte,[/FONT]
[FONT="]es waren M[/FONT][FONT="]änner da, nicht ich allein,[/FONT]
[FONT="]die's h[/FONT][FONT="]örten. Und wenn er verdrehen wollte[/FONT]
[FONT="]das eigne Wort, zur alten Meldung[/FONT][FONT="]… )[/FONT]
[FONT="]…ja, dann hätte er wohl einen nicht gerade beneidenswerten Stand gehabt. Aber es kam bekanntlich anders. [/FONT]
[FONT="]Beschlossen wird dieser Akt durch einen Chorgesang, in der Stimmung einer G[/FONT][FONT="]ötterdämmerung: [/FONT]
[FONT="]Die Greise (treten vor).[/FONT]
[FONT="] Der Erste [/FONT]
[FONT="]Hast du geh[/FONT][FONT="]ört, wie sie von den Göttern sprachen?[/FONT]
[FONT="] wie frech die Worte, schamlos und nackt[/FONT]
[FONT="] aus ihrem Munde brachen?[/FONT]
[FONT="] Der Zweite [/FONT]
[FONT="]Ein Etwas mu[/FONT][FONT="]ß sein, es bindet das Wort,[/FONT]
[FONT="] es bindet die Tat, es bindet die frevelnden H[/FONT][FONT="]ände.[/FONT]
[FONT="] Wehe, wenn nichts uns b[/FONT][FONT="]ände![/FONT]
[FONT="] Wenn Unzucht rast hinauf und hinab,[/FONT]
[FONT="] das ist das Ende![/FONT]
[FONT="] Der Dritte [/FONT]
[FONT="]Unzucht wohnt in ihren Herzen,[/FONT]
[FONT="] ein ewiger Sturm umschnaubt ihr Leben:[/FONT]
[FONT="] es treibt sie hinauf zu schwindliger H[/FONT][FONT="]öh,[/FONT]
[FONT="] wo keinem zu stehen gegeben.[/FONT]
[FONT="] Wann st[/FONT][FONT="]ürzt es sie wieder hinab[/FONT]
[FONT="] in Jammer, Schmach und Grab?[/FONT]
[FONT="] Der Vierte [/FONT]
[FONT="]In Jammer und Grab[/FONT]
[FONT="] soll es sie werfen![/FONT]
[FONT="] Wenn straflos sie gehen,[/FONT]
[FONT="] erhoben das Haupt,[/FONT]
[FONT="] wer ist's, der noch glaubt?[/FONT]
[FONT="] Wenn diese wandeln[/FONT]
[FONT="] in Glanz und Ehr,[/FONT]
[FONT="] dann opfern wir alle nicht mehr![/FONT]
[FONT="] Der F[/FONT][FONT="]ünfte [/FONT]
[FONT="]Wie sie den G[/FONT][FONT="]ötterspruch schmähten,[/FONT]
[FONT="] von Laios den Spruch,[/FONT]
[FONT="] den uralten Fluch![/FONT]
[FONT="] Wenn sie das d[/FONT][FONT="]ürfen, wer wird noch beten![/FONT]
[FONT="] (Eine Pause.)[/FONT]
[FONT="] Der Erste [/FONT]
[FONT="]Zum Nabel der Erde, zum delphischen Haus,[/FONT]
[FONT="] zum strahlenden Tempel von Ab[/FONT][FONT="]ä,[/FONT]
[FONT="] tr[/FONT][FONT="]ägt mich Pilger der Fuß nicht mehr![/FONT]
[FONT="] Die Sieben [/FONT][FONT="](zugleich)[/FONT]
[FONT="] Tr[/FONT][FONT="]ägt mich mein Fuß nicht mehr![/FONT]
[FONT="] Der Erste [/FONT]
[FONT="]Wenn hier nicht das G[/FONT][FONT="]öttliche kommt an den Tag,[/FONT]
[FONT="] so, da[/FONT][FONT="]ß ich's mit Händen zu greifen vermag.[/FONT]
[FONT="] Die Sieben (zugleich)[/FONT]
[FONT="] An euch ist's, ihr G[/FONT][FONT="]ötter, dies furchtbar zu wenden,[/FONT]
