Ich suche Karten von Poststraßen im HRR, möglichst auch mit Entfernungsangaben. Etwas wie das hier, nur eben, wo man übersichtlicher und dennoch detailiert die Orte und Entfernungsangaben erkennen kann: Les Cours de Postes par le ...
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Ich suche Karten von Poststraßen im HRR, möglichst auch mit Entfernungsangaben. Etwas wie das hier, nur eben, wo man übersichtlicher und dennoch detailiert die Orte und Entfernungsangaben erkennen kann: Les Cours de Postes par le ...
Ist das eine frühere Auflage von dieser hier?Ich habe eine Karte aus dem Archiv Verlag. 116x100 cm.
"Post u. Reise Karte Deutschland und den Nachbarstaaten von U. Hendschel Fürst. Thurn u, Taxischem Oberpostamts Secretaer.
Ist das eine frühere Auflage von dieser hier?
Die von mir oben verlinkte Karte aus dem Bestand der ULB Darmstadt hast Du angeguckt? Die wäre von 1714 und damit zeitlich passend für Deine Zwecke. Nur ist sie womöglich nicht detailliert genug, wenn es speziell um Verdichtungen in einzelnen Regionen geht.Ich habe mal im Internet ein prima Beispiel aus den 1780ern gefunden. Mich interessieren nun frühere. Denn das Postnetz, auch bei fahrender Post, scheint irgendwann um die Jahrhundertmitte eine große Veränderung d.h. Verdichtung erfahren zu haben.
Sehr interessant die Unterschiede zu der von mir verlinkten Karte. Scheinbar hat sich wirklich viel getan. Spätere Karten nehmen aber z.T. auch nur die veralteten Grundlagen der älteren scheinbar auf.Die von mir oben verlinkte Karte aus dem Bestand der ULB Darmstadt hast Du angeguckt? Die wäre von 1714 und damit zeitlich passend für Deine Zwecke. Nur ist sie womöglich nicht detailliert genug, wenn es speziell um Verdichtungen in einzelnen Regionen geht.
Da der Kaiser das Postregal nie durchsetzen konnte, gab es im Reich verschiedene Postsysteme. Die verlinkte Karte bezieht sich nur auf die Thurn- und Taxische Post.
Im Hochstift Paderborn z.B. waren um 1800 tätig:
1- Brandenburg-Preussische Post
2- Thurn- und Taxische Post
3- Fürstbischöfliche Landespost (Gegründet 1722 mit dem Fürstbistum Münster, spaltete sich Paderborn später ab.)
4- Hessische Post
5- Braunschweigische Post
Für das Reich dürfte es also keine vollständige Karte geben, zumal selbst Thurn- und Taxis nicht immer den Überblick über die eigenen Posten (Linien) hatte. 1755 mussten diese für Paderborn untersucht werden.
Die Angaben erfolgen nach:
Walter Stümper, Von Postboten, Postanstalten und Postkutschen im Paderborner und Corveyer Land, in: Norbert Börste (Hg.), Vom Stadtboten zur Informationsgesellschaft - Post- und Kommunikationsgeschichte in Paderborn und Ostwestfalen-Lippe (Studien und Quellen zur Westfälischen Geschichte, Band 46), Paderborn 2002, S. 46-64.
Ich bin nicht sicher, ob diese Karte genau und detailliert genug ist, um hier Rückschlüsse zu ziehen. Ungeschickterweise hat sich im 18. Jhd. ja nicht nur im Postwesen viel getan, sondern auch in der Kunst der Kartographie. 1714 kann Johann Baptist Homann die Poststraße noch unbesorgt westlich von Tübingen einzeichnen und die nächste Poststation Dußlingen statt im Süden deutlich nördlich, ohne vom zeitgenössischen Äquivalent eines Shitstorms heimgesucht zu werden. Eine Generation später arbeiten Homanns Erben schon deutlich präziser, wie Deine Postkarte des Schwäbischen Kreises von 1752 aus dem Eingangsbeitrag schön zeigt.Sehr interessant die Unterschiede zu der von mir verlinkten Karte. Scheinbar hat sich wirklich viel getan.
