Imperialismus und Sklavenhandel / Haltung / Deportation

Arlic

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Hallo,

ich bin etwas verwirrt, vielleicht könnt ihr mir helfen.

Meines Wissens ist mit dem Wiener Kongress (1815) die Sklaverei offiziell verboten gewesen.

Während des Imperialismus wurden große Gebiete in West- und Ostafrika dem Deutschen Reich einverleibt. Die Einheimischen mussten dort oft für die "Herren" (wie z.B. Peters) arbeiten.

Wurde dies nicht als Sklaverei gewertet, da sie durch Verträge oder Schulden zu Arbeit gezwungen wurden oder wie ist dies zu erklären?
Wurden trotzdem Menschen zur Arbeit nach Europa oder andere Gebiete deportiert?

Vielen Dank!
 
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Auf dem Wiener Kongress wurde die Sklaverei nicht verboten sondern der Handel mit Sklaven. Das zielte vor allem auf den transatlantischen Sklavenhandel ab und geschah auf Druck Großbritanniens.

Verboten war die Sklaverei deshalb noch lange nicht. Selbst Großbritannien schaffte sie erst 1834 auf seinem Territorium ab und gehörte da sogar zu den Vorreitern.

Trotz dass der Sklavenhandel offiziell verboten war, kam er deshalb nicht zum Erliegen, da die Sklaverei ja weiter existierte und daher die Nachfrage vorhanden war.

Großbritannien versuchte jedoch, das Verbot des Sklavenhandels durchzusetzen und unter diesem Druck wurde auch 1841 ein Vertrag zwischen GB, Österreich, Preußen und Russland geschlossen, der es erlaubte, Schiffe dieser Staaten bei Verdacht auf Sklaven zu durchsuchen.
 
Auf dem Wiener Kongress wurde die Sklaverei nicht verboten sondern der Handel mit Sklaven. Das zielte vor allem auf den transatlantischen Sklavenhandel ab und geschah auf Druck Großbritanniens.

Verboten war die Sklaverei deshalb noch lange nicht. Selbst Großbritannien schaffte sie erst 1834 auf seinem Territorium ab und gehörte da sogar zu den Vorreitern.

Trotz dass der Sklavenhandel offiziell verboten war, kam er deshalb nicht zum Erliegen, da die Sklaverei ja weiter existierte und daher die Nachfrage vorhanden war.

Großbritannien versuchte jedoch, das Verbot des Sklavenhandels durchzusetzen und unter diesem Druck wurde auch 1841 ein Vertrag zwischen GB, Österreich, Preußen und Russland geschlossen, der es erlaubte, Schiffe dieser Staaten bei Verdacht auf Sklaven zu durchsuchen.