[FONT="] wir wollen es greifen, mit diesen H[/FONT][FONT="]änden,[/FONT]
[FONT="] sonst opfern wir alle nicht mehr.[/FONT]
[FONT="]Frech, schamlos, nackt: Das ist eine sehr starke Reaktion auf das, was die zwei k[/FONT][FONT="]öniglichen Häupter da gerade unter sich ausgehandelt hatten. Und dann: [/FONT]
[FONT="]...wir wollen es greifen, mit diesen H[/FONT][FONT="]änden,[/FONT]
[FONT="] sonst opfern wir alle nicht mehr.[/FONT]
[FONT="]So also bei HvH. Bei Sophokles klingt es dunkler, enigmatischer, aber doch auch so, als sei ein gro[/FONT][FONT="]ßer Frevel geschehen:[/FONT]
[FONT="]Frechheit pflanzt Tyrannen. Frechheit, [/FONT]
[FONT="]Wenn eitel sie von vielem [/FONT][FONT="]überfüllt ist, [/FONT]
[FONT="]Was zeitig nicht und nicht zutr[/FONT][FONT="]äglich, [/FONT]
[FONT="]…[/FONT]
[FONT="]Was soll ich singen? [/FONT]
[FONT="]Nicht mehr zum unber[/FONT][FONT="]ührbaren geh ich, [/FONT]
[FONT="]Zu der Erde Nabel mit Ehrfurcht, [/FONT]
[FONT="]Noch zu dem Tempel in Ab[/FONT][FONT="]ä, [/FONT]
[FONT="]Wenn dies nicht offenbar [/FONT]
[FONT="]Den Sterblichen allen recht ist. [/FONT]
[FONT="]…[/FONT]
[FONT="]Zuschanden n[/FONT][FONT="]ämlich werden die alten [/FONT]
[FONT="]Von Lajos, die G[/FONT][FONT="]öttersprüche schon, und nimmer [/FONT]
[FONT="]In Ehren Apollon offenbar ist. [/FONT]
[FONT="]Ungl[/FONT][FONT="]ücklich aber gehet das Göttliche.[/FONT]
[FONT="]Man k[/FONT][FONT="]önnte an Blasphemie denken. Deshalb würde ich das Augenmerk weniger auf die Unzucht (das ist HvH), dafür mehr auf das „Schmähen“ der Göttersprüche lenken wollen[/FONT][FONT="] (Hast du geh[/FONT][FONT="]ört, wie sie von den Göttern sprachen? wie frech die Worte, schamlos und nackt aus ihrem Munde brachen?)[/FONT][FONT="]. [/FONT]
[FONT="]Wir m[/FONT][FONT="]üssen uns den entsprechenden Text (III-3) noch einmal ansehen. Dabei würde ich nach drei Kriterien vorgehen: [/FONT]
[FONT="]Wie verhalten sie ([/FONT][FONT="]Öidpus und Iokaste) sich zu den tragenden Werten der damaligen Gesellschaft (wobei man wohl eher die Zeit des Sophokles als die des Protagonisten bedenken muss), wie genau halten sie sich an die Informationen, die bei ihrem Brainstorming zusammenkommen, was für Schlüsse ziehen sie daraus.[/FONT]
[FONT="]Iokaste geht gleich in Vorleistung:[/FONT]
[FONT="]JOKASTA [/FONT]
[FONT="]La[/FONT][FONT="]ß du das Deine nun, wovon du sprichst, [/FONT]
[FONT="]Gehorche mir, und lerne das: es gibt [/FONT]
[FONT="]Nichts Sterbliches, das Seherkunst bes[/FONT][FONT="]äße. [/FONT]
[FONT="]…[/FONT]
[FONT="]Und nicht erf[/FONT][FONT="]üllte dort Apollon, daß er sei [/FONT]
[FONT="]Des Vaters M[/FONT][FONT="]örder, daß, der das Gewaltige [/FONT]