Das ist eigentlich schon recht interessant.Off Topic, weil ich nicht widerstehen kann: Die erwähnte Route zwischen Neuhaus und Delbrück konnte noch um 1800 eigentlich nicht Straße genannt werden. Goethe berichtet über diese Strecke: "...Gar oft kein gebahnter Weg, man fuhr bald hüben, bald drüben, begegnete und kreuzte sich. Heidegebüsch und Geräusche, Wurzelstümpfe, Sand Moor und Binsen..." (aus dem Essay 'Champagne in Frankreich 1792', zitiert nach oben angegebenem Aufsatz)
1.1.
Ich bin nicht sicher, ob diese Karte genau und detailliert genug ist, um hier Rückschlüsse zu ziehen.
2.
Ungeschickterweise hat sich im 18. Jhd. ja nicht nur im Postwesen viel getan, sondern auch in der Kunst der Kartographie. 1714 kann Johann Baptist Homann die Poststraße noch unbesorgt westlich von Tübingen einzeichnen und die nächste Poststation Dußlingen statt im Süden deutlich nördlich, ohne vom zeitgenössischen Äquivalent eines Shitstorms heimgesucht zu werden. Eine Generation später arbeiten Homanns Erben schon deutlich präziser, wie Deine Postkarte des Schwäbischen Kreises von 1752 aus dem Eingangsbeitrag schön zeigt.
3.
Interessant ist, daß diese Karte von 1752 eine ganze Menge Postrouten mehr zeigt als der Historische Atlas Baden-Württembergs. Der Begleittext dazu von Walter Leibbrand liefert interessante Details zur Organisation des Postwesens, das zumindest in Württemberg offenbar lange innig verknüpft war mit dem Metzgerhandwerk. Speziell zur Verdichtung Mitte des 18. Jhd. führt Leibbrand einiges an.
Kartographen waren damals gleichzeitig auch Kartensammler. Werke anderer Kartographen dienten als Referenz, aus der man Angaben zur Lage von unbekannten Orten, Entfernungen etc. abmaß und in die eigene Karte übertrug. Bei widersprüchlichen Angaben in Werken verschiedener Kartographen vertraute man entweder dem bekannteren Namen oder mittelte. Je weniger an solchen Referenzkarten ich zur Verfügung habe, desto wahrscheinlicher kopiere ich auf diese Art Fehler. Als dann der Bedarf an immer kleinräumigeren, immer detaillierteren Karten stieg, vermehrte und verbesserte sich automatisch der Referenzbestand der Kartographen. Gleichzeitig erfolgte quasi eine "Marktbereinigung", da Werke fahrlässig (d.h. ohne ausreichend großes Referenzarchiv) oder vorsätzlich (d.h. Fehler billigend in Kauf nehmend, um Zeit zu sparen) ungenau arbeitender Kartographen sich nicht mehr verkauften.Ja, ein großformatiger Atlas aus dem 17.Jh., den ich habe, zeigt auch Dörfer oftmals so willkürlich verteilt an, dass man den Eindruck hat, die Kartographen können nur eine ungefähre Ahnung von denen gehabt haben (nach dem Motto irgendwie nordwestlich von Stadt XY).