Auf den britischen Inseln wurde Sklaverei nicht geduldet. Sklavenhalter aus den amerikanischen Kolonien durften keine Sklaven zu Besuchen im Mutterland mitnehmen oder hätten sie gegebenenfalls freilassen müssen. 1772 gab es einen Präzedenzfall, als ein gewisser Mr. Stuart aus Virginia einen Sklaven namens James Sommerset freilassen musste, der Kontakt zu namhaften Abolitionisten hatte. Obwohl Liverpool und Britol Zentren des transatlantischen Sklavenhandels waren, britische Sklavenhändler verschifften in der 2. Hälfte des 18. Jhds mehr als 1,5 Millionen Sklaven nach Nordamerika und in die Karibik, gewannen Abolitionisten wie Clarkson und Wilberforce Einfluss auf die öffentliche Meinung. Wie du schon sagtest, wurde 1807 der Sklavenhandel verboten, nicht aber die Sklaverei in britischen Kolonien, wo sie erst 1834 beseitigt wurde. Ähnlich war es in Frankreich 1790 wurde mit der Erklärung der Menschenrechte die Sklaverei abgeschafft, aber ausdrücklich wieder eingeführt in den Kolonien. Auf Haiti kam es Anfang des 19. Jhds zu einem erfolgreichen Sklavenaufstand. In den französischen Kolonien wurde die Sklaverei erst 1848 abgeschafft. Das blieb nicht ohne Einfluss auf die jungen USA. Diese erwarben mit dem Louisiana Purchase nicht nur Louisiana, sondern auch Alabama, Missisippi und Arkansas. Hatten sklavenhaltende Gründerväter wie Thomas jefferson noch gehofft, das Problem würde sich von selbst lösen, so trugen der Louisiana Purchase 1803 und die Erfindung der Cotton Gin, einer Baumwollentkernungsmaschine, die ein Yankee namens Eli Whitney erfunden hatte zu einem Boom der Sklaverei durch den Siegeszug von King Cotton Anfang des 19. Jhds. durch die Cotton Gin konnte die Produktivität eines sklaven um das 50 fache gesteigert werden. Viele Pflanzer im tiefen Süden waren Anfang des 19. Jhds aus Haiti geflohen. Die negativen Erfahrungen in Haiti hatten Einfluss auf "Slavecodes" in Staaten wie Alabama, Missisippi und den Carolinas. Die Gewinne aus dem Baumwoll- Reis- und Tabakanbau wurden von Pflanzern in noch mehr Land und mehr Sklaven investiert. Der Eigentümer des Bürgerrechtlers Frederick Douglass, der 13. Gouverneur von Maryland Eduard Loyd besaß nach Angaben in Douglass Autobiographie mehrere Farmen und Plantagen in Maryland, die von vermutlich mehr als 1000 Sklaven bewirtschaftet wurden. Douglass erzählt eine Anekdote eines Sklaven, der auf einer Landstraße seinen Besitzer traf, den er aber nicht persönlich kannte. Auf Loyds Frage, wem er gehöre und ob sein Herr ihn gut behandle antwortete der Sklave miot nein. Dafür wurde er zwei Wochen später auf der "Bighouse Farm", dem "Regierungssitz" von Loyds Ländereien ausgepeitscht und wegen Unverschämtheit in den tiefen Süden verkauft und von seiner Familie getrennt. Ein Schicksal, das allen Sklaven blühte, wenn sie "unverschämt" wurden oder man sie verdächtigte, an Flucht zu denken, um der "Güte" ihrer Besitzer zu entkommen. In Philadelphia mussten Sklaven freigelassen werden, wenn sie länger als 3 Monate dort lebten. George Washington führte daher ein Rotationsprinzip bei seinen Bediensteten ein, um, sie nicht freilassen zu müssen. Thomas Jefferson, der Indianer für kulturfähig, Afrikaner aber für geistig minder begabt hielt, ließ von allen seinen Sklaven nur Sally Hemmings und ihre Kinder frei, deren Vater mit hoher Wahrscheinlichkeit er selbst war. Während Philadelphia als Zentrum der Freiheit galt, wurden in Washington DC. ungeniert Sklaven inseriert, als entflohen gesucht und zum Kauf angeboten. Erst als durch den Fugitive Slave Act 1852 die Nordstaaten mit einem Federstrich aufhörten, für Sklaven sicher zu sein und selbst freie Afroamerikaner, die niemals Sklaven waren, von Sklavenjägern völlig legal verschleppt werden konnten, ohne den geringsten Schutz eines Gesetzes änderte sich in den Nordstaaten die Einstellung zur Sklaverei. Dazu trug auch der Erfolg des Bestseller "Uncle Tom´s Cabin- or Life among the Lowly" bei der auch als Kolportageroman in Zeitrschriften wie Harper´s Weekly veröffentlicht wurde. Frederick Douglass sorgte bei einer Abolitionistenveranstaltung in New Bedford für Furore. Als Kritik laut wurde, ein Sklave könne unmöglich ein solches Maß an Bildung vorweisen, veröffentlichte Douglass seine Autobiographie und musste einige Zeit nach England fliehen, da er befürchten musste, an Eduard Loyd oder dessen Aufseher der Aufseher, einen Mann namens Anthony ausgeliefert zu werden, ein überaus brutaler Mensch und mutmaßlich Douglass eigener Vater. Douglass nannte in seiner Autobiographie ungeniert Namen und Adressen von Sklavenhaltern, die er geradezu surrealistischer Akte von Brutalität bezichtigte. Fans kauften ihn daher von Loyd frei, und Douglass brachte es später zum Botschafter der USA in Haiti. The Narrative of the Life of Frederick Douglass- an American Slave written by himself gehört übrigens zu dem besten, was an amerikanischer Literatur des 19. Jhds veröffentlicht wurde, und Douglass hält den Vergleich mit Autoren wie Herman Melville, Nathaniel Hawthorne, JF Cooper, Harriet Beecher-Stowe, Mark Twain stand.
 
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Vielen Dank für die interessanten Ausführungen, Scorpio.

Man sieht, dass die Abschaffung der Sklaverei ein sehr langer Weg war. Und dass die Idee Zeit brauchte, die Menschenrechte auf jeden Menschen anzuwenden und nicht nur auf die eigene Volksgruppe.
 
Vielen Dank für die interessanten Ausführungen, Scorpio.

Man sieht, dass die Abschaffung der Sklaverei ein sehr langer Weg war. Und dass die Idee Zeit brauchte, die Menschenrechte auf jeden Menschen anzuwenden und nicht nur auf die eigene Volksgruppe.

Danke für die Blumen, was vielen nicht bewusst ist, dass sie vielerorts immer noch existiert wie in Saudi Arabien, Mauretanien und einigen anderen Staaten und viele Produktionsbedingungen de facto Sklavenarbeit gleichkommen. Trotz Rekordgewinnen sind die Arbeitsbedingungen von Näherinnen von Zuliferbetrieben von Adidas miserabel.

Bei der Kolonialisierung Afrikas durch die Europäer gaben diese vor, den Sklavenhandel arabischer Warlords und Händler aus Sansibar zu bekämpfen, tatsächlich wurde Sklaverei durch Zwangsarbeit ersetzt. Am extremsten waren die Zustände in der Privatkolonie Leopold II. von Belgien, die 1908 als Belgisch- Kongo vom belgischen Staat übernommen wurde, aber Leopolds Methoden, die geradezu surrealistische Grausamkeit mit der im Herz der Finsternis" Hände abgehackt und ganze Dörfer plattgemacht wurden, unterschieden sich in Nuancen, nicht aber grundsätzlich von der Art wie europäische Herrenmenschen die "Zivilisation" verbreiteten. Winston Churchill war von der Behandlung der Eingeborenen in Kenia so angewidert, dass er sie im Unterhaus zur Sprache bringen wollte. Ersetzt man die Worte Elfenbein, Sklaven und Kautschuk durch Coltan, Uran und Diamanten, hat sich dort eigentlich gar nichts geändert, nur dass in Zeiten der Globalisierung multinationale Konzerne erst gar nicht mehr die Mühe geben, auch nur den Anschein zu erwecken, Kultur, Menschenrechte, Demokratie und christliche Werte zu verpflanzen.
 
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