[FONT="]Gef[/FONT][FONT="]ürchtet, von dem Sohne Lajos sterbe. [/FONT]
[FONT="]So haben sich erkl[/FONT][FONT="]ärt der Seher Sagen. Und kehre dran [/FONT]
[FONT="]dich nicht! denn was ein Gott Notwendig sieht, [/FONT]
[FONT="]leicht offenbart er selbst es. [/FONT]
[FONT="]Wir sind hier schlie[/FONT][FONT="]ßlich bei Königs, und die kommunizieren, jedenfalls auf Augenhöhe, nur mit ihresgleichen. Und das ist in diesem Falle eben kein Geringerer als Apoll selbst. Wer oder was dran glauben muss — zunächst — das ist die Seherzunft pauschal.[/FONT][FONT="]…was ein Gott Notwendig sieht, leicht offenbart er selbst es. — [/FONT][FONT="]Einspruch, Hoheit, wann h[/FONT][FONT="]ätte ein Gott jemals — und ich rufe Euch dies zu über die Zeiten hinweg — jemals etwas “leicht” offenbart? Wir sollten uns vielleicht dem Gedanken annähern, dass selbst Göttern das eine oder andere gerade nicht leicht fällt. Dieser Text wäre ein Beispiel dafür. Aber auch davon, inch’Allah, später. Und nun zu dem einzigen Garanten in dieser unsicheren Welt, dem alten Diener des Laiois.[/FONT]
[FONT="]Wenn nun etwas vom alten Wort er[/FONT][FONT="] (der Diener[/FONT][FONT="]) abweicht,[/FONT]
[FONT="]Nicht wohl, o K[/FONT][FONT="]önig! macht des Lajos Mord[/FONT]
[FONT="]Er kund, recht und gerad wie Loxias[/FONT]
[FONT="]Ihn aussprach, da[/FONT][FONT="]ß von meinem Kind er sterbe.[/FONT]
[FONT="]Auch hat ihn ja das Ungl[/FONT][FONT="]ückselige nicht[/FONT]
[FONT="]Get[/FONT][FONT="]ötet, damals, selbst kam es zuvor um.[/FONT]
[FONT="]Und so mag in den Prophezeiungen[/FONT]
[FONT="]Ich jetzt nichts sehn, und auch des erstemal nicht.[/FONT]
[FONT="]Krieg ich hier irgendwas partout nicht mit, oder bedient sich die sch[/FONT][FONT="]öne Frau da einer reichlich verschlungenen Logik: …[/FONT][FONT="] recht und gerad wie Loxias ihn aussprach[/FONT][FONT="]…, [/FONT][FONT="]hei[/FONT][FONT="]ßt doch wohl, dass Loxias etwas kundgetan haben muss, oder nicht? Und wie, bitteschön, hat er das getan, wenn nicht durch Prophezeiungen? Er hat es jedenfalls der Königin nicht allein ins Ohr geflüstert, denn viele wissen davon[/FONT][FONT="]. [/FONT][FONT="]…[/FONT][FONT="]Und nicht erf[/FONT][FONT="]üllte dort Apollon, daß er sei Des Vaters Mörder, … [/FONT][FONT="]Hm, Apoll k[/FONT][FONT="]ümmert sich also darum, dass seine Prophezeiungen [/FONT][FONT="]nicht[/FONT][FONT="] in Erf[/FONT][FONT="]ällung gehen …?
[FONT="](Ich w[FONT="]urde hier erst mal von der Wortzählmasch[FONT="]ine gestoppt, sollte vielleicht auch komprimierter schreiben...)[/FONT][/FONT][/FONT]
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