Da hat Leibbrand einige nette Beispiele gesammelt. Der Kaufmann Lucas Rem z.B. habe in seinem Tagebuch detailliert von seiner 1515 unternommenen sechs Tage dauernden Reise "auf der Post" von Brüssel nach Augsburg berichtet. Ordentlich flott, wenn man daneben hält, daß eine Reise von München nach Straßburg doppelt so lang gedauert habe, weil die Route einen mächtigen Umweg über Nürnberg und Heilbronn nahm mit notwendigem Umsteigen und Warten auf die Anschlußkutsche; erst 1760 sei eine direktere Route über Augsburg, Memmingen, Donaueschingen durch das Kinzigtal eröffnet worden, die den Fahrgästen offenbar einiges abverlangte ("der Kondukteur sagt, wer einmal mitgefahren, komme nie wieder"). Heute fahren da vor allem Biker gezielt hin wegen der schönen Kurven .Viele Menschen haben ja von der Mobilität in der FNZ ein ganz falsches Bild, träumen von wochenlangen Reisezeiten bei Strecken, die damals binnen 1-2 Tagen zurückgelegt hat, so man denn die Fahrpost oder in Frankreich ab der der Revolution auf die National-Diligence zurückgreifen konnte.
Brauchen tue ich die Karten als Anschauungsmaterial zum einen für mich selbst und zum anderen für Vorführungen. Viele Menschen haben ja von der Mobilität in der FNZ ein ganz falsches Bild, träumen von wochenlangen Reisezeiten bei Strecken, die damals binnen 1-2 Tagen zurückgelegt hat, so man denn die Fahrpost oder in Frankreich ab der der Revolution auf die National-Diligence zurückgreifen konnte.
Bei dem Goethe-Zitat muss es natürlich "Gesträuche" statt "Geräusche" heißen.
Derselbe Abschnitt derselben Strecke wurde schon 1411 einem ganzen Heer, dass Paderborn überfallen wollte zum Verhängnis. Zuvor hatte man Delbrück geplündert und dort übernachtet. Am nächsten Tag wurde das Heer auf der fraglichen Strecke von den ortskundigen Bewohnern der umliegenden Dörfer mit Pfeil und Bogen angegriffen und Großteils gefangen genommen noch bevor der Bischof mit seinem Aufgebot eintraf. Die Lösegelder sollen den Paderborner Staatshaushalt saniert haben. Angeblich war das Heer 15000 Mann stark. Es wurde schon als das größte jemals in Norddeutschland aufgestellte Ritterheer bezeichnet. Historisch korrekt ist wohl nur, dass es stärker als in Westfalen üblich war, weil auch Städte wie Soest ihr Aufgebot geschickt hatten. Hauptquelle ist Gobelinus Person, genaue Angabe müsste ich nachsehen.
In Paderborn und anderen kleinen Territorien hielt man die Wege bewusst schlecht, weil man so den Durchzug fremder Armeen vermeiden wollte, was natürlich im Normalfall nicht klappte.
Daher sind solche Beispiele, aus denen sicher auch die Vorurteile zur langen Reisedauer entstanden, oft aus den kleineren Ländern genommen.
Da Wege oft nur einen Teil des Jahres oder bei passendem Wetter passierbar waren, nahm man Nebenstrecken oder schlängelte sich durch die Dörfer beiderseits der Straße. Das ist natürlich auf Karten nicht berücksichtigt. Im Raum Salzkotten war der Hellweg -Hauptverlauf markiert in etwa die B1- dadurch über 10 km breit. Genau müsste ich die Breite nachsehen, aber ungefähr stimmt es. Der Hellweg zwischen Paderborn und Salzkotten ist in den letzten Jahren an 2 Stellen bei Ortswüstungen archäologisch untersucht worden. Wenn es interessiert, kann ich mal nachsehen, ob Relevantes gefunden wurde.
Was die Strecke Delbrück-Neuhaus angeht, kann ich nur sagen, dass sie nach der übertrieben so genannten Schlacht an der Delbrück wohl einmal verbessert wurde, weil wohl auch der Bischof stecken geblieben war. Die Quelle ist allerdings so unsicher, dass ich nicht darauf bauen würde. Im Prinzip war es wohl einfach gangbares Gelände durch ein Feuchtgebiet. (Weil es zum Zustand der Strecke mehrere Quellen gibt, war sie bei uns sogar Thema im Deutschunterricht. Hängengeblieben sind leider nur Goethe und die 'Schlacht'.)